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Silvester 2015 in der Camargue

Die Anreise zur Silvesterwanderfahrt startete diese Mal schon am 1. Weihnachtsfeiertag. Gegen Mittag ging es auf die sehr leeren Strassen. Am frühen Nachmittag erreichten wir den Ruderclub Germersheim, der freundlicherweise auch an Weihnachten bereit war uns aufzunehmen!

Die restlichen 850 km am nächsten Tag kamen wir gut vorärts. Leere Autobahnen und da es trocken blieb konnte man mit 130km/h auch in Frankreich schnell vorwärts kommen. Dieses Tempo ist dann sogar mit dem Bootsanhänger erlaubt, aber nicht zu empfehlen.
Das Solo- Fahrzeug war rechtzeitig am Hotel, der Anhängertransport kurze darauf am Ruderclub Da es noch früh war luden wir sofort die Boote ab, um am nächsten Tag gleich fertig zum rudern zu sein.

Am ersten Rudertag ging es zunächst auf der Binnenstrecke die Vidourle hoch, dann bogen wir in den Kanal du Rhône à Sète ab. Der Kanal macht einen Bogen ins Land rein, danach nähert er sich wieder der Küste und läuft parallel zum Strandverlauf. Zu sehen ist das Meer jedoch nicht, da das Ufer zu hoch ist.
Der Kanal ist jetzt nicht gerade das landschaftliche Highlight, er hat genau 2 Kurven. Bis zum nächsten Ort Carnon geht er genau 8 km schnurgeradeaus. Das Meer sieht man zwar nicht, aber der Damm zu den landeinwärts gelegenen Lagunen ist immer wieder löchrig, so dass man einen weiten Blick landeinwärts hat. Im Vordergrund Flamingos im Hintergrund Montpellier mit seinem Flughafen direkt an der Lagune.
Im Ort Carnon gibt es die erste Ausfahrt aufs Meer, aber wir rudern noch gut vier Kilometer weiter nach Palavas Le Flots. Hier quert der Fluss Lez von Montpellier zum Mittelmeer. Wir rudern aufs Mittelmeer raus. Nach den gewaltigen Molen begrüßt uns leichte Dünung. Also zurück über das Meer nach Le Grau du Roi. Bei guter Sicht hätte man die Bucht queren und gewaltig abkürzen können. Da de Sicht jedoch nicht so gut war, mussten wir etwas näher am Ufer bleiben.
Nach einiger Zeit konnte man dann endlich die Molen von Le Grau und den zugehörigen Leuchtturm erkennen, die Einfahrt war kein Problem, dieses Mal keine Stauwellen vor der Einfahrt.

Nach der 50km Runde vom Vortag war heute Entspannung und Kultur angesagt. Wir stiegen ins Boot und ruderten über die “große Runde = 20 km” landeinwärts nach Aigues Mortes. Diese Stadt war die erste Hafenstadt des Königreichs Frankreich. Eine mittelalterliche Stadtmauer begeisterte eher den männlichen Teil der Ruderer, den Frauen sagte eher der Stadtkern mit den vielen Shopping-Gelegenheiten zu.
Unterwegs hatten wir noch probiert einen Termin bei unserem Lieblingswinzer zu bekommen. Der hatte leider zwischen Weihnachten und Neujahr zu. Angesichts der Tatsache, dass Le Grau ziemlich voll mit Touristen war, eine etwas eigenartige Geschäftspolitik. Im Februar, wenn wir sonst immer hier waren, war gar nichts los und der Winzer offen.

Bei Superwetter drehten wir am nächsten Tag zunächst eine weitere Runde ins Land rein, zweigten dann aber über den Etanp de Ponant, eine weitere Lagune, nach Grande Motte ab. Flaches Wasser und jede Menge Flamingos als Highlights. Die übliche Zufahrt zum Ruderclub in Grande Motte klappte leider nicht mehr, da hier ein Gebiet für Schildkröten? eingezäunt war. Wir mussten zurück und von der anderen Seite zum Ruderclub fahren.
Wir vertäuten unsere Boote und spazierten nach Dowtown. Grande Motte ist eine furchtbare Retortenstadt für 50.000 Sommerurlauber, mit einer sehr speziellen Architektur. Was man halt so in den 70ern toll fand.
Da jetzt sogar Touristen da waren, gab es sogar einen offenen Eisstand, allerdings zu horrenden Preisen.
Die Ausfahrt unter der Brücke hinaus aufs Meer brachte interessante Strömungswellen. Wenn man sich ganz weit Steuerbord hielt waren die allerdings im wesentlichen neben einem, so dass man problemlos raus kam. Aber ein komischer Anblick, wenn direkt neben dem Boot brechende Wellen stehen.
Der Rückweg nach Le Grau lief problemlos. Aus der Hafeneinfahrt von Le Grau lief nicht soviel Wasser heraus, so dass es hier keine Probleme gab.

Der nächste Tag bot strahlenden Sonnenschein. Also raus aufs Meer in Richtung Camargue, vorbei an Port Camarge, dem größten Sportboothafen des Mittelmeers, dann am Strand von l´Espiguette und weiter die Camargue-Küste entlang. Schließlich legten wir an und machten eine längere Strandpause. Danach ging es wieder zurück nach Le Grau. Im Nachhinein ein Fehler, dass wir das gute Wetter nicht ausgenutzt haben, um hier noch weiter zur rudern.

 

Am Neujahrsmorgen ging es wieder raus aufs Meer. Wir hatten ein Auto nebst Anhänger nach St. Marie an der Mündung der kleinen Rhone ins Mittelmeer gestellt. Die Windvorhersage versprach 2-3 Windstärken. Das stimmte auch zunächst, nur leider nahm gegen 13 Uhr der Wind schlagartig zu. Die Windvorhersage behauptete immer noch 2-3, leider waren es real eher 4-5. Also war schnelles Anlanden gefragt. Die eigentlich als Notanlegeplatz vorgesehene Mündung der Vieux Rhone entpuppte sich als schmale von Molen gesäumte Ausfahrt in der heftige Wellen standen. Definitiv kein Anlegen möglich. Beide Boote mussten an den Strand ran. Jeweils eine der zahlreichen Buhnen bot etwas Schutz, so dass die Anlegen trotz der Brandung halbwegs gelangen.
Damit hatten wir leider ein extremes Problem. Unser Anlegeplatz war mit dem Auto auf legale Weise nicht zu erreichen. Alle Straßen in diese Richtung sind gesperrt, wohl nicht nur aus Naturschutzgründen.
Also Martin und Jonathan vorgeschickt, das Auto holen und so nah wie möglich an die Leute bringen. Die Jugend nimmt ein Boot und versucht über die Lagunen eine befahrbare Straße zu erreichen. Der  Rest läuft den Strand entlang 20 km nach Port Camargue.
Den härtesten Job hatten die Leute die per Boot den Rückweg versuchten. Die Lagunen sind nämlich abgetrennt. Das bedeutet, dass man immer 1-2 km rudern kann und danach das Boot in die nächste Lagune umtragen darf.Teilweise sind die Lagunen auch zu flach zum rudern. So stand man ständig im Wasser schob sein Boot oder wuchtete es über irgendwelche Wälle. Ziel war es die Vieux Rhone zu erreichen. Leider wurden die Wälle hier immer höher und es handelt sich bei dem Gewässer  nicht um einen Fluss, sondern um einen stehenden Kanal, der alle paar Hundert Meter durch einen Wall unterbrochen ist, also den Graben überqueren und dahinter wieder in den nächsten Etang. Allerdings brach der VL hier ab. Die Dämmerung stand unmittelbar bevor und im Dunkeln wollten wir diese Aktion dann doch nicht fortsetzen.
Also Boot gelagert und zu Fuß weiter. Zunächst wieder Richtung Strand und dann weiter zum Leuchturm von l´Espiguette, wo uns Martin mit dem Auto abholen durfte.
Die anderen Fußgänger hatten inzwischen auch, auf völlig unerklärlichen Wegen, wieder die Heimat erreicht und warteten schon im Restaurant an der Strandpromenade auf uns.

Eigentlich war für den heutigen Tag die Rückreise geplant. Allerdings waren unsere Boote nicht auf dem Anhänger. Also 3 Leute die Appartements aufräumen und packen (noch nie gab es so begeisterte Freiwillige für diesen Job), Martin mit dem Auto eine Zufahrt suchen und die restlichen 6 Leute los marschieren die Boote holen.
Nach endlosem Marsch kamen wir an unserem gestern versetzten Boot an, packten das ins Wasser und setzten Jo da rein mit der vagen Beschreibung diesen Etang lang rudern, da steht Martin mit dem Anhänger.
Der Rest marschierte weiter und holte das zweite Boot über denselben Weg.
In der Nähe unseres Bootes stand dann übrigens ein Angler mit seinem Jeep. Irgendwie muss man diese Stelle also doch mit dem Auto erreichen können.
Zwischendurch kam per Telefon die Meldung Jo ist angekommen und es gab keine weitere Umtrage mehr. Am Nachmittag war dann auch der zweite Vierer am Anhänger und konnte aufgeladen werden.
Martin hatte einen interessanten Vormittag gehabt. Beim Versuch eine Zufahrt zu finden war er auf die öffentliche Zufahrt eines Ferienhofes gefahren und dort tätlich von einem örtlichen Bauern angegriffen worden! Und man fragt sich wo die “Front National” Wähler so herkommen. Als Landdienst in Deutschland ist man ständig bei irgendwelchen Bauernhöfen unterwegs, Wasserzufahrten finden. Angegriffen worden ist man deswegen noch nie......

Schließlich durfte unser Landdienst auf einer mit Schranke gesperrten Privatstraße (“gated community”) auf die Boote warten und hier aufladen. Da regte sich zwar auch ein Security Mann auf, aber die eigentlichen Anwohner waren hier sehr hilfsbereit.
Der sehr verspätete Start zur Rückreise verhinderte dann natürlich, dass wir unser Quartier in Germersheim wieder erreichten. Wir mussten absagen. Der Anhängertransport quartierte sich in einem Autobahnhotel im Elsaß ein, das Solo-Fahrzeug schaffte es noch gerade so nach Deutschland.

Am Sonntag waren alle wieder heil zurück in Stahnsdorf.

 


 

Canal du rhone a sete Camargue 2015 Flamingos Camargue 2015 Palavas le flots camargue 2015
Aigues Mortes mit Ruderboot 2015 Aigues Mortes vom Tour Constanze 2015
jonathan auf dem mittelmeer camargue 2015
Ruderer in Aigues Mortes 2015 Grandes Mottes weihnachtsbaum 2015
Hafenausfahrt Grande Mottes 2015
Petit Camargue am Strand 2015 Ruderer am Strand der Camargue 2015 Leuchtturm Le grau du Roi 2015
Silvester 2015 Camargue