Donaufahrt Strecke II
Tulln (Österreich) - Ilok (Kroatien)
April 2022
Die Anreise von Stahnsdorf nach Tulln machten wir schon am Freitag Nachmittag. Die Anreise durch Tschechien ist zwar mühsam, aber dafür kurz, so dass wir gegen 22 Uhr ankamen.
Am nächsten Morgen ging es bei sehr mäßigem Wetter auf die Donau. Kalter Schiebewind aber kaum Regen ließen uns gut vorwärts kommen. Auch die Schleuse hielt uns kaum auf, allerdings bildeten sich in der Schleuseneinfahrt extreme Wellen. Wir waren froh über unsere E-Boote. Bei Donauhort in Wien durften wir unsere Boote lagern, übernachten war wegen Corona nicht möglich. Mit der Straßenbahn fuhren wir zu unserem Hotel, direkt am U-Bahnhof Heiligenstadt. Der Nachmittag wurde zu einer kurzen Stadtbesichtigung genutzt. Am Abend trafen sich alle Ruderer wieder bei unserem Lieblingsheurigen in Nussdorf.
Die nächste Etappe führte durch den Wiener Donaukanal, bei guter Strömung abwärts. (bloß nicht die Hauptdonau rudern, die ist langweiliger) Hinter Wien geht es durch eine einsame Auenlandschaft. Dank guter Strömung und Schiebewind kamen wir gut voran. Erst an der slowakischen Grenze bei Hainburg sind wieder ein paar Berge zu sehen und mit der linksseitigen Mündung der March ist man in der Slowakei. Nach wenigen Kilometern erreichten wir dann Bratislava. Die Burg ist schon von weitem zu sehen, die UFO-Brücke erst kurz vor dem Anlegen. Der Steg des örtlichen Ruderclubs lag gut im Wasser, so dass wir trotz der heftigen Strömung gut ran kamen. Danach mussten wir nur noch über die Brücke in die Altstadt wechseln, direkt dahinter war auch schon unser Hotel. Schön war auch das von Martin gebuchte Restaurant in der Altstadt, schade nur das Martin wegen eines Corona-Ausbruchs 3 Tage vor der Fahrt nicht dabei sein konnte.
Hinter Bratislava kann man entweder am Beginn des Schleusenkanals ins die Alte Donau umsetzen. Hier gibt es dann leider auf sehr langer Strecke keine Quartiere oder man setzt in die Mossoni Donau um. Hier sind dann allerdings gleich 3 Wehr zu umtragen. Das Aussetzen am Hauptwehr des Stausees ist schon etwas rutschig, das wiedereinsetzen an der Mossoni Donau geht über einen steilen Hang und eine zu schmale Treppe in die volle Strömung eines Kleinfluss. Keine 2 km weiter muss man hinter eine Kurve vor dem nächsten Wehr aussetzen und das Boot einen steilen Deich herauf und wieder herunter tragen. Hier machten wir eine längere Pause, zur Entspannung nach der ganzen Schlepperei. Wenige Kilometer weiter folgt ein weiteres Weh, dass sich allerdings leicht umtragen lässt. Dank des hohen Wasserstands tastete sich Tim mit seinem Boot vorsichtig, rückwärts an das Wehr heran und fuhr darüber. Das sollte man jedoch wirklich nur bei sehr gutem Wasserstand ausprobieren, da das Wehr unter einer Brücke liegt und nur schwer einzusehen ist. Unterhalb fließt die Mossoni- Donau frei bis Mosson-Magyarova. Allerdings mit vielen, engen Kurven, etlichen Baumhindernissen, so dass volle Aufmerksamkeit des Steuermanns gefragt ist. Am Ziel wollten wir eigentlich an einem trockenem Wehr anlegen, die Boote deponieren und zu unserer direkt daneben liegender Pension gehen. Allerdings war das Wehr bei diesem Wasserstand völlig überflutet. Wir lagerten die Boote auf einer Wiese und shuttelten mit einem Boot alle Ruderer zur Pension. Die Zimmer waren einfach, das Essen gut. Alles was ein Wanderruderer braucht.
Der nächste Tag war extrem lang, über 70 km auf der Mossoni-Donau. Der Fluss bildet viele Inseln, so dass die Steuerleute sich häufiger schnell entscheiden mussten, welcher Flussarm der bessere sei. Meist wurde richtig entschieden, jedenfalls blieb dieses Mal kein Boot im Gestrüpp hängen. Im letzten Drittel ließ die Strömung deutlich nach. Es wurde noch einmal richtig anstrengend. Am Ziel in Györ lagerten wir unsere Boote beim örtlichen Ruderclub und spazierten zu unserem “Hotel Kloster”. Der Bau und Rezeption waren prunkvoll, die Zimmer eher nicht so. Ein Zimmer musste ausgetauscht werden, da es erbärmlich stank. Das Restaurant war wegen Corona noch geschlossen, aber das Hotel hatte ein Ersatzrestaurant im Ort organisiert.
Nun galt es aus der Mossoni-Donau wieder zurück in den Hauptarm zu kommen. Leider hatten die Ungarn an der Mündung der Mossoni eine neue Schleuse im Bau. Die war nicht fertig und die Baustelle blockierte die Umtragemöglichkeiten. Da wir jedoch einen Handwagen dabei hatten, hielt die Schlepperei sich in Grenzen. Allerdings verwirrte uns die Einsetzstelle in einen Donau-Altarm etwas. Nach Karte und kurzer Suche war dieser Arm nur nach oben offen. Wir ruderten 2 km flussaufwärts, aber der vermeintlich nur oben offene Arm hatte am Ende eine Schwelle mit extremer Strömung gegen uns. Nachdem sowohl Tims Boot, als auch der VL beim Versuch gescheitert waren die Schwelle hochzurudern, kamen wir zu dem Schluss, dass der Altarm anscheinend noch einen anderen Ausgang haben musste. Nach einiger Suche fanden wir am unteren Ende, sehr versteckt einen schmalen neu angelegten Ausfluss. Wieder auf der Donau stellten wir fest, dass wohl nur die Mossoni-Donau viel Wasser hatte. Auf der Hauptdonau war der Wasserstand für diese Jahreszeit eher nicht so toll. 25 km weiter erreichten wir das Ziel Komarno. Allerdings lag das Bootshaus des Kanuklubs 3 km die Vah (linker Nebenfluss) aufwärts. Und die strömte auch ganz gut, natürlich gegen uns. Einige Ruderer sollten vielleicht noch mal lernen, wie man einen Fluss gegen die Strömung rudert, bestimmt nicht in der Mitte. Beim Kanuklub gab es nicht nur ein tolles Bettenquartier, sondern auch ein Abendessen, das einer hungrigen Truppe Ruderer würdig war.
Wegen eines krankheitsbedingten Ausfalls ruderte heute der Zweier mit Steuermann, als Zweier ohne. Bei über 50 km mit deutlichen Seiten- und Gegenwind bewiesen Johanna und Tim wie hart Ruderer sind. Die Strömung war zwar vorhanden, aber durch den schlechten Wasserstand nicht allzu doll. Beim Start war die Landschaft noch flach, erst auf der zweiten Hälfte rückten wieder Berge an den Fluss heran. Das machte die Strecke nicht nur schöner, sondern verringerte auch den nervenden Wind etwas. Der niedrige Wasserstand zwang uns auch bei den zahlreichen Inseln lieber in der Fahrrinne zu bleiben, anstatt ein Auflaufen zu riskieren. Schon aus größerer Entfernung konnte man dann die Krönungskirche von Esztergom erkennen. Wir legten am Hauptarm direkt vor dem Ruderclub am Strand an, schafften unsere Boote aufs Ruderclubgelände und spazierten 200m weiter zum Rugby-Sporthotel. Die Zimmer waren sehr unterschiedlich zwischen sehr schön und etwas schäbig, aber so etwas stört keinen Wanderruderer. Zunächst ging es zur Stadtbesichtigung. Die Krönungskirche auf einem Berg hoch über der Donau gelegen ist protzig, aber sehenswert und die Aussicht ist wirklich gut. Die restliche Stadt mach dagegen einen etwas herunter gekommenen Eindruck. Vielen Bauten sind extrem baufällig, selbst direkt im Zentrum. Das Abendessen in der Czarda direkt neben dem Hotel war eher übersichtlich. Hier ist man wohl eher auf Bustouristen und nicht auf Sportler eingestellt. Beim Abendessen fiel uns gerade noch rechtzeitig auf, dass der Karfreitag neuerdings auch in Ungarn ein Feiertag ist. Also noch mal ganz schnell über die Brücke in die Slowakei und den örtlichen Lidl geplündert, damit wir am nächsten Tag auch ein Abendessen kochen konnten.
Hinter Esztergom bricht die Donau noch einmal durch ein Gebirge. Auf 30 km säumen Berge den Flusslauf bis nach Visegrad. Hier tront eine Burgruine auf dem letzten “richtigen” Berg. Direkt unterhalbe spaltet sich die Donau in zwei Flussarme auf und biegt von östlicher Richtung auf Südrichtung ab. Wir nahmen den kleineren Szentendre Arm, hier hat man keine Schifffahrt und rudert zwischen der sumpfigen Insel und den Hügeln auf dem Westufer sehr enspannt. Das Wetter drohte immer wieder mit Schauern, aber meist gingen die an uns vorbei. Am Ende der 35 km langen Insel, kurz nachdem wir wieder auf den Hauptarm trafen, erreichten wir unser Quartier den Külker Ruderverein. Der bietet mit 20 Betten, einer kleine Küche und einem großen Aufenthaltsraum, das ideale Quartier für Wanderruderer. Der Tip wäre ist jedoch, den Bootshänger nicht hierhin zu nehmen. Die Zufahrt ist furchtbar eng. Die meisten Ruderer machten sich am Spätnachmittag sogar noch mit der HEV (S-Bahn) auf den Weg nach Downtown Budapest. Der kurze Rundgang über die Burg mit Schloß und Fischerbastei sollte über die Kettenbrücke gehen. Die war jedoch eine einzige Baustelle und gesperrt, so dass wir zur Siss-Brücke weiter mussten. Auf dem Rückweg genossen wir die nächtliche Kulisse von Buda am gegenüberliegenden Ufer. Am Abend kam Martin, frisch von Corona genesen, per Flixbus an.
Der nächste Tag stand ganz in Zeichen der Kultur. Das Burgviertel von Buda wurde besichtigt. Hier wird allerdings überall neu gebaut, zwar meist mit historischen Fassaden, aber mit moderner Technik. Etwas wie Disneyland. Der folgende Ausflug, vorbei am Gellert-Denkmal hoch zur Zitadelle scheiterte, kurz vor dem Aussichtspunkt an weiteren Baustellen. Weiter zum Heldenplatz und zur Burg Vajdahunyad (nochmal Disneyland, aber schon über 100 Jahre alt), dann in die Einkaufstraße. Der danach eigentlich geplante Ausflug auf die Margareteninsel scheiterte an Gewitterwolken und ergiebigen Regenfällen.
Nach dem Pausentag folgte das Highlight, die Stadtdurchfahrt durch Budapest. Hier kann man die besten Sehenswürdigkeiten (Parlament, Burg, Fischerbastei..) direkt vom Boot aus ansehen. Allerdings wird nach den ersten 20 km die Strecke etwas öder, es geht entlang großer Industriegebieten, bevor man den Stadtraum endgültig verlässt und sich in der Einsamkeit der Puszta verliert. Grüne Ufer, Backbord vollkommen flach, Steuerbord immer mal wieder ein paar bewachsene Sandhügel und sehr vereinzelte Ortschaften. Das Wetter war nicht schlecht, aber elend kalt und noch kälterer Schiebewind. Nach 73 km stand dann der Landdienst am Ufer und winkte an einen winzigen Sandstrand heran. Wir nahmen die Boote direkt vor dem Campingplatz von Dunauvjaros heraus. Hier hatten wir 4 große Hütten gemietet. Der Campinglatz ist übrigens das einzig schöne an diesem Ort. Es handelt sich um eine Plattenbau- Retorten- Stadt ähnlich wie Eisenhüttenstadt, nur dass diese Stadt für die Chemie-Industrie steht. Der Landdienst hatte zwei Ersatzruderer in Budapest eingesammelt. Am Abend wurden die Studenten zum Busbahnhof gebracht und die dritte Ersatzruderin eingesammelt. Ein Boot wurde aufgeladen, vier Boote ruderten weiter.
Heute hatte der Wind immerhin etwas nachgelassen, aber ungewöhnlich kalt war es immer noch. Die Ufer waren immer noch eintönig grün. Mit 77 km war es heute die längste Etappe. Das Ziel war mitten im nirgendwo ein einsam stehendes Haus, ähnlich einer Jugendherberge mit Selbstverpflegung. Das Haus sah eigentlich ganz gut aus, von außen. Von innen sah man ihm dann an, dass es dringend Pflege gebraucht hätte.
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