Osterwanderfahrt 2011
auf der Donau von Dürnstein nach Mohács
17.04.11: Aufladen und Transfer
Am Vorabend abgeriggert und sehr flott am Sonntag schon um 7 Uhr aufgeladen (Boote mitsamt Abdeckung). Planmäßig um 8 Uhr gestartet:
Wegen beruflicher Pflichten konnten wir erst einen Tag später starten als geplant. Folglich mussten die beiden für die Anfahrt geplanten Tage zusammengelegt werden, d.h. die Übernachtung in Pöchlarn entfiel. Von Pinkelpausen abgesehen ging es also non stop durch bis Dürnstein.
Die Unterkunft beim RC dort war ok – nachdem Nubia eine Stunde sauber gemacht hat. Abendessen beim Heurigen.
18.04.11 Weiterfahrt nach Wien (75 km)
Ab 8:50 Uhr waren der unterbesetzte Vierer und ein Zweier auf dem Wasser. Starker Wind hob die geringe Strömung weitgehend auf. Dadurch streckten sich die 75 km ordentlich. Wir sind insgesamt von Pinkelpausen abgesehen 10½ Std. gerudert.
Zeit kostete nicht nur der Wind sondern auch die die beiden Schleusen: Die erste Schleuse passierten wir noch problemlos. Auf die Schwimmwesten-Pflicht waren wir ja vorbereitet. Aber an der zweiten Schleuse verweigerte uns der Schleusenwart die Schleusung und verwies auf uns die Möglichkeit der Umtragung über einen Seitenarm, an dessen Ende eine erneute Umtragung zum Hauptarm erforderlich war. Mit Faust in der Tasche leisteten wir der Anweisung Folge. Bei der zweiten Umtragung in den Hauptarm sind wir so weit im Schlick versunken, dass sich Bettina sich auf einen Stein setzen musste, um überhaupt die Beine wieder frei zu bekommen. Auch Stefan kam ohne fremde Hilfe nicht mehr frei.
Gegen 19:30 kamen wir endlich im in Wien am Wanderruderverein Donauhort an, der am Eingang zum Stadtkanal gelegen ist, durch den die Fahrt weitergehen sollte. Dort feierten wir noch Pauls Geburtstag, der an diesem Tag das elfte Lebensjahr vollendete, mit einem Geburtstagskuchen, der mit Kerzen geschmückt war.
Zur guten Nacht genossen die meisten ein angenehmes Bettenquarier.
19.04.11 Stadtbesichtigung in Wien und Anreise der per Flugzeug Nachgereisten
Zunächst gab es eine ausführliche Stadtbesichtigung von Wien. Stefansdom, Hofburg und Schloß Schönbrunn durfte ebenso wenig fehlen wie ein Besuch auf dem Prater. Zum Abschluss folgte dann noch eine Wanderung vom Kahlenberg durch die Weinberge zurück zum Ruderclub. Am Abend trafen die übrigen Ruderer ein, die mit dem Flugzeug angereist waren. Am Flughafen hatten sie kurz Jochen verloren – oder umgekehrt. Jedenfalls kamen alle gemeinsam an und es gab kaum Wartezeiten beim Umsteigen.
So erschienen wir rechtzeitig beim Heurigen, wo wir uns an riesigen Schnitzeln stärkten. Danach suchten die ersten bereits ihr Nachtquartier im Bootshaus auf, dessen Kraftraum noch viel Platz für die Hinzugekommenen bot.
20.04.11 Weiterfahrt übern Stadtkanal nach Bratislava (67 km)
Vor dem Frühstück gab es eine kleine Pause in der wir auf die Brötchen warteten. Da einige von uns noch nie auf fließendem Gewässer gerudert waren, gab Stefan kurz eine nützliche Einweisung.
Auf der gesamten weiteren Tour galt es nur noch eine Schleuse zu nehmen und zwar als erstes, d.h. in Österreich und damit mit Schwimmwestenzwang beim Schleusen. 25 Schwimmwesten für eine Schleusung in 14 Tagen? Niemals! Für jedes Boot hatten wir zwei Schwimmwesten dabei, also genug für je einen Ruderer und einen Steuermann. Der Rest der Mannschaft konnte ja nach der Schleuse zusteigen. Nur dumm, dass es hinter der Schleuse in erreichbarer Nähe keine Anlegemöglichkeit gab. So machten wir das Unmögliche möglich und stiegen am steilen und sehr steinigen Ufer zu.
Fortan genossen wir die Fahrt an der von Hundertwasser gestalteten Müllverbrennungsanlage vorbei, passierten zig Wochenendhäuschen von Hobbyfischern, die zueinander gebührenden Abstand von 50 bis 100 Metern hielten. An der Donaueinmündung erlebten wir unser erstes Schnellboot, das stromabwärts an uns vorbeischoss. Warum so eilig? Wir sind auf Fahrt und nicht auf der Flucht!
Die Fahrt war angenehm und abwechslungsreich: Bei wenig Gegenwind und guter Strömung kamen wir flott voran, vorbei an Städtchen, Bergketten z.T. mit Steinbrüchen oder alten Burganlagen geschmückt. Mittagspause machten wir im Boot, die uns auf diese Weise ein paar Kilometer rudern schenkte.
Schließlich kam das Ufo von Bratislava in Sicht. Wir mussten bereits die Grenze zur Slowakei passiert haben – also die frühere Grenze zwischen Nato und Warschauer Pakt! Und jetzt haben wir sie nicht einmal bemerkt… So ändern sich die Zeiten!
Zur Strömungsanlege an dem behelfsmäßigen Anleger des Ruderclubs in Bratislava musste der jeweilige Obmann ans Steuer. Die meisterte er mit Bravour und nachdem zwei Boot angelegt hatten, galt es das Boot gemeinsam über zwei Treppen die steile Böschung nach oben zu schaffen – und die anderen natürlich auch.
Der Damen-Bereich im ersten Stockwerk des Bootshauses war Baustelle, was nicht ohne Folgen für die benachbarten Räume blieb, die im Staub versanken. So entschieden sich die meisten im Bootslager ihr Mattenquartier aufzuschlagen. Einige suchten sich aber einen Eimer und Lappen und schufen sich so einen passablen Schafplatz mit Blick auf die Burg auf der gegenüberliegenden Seite der Donau.
Zum Abendessen in der Fußgängerzone der auf der anderen Donauseite gelegenen Altstadt kamen wir über die nahe gelegene Donaubrücke mit dem markanten Turmrestaurant (Ufo). Bedienung und Küche waren mit einer so großen Gruppe sichtlich überfordert, so dass wir zum Teil lange auf unser Essen warten mussten. Währenddessen flanierte die Jugend von Bratislava an uns vorbei. Sehen und gesehen werden, hieß die Devise. So machten wir uns nach dem Essen und Einbruch der Dunkelheit ebenfalls auf den Weg, noch ein wenig Hauptstadtflair einzufangen. Der nächtliche Heimweg über die Donaubrücke war dank des Lichtermeers, das sich in der Donau spiegelte, beeindruckend.
21.04.11 Weiterfahrt auf der Mosoni-Donau nach Mosonmagyaróvár (56 bzw. 36 km)
Stefan und Sophie machten sich zu früher Morgenstunde per Auto auf den Weg, um die Umtrage- und Einsatzmöglichkeiten in Augenschein zu nehmen, die für die Fahrt auf der Mosoni-Donau zu nutzen sein würden. Jochen sollte indessen Brötchen im nahe gelegenen Einkaufszentrum kaufen. Doch Pustekuchen: Dort gab alles was das Herz (aber nicht der Verstand) begehrt – nur keinen Bäcker. Allenfalls einen Supermarkt, aber der öffnet erst um 9 Uhr – da wollen wir bereits ablegen! Also zum anderen Donauufer – nicht ohne den Kameraden die Verzögerung informiert zu haben. Nach Befragung mehrerer Passanten wird Jochen schließlich zu einem kleinen Supermarkt geführt, der in der Tat nur von Einheimischen gefunden werden kann, so unauffällig wie dessen kaum erkennbare Fensterfront und in einer Toreinfahrt gelegene kleine Eingang waren. 40 Minibguetts? Die müssen erst noch in den kleinen Ofen, der Platz für maximal 20 bietet! Also war mal wieder 20 Minuten Herumschlendern angesagt, um sodann im Eiltempo mit einem Karton voller Backwarten die ca. 2 km zum Bootshaus zurückzulegen. Immerhin, während des Schlendern gab es noch einiges zu entdecken: Beispielsweise ein Schmunzelmal: Einen Kanalarbeiter (Bronze), der aus einem Gulli schauend – die Arme auf dem Pflaster ausgebreitet –das bunte Trieben beobachtet. Und eine Ecke weiter: Ein Fotograf (Ton), der sich mit einem gewaltigen Tele an eine Ecke der Hauswand drückt, um eben genau diesen Kerl zu fotogafieren.
Die Zweier mit Steuermann legen am Bootshaus ab während die Vierer einzeln auf den Hänger verfrachtet werden und mitsamt Mannschaft zu einem Überleitwehr zwischen Rajka und Dunakiliti gefahren werden, wo es vor (!) der Brücke eine gute Möglichkeit gibt, die Boote ins Wasser zu lassen. Hinter der Brücke geht es ebensogut, aber da verlangt der Besitzer Geld für die Nutzung des dort angelegten Rastplatzes.
Jede Mannschaft wartete dort auf die jeweils nachfolgende, um das Boot vom Hänger zu hieven. Das kostete natürlich Zeit, in der wir es uns aber bei strahlendem Sonnenschein gut gehen ließen.
Endlich abgelegt ging die Fahrt durch weitgehend naturbelassene Auenlandschaft. Viele Bäume lagen im Wasser aber die, die die Weiterfahrt am stärksten beeinträchtigt hätten, waren sichtlich in den letzten Jahren beseitigt worden. Hin und wieder sah man das Wirken von Bibern und gelegentlich roch es kräftig nach Bärwurz. Diese Etappe war sicherlich ein – wenn nicht das – Highlight der gesamten Tour! Nur schade, dass wir vor lauter rudern bzw. steuern so gut wie nicht zum Fotografieren gekommen sind. Umgekehrt wären wir aber wohl vor lauter Fotografieren auch nicht zum Rudern gekommen.
Kurz vor dem Ziel legten wir nahe Halászi an, um in einem nahe gelegenen Reiterhof einzukehren. Ein naher Verwandter des Eigentümers, der hier geboren war, unterhielt sich mit uns unterdessen in gepflegten Switzerdeutsch.
Im Ruderclub in Mosonmagyaróvár angekommen, wo wir eigentlich auf Isomatten nächtigen wollten, stellte sich heraus, dass man unseren Übernachtungswunsch dahingehend verstanden hatte, dass wir auf deren Gelände zelten wollten. Der Landdienst war aber tüchtig und hat uns im Ort ein Jugendhotel ausfindig gemacht, in dem wir bequem in Dreibettzimmern schlafen konnten. Sogar einen Lan-Anschluss gab es dort – wenngleich sehr ungewöhnlich oberhalb der Türpfosten zwischen den Zimmern, die sich jeweils eine Dusche und eine Toilette teilten.
Im Ort gab es zahlreiche Möglichkeiten einzukehren. Wir entschieden uns für ein Restaurant, das auf große Gruppen eingerichtet war und vor einem Spiegel eine lange Tafel hübsch eingedeckt und mit Kerzen geschmückt hatte – im Hintergrund angenehme Musik. Wie da das Essen schmeckte!
Wieder im Zimmer hieß es für die Notebook-Mitschlepper erst einmal die Emails der letzten Tage abrufen und die wichtigsten davon schnell noch beantworten.
22.04.11 Weiterfahrt auf der Mosoni-Donau nach Győr (72 km)
Frühstücken konnten wir in dem Gästehaus als Selbstversorger und konnten dazu auch einen mit Tischen und Stühlen ausreichend möblierten Raum nutzen. Nachdem das Gepäck – bis aufs Handgepäck – im Hänger verstaut war, zog der Tross ab Richtung Bootshaus. Das Verkehrsschild verhieß eine Entfernung zum nächsten Etappenziel Győr von 38 km, aber auf der Mosoni-Donau ist es fast die doppelte Strecke.
Für heute hatte der Landdienst noch die besondere Aufgabe, die Lichtbrücke des Hängers wieder richten zu lassen, die gestern während eines Rangiermanövers Schaden genommen hatte.
Die Ruderer hatten aber noch einmal eine wundervolle Strecke vor sich, bei der es jeden Kilometer zu genießen galt. Auch wer noch nie über 50 km an einem Tag gerudert war, schaffte dank der allenthalben wunderbaren Natur – und einer hilfreichen Strömung – die Etappe problemlos. Erst auf den letzten Kilometern war der Flusslauf überraschend gerade und hier auch hier vergleichsweise belebt, hatten wir - von den anderen Booten abgesehen – zwischendurch kaum Kontakt zu anderen Wassersportlern und nur selten kamen wir an kleine Ortschaften oder Straßen heran.
Kurz hinter einer Eisenbahnbrücke residiert der Ruderclub von Győr in einem repräsentativen Haus. Dort gab es im Obergeschoss auch einen Saal, in dem wir unsere Isomatten und Habseligkeiten ausbreiten konnten. Nach dem Duschen im Untergeschoss, das nur von außen erreichbar war, zogen wir in zwei Gruppen über die nahe gelegene Autobrücke in die Stadt. Inzwischen war es dunkel geworden, gerade richtig, um das wechselnde Farbenspiel bewundern zu können, mit dem die Eisenbahnbrücke beleuchtet wurde. Die Ortschaft war auf der überschaubaren Strecke bis zum Restaurant nett anzusehen und lud uns nach vertilgtem Mahl zu einem kleinen Bummel ein.
23.04.11 Weiterfahrt auf der Mosoni-Donau und Donau nach Komárno (46 km)
Das freundliche Wetter lud zu einem Frühstück unter freiem Himmel ein. Sonja, Martins Ehefrau, hatte bislang praktisch noch nicht gerudert und begleitete bis heute zusammen mit ihrem quirligen Sohn Jonathan nur den Landdienst. Wegen der verhältnismäßig kurzen Strecke wollte sie es heute wagen, es ihrem Ehemann und ihrer Tochter nacheifern. Auch Jonathan durfte in Schwimmweste als Kielschwein mit.
Der spektakuläre Teil der Mosoni-Donau lag nun hinter uns. Aber genau auf diesem weniger reizvollen Teilstück begegneten uns diverse Ruderer und Paddler. Im Bereich der Einmündung in die Donau finden sich auch Industrieanlagen, die per Schiff mit Schüttgut versorgt werden bzw. dieses verschiffen. Und genau an der Mündung ist die Situation auch ein wenig unübersichtlich. Wir hielten uns steuerbord stromabwärts, stellten später aber fest, dass wir uns auch backbord hätten halten können.
Wind und Wetter meinten es wieder gut mit uns, und so kamen wir schnell voran. Der Yacht Club in Komárno, den wir heute ansteuerten, lag weit vor dem Ort, der auch nicht weiter reizvoll ist. Und so bot es sich an, am Donaustrand eine längere Pause einzulegen. Nach und nach legte ein Boot nach dem anderen an einem sandigen Uferabschnitt an, wo wir gerne die Seele baumeln ließen. Die jüngsten Ruderer Paul und Thomas versuchten ihre Malkünste im Sand, wobei der eine dem anderen seine Strichzeichnungen wieder auslöschte. Als schließlich auch Sonja und Jonathan eintrafen, waren wir gut ausgeruht. Nur Sonja brauchte jetzt dringend alles andere – nur nicht sitzen! Aber auch sie kam wohlbehalten am YC Komárno an, wo wir wieder einmal in Betten schlafen konnten. Das Gebäude hatte sicherlich schon bessere Zeiten erlebt, aber unseren Aufenthalt überstand es auch noch.
Einige nutzen die Gelegenheit, ihre Kleidung zu waschen und über das Geländer zu hängen, denn Wind und Sonne versprachen alles rechtzeitig zu trocknen. Der Abend konnte auch genutzt werden, die viele Fotos, die inzwischen gemacht wurden, auf den bildwichtigsten Teil zu beschneiden, den Horizont randparallel auszurichten und ggf. Sättigung und Kontrast nachzujustieren. Die meisten sprachen aber dem weißen und roten Wein zu, mit dem wir uns reichlich in 3 Liter Bag-in-Box Kartons bevorratet hatten. Dieser Wein, der sich qualitativ durchaus sehen bzw. schmecken lassen kann, ist in Folienschläuchen so vaccumverpackt, dass er auch nach dem Abfüllen über den kleinen Zapfhahn keinen Sauerstoffkontakt hat also auch angebrochen über Tage und Monate gut genießbar bleibt. Dies unter Beweis zu stellen, ist uns aber leider nicht gelungen. Dazu hat er uns einfach zu gut geschmeckt…
24.04.11 Weiterfahrt nach Esztergom (53 km)
Früh am Morgen aufgewacht, hab ein wenig nachgedacht: Was mag heut für’n Tag wohl sein? Ja da fiel es mir gleich ein… Nein, nicht Geburtstag, der war ja schon (siehe 18. April), aber Ostern! Und was machen wir Ostern? Blöde Frage! Ostereier suchen oder was sich sonst halt dafür anbietet. Wenigstens die Kinder und Jugendlichen – und das noch vor dem Frühstück.
Die breite Donau führte uns an verschiedenen Höhenrücken vorbei wodurch wir auf dieser Etappe stets eine hübsche Umgebung hatten, in der sich die Bootsbesatzungen zumeist individuell einen Rastplatz an Land suchten. Die Frage war nur: In Ungarn (Steuerbord) oder lieber doch in der Slowakei (Backbord). Die wenigen Brücken die wir querten verbanden auf dieser Strecke stets beide Länder.
Hinter der auffälligen Ruine einer Verladestation (?), zu der man auch bei den Donauten vergeblich nach einer Erklärung sucht, zweigt der Stadtkanal von Estergom ab, an der der Ruderclub seine Anlegestelle hat. Dort kamen wir so beizeiten an, dass ausreichend Zeit war für eine Besichtigung der Krönungskatedrale der Ungarischen Könige und umliegenden Sehenswürdigkeiten. In dem eindrucksvollen Kuppelbau beschränkten wir uns aber auf einen Gesamteindruck von innen, den man auch gut gewinnen kann, ohne den sonst verlangten Eintritt zahlen zu müssen.
Von hier oben hat man eine faszinierenden Ausblick auf das Donautal, das sich im herrlichsten Sonnenschein darbot. Nicht das mindeste Anzeichen, dass es damit schon sehr bald vorbei sein sollte!
Während die Kulturbeflissenen die Stadt erkundeten bereiteten die anderen Ruderer das Abendessen vor: riesige Mengen Risotto! Aber das Wasser wollte und wollte nicht kochen und so zog sich das abendliche Mahl hin, bis es finster wurde.
25.04.11 Weiterfahrt nach Budapest ( 61 km)
Während sich die ersten recht bald die Matratzen aufsuchten, die der Ruderclub in fast ausreichender Zahl bereit hielt, um wohl gebettet im Kraftraum nächtigen zu können, sprach der harte Kern reichlich dem Wein zu, der die Zecher immer mutiger werden ließ: Morgen war der vorzeitige Abreisetag für Marlies, deren Flieger gegen 16 Uhr in Budapest starten sollte. Statt mit der Bahn dorthin zu fahren, könnte man ja auch mit dem Ruderboot anreisen – zumindest wenn man beizeiten aufbricht. Beizeiten, das heißt 4 Uhr morgens. Und tatsächlich fand sich eine komplette Besatzung für einen Vierer, um nächtlich gen Budapest abzulegen. ½ 10 passierten sie bereits Visegrád, also die Stelle, an der sich die Donau gen Süden wendet, nachdem sie bis dahin vorzugsweise ostwärts geströmt ist. Da war es schon lange hell und noch immer trocken. Auch die restlichen Kilometer wurden so zügig zurückgelegt, dass Marlies ihren Flieger problemlos erreichte, während die übrige Bootsbesatzung den versäumten Schlaf nachholte.
Und alle anderen? Die hatten gerade abgelegt, da fielen die ersten Tropfen. Nicht Böses ahnend, rudern alle weiter – z.T. das Regenzeug in der Obhut des Landdienstes wissend. Wer so risikofreudig rudert, darf das Wagnis auch auskosten! Der Regen nahm mal zu und mal ab, dachte aber gar nicht daran auch mal aufzuhören. Zu einer Pause an Land hatte unter diesen Umständen kaum jemand Lust und für die wolkenverhangene Umgebung auch kaum ein Auge. Schade, denn gerade dieser Abschnitt sollte doch ein – wenn nicht der – Höhepunkt der ganzen Fahrt sein.
Um nicht völlig auszukühlen „schenkten“ die Ruderer ohne Regenkleidung ihre Steuerstrecke dem Rest der Mannschaft – ein Geschenk, auf das man gerne hätte verzichten können, denn auch mit Regenjacke kühlte man am Steuer mit der Zeit von den Beinen her ordentlich aus und kam so zitternd und bibbernd in Budapest an, ohne dass jemand im Boot den Anlegeplatz kannte. Konsequent ruderten wir erst einmal gut einen Kilometer oder gar zwei an der Anlege vorbei. Gott segne das Handy, das uns half, mit den übrigen Ruderkameraden in Kontakt zu treten und die Lage zu peilen. Also wieder stromaufwärts gerudert, Boot raus und ab unter die Dusche! Ahhhh.
Der Landdienst hatte das Abendessen schon vorbereitet und so kamen die Lebensgeister schnell wieder. Während die einen noch Bacchus frönten, horchten die anderen schon die Matratzen der angenehmen Dreibettzimmer ab.
26.04.11 Stadtbesichtigung Budapest
Das Kulturprogramm in Budapest begann auf der Burg von Buda mit Fischerbastei und Mattiaskirche. Ab hier setze ein stetiger Verlust von Teilnehmern ein, die in kleinen Läden und Gaststätten verschwanden. Auf der Zitadelle und danach am Heldenplatz war dann fast nur noch die Jugend dabei. Nach einem Spaziergang über die Margaretheninsel wurde der Abend gemütlich am Romaiufer der Donau in einer kleinen Strandgaststätte ausklingen gelassen.
27.04.11 Weiterfahrt nach Dunaújváros (79 km)
Nach dem ruderfreien Tag war für heute die längste Etappe der Fahrt angesagt. Der Ruderclub lag so weit vor dem Stadtzentrum, dass erste Wechsel des Steuermanns bereits vor dem Parlamentsgebäude fällig war. Ein schöner Platz dafür! Das Ufer hielt noch einige Attraktionen für uns bereit, aber auch die verschwanden irgendwann hinter einer Biegung. Von nun an war der Strom zwar beeindruckend breit aber wenig abwechslungsreich – jedenfalls im Vergleich zu den Etappen davor.
Am Ziel angekommen, teilte uns der Landdienst mit, dass das Motel, das wir gebucht hatten, ausgebucht sei aber für ein mindestens gleichwertiges Ausweichquartier gesorgt sei. Das war aber fußläufig nicht erreichbar und so bleiben die Boote unbewacht am Ufer zurück. Die Paddelhaken nahmen wir aber vorsichtshalber mit, denn damit können hirnlose Vandalen durchaus Schaden anrichten.
In mehreren Fuhren erreichten wir schließlich das Hotel, dessen einzige Gäste wir waren. Das Abendessen dort hätte nach dieser Strecke zwar etwas reichlicher ausfallen können, aber zum Trost spendierte der Fahrtenleiter noch einen Palatschinken.
Dank WLAN gab es mal wieder einen Internetzugang und damit bis zum Heia gehen genug zu tun – jedenfalls für die Laptop-Schlepper.
28.04.11 Weiterfahrt nach Dombori (ca. 75 km)
Die heutige Etappe war entgegen der ursprünglichen Planung nicht kürzer als die gestrige, aber wegen Wind und gelegentlichem Niederschlag die weitaus anstrengendere. Heute zum Landdienst eingeteilt worden zu sein, war im Nachhinein geradezu ein Privileg.
Geschlafen wurde in einer Ferienhausanlage, die an einem abgetrennten Altarm der Donau gelegen war und gewissermaßen einen Binnensee bildete. Abendessen war ebenso unter freiem Himmel möglich wie das Frühstück am nächsten Tag. Bei Einbruch der Dunkelheit zwitscherte es noch immer fröhlich im Baum nebenan – eine Nachtigall?
Nach dem für die meisten doch recht anstrengenden Tag zogen wir uns mit frischer werdender Nacht alsbald in die vier von uns belegten Häuschen zurück. Vor dem Schlafengehen durfte auch hier noch einmal gesurft bzw. Emails abgeholt werden…
29.04.11 Weiterfahrt nach Mohács (ca. 55 km)
Die heutige Etappe war die letzte dieser Fahrt und um die Kilometer kürzer als die gestrige länger als geplant. Auch sie hatte durchaus ihre Reize. Unterwegs wurden wir von der Wasserpolizei nach unserer Herkunft und unserem Vorhaben befragt. Als wir ersteres mit Berlin beantworteten, wurden wir nur ungläubig angeschaut. Deshalb lieferten wir noch die Information nach, dass wir die Boote in Wien ins Wasser gesetzt hätten und Mohács unser Ziel sei. Später wurden wir von einem anderen Boot darüber informiert, dass es von der Wasserpolizei vor einem Gewitter gewarnt worden sei, das gerade in Mohás toben würde, was uns auch später der Landdienst bestätigte. Petrus war uns aber gnädig und ließ es noch einmal an uns vorüber ziehen. Eine Pause an einem Sandstrand wurde zum ausgiebigen Baden genutzt.
So erreichten wir wohl gelaunt unser Ziel. Das Hotel, das wir gebucht hatten, hatte vor knapp einem Monat aufgegeben, d.h. den Mietvertrag gekündigt. Wegen der frühzeitigen Buchung machte der Besitzer der Immobilie das Hotel noch einmal von geringfügigen Einschränkungen abgesehen noch einmal flott, so dass wir einer angenehmen Nachtruhe entgegensehen konnten. Im Restaurant, das im Erdgeschoss des Hauses weiterhin in Betrieb war, kehrten wir zum Abendessen ein. Noch ein kleiner Bummel über die Uferpromenade und dann ab in die Koje!
30.04.11 Bahn-/Flug-Rückreise ( 1,5 MB)
Frühstück um sechs Uhr, damit die ersten um 6:45 Uhr am Bahnhof sind. Abfahrt 7:15 Uhr! Pünktlich angetreten, zügig gespeist und ab geht die erste Fuhre. Das Navi kannte aber keinen Bahnhof von Mohács. Also los, immer der Nase nach das Navi wenigstens als Karte nutzend. Aber auch diese Methode führte nicht zum Ziel. Endlich fanden wir einen Haltepunkt – zwar nicht den von Mohács aber wenigstens den unweit gelegenen von özépmező. Die letzten Meter dorthin führten über einen Trampelpfad. An dessen Ende stand ein kleines Wartehäuschen, zwei Sitzbänke von denen nur noch eine mit Einschränkungen benutzbar war und ein Fahrplan. Dieser versprach für 7:17 Uhr die Ankunft eines Zuges, der um 7:15 Uhr in Mohács abfahren sollte. Große Erleichterung!
Bald trudelte auch die zweite Fuhre ein und so konnten wir wie geplant die Fahrt nach Pécs antreten, wo wir in den Intercity – mit Plumpsklo! – nach Budapest (Südbahnhof) umstiegen. Dank der Findigkeit der Gruppe fanden wir schließlich auch die weiteren Anschlüsse bis zum Flughafen, nicht ohne zwischendurch auf den Schienenersatzverkehr umsteigen zu müssen. Gut, dass wir keine Zeit in der City vertrödelt haben und dafür eine längere Wartezeit am Flughafen in Kauf genommen haben.
Der Flieger startete pünktlich und so kamen wir auch planmäßig in Schönefeld an, wo sich die Gruppe schnell auflöste. Für die letzten Kilometer nach Hause brauchte aber jeder noch einmal so viel Zeit wie von Budapest nach Berlin…
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