Tips für Ruderfahrten in Rumänien
Donau-Delta- Wanderfahrt Ostern 2010
Eigentlich träumen alle Wanderruderer davon die Donau einmal komplett zu berudern. Wenn man nicht die Möglichkeit hat für die jährlich stattfindenden Tour International Danubien im Sommer 3 Monate Urlaub zu nehmen, dann bleibt einem nur das ganze in Teilstrecken zu rudern. Der Ruderclub Kleinmachnow- Stahnsdorf- Teltow (RC KST) hatte sich dieses Mal für die letzten Kilometer von Calarasi bis zum Delta entschieden.
7 Leute (Nirina, Levon, Peppi, Vikto, Niklas, Stefan und als Gast Peter Bock) machten sich bereits am Freitag auf die 2000km lange Anreise nach Rumänien, die restlichen 10 Ruderer (Christel, Sophie, Lui, Chrishe, Patrik, Kirsten, und als Gäste Ulla, Karl, Margit und WaWa) flogen am Sonntag nach Bukarest und genossen dann den "Luxus" der Rumänischen Eisenbahn, um zum Startpunkt an die Donau zu kommen.
Bei strömenden Regen wurden die Boote am Morgen abgeladen und direkt vor dem Hotel Albatros zu Wasser gelassen. Allerdings nicht in die Donau. Das Hotel liegt am Borcea Seitenarm, so dass wir erst mal 3km flussauf rudern mussten um die Donau zu erreichen. Bei kaltem Wetter und Dauerregen quälten wir uns die 75km lange Strecke nach Cernavoda herunter. Hier am Abzweig des Schwarzmeerkanals gab es leider keine vernünftige Anlegemöglichkeiten, so dass wir in einer kleinen sandigen bzw. schlammigen Bucht unsere Boote herausnehmen mussten. Der Landdienst brachte uns zum Hotel. Bei der Fahrt durch die Stadt gab es erste Beklemmungen. Die Stadt hatte teilweise den Charme eines Dritte- Welt- Slums. Unbeschreibliche Hütten, teilweise aus Wellblech, die Strassen eine Aneinanderreihung von Schlaglöchern. Unsere beiden Hotels hatten allerdings vollen Weststandard, die Duschen waren warm und das Abendessen auch für eine hungrige Ruderermeute ausreichend.
Der nächste Tag begrüßte uns mit strahlendem Sonnenschein, so dass wir mit deutlich besserer Laune in die Boote stiegen. Die Strecke führte durch totale Einsamkeit, kleine Fischerdörfer am Ufer waren die absolute Ausnahme. Gegen Mittag ragten am Steuerbordufer die Steilwände eines alten Gebirgszuges auf. Am Nachmittag kam für den VL der entscheidende Anruf. Der Landdienst hatte ein Motel gefunden, das Zelten blieb uns erspart. Der Landdienst dirigierte die Boote einen Seitenarm wo Fischerboote auf dem Ufer lagen. Von dieser Anlegestelle waren es nur 1,5km bis zum einzigen Motel der ganzen Gegend.
Der dritte Tag forderte gleich zu Beginn die Aufmerksamkeit der Obleute. Von Backbord mündet hier der Borcea Arm wieder in die Donau. Danach spalten sich die Donau gleich in mehrere Arme auf. Wenn man hier in den Macin Arm abgebogen wäre, dann hätte man nicht nur eine Verlängerung um 30 km gehabt, sondern man wäre auch am heutigen Tagesziel Braila vorbei gerudert. Glücklicherweise wählten alle Boote den richtigen Flussarm, so dass wir am frühen Nachmittag vom Vorsitzenden des Kanuklubs Braila an seinen Steg gewinkt wurden. Unser Landdienst tauchte mit Verspätung auf. Dafür war aber das Gepäck schon in die Hotelzimmer geräumt. Unsere hiesige Kontaktperson Adriana hatte vom Hotel, über das Abendessen bis zur sicheren Bootslagerung beim Kanuklub alles organisiert. Braila ist eine richtige Großstadt, so dass unsere Shoppingsüchtigen Jugendlichen sich mal wieder austoben konnten (entgegen dem Vorurteil sind das bei uns die Jungs und nicht die Mädchen).
Von Braila folgten wir der Donau zunächst weiter nordwärts. Bei Galati einer Stadt mit Seehafen wendet sich die Donau nach Osten in Richtung Schwarzes Meer. An hier gab es Seeschifffahrt, einige Kümos kamen uns entgegen. Da die Donau kurz hinter Galati zum Grenzfluss zur Ukraine wird, wurden einzelne Boote von Rumänischen Grenzbeamten angehalten und die Ausweise wurden kontrolliert. Ansonsten war es eine gemütliche Etappe bei strahlendem Sonnenschein und einiger Strömung erreichten wir Isaccea. Die Beschreibung des Landdienst war diesmal präzise. Direkt hinter einer Stromleitung steht ein Wasserturm und gleich danach sollten wir bei einem Fischer anlegen. Genaugenommen stand der Landdienst auf dem Wasserturm und winkte uns ran.
Der Ort Isaccea unterbot von Bausubstanz und Straßenqualität sogar noch Cernavoda. Das anscheinend einzige moderne Gebäude der Stadt (ausser der Kirche) war unsere Pension. Teilweise noch eine Baustelle, aber es gab Betten für alle in 5 Zimmern und kurz nach unserer Ankunft ein reichhaltiges Abendessen.
Nach der Badeeinlage einer älteren Ruderin am Morgen beim Einsteigeversuch ging es nun ins eigentliche Delta. In Tulcea, dem "Tor zum Delta" legten wir nur kurz an um unsere Genehmigung zum Befahren des Biosphärenreservats zu erhalten. Ab Tulcea ist Linienverkehr mit Schnellbooten, zwei davon schossen an uns vorbei kurz nachdem wir die Stadt verlassen hatten.
Unser Ziel war Nufaru am St Gheorghe Arm. Wir legten an einer Rampe vor einem recht vornehmen Hotel an. Leider musste der VL die Teilnehmer enttäuschen unser Hotel lag einige Hundert Meter landeinwärts. Die leider noch nicht gefüllte Pool-Landschaft in unserem Hotel war aber auch ganz nett, so dass die meisten Ruderer die Zeit bis zum Abendessen mit einem Sonnenbad neben den Pools verbrachten. Das Abendessen versaute dann aber den positiven Eindruck des Hotels vollständig. Der Essenssaal war kalt, genauso wie die Fischsuppe und das Fischfilet. Dafür waren aber die Kellner vornehm.
Wir folgten weiter dem St. Gheorge Arm und verschmähten die Durchstiche sondern ruderten die Flussbögen aus. Man rudert hier durch die Natur. Ab und zu sieht man ein paar Fischerhütten am Ufer und in einiger Entfernung auf dem höheren Steuerbordufer die Dörfer Mahmudia und Murighiol. Quälend war heute nur der starke Gegenwind. Dieser machte sich richtig bemerkbar nachdem wir in den Kanal Dunavat abgebogen waren. Der ist schnurgerade und teilweise ohne jeden Baumschutz. Endlich erreichten wir die Ortschaft Dunavatu des Jos. Nach einiger Verwirrung in welchen der vielen Kanäle man abbiegen sollte, erschien der Landdienst mit Motorboot und dirigierte die Ruderer zur Pension Piui (sehr empfehlenswert!). Doppelzimmer mit Etagendusche und einem grossen Essraum.
Am nächsten Tag brachen alle Boote endlich einmal vollbesetzt zu einer Tagesfahrt ins innere Delta auf. Auch wenn die eigentlich versprochene Dünenlandschaft wegen eines dichten Schilfstreifens nicht erreichbar war, eine wunderschöne Fahrt über einen engen Graben, der erstaunlicherweise zunächst mit uns strömte und einige Kilometer weiter plötzlich gegen uns.
Wie schon am Vortag gab es keinen Landdienst mehr. Was vor allen daran liegt, dass es nach Dunavatu des Jos keine Strassen mehr gibt. Die 60 km bis Sfantu Gheorge sollten eigentlich dank der guten Strömung kein Problem sein. Leider hatten wir die Rechnung ohne den heftigen Gegenwind gemacht, dieser hob nicht nur die Strömung nahezu auf, sondern sorgte auch noch für heftige 1,5m hohe Wellen. Wir schlichen uns daher direkt am Ufer entlang, die Skulls auf der Landseite fast im Schilf. Das Risiko war vor allen, dass ein abbrechen der Strecke nicht möglich war. Es gibt unterwegs keinerlei Zivilisation und selten ein festes Ufer. Mit ungedeckten Booten wären wir nicht angekommen. So schafften es unsere Obleute alle 4 Boote nach Sfantu Gheorge zu bringen. Im Fischerhafen wurden wir bereits von dem Wirt unserer Pension erwartet und ins Quartier gebracht. Alle hatten Betten und eine warme Dusche gab es auch.
Das Abendessen war überreichlich, so dass der Abend gemütlich ausklang.
Trotz des weiter heftigen Sturms am nächsten Tag liessen die Ruderer es sich nicht nehmen bis zum Kilometer "0" zu rudern mit Blick auf die Weite des Schwarzen Meeres. Dort drehten wir dann aber auch sofort wieder um und bogen in einen winzigen Kanal ab. Im Zickzack bewegten wir uns durch diverse meist schnurgerade Kanäle immer an der Grenze des Totalreservats. Mal parallel zum Meer, dann bogen wir wieder senkrecht ab ins Land hinein. Die Ufer meist Schilf und Sträucher, vereinzelt mal ein paar Bäume, selten ein trockener Flecken am Ufer. Schliesslich ging es endgültig landeinwärts über den Kanal Crasnicol. Dieser erfreute uns mit zahllosen Baumhindernissen, alle paar Sekunden kam ein Ruder lang Befehl. Die Strecke schien endlos und zwischenzeitlich war sich der VL nicht sicher, ob wir nicht einen Abzweig verpasst hatten. Die Teilnehmer die den Spreewald nicht kannten verzweifelten schier, während die Spreewaldprofis keine Probleme hatten.
Endlich, die Baumhindernisse waren weniger geworden kam uns von vorne ein Motorboot entgegen. Zur allgemeinen Freude war es unser Wirt aus Dunavatu, der uns suchte da wir nicht um 17 Uhr am verabredeten Punkt angekommen waren. Wenige Kilometer weiter lagerten wir unsere Boot bei einer Fischerhütte am Kanal Dranov und wurden mit 2 Motorbooten in zwei Fuhren nach Dunavatu gebracht.
Der folgende Tag sollte eine entspannte Kurzetappe werden. Nachdem uns die Motorboote zurück zu unseren Booten gebracht hatten ging es über 2 kleine und windgeschützte Kanäle abwärts. Danach leider den Kanal Dunavat, bei Sturm völlig ohne Windschutz und gegen die Strömung aufwärts. Der VL entschloss sich sein Boot zu treideln, der Rest ackerte im Rennschlag aufwärts.
Am Nachmittag entspannten sich alle Ruder in der Pension von den Strapazen.
Am letzten Rudertag ging es über den Kanal Lipovenilor abwärts zum Lacul Razim einer riesigen Lagune am Rande des Donaudeltas. Der Kanal führte zunächst noch durch die Ausläufer des Deltas, dann lief er nur durch einen Damm getrennt direkt am Ufer des Lacul Razim. Kurz vor Sarichioi mündete er dann in den See. Der VL war irritiert auf seiner Wassersportkarte ging der Kanal bis zur Ortschaft. Also wieder raus in Wind und Wellen. Die kamen zwar diesmal von hinten und waren nicht so hoch, aber teilweise unangenehm kurz.
Der Landdienst hatte kurz hinter Sarichioi eine geschützte Anlegestelle in einer Schilfbucht gefunden. Hier wurden die Boote aufgeladen und nach Babadag zum Hotel gefahren.
Die Flugreisenden hatten noch einen Tag Aufenthalt bevor ihre Rückreise begann. Die Autofahrer machten sich gleich am nächsten Morgen auf ihre dreitägige Rückreise nach Stahnsdorf.
Etappenplanung
Freitag - Sonntag Anreise nach Calarasi
Calarasi - Cernavoda
Cernavoda - Harsova
Harsova - Braila
Braila - Issacea
Issacea - Nufaru
Nufaru - Dunavatu de Jos
Tagesfahrt von Dunavatu de Jos
Dunavatu de Jos - Sfantu Gheorghe
Sfantu Gheorge - Kanal Dranov
Kanal Dranov - Dunavatu de Jos
Dunavatu de Jos - Sarichioi
Freitag - Sonntag Rückreise
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