Langer Trödel und Finowkanal
Pfingsten 2017
Im Jahr 2016 war mit dem Langen Trödel die älteste Brandenburger Wasserstraße nach 90jähriger Pause wieder eröffnet worden. Zu Pfingsten wollten wir diese historische Wasserstrasse erkunden. Dafür ging es am Freitag die Havel aufwärts bis nach Spandau. Der Ruderclub Phönix liegt am Alten Spandauer Schifffahrtskanal. (Kanal von 1848). Samstag hatten wir den ersten Kranken zu beklagen und telefonierten als Ersatz Nirina heran. Danach ging es die Havel weiter aufwärts. Auf Berliner Gebiet ist der Fluss noch seenförmig. In Henningsdorf wird er kanalartig. Außer die paar Kilometer entlang des Stahlwerks sind die Ufer jedoch grün und dicht bewachsen. Vereinzelte Datschensiedlungen am Ufer, dann erreichten wir den Lehnitzsee bei Oranienburg. Das größte Verkehrshindernis, die Schleuse Lehnitz kann man als Ruderer glücklicherweise über eine Bootsschleppe umgehen, die 7m Höhenunterschied mit einem Gleiswagen überwindet. Danach zieht sich die kanalförmige Havel endlich durch den Wald, leider fast immer schnurgeradeaus. Da wo der Oder-Havel-Kanal nach Osten weitergeht, zweigten wir in die nordwärts führende Havel ab. Noch schnell durch die Schleuse Liebenwalde und 2 km weiter legten wir in der Marina Liebenwalde an. Wegen dem dort stattfindenden Hafenfest verstauten wir unsere Boote hinter dem Hafenbüro und stapften zum Quartier. Nachdem unsere Ersatzfrau in den Bus nach Hause gesetzt worden war, fielen wir in die örtliche Pizzeria ein.
Sonntag früh begann nicht gut. Der nächste Kranke musste abgeholt werden und wir bekamen so spontan keinen Ersatz mehr ran. Dazu kam noch ein freundlicher Nieselregen, der im Laufe des Tages in schweren Landregen überging. Der Lange Trödel ist recht eng. Dazu kam noch, dass das WSA in ca. 50m Abstand rote und grüne Fahrwassertonnen gelegt hat. Fahrwasserbreite ca. 7m. Die beiden Zweier ohne Steuermann verfluchten das WSA für diese “tolle” Idee. Ohne die Tonnen wäre das rudern ein echter Genuss gewesen. Sicher will man Unfälle mit auflaufenden Hausbooten vermeiden. Allerdings ist, angesichts der nautischen Fähigkeiten der meisten Hausbootfahrer sowieso davon abzuraten diese auf den Langen Trödel loszulassen. Ansonsten ist der Kanal sehr schön. Zugewachsene Ufer, leichte Kurven, sehr idyllisch. Der Ort Zerpenschleuse hat dagegen schon bessere Tage gesehen. Die Bausubstanz der meisten Gebäude ist gruslig. Nach der Zerpenschleuse überquerten wir den Oder-Havel-Kanal und erreichten den direkt gegenüberliegenden “alten” Finowkanal. Weitere 4 Schleusen und viel Regen später kamen wir am Bootshaus des Kanuklubs Finow an. Glücklicherweise gab es heiße Duschen und wir legten uns trocken. Kurz nach der Ankunft kam die Sonne heraus, so dass der abendliche Spaziergang zum China- Restaurant bei bestem Wetter erfolgen konnte. Der Zwischenstop am alten Wasserturm mit Aussichtsplattform in 44 m Höhe ist übrigens empfehlenswert.
Montag ging es bei bestem Wetter und dank Ruderernachschub von Martin und Jonathan auch mit voll besetzten Booten weiter. Dank der 8 Schleusen kommt man nur extrem langsam voran. Zwischen den schleusen hat man zwischen 2 und 4 km Ruderstrecke. Die Schleusen werden von Hand bedient und brauchen dementsprechend lange. Dazu kam noch ein Süßwassermatrose mit seinem Mietfloß. Wenn man es irgendwie mit 5 mal anecken in die Schleuse geschafft hat, dann bleibt man natürlich genau in der Einfahrt stehen und macht irgendwie fest. Die nachfolgenden Boote können dann mit Ruderlang im Zickzack-Kurs in die Schleuse fahren. In etwa so, als ob man auf dem Beschleunigungsstreifen der Autobahn parken würden..... Drei Schleusen weiter hatten wir das Floß glücklicherweise abgehängt, aber der Chaot hatte uns rund eine Stunde gekostet. Die Kanalufer wurden von verrottender Industriearchitektur der letzten Jahrhunderte gesäumt. Eindrucksvoll anzusehen, aber man fragt sich schon, was aus der Region mal werden soll. Man kann ja nicht die ganze Gegend in ein Museum verwandeln. Am Ende des Finowkanals trafen wir wieder auf den Oder-Havel-Kanal. Wir bogen zum Schiffshebewerk ab und liessen uns mit dem Aufzug die 36m, die wir in den letzten zwei Tagen per Schleuse abwärts gefahren waren, wieder anheben. Bei der Ausfahrt aus dem Trog zahlte sich dann doch die Teilnahme am Obmannskurs aus. Das Boot das die Schallsignale des vorausfahrenden Rundfahrtsschiffes richtig gedeutet hatte, wußte das es direkt vor den Ruderbooten eine Wende machen wollte, das andere Ruderboot leider nicht und musste sich vom VL anschnauzen lassen, was sie für einen Mist bauen. Endlose 15 km später wurden die Boote oberhalb der Ortschaft Finowfurt heraus genommen und Bus und Anhänger zu Fuß von unserem Quartier bei Kanuklub abgeholt. Nach dem Aufladen der Boote ging es per Auto 90km zurück nach Stahnsdorf.
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