Die Flucht in die Sonne...
Nach der totalen Wetterkatastrophe der Herbstfahrt des Vorjahres auf der Mosel entschlossen sich die leidgeprüften Ruderer für 2001 endlich einmal eine Herbstfahrt bei gutem Wetter zu haben. Da Malediven und Florida mit Rücksicht auf die Fahrtenkasse ausfielen, hieß das Ziel nun Le Grau du Roi in der Camargue. Der dortige Ruderverein hatte uns schon im Vorjahr angeboten, daß man bei ihnen rudern könne. Boote wollte man uns auch stellen. Sogar seegängige Gigboote sollten vorhanden sein. Unsere Rentner (Packer + Schneider vom PRC-G) starteten mit ihrem Wohnmobil bereits am Mittwoch, der Rest machte sich Donnerstag (Familie Westerkowski), bzw. Freitag (Anita, Norbert, Franziska, Martina, Kilian, Christian, Stefan und Familie Schirp) zum Herbstferienbeginn auf den Weg, 1500km nach Südfrankreich. Der größte Teil der Mannschaft übernachtete beim Ruderclub in Raststatt. Am Samstag ab Mittag trafen dann im 2-Stunden-Takt die einzelnen Fahrzeuge in Le Grau ein. Hier wurden wir im Ruderclub mit einer kleinen Feierlichkeit empfangen, die sich so in die Länge zog, daß wir gar nicht mehr in unser Hotel gekommen wären, wenn nicht ein paar Teilnehmer den Frieden eines Hotelzimmers der Begrüßungsfeier vorgezogen hätten. Am nächsten Morgen ging es früh gleich ins Bootshaus, wo uns unser deutschsprachiger Gastgeber, Werner Hoth, bereits erwartete und die Boote zuteilte. Es handelte sich um C-Vollkunststoffboote mit Doppelschale. Stauraum natürlich nahe Null, maximal ein paar XS-Beutel. Die Franzosen nahmen es sowieso mit heimlichen Kopfschütteln was deutsche Ruderer alles mit ins Boot nehmen wollen.
Die “große” Runde über das Flüsschen Vidourle und einige Kanäle führte uns durch die topfebene Landschaft, vorbei an Aigues-Mortes, dessen beeindruckende, 10m hohe Mauern sich direkt am Kanal erhoben. Noch beeindruckender fand die Mannschaft eines der Vierer, daß ein Fisch direkt ins Boot sprang und nur dank Bernds aufopfernden Einsatz wieder ins Wasser geworfen werden konnte. Da Werner augenscheinlich nicht wollte, daß wir unsere Boote in Aigues-Mortes zur Pause und Stadtbesichtigung am Ufer liegen lassen, ruderten wir brav erst die Runde zu Ende und fuhren dann mit Autos nach Aigues-Mortes und besichtigten die mitteralterliche Stadt. Die Runde auf der Stadtmauer ist 1500m lang, nicht gerechnet die zahlreichen Türme auf die wir hinauf sind. Andere (meist weibliche) Teilnehmer fanden die Boutiqen faszinierender. Eine danach angedachte Besichtigung einer Weinkellerei scheiterte an sehr deutschen Öffnungszeiten. Endlich zurück im Hotel machten sich einige daran das Nachtleben von Le Grau zu erkunden. Häuslich wie wir nun mal sind ließen einige den Abend im Hotel ausklingen. Der auf den Gang gestellte Tisch (in einem unserer 4 Zimmern hätten nicht alle Platz gefunden) fand jedoch nicht den Zuspruch der übrigen Hotelgäste, obwohl wir uns eigentlich gut benahmen, gar nicht wie Ruderer (was machen die eigentlich, wenn der ESV Schmöckwitz da auftaucht?). Am zweiten Tag ging es mit 2 Vierern und einer großen Zahl an Einern, durch den Hafen aufs Mittelmeer heraus. Werner fuhr Begleitmotorboot (Vorschrift in Frankreich bei Meeresbefahrungen). Das Meer war spiegelglatt nur die Motorbootwellen nervten, besonders die von unserem eigenen Motorboot, oder wie formulierte es Wolfgang: “Das Boot beschützt uns vor den Gefahren, die wir ohne es gar nicht hätten. Die Vierer waren überhaupt nicht wellengängig und viel zu flach (Ich will meinen Baumgarten-Vierer wiederhaben). Bei strahlendem Sonnenschein drehten wir eine Runde durch den Yachthafen von Port Camargue (einer Retortentouristadt a la Frankreich). Dann ging es an den Strand. Hier zeigte sich leider, daß man das Motorboot brauchte um einige disziplinlose Einerfahrer, die sich von der Gruppe absetzten, wieder einzufangen. Die Anlege am Strand wurde für einige Leute trotz lächerlich niedriger Brandung zum Problem, allerdings hatte hier das Motorboot die meisten Probleme. Die Krönung war allerdings Schneiders Ablegen im Einer, mitten in der Brandung stand er plötzlich quer, kenterte und bekam sein Boot nicht mehr unter Kontrolle. Erst nachdem Martina sich in Baywatch-Manier ins Wasser warf und ihn herauszog kam er wieder in sein Boot (Kann natürlich auf Absicht gewesen sein. In der Hoffnung, daß eines der jungen Mädchen ihn retten würde). Der dritte Rudertag sollte über den Canal du Midi nach YYYY führen. Mit zwei Vierern und Landdienst ging es zunächst 20km mit der Stömung (auf dem Kanal!) abwärts. Dort legten wir die Boote am Kanal bei einem Ruderclub ab. und liefen ein paar Hundert Meter zum Strand. (Der Kanal läuft parallel zur Küste). Nach einer längeren Mittagspause ging es wieder zurück nach Le Grau.
Am vierten Rudertag sollte eine kurze Runde übers Meer nach La Grande Motte gedreht werden. Dieser Ort ist die zweite Retortenstadt in der Nähe. Die Hochhäuser sollen Aztekentempeln nachemfunden sein, ..na ja. Nach der Stadtbesichtigung per Boot, bogen wir in den Ponant-See ein und machten eine Mittagspause beim Ruderclub von Grand Motte. Nun ging es mit Motorbootbegleitung über den Zufluß des Sees zurück nach Le Grau. Allerdings hatte dieser Zufluß Untiefen und starke Strömung gegen uns. Ein Vierer lief zwei Mal auf und mußte vom Sand geschoben werden und ein Einer wurde fast von der Stömung gegen einige Baumstümpfe geworfen, aber schließlich kamen doch alle heil nach Hause.
Die beiden letzten Tage waren als Zweitagesfahrt geplant. Mit zwei Vierern und leicht dezimierter Mannschaft wollten wir landeinwärts rudern. Am ersten Tag kämpften wir uns gegen den plötzlich aufkommenden Mistral in Sturmstärke und gegen die Strömung nach St. Giles aufwärts. Der Tag war eine üble Knüppelei. Am Abend holte uns der Landdienst zurück nach Le Grau. Schirps waren unterdessen mit den Kindern im Aquarium. Bei dem kalten Wind sicherlich die bessere Alternative.
Am zweiten Tag wurden wir am frühen Morgen nach St.Gilles gebracht. Kilian, Martina und Stefan waren bereits mit dem ersten Auto da und besichtigten die Stadt inklusive des Heimatmuseums (kostenlos + warm, der Wind fegte ziemlich durch den Ort und Kilian war ohne Pullover). Als der Rest eintraf machten wir uns per Boot auf den Rückweg. Der Mistral, der uns heute hätte schieben sollen, schlief natürlich nach 1 Stunde fast völlig ein, aber wir genossen die Rückfahrt trotz fehlendem Schiebewind, ohne Mistral wurde es wieder richtig warm.. Ein Vierer gönnte sich noch einen Zwischenstop in einer Dorfgaststätte unterwegs. Schirps machten unterdessen einen Reitausflug durch die Camargue.
Am Abend wurde mit Werner bei einem großen Paella-Essen Abschied gefeiert. Ein Hotelzimmer wurde fast völlig ausgeräumt, so daß die gesamte Mannschaft zusammen mit unserem Gastgeber Platz fand.
Die Rückreise, wieder mit Übernachtung in Raststatt bzw. in Breisach, lief problemlos und ohne Stau.
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