Wir hatten uns entschlossen, das Wagnis dieser Expedition einzugehen. Wären wir auch gefahren, wenn wir gewußt hätten, was uns erwartet? Wahrscheinlich schon.
Die Mannschaft bestand aus 3 unser Extremwanderruderer: Nicolas Hübener, Christoph Schaal und Stefan Biastock. Er führte uns in unbekannte, noch nie beruderte Gewässer.
Es war ein ständiger Kampf mit geldgierigen Eingeborenen, blutrünstigen und angriffslustigen Tieren, Wind und Wellen, Schleusenwärtern, Motorbootfahrern und natürlich ein Kampf gegen die unerträgliche Hitze. Wochenlange Temperaturen von über 35° im Schatten stellten an die Expeditionsteilnehmer hohe Anforderungen. Erfreulicherweise kam es zu keinen ernsthaften Erkrankungen. Weder Sonnenstich, noch Malaria oder Skorbut rafften die Expeditionsteilnehmer dahin, lediglich Wespen- und Bremsenstiche, bzw. der unsachgemässe Umgang mit den Waffen (Küchenmesser) führten zu kleineren Unpäßlichkeiten.
Zu Auseinandersetzungen mit einigen besonders kriegerisch gesinnten Eingeborenenstämmen (am kurzen Haarschnitt zu erkennen, sehr zahlreich) kam es glücklicherweise nicht.
Auch die Gefechte mit großen weißen Vögeln hielten sich in Grenzen, meist reichte bereits das Drohen mit unseren überlegenen Waffen (Enterhaken), um mögliche Angriffe zu unterbinden.
Auch an den Schleusen kam es bis auf wenige Ausnahmen kaum zu Kämpfen um die Schleusenplätze. Lediglich einmal wurden wir fast von einem verdienten Altgenossen gerammt, der sein Boot augenscheinlich nicht unter Kontrolle hatte und uns für seine Unfähigkeit verantwortlich machen wollte.
Im Vergleich zu vergangenen Expeditionen war der Nachschub an Lebensmitteln diesmal kein Problem. In praktisch jedem Ort gab es Spätverkaufsstellen, wo man Werktags bis mindestens 20 Uhr oder auch am Sonntag noch einkaufen konnte.
In zahlreichen Studien gelang es uns neue Erkenntnisse über Land und Leute zu gewinnen. Insbesondere über die Stimmungslage der Bevölkerung.
- ”Was hat uns den der Westen gebracht? Bei Erich war alles besser und das blöde Reisen brauchen wir sowieso nicht” (Derjenige, der diese interessante These vertrat, saß neben seinem Manta, Schultheiß-Büchse in der Hand.)
- ”Was Sie fragen schon wieder nach ihrem Essen? Ich hab ihnen doch schon gesagt auf Bratkartoffeln müssen Sie eine Stunde warten, und wenn Sie mich noch einmal stören, dauert es noch länger.” (So aufgezeichnet in einem Schnellimbiß auf dem Campingplatz Ludorf.)
- ”Warum das 0,4 Bier mehr als doppelt so viel kostet wie das 0,2 Bier weiß ich auch nicht, da müssen Sie mal den Chef fragen. Vielleicht weil ich bei einem großen Bier mehr tragen muß.” (O-Ton Kellnerin in der Feinschmeckergaststätte Burgwall. Auf die Anwort: Ich zahle dann zwei kleine Bier, reagierte sie nicht.)
- Nachdem wir mit einem Jachtbesitzer (nach Absprache) den Schleusenrang gewechselt hatten und dadurch ein Boot mehr in die Schleuse paßte, zeterte ein anderer Motorbootfahrer, daß wir die Schleusenordnung einzuhalten und nicht einfach den Schleusenrang zu wechseln hätten. Das der Platz damit besser ausgenutzt wurde, interessierte ihn nicht, Hauptsache dieSchleusen-ORDNUNG wird eingehalten.
- Es gibt immer wieder Autorennstrecken, wo sich praktisch jeder Fahrer veranlaßt fühlt, richtig draufzutreten und auf mindestens 90 zu beschleunigen. Man muß die 500m guten Straßenbelag ja schließlich ausnutzen. Danach braucht man natürlich eine Vollbremsung. Die Hauptstraße von Lübz gehört zu dieser Kategorie. Es ist für einen Fußgänger sicher ungefährlicher, den Berliner Stadtring zu überqueren als diese Straße.
Von diesen wenigen Ausnahmen abgesehen haben wir eigentlich nur freundliche Leute getroffen. Besonders hat uns erstaunt, daß es außerhalb Berlins bei Motorbootfahrern üblich ist abzubremsen, wenn man auf Ruderer oder Paddler trifft. Ein Verhalten, daß man sich auch in Berlin des öfteren wünschen würde.
2. Tag
Wir machen uns von Ketzin auf den Weg. Die Expeditionsteilnehmer haben sich entschlossen, die nächsten beiden Tagesetappen zusammenzufassen. Wir wollen die Übernachtung beim RC Plaue vermeiden, da gegen den Zustand der dortigen Waschräume selbst unsere Hauptumkleide als sauber zu bezeichnen ist. Leider gelingt es uns in Rathenow nicht, jemanden vom Ruderclub zu finden, und so zelten wir wild vor dem Ruderbootshaus.
4. Tag
Über die Gnevsdorfer Havel wollen wir die Elbe erreichen. Leider haben die Schleusen dort sehr eigenwillige Schleusenzeiten, so daß wir eine anderthalbstündige Zwangsmittagspause einlegen müssen, um danach im Rennschlag die nächste Schleuse zu erreichen. Auf der Elbe haben wir dann erst einmal Ruhe. Bis Wittenberge ist es nicht mehr weit und die Elbe hat immerhin 2-3 km/h Strömung. In Wittenberge haben wir unser bestes Quartier, sogar mit Betten.
5. Tag
Nach 53 Kilometern erreichen wir Dömitz, wo wir im neuen Jachthafen, hinter der Schleuse, unterkommen. Von nun an geht es gegen die, meist recht geringe Eldeströmung aufwärts.
6. Tag
Quartier am Jachtclub Neustadt-Glewe. Hier wurde wieder richtig Geld für den Aufschung Ost verpulvert. Die Steganlage soll 250.000 DM gekostet haben. Die Schwimmkörper mußten natürlich Spezialanfertigungen aus Edelstahl sein, Fässer hätten es ja auch getan. Und vielleicht hätte sich der Konstrukteur mal Gedanken darüber machen sollen, einige der etwa 40 Anlegeplätze für Boote über 4m Länge vorzusehen. Es soll wirklich Jachten geben, die länger sind.
7. Tag
Wir erreichen den Ruderclub Schwerin, wo man uns sofort bereitwillig aufnimmt. Hier werden wir 2 Tage bleiben. Am nächsten wollen wir eine große Schweriner See-Umfahrt machen. Leider ist der Schweriner See nicht sehr sauber, er blüht stark.
10. Tag
Endlich haben wir die Elde hinter uns. Am Abend erreichen wir den Plauer See.
14. Tag
Wir haben es nach Rheinsberg geschafft. Der Übernachtungspreis entspricht dem beim Ruderclub Tegelort. Entsprechend haben wir einen großen Duschraum mit Warmwasser bis zum Abwinken, bequeme Betten, eine Einbauküche und einen gemütlichen Speisesaal (Grimm´s Märchenstunde auf Brandenburgisch).
15. Tag
Wegen des Übernachtungspreises wird der Pausentag in Rheinsberg gestrichen, und wir fahren weiter zum Ruderclub Flecken Zechlin. ............
17. Tag
Von Neustrelitz aus erkunden wir das Havelquellgebiet.
18. Tag
Wir sind am äußersten Ende der Mecklenburger Seenplatte. Durch die Schleuse Himmelpfort geht es in die Lycher Gewässer.
20. Tag
Nach dem gestrigen Abstecher nach Templin erreichen wir heute in gemütlicher Fahrt (nur 30 km) Zehdenick, wo wir beim Jachtclub unterkommen.
22. Tag
Am heutigen Pausentag machen wir nur eine Werbellinseeumfahrt. Wir müssen unsere Kräfte für die morgige Gewalttour nach Birkenwerder schonen.
24. Tag
Nach 1011 Kilometer...........wieder zu Hause.
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