Anstelle der abgesagten Altmühlfahrt wurde kurzfristig eine Wanderfahrt von Berlin nach Lübeck geplant. Am letzten Freitag im September machten sich Carola Adam, Bobby Mann, Jonas Renz, Stefan Biastock und Peter Bock (als Gast vom SG Narva) auf den Weg nach Ketzin. Kurz nach Einbruch der Dunkelheit erreichten wir unser Quartier und wurden von unseren Freunden vom Seesportclub begrüßt.
Am nächsten Tag hieß es früh aufstehen, da wir die 72 km bis Rathenow möglichst vor Einbruch der Dunkelheit schaffen wollten. Der Wind, natürlich von vorne, machte uns sowohl auf dem Trebelsee, als auch auf dem Plauer See einige Probleme. Besonders auf dem letzteren stand eine Welle von 1 Meter Höhe, aber da wir die Bernhard Tietz genommen hatten, passierten wir, trotz unserer riesigen Gepäckmengen, den See unbeschadet. Nur der kurz vor Plaue einsetzende Platzregen drückte etwas die Stimmung. Beim Ruderclub Plaue stellten wir uns unter einem Vordach unter und warteten den schlimmsten Guß ab.
Sobald es etwas aufgeklart hatte, war aber die Mannschaft kaum zu halten und wollte weiter. Kurz vor Rathenow stellten wir fest, daß wir die Strecke in Rekordzeit zurückgelegt hatten und uns deshalb noch einen Zwischenstop in einer Kneipe leisten konnten. Kurz vor Einbruch der Dämmerung erreichten wir den Ruderclub Rathenow.
Hier war diesmal starker Betrieb, da eine buntzusammengewürfelte Wanderrudergruppe bereits vor uns eingetroffen war. Unter anderem konnten wir uns von einem Ruderer der RG Lübeck, den Weg zu seinem Bootshaus erklären lassen, das wir einige Tage später erreichen wollten.
Obwohl am nächsten Tag nur 45 km bis Havelberg anstanden, trieb der VL schon wieder zur Eile. Er wollte endlich einmal den Havelberger Dom besichtigen. Kaum angekommen wurde die Mannschaft den Berg herauf zum Dom getrieben. Mit dem letzten Einlaß gelang es diesmal den Dom auch von innen zu sehen.
Am Montag ging es auf die Elbe heraus 38 km nach Wittenberge. Da dies höchstens für den Vormittag gereicht hätte, entschlossen wir uns beim Anblick der gotischen Kirche von Werben zwischendurch anzulegen und ein wenige in Kultur zu machen. Leider erwischten wir die Einfahrt zum Hafen Werben nicht ganz, erst nach einigen 100 Metern, wurde uns klar, daß dies wohl nicht der Hafen sein könne, sondern eher eine überflutete Wiese. Nachdem wir unser Boot auf Land gezogen hatten machten wir uns zu Fuß auf den Weg in den Ort. Die Kirche hatte leider ausgerechnet heute geschlossen und für den Aussichtsturm mußte man sich den Schlüssel erst im Rathaus holen. Der Ort war augenscheinlich nicht auf Touristen eingestellt.
In der einzigen offenen Kneipe konnten wir dann allerdings erleben wie sich unser “Ossi” Peter schlimmer aufführte als ein “Wessi” und bloß weil er eine halbe Stunde auf sein Bier warten mußte und die Kellnerin von ihm Bockwürste kassieren wollte, die er zwar bestellt, aber nicht bekommen hatte. (Elbstübchen, vom Besuch wird dringend abgeraten.)
Wenige Ruderkilometer weiter erreichten wir unser bewährtes Quartier beim Kanuklub Wittenberge. Hier galt es im Ort das Fest zum Tag der deutschen Einheit zu begehen. Im Licht des Feuerwerks versuchten wir den Weg zurück zum Bootshaus zu finden, das weit draußen in den Elbauen liegt.
Am Dienstag fuhren wir 52 km elbabwärts nach Dömitz. Unser Quartier beim Kanuklub war weniger schlimm als erwartet. Nach der Besichtigung der Festung Dömitz wurde es noch ein langer Abend im Bootshaus. Immerhin galt es den Tag der deutschen Einheit zu feiern (immer diese blöden Ausreden .....die Red).
Die folgenden 67 km nach Lauenburg vergingen erstaunlich schnell, weit vor Einbruch der Dunkelheit erreichten wir den Ruderclub, obwohl wir uns kurz vor Lauenburg mehrere Kilometer hatten treiben lassen.
Ich bin vor zwei Jahren die Strecke bis Lauenburg schon einmal gefahren. Diesmal hatten wir nicht nur ein besseres Boot, sondern anscheinend auch eine besser trainierte Mannschaft. Auf Etappen, wo wir vor zwei Jahren noch Probleme hatten rechtzeitig anzukommen, gab es diesmal nicht die geringsten Probleme.
Die nun anstehende Etappe war für die Potsdamer Teilnehmer Neuwasser. Nachdem wir uns zunächst einen Kilometer gegen die Elbeströmung hochgearbeitet hatten, fuhren wir in den Elbe-Lübeck-Kanal ein. Leider hatten wir es an der ersten Schleuse mit einem besonders widerwärtigen Exemplar der Gattung Schleusenwart zu tun, der uns fast zwei Stunden kostete. Da das unseren ganzen Zeitplan durcheinander-würfelte wurde danach nur noch ohne Pause durchgehackt, bis zur nächsten Schleuse. Der Kanal geht erst mit zwei Schleusen von der Elbe aufwärts, um dann nach einer 30 Kilometer langen Scheitelhaltung in 5 Schleusen auf das Niveau der Trave abzusteigen. Die Landschaft ist meist flach und über weite Strecken recht eintönig. Trotz Bobbys und Jonas getragenen Gesängen (oder gerade wegen) ertrugen wir den Kanal mit Fassung. Es gibt wirklich schlimmeres (ich meine den Kanal).
Da die Schleusenwarte an den Abstiegsschleusen wesentlich freundlicher und schneller waren, als die ersten, hatten wir beim Erreichen der Trave unseren Zeitplan wieder eingeholt, so daß wir bei Einbruch der Dunkelheit am Steg der Lübecker RG ankamen. Hier war man etwas überrascht, man hatte unsere Anmeldung so verstanden, daß wir übers Wochenende zum Rudern kommen würden. Daß wir von Berlin mit dem Boot anreisen würden hatte wohl keiner für möglich gehalten.
Am nächsten Tag erschienen Jochen und Matze mit dem Bootshänger und holten unser Boot ab, bevor sie weiterfuhren, um aus Hamburg die Wagner abzuholen. (Matze hatte einige Wochen vorher eine Berlin-Hamburg-Fahrt gemacht.)
Wir stürzten uns mit mehr oder weniger Begeisterung auf die zahlreichen Lübecker Sehenswürdigkeiten. Der letzte Rudertag stand am Samstag an. Diesmal mit geborgten Boot und obwohl uns die Lübecker eines ihrer besten Boote gegeben hatten, vermißten wir unser perfektes Material sehr. Ich hatte eigentlich mit einer Meuterei der Mannschaft gerechnet, daß wir noch einen Rudertag machten, obwohl wir doch eigentlich schon am Ziel waren. Nichts dergleichen geschah. Alle waren sich darin einig: das Ziel dieser Fahrt ist nicht Lübeck sondern die Ostsee.
Auf unserem Weg vorbei an den Skandinavienkais von Travemünde konnten wir die großen Seeschiffe bewundern. Die Peter Pan kam uns sogar entgegen (mit 100m Sicherheitsabstand).
Schließlich erreichten wir die Ostsee. Rund einen Kilometer jenseits der Mole drehten wir und fuhren zurück in den Hafen, wo wir direkt neben der Passat einen Platz einnahmen. Eine Besichtigung war leider nicht möglich. Dafür kehrten wir in einer gemütlichen Fischgaststätte ein.
Hier gilt unser Dank zum wiederholten Male Frau Tietz, die es sich nicht nehmen ließ, uns Geld mit-zugeben, damit wir auf der Fahrt auch Mal etwas anständiges zu Essen leisten können.
Am Sonntag fuhren wir mit der Bahn über Hamburg nach Berlin zurück.
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