Die Himmelfahrtswoche stand diesmal im Zeichen der großen Wanderfahrten. Als dritte und längste Fahrt hatten wir uns die Elbestrecke von Meißen nach Wittenberge ausgesucht. Nachdem wir mit Hilfe von Michael Lenz einige Wochen zuvor den Wanderzweier ”Mosel” zum Meißener Ruderclub gebracht hatten, fuhren Bobby Mann, Tom Pröstler und ich am Mittwoch vor Himmelfahrt mit der Bahn nach Meißen. Nach einem guten Abendessen im Schiffsrestaurant (direkt vor dem Ruderclub) probierten wir möglichst schnell zu schlafen, da es am Donnerstag früh losgehen sollte.
Um kurz nach 4 Uhr wurde geweckt und 20 Minuten vor fünf waren wir beim ersten Tageslicht auf dem Wasser. Der frühe Start war nicht nur wegen der 132-Kilometeretappe ratsam, sondern auch wegen des sehr heißen Wetters. Glücklicherweise führte die Elbe Hochwasser und strömte mit ca. 4-5 km/h recht gut.
Alle 10 Kilometer wurde der Steuermann gewechselt,. so daß man nie mehr als 20 Kilometer rudern mußte, bevor man seine nächste Steuerpause bekam. Nach den ersten drei Steuerstrecken wurde erst einmal gefrühstückt (natürlich im Boot). Bei Ruderkilometer 75 wurde am Steg des Torgauer Rudervereins angelegt und kurz auf ein Eis die Stadt Torgau angesehen. Die teilweise recht eintönigen Strecken vor und hinter Torgau gingen auch vorüber. Immer begleitet von Bobbys nicht endenwollenden Gequassel (häufigste Bemerkung im Boot: ”Klappe Bobby”).
Zwölf Stunden nach unserem Start in Meißen erreichten wir die Lutherstadt Wittenberg. Hier fanden wir den eigens für uns deponierten Schlüssel und richteten uns im Ruderclub häuslich ein. Das Abendessen fand nicht so ganz die Zustimmung Bobbys, da die Kartoffelstücken gekocht und nicht fritiert waren. Da der Nachtisch Obst enthielt (igitt, ist ja gesund), aß Bobby an diesem Abend recht wenig.
Nach dem Abendessen rafften wir uns noch zu einer Stadtbesichtigung von Wittenberg auf.
Am Freitag früh legten wir wieder gegen fünf Uhr ab, die Etappe betrug diesmal ”nur” 112 Kilometer. Besonders auf dem zweiten Teil der Etappe hatten wir aber mit widrigem Wind und großen Wellen zu kämpfen (für Osterfahrtveteranen: kurz vor Schönebeck, genau da wo damals die völlig überladene Hannes in Schwierigkeiten kam, standen wieder riesige Wellen). Nach einigem Suchen fanden wir auch den Magdeburger Ruderclub, direkt vor dem großen Elbewehr (immer auf das Rauschen zufahren, kurz vor dem Wehr wenden und am letzten Steg anlegen).
Da wir viel zu früh da waren, mußten wir etwas warten bis uns zwei Magdeburger Ruderer hereinließen. Da es noch früher Nachmittag war entschlossen wir uns gleich zu einer Stadtbesichtigung aufzubrechen. Nachdem wir unseren Ami mal wieder bei Mac Donalds verloren hatten, setzten Tom und ich die Stadtbesichtgung fort und kehrten dann zum Ruderclub zurück, wo uns inzwischen einige Magdeburger Ruderer in Empfang nahmen. O-Ton: ”In zwei Tagen von Meißen nach Magdeburg, ihr seid wohl ein bißchen bekloppt?”
Nachdem auch Bobby den Weg zum Ruderclub zurückgefunden hatte, saßen wir noch lange mit den Magdeburgern zusammen.
Am Samstag nahmen wir zum ersten Mal auf der Fahrt das Frühstück an Land zu uns. Einer unser Gastgeber vom Abend vorher war nach der Nachtschicht zu uns herausgekommen, hatte frische Brötchen mitgebracht und frühstückte mit uns zusammen.
Erst um 9 Uhr legten wir diesmal ab, aber wir hatten auch nur 67 Kilometer bis Tangermünde. An der Brückenbaustelle der A2 hatten wir wegen des regen Schiffsverkehrs und des eingeengten Fahrwassers mit 1,5 m hohen Wellen zu kämpfen. Zu guter letzt ließen wir uns parallel durch die Wellen durchtreiben, sie hätten unseren beladenen Zweier sonst sicherlich versenkt.
Leider hatten wir über weite Strecken mit Gegenwind zu kämpfen und das Wetter sah sehr nach Gewitter aus, aber es regnete nicht. Erst kurz vor Tangermünde färbte sich der Himmel etwas freundlicher.
Beim Tangermünder Ruderclub erwartete uns bereits der Vorsitzende, händigte uns den Schlüssel aus und empfahl uns noch in den Ort zu gehen, sie hätten heute Stadtfest.
Nach dem Mittagessen taten wir das auch. Guckten uns das Fest an (naja), genoßen die Aussicht von den Zinnen der Stadtmauer und der Türme und zogen uns schließlich auf einen Spielplatz zurück, wo meine beiden jugendlichen Ruderkameraden zeigten, daß sie augenscheinlich von der kurzen Ruderstrecke nicht richtig ausgelastet waren und über den Spielplatz tobten. Sie hatten sich sowieso schon erkundigt warum wir Magdeburg-Wittenberge nicht an einem Tag fahren würden. (Vielleicht sollten wir doch mal die ”Tour de Lac Leman” ins Auge fassen).
Am vierten und letzten Rudertag mußten wir noch die 70 Kilometer bis Wittenberge runterreißen. Kurz nach 13 Uhr kamen wir an. Packers AH-Truppe war schon eine Stunde da und hatte ihre Boote bereits aufgeladen. Wir luden unseren Zweier mit auf den Hänger. Dabei waren uns freundlicherweise Michael Lenz und Jochen Lademann behilflich.
Danach machten wir uns auf den Weg zum Bahnhof (3-4 Kilometer zu Fuß mit schwerem Gepäck, jetzt weiß ich warum es Wanderfahrt heißt.).
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