Die Anreise für die Herbstfahrt begann am Freitagabend in Schönefeld, wo wir in unsere Zugabteile (diesmal immerhin Liegewagen) in Beschlag nahmen und je nach Einstellung früher oder später zu schlafen probierten. Leider wissen wir jetzt, daß reisende Hertha- Fans noch schlimmer als Wanderruderer sind, diese hatten das Abteil neben uns.
Samstag früh, kurz nach sechs, stiegen wir in Stuttgart in einen Vorortzug um und wenig später waren wir in Esslingen, unserem Startort. Nach einen ausgiebigen Frühstück gelang es uns, einen Taxifahrer zu finden, der unser gesamtes Gepäck zum 3 km entfernten Club brachte, während wir einen Morgenspaziergang unter-nahmen.
Als wir ankamen, wurde unsere Barke gerade gebracht, so daß wir bald darauf starten konnten. Bei strahlendem Sonnenschein ging es durch Stuttgart. Da auf den 17 Kilometern insgesamt 5 Schleusen verteilt waren, erreichten wir erst am Nachmittag unser Quartier beim Stuttgart- Cannstädter Ruderclub. Am Abend fuhren wir mit der Straßenbahn nach Stuttgart, um die Stadt anzusehen.
Der nächste Tag führte uns entlang von bewaldeten Hügeln und Weinbergen nach Marbach/Neckar. Da wir bei nur 23 km Ruderstrecke sehr früh da waren, konnten wir dieses malerische Städtchen (Schiller-Geburtshaus) ausgiebig genießen.
Die Landschaft am nächsten Tag war bestimmt auch sehr schön, aber bis zum Mittag sahen wir nur Nebel mit teilweise lediglich 50 Meter Sicht, erst am Nachmittag schien wieder die Sonne. Obwohl es mit 44 km die längste Strecke war, konnten wir uns eine Mittagspause in einer Gaststätte leisten. Das Essen hatte freundlicherweise wieder einmal Frau Tietz spendiert! Kurz vor Einbruch der Dunkelheit kamen wir in Heilbronn an, wo wir im Kraftraum des Ruderclubs übernachteten. Die abendliche Stadtbesichtigung war allerdings enttäuschend, Heilbronn hat einen größtenteils modernen Stadtkern.
Der folgende Tag begann mit einer alten Handbedienungsschleuse mitten in der Stadt. Die Durchfahrt durch das Heilbronner Industriegebiet motivierte nicht gerade, aber am Nachmittag wurde das Neckartal wieder enger und die ersten Burgen tauchten auf. Die Pause am Nachmittag wurde genutzt, um zu einer Burg heraufzusteigen und die Vorführungen der dortigen Adlerwarte anzuschauen. Da uns dieser Ausflug mehr Zeit gekostet hatte als geplant, wurde es am Abend sehr knapp mit der Dämmerung. Zu allem Überfluß begrüßte uns am Steg des Ruderclubs Neckarelz auch noch die Polizei mit den Worten: “Ihr wollt doch nicht etwa noch weiter?”. Nachdem Polizei, THW und DLRG ihre Rettungsübung am Ruderersteg beendet hatten, herrschte auch wieder Ruhe am Bootshaus.
Am nächsten Tag wurde die “Mittagspause” benutzt, um zu einer weiteren Burg aufzusteigen, leider war diese nur nach Voranmeldung für größere Gruppen zu besichtigen. So mußten wir uns mit der neben der Burg liegenden Wolfsschlucht begnügen.
Am Abend erreichten wir Eberbach. Der Ruderverein liegt direkt neben den Anlagen der Firma Empacher (die größte Ruderbootswerft Deutschlands) und obwohl Empacher- Boote in der Bootshalle des Vereins vorherrschten, merkte man doch deutlich, daß Empacher nicht gerade übertriebenen Lokalpatriotismus besitzt. Außer Empacher hat Eberbach aber auch eine sehr reizvolle Altstadt zu bieten.
Am vorletzten Rudertag war Heidelberg das Ziel. Da wir hier etwas früher ankommen wollten, fiel diesmal die Mittagspause aus, obwohl man sich hier die eine oder andere Burg hätte ansehen können.
Die letzte halbe Stunde nach Heidelberg hinein brachte uns leider den einzigen Regen der ganzen Fahrt. Im Bootshaus der Heidelberger Rudergesellschaft konnten wir uns aber wieder aufwärmen. Warum wir dort nicht übernachten konnten, ist uns ein Rätsel. Die einige Kilometer entfernt liegende Jugendherberge war jedenfalls keine tolle Alternative. Nicht nur weil sie überfüllt war (wir hatten lange vorher gebucht), sie wieder jedes Klischee über Desorganisation und Chaos erfüllte, das man über Jugendherbergen landläufig hat, sondern auch, weil sie weit ausserhalb liegt. Um in die Stadt zu kommen, brauchte man ein Weilchen und sehr lange bleiben konnte man auch nicht, da die Jugendherberge um 23:30 Uhr schloss.
Am Freitag ging es durch lange Schleusenkanäle weiter nach Mannheim. Hier luden wir erst einmal unser Gepäck aus und aßen zu Mittag, bevor wir weiterruderten. Die Stadtdurchfahrt durch Mannheim war optisch der totale Absturz der Fahrt, noch gekrönt durch eine Raffinerie an der Mündung des Neckar in den Rhein. Die vier Rheinkilometer verliefen unerwartet friedlich, nur einmal brach eine Welle über unserem Bug zusammen. Kurz darauf zweigten wir in ein Altwasser ab, von wo unsere Barke wieder abgeholt wurde.
Wir fuhren unterdessen mit der Straßenbahn zurück zu unserem Quartier im Ruderclub. Der Abend wurde in der Ruderergaststätte gemütlich beendet.
Die Rückreise am nächsten Tag verlief reibungslos, obwohl wir mit unserem “Schönes- Wochende-Ticket” insgesamt 5 Mal umsteigen mußten, waren wir am Abend wieder in Berlin .
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