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Sie starteten um 14 Uhr in Schmöckwitz. Als wir die Boote zu Wasser brachten, Skulls einlegten und die üblichen Einpackorgie starteten, ruderten wir die 35km lange Strecke nach Fürstenwalde. Die kräftemäßig sehr unterschiedlich besetzten Bootetrafen in geraumen Zeitabständen in Fürstenwalde ein. Als wir die Boote aus dem Wasser nahmen und unsere Sachen in das Nachtquartier stellten, machten sich ungefähr alle Leute über die Kartoffeln her, um sie zu kochen. Das dauerte nicht lange, weil sich die meisten entschlossen, sie doch leiber halb roh zu essen, als ihren Magen schrumpfen zu lassen. Das Essen wurde durch den leckeren, ungewürzten Quark verfeinert. Nach diesem etwas merkwürdigen Abendmahl trennte sich die Gruppe. Ich weiß nicht, was die anderen taten, ich stillte jedenfalss meinen Hunger. Irgendwann legten wir uns schlafen. Am Morgen wachten wir etwas merkwürdig auf, da Stefan es bevorzugte uns mal nicht, wie auf den anderen Ruderfahrten durch lautes Einpacken zu wecken, sondern durch das Auflegen einer Kassette (wie gefühlvoll!) Wir frühstückten gut, und machten uns ruderfertig. Es war eine sehr miserable 50 km Tour nach Eisenhüttenstadt. Anfangs schien die Sonne, doch je dichter wir zu unserem Quartier kamen, desto schlechter wurde das Wetter. Nach der Hälfte machte unser Boot eine Pause an Land, doch Stefan zog es doch lieber vor mit seinem Boot weiter zu rudern. Wir ruderten nach einer ausgiebigen Pause weiter. Endlich in einer leicht überheitzten Tournhalle, die außerdem durch den Linoleumboden einen sehr netten Geruch hatte, erklärten sich einige bereit, die nicht vermeidlichen Deutschlandflaggen zu nähen. (Die Oder ist ein Grenzfluß, die Boote müssen Landesflagge führen.) Wir freuten uns über die Duschen, aber wir beiden Mädchen bekamen natürlich keinen einzigen warmen Tropfen Wasser mehr ab. Diesmal gab es Boulletten, Reis und Gulaschsuppe zum Abendessen. Manche gingen noch weg, nachdem wir eine äußerst spektakuläre Hula-Hup-Reifenschlacht gemacht hatten. Als Holger, Ron und Jan mit ihrem Bad im Ruderkaswten fertig waren, gingen wir ins Bett. Der Morgen war schon relativ sonnig. Nachdem wir uns mit dem Frühstück abgeben mußten, weil es nur Brot gab, fing die übliche Bootschlepperei an. Die Deutschlandflaggen noch mit der Paul- Natorp- Flagge verdeckt, ruderten wir Richtung Oder.Wir passierten noch eine Schleuse, die uns 12m nach unten verfrachtete. Als wir die Oder erreichten, stellten wir fest, daß sie Hochwasser hatte und deshalb für alle Boote bis auf Sportboote gesperrt war. Die Strömung von 10 km/h war uns sehr genehm. Unsere nächste Unterkunft war 33 km weiter in Frankfurt/Oder, die wir nach einigen Orientierungsschwierigkeiten erreichten. Es war sehr eindrucksvoll vom Zweier aus zu sehen, wie Carsten es schaffte mit einem spektakulären Manövervon der Oder in den Seitenarm zu gelangen. Nachdem wir die Boote an Land gebracht hatten, lieferte Herr Wille uns die restlichen Lebensmittel. Erwähnenswert ist der Ketchup; was wären wir ohne ihn? Nachdem wir unser Gepäck in das Haus transportiert hatten, kümmerten sich ein paar Jungs um die Spaghetti. Danach machten sich manche Leute auf, den Ort zu erkunden. Doch ich will noch ein paar Worte zu der chaotischen Nacht verlieren: Es war wirklich nicht witzig, die Treppe aus Platzangst andauernd hoch und runter zu laufen! Es war auch nicht angenehm den Kopf in den Eimer zu hängen. Außerdem habe ich wirklich nichts mehr gesehen! Wart ihr schon mal in meiner Lage?!?!?! Am nächsten Morgen duschte ich jedenfalls erstmal ausgiebig, so daß nur noch der nächste richtig warmes Wasser hatte. Das Frühstück konnte ich nicht beurteilen, da ich es nicht fertigbrachte meinen Magen zu strapazieren. Gott, tat mir der Kopf weh! Man fühlte sich sehr glasig. (Eigenartigerweise fehlen in dem Bericht Angaben zur Ruderstrecke an diesem Tag. die Red.) Als wir am Nachmittag in Kienitz ankamen, sahen wir den alten Flußmeister, der uns die Unterkunft in der alten Flußmeisterei gewährte. Nach und nach merkte jeder , daß er schon am Nachmittag blau war. Leider bekam ich nicht mit wie er unseren antialkoholischen Stefan in in eine Kneipe abschleppte. Als sie dann wohl in die nächste kneipe weiterzogen, kamen unsere Jungs und halfen Stefan seine Biere auszutrinken. Der Opa war mittlerweile so zu, daß er es nicht mehr merkte. Als wir alle zurückkamen, wurden wir noch auf ein zimmerwarmes Bier in sein Büro eingeladen. Dann legten wir uns schlafen. Am nächsten Morgen bekamen wir zum Frühstück frische, weichgekochte Eier. Dann waren die letzten 32 km auf der Oder angesagt. Im Gegensatz zu den anderen Tagen war es sogar relativ warm (Stefan ruderte sogar im Unterhemd). Die Oderstrecke verging wie im Flug und bei dem Teufelskilometer 666 steuerten wir die Schleuse Hohensaaten an. Danach ruderten wir auf einem sehr langweiligen Kanal zum Schiffshebewerk Niederfinow. Dort wurden wir 34m in die Höhe gehoben. Von dort waren es noch 7 km bis zu dem Kanuclub in dem wir unterkamen. Dort wurde vor dem Essen noch ein Fußballspiel veranstaltet. Dann gab es schon wieder Spaghetti. Als wir im Fitnessrau waren, wo wir schliefen, versuchten verschiedene Leute das 50 kg Gewicht zu stemmen. Wie das Leben so ist; manche schaffen es, manche auch nicht. (Stefan schaffte es jedenfalls nicht). Fünf Ruderer entschlossen sich die Nacht im Freien zu verbringen (Schlafsacktest). Am nächsten Morgen wurden wir sehr ruppig geweckt. Irgendjemand schaltete das Radio dermaßen laut an, daß man direckt einen Schock bekam. Doch man gewöhnte sich schnell daran, weil es in dem Raum dunkel war, so daß man gut weiterschlafen konnte. Leider wurde das (durch Stefan) gestört, da (er) das Licht angemacht wurde (hat). wir frühstückten, räumten auf und ruderten schließlich weiter. Es war eine sehr entspannende 50 km Tour, da wir nicht unter Zeitdruck standen. Wir legten sogar einmal an, woraus eine 1,5 stündige Pause wurde. Unser Boot wurde 10 km von Stefan alleine weiterbefördert, was sehr schön war, weil wir uns bei Rias 2 und Thilos Gummibärchen in der Sonne entspannten. Die letzten 11 km steuerte Stefan, wo er es schaffte einen Ausleger auf die gleich Höhe wie die anderen zu bringen. Ich weiß jetzt noch nicht was er sich eigentlich bei der Anlege dachte! Da fehlte doch jeder Befehl. (Eigentlich wollte ich an den Pfosten auch garnicht anlegen, aber gegen eine plötzlich auftretende Querströmung kann man eben nichts machen ....Stefan). Er beschiß uns mal wieder um die Kilometer. Leider konnten wir ihm den einen Kilometer nicht verübeln, weil er uns so nett weiterruderte. Als wir in Birkenwerder alegten, mußten wir eine ganze Weile warten bis wir in den Raum gelassen wurden. Viele sind vor hunger fast gestorben, dennoch mußten wir auf Thilo. Er mußte sich ja noch rasieren. Wir sind Essen gegangen. Endlich gesättigt gingen wir nach einiger Zeit ins Bett. Der letzte Morgen. Diesmal verlegten wir das Frühstück ins Freie, da es relativ warm war. Leider stellten wir schon einige Tage früher fest, daß die gute “Tamara” zu Ende ging. Also mußten wir uns mit der restlichen Salami zu frieden geben. Dann brachen wir den Heimweg an. Ich schätze, daß wir, das letzte Boot, ziemlich spät ankamen, weil Herr Biastock es nicht für nötig hielt in sein Boot auch etwas Gepäck zu nehmen. Er hätte ja wenigstens den Zitronentee nehmen können! Als wir in Wannsee ankamen putzten wir die Boote und die Leute, die nicht von ihren Eltern abgeholt wurden, machten sich, wie Christoph so schön sagte, “S-Bahn-fein”.
Julia Kunkeler
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