Das Ziel der diesjährigen Sommerwanderfahrt des LRV-Berlin war die Saimaa-Seenplatte in Finnland.
Die Teilnehmer: Stefan (VL, der Schinder), Benedikt (genannt der Mülleimer, da er jedes Essen, was andere übrig ließen aß), Bobby (Don Mafiosi, wegen seiner Zigarettengeschäfte), A (Prinzessin Scherezerade, später auch Psycho) alle Potsdamer RC Germania, Isabel (Bobbys Kindermädchen), Katja (Traum der schlaflosen Nächte einiger männlicher Teilnehmer) RC Grün-Weiß Birkenwerder, Siegfried Nörgelfried) RC Köpenick, Juliana SG Diepholz , Peter (der Mann mit der Bierbüchse im Wappen) SC Narva, Christof RC Eckernförde.
Am Mittwoch vor der Fahrt holten wir den, vom Landesruderverband zur Verfügung gestellten Bus vom Leistungszentrum ab. Danach fielen wir, wie üblich, in der friedlichen Zehlendorfer Aldi-Filiale ein und verließen mit drei gut gefüllten Einkaufswagen das Geschäft. Wir wurden nicht auf polnisch verabschiedet.
Am nächsten Tag holten wir vom Leistungszentrum den Bootshänger und den D-Vierer ab. Leider gab es mal wieder Probleme mit der Hängerelektrik. Nach längerer Suche gelang es uns eine Werkstatt zu finden, die unseren Hänger wieder in verkehrsicheren Zustand versetzte.
Nun ging es zum Ruderclub Narva, wo wir die beiden Zweier (Von Narva und von Köpenick) zuluden. Leider fehlten beim Laden wieder einige der ortsansässigen Teilnehmer, dafür war aber Christoph vom Ruderclub Eckernförde pünktlich zum Aufladen erschienen.
Während der Bootshänger bereits am Morgen gen Rostock startete, fuhr der zweite PKW erst gegen Mittag ab. Die Trailerfahrer erreichten Trelleborg eine Viertelstunde nach dem später gestarteten PKW, dieser hatte allerdings die neue Schnellfähre von Rostock nach Trelleborg genommen. In Rostock hatte er noch die letzte auswärtige Teilnehmerin (Juliana vom RC Diepholz) vom Bahnhof abgeholt.
Wieder glücklich vereint machten wir uns daran am Abend noch ein gutes Stück näher an Stockholm heranzukommen. Mit Einbruch der Dunkelheit fanden wir einen Campingplatz, auf dem wir wieder unsere Rangierfähigkeiten mit einem Hänger beweisen konnten. Am nächsten Morgen hatten wir noch 500 km bis Stockholm zu bewältigen. Selbst die Trailerbesatzung hatte noch genug Zeit unterwegs ein Luftwaffenmuseum zu besichtigen.
Die lange Fahrt wurde durch ansprechende Lektüre aus intellektuell hochwertigen Zeitungen (wie Bravo-Girl und JoJo) überbrückt. Benedikt und Bobby lasen die Liebesgeschichten mit verteilten Rollen, so daß der VL völlig entnervt um Ruhe bat.
Um 20 Uhr trafen wir uns wieder alle am Kai des Stockholmer Fährhafens um nach Turku überzusetzen. Nachdem wir unsere Kabinen im untersten Deck bezogen hatten (unter dem Autodeck) stürzten wir uns auf das skandinavische Büffet, sieben Decks über unseren Kabinen. Wir probierten Reinhard Mey´s “Schlacht am kalten Büffet” möglichst gerecht zu werden. Wir danken den Spendern die uns diesen Luxus ermöglicht haben.
Hier wurde auch A´s Wesen sogleich von der Kellnerin, die uns die Getränke brachte, erkannt.
Nachdem wir noch einen Verdauungsspaziergang über das Schiff gemacht hatten und dabei die grandiose Aussicht über die Stockholmer Schären genoßen hatten, verzogen sich die meisten Teilnehmer in ihre Kabinen.
Am frühen Sonntagmorgen sahen wir den Hafen von Turku. Nun hatten wir noch 450 km bis zu unserem Startpunkt in Puumala zu fahren. Die in der Küstenregion noch recht häufigen Höfe wurden immer seltener, je näher wir unserem Ziel am Saimaasee kamen. Die finnischen Straßen waren in gutem Zustand, führten aber über viele Hügel hinweg, die unserem leicht untermotorisierten Zugfahrzeug einige Probleme bereiteten. Nachdem wir 20 km nach dem Ortsschild von Puumala endlich die ersten Gebäude sahen, bekamen wir zum ersten Mal eine Vorstellung davon, was man unter einer Streusiedlung versteht, dies sollte uns im weiteren Verlauf der Fahrt dem VL noch einige Probleme bereiten.
Der Campinplatz lag “etwas” außerhalb des “Ortkerns” direkt am Wasser. Wir bezogen unsere Campinghütten und während einige das Abendessen (frische Pilze) bruzelten, machte der Rest die Boote ruderfertig.
Gegen Mitternacht saßen wir beim Licht der untergehenden Sonne am Strand und probierten ein paar viel zu schwere Glasflaschen vor Beginn der Fahrt zu leeren.
1. Rudertag, Montag 15.7.
Zunächst ging es darum unsere Boote massiv zu überladen. Neben einer komplett ausgestatteten Fahrtenküche (mit Tisch und vier Stühlen) hatten wir Essen für knapp zwei Wochen, 5 Zelte, die Fahrtentoilette (Klappspaten), die Bunkerreserve und daß was die 10 Teilnehmer für das allernotwendigste hielten (Kuscheltiere, diverse Kosmetikartikel u.ä.).
Bereits auf der ersten offenen Wasserfläche hatten alle Boote mit Wind und Wellen zu kämpfen. Bereits hier zeigte sich, daß der Dreier für diese Gewässer nur bedingt geeeignet war.
Wir fuhren den ganzen Tag durch eine einsame, dichtbewaldete und felsige Landschaft nordwärts. Dank unseres GPS-Gerätes fanden wir den Ort Sulkava (die nächste Streusiedlung) zwar auf Anhieb, aber wir hatten etwas zu suchen um den Campingplatz zu finden.
Da wir am Nachmittag bereits mehrere Regenschauer abbekommen hatten, nahmen wir uns wieder zwei Campinghütten. Während auf der Terasse probiert wurde die Kleidung zu trocknen, wurde drinnen das Essen für die hungrige Meute bereitet.
2. Rudertag, Dienstag 16.7.
Das Wetter am Morgen war recht mässig, aber regnete noch nicht, der Wind blies leider unverändert stark aus Westen. Bereits kurz nach dem Start bereitete die Überquerung einer nur mittelgroßen Wasserfläche dem Dreier große Probleme.
Am Nachmittag störten uns die immer wiederkehrenden Schauer. Am heutigen Ziel in Savonlinna wurde die Suche nach dem Campingplatz zu längerem Fußmarsch des VL bis er den Campingplatz auf einer Hügelkuppe fand. Der anschließende Gepäckmarsch zur letzten freien Campinghütte des Platzes, zeigte daß es günstiger wäre, wenn jeder sein Gepäck mit einem Mal tragen könnte. Für die KOKO-Beutel brauchte ihre Besitzerin drei Fuhren, um sie zu transportieren. So mußten wir die 1,5 km lange Strecke vom Anlegeplatz zur Hütte sehr häufig zurücklegen. Lästig war es besonders, wenn die wichtigsten Sachen der Fahrtenküche im Boot vergessen wurden und man nur für Kleinigkeiten wieder den Berg runter mußte.
An diesem Abend verschwanden alle recht schnell in den Kojen. Für unser junges Glück hatten wir sogar ein Ehebett organisiert.
3. Rudertag, Mittwoch 17.7.
Mit Booten fuhren wir in den Ortskern von Savonlinna, wo wir zunächst den Proviant vervollständigten und anschließend die Festung Olavinna (leider keine Folterkammer) besichtigten. Da Touristenattraktionen in dieser Gegend eher dünn gesät sind, wimmelte es auf der Festung von Besuchern. Bobby war schlau genug die englische Führung zu nehmen, während wir uns in einer deutschen Massenführung fast zu Tode trampeltenVon den Türmen der Burg hatten wir einen Ausblick über die Weite der Seenlandschaft.
Nach diesem kulturellen Exkurs begann die heutige Tagesetappe erst am Nachmittag. Die Umrundung der Festung auf dem Wasserweg führte beinahe zum Zusammenstoß mit einem Motorboot, das mit der Strömung um eine Ecke schoß, während wir uns mühsam gegen die Strömung aufwärts arbeiten mußten.
Nach dem Ort fuhren wir über den Haukivesi, einen riesigen, aber mit Inseln übersäten See. Da ein Teil des Sees Naturschutzgebiet ist, wurde es hier sehr einsam. Es lagen nur wenig Hütten am Wasser.
Direkt außerhalb des Naturschutzgebietes fanden wir einen idealen Campingplatz. Ein wunderschöner Sandstrand mit einer kleinen Wiese dahinter. Während das Abendessen (mal wieder Fertignudeln von Aldi) bereitet wurde, probierten wir unsere neue Ausrüstung aus. Das große Moskitonetz wurde an einen Baum gehängt, vier bis fünf Leute konnten problemlos darin sitzen und waren vor den Quälgeistern geschützt. Der Rest setzte auf diverse chemisch-biologische Kampfstoffe, mit sehr mäßigem Erfolg.
Als dann noch einige Schauer niedergingen kam auch noch unser Tarp (eine große Regenplane, die zwischen die Bäume gespannt wird) zum Einsatz.
Trotz des durchwachsenen Wetters ließen wir den Abend am Lagerfeuer ausklingen.
4. Rudertag, Donnerstag, der 18.7.
Nachdem der VL den D-Vierer notdürftig mit etwas Klebeband abgedichtet hatte, zog er heute weniger Wasser. Es ist erstaunlich, daß sich die vorherigen Nutzer nie über den Zustand des Bootes beschwert hatten, sonst hätte man vor der Fahrt etwas machen können.
Bereits eine Stunde nach dem losfahren, war erst einmal wieder Schluß. Der Dreier kam nicht über eine eigentlich recht kleine offene Wasserfläche. Die ersten beiden Boote hatten “Inselhüpfen” gemacht und lagen hinter der windigen Stelle, während der Dreier davor lag.
Nach dieser längeren Zwangspause ging es dann doch weiter. Allerdings kam es immer wieder zu Problemen mit dem Dreier und in der Folge auch zu Diskussionen, wie man ein solches Boot überhaupt mitnehmen könne. Durch die Absage des Potsdamer Bootes wurde zusätzlich Peters Zweier mitgenommen, der Dreier wäre auf jeden Fall dabeigewesen. Obwohl der Dreier eine Abdeckung hatte, Peters Zweier dagegen offen gefahren wurde, hatte nur der Dreier ständig Probleme. Es war deutlich zu erkennen, daß man mit einem solchen Boot auf gar keinen Fall auf eine Wanderfahrt auf einer Seenplatte hätte gehen dürfen.
Dies wurde dem Obmann, der dieses Boot mitgebracht hatte leider erst in Finnland klar.
Recht spät am Abend erreichten wir Varkaus und fanden diesmal auch relativ problemlos den Campingplatz. Obwohl am Nachmittag das Wetter besser geworden war, leisteten wir uns noch einmal den Luxus von zwei Hütten.
Diesmal bekamen die älteren Teilnehmer, die Hütte, die näher am Wasser lag. Die letzten Tage hatten sie sich beschwert, daß sie immer weiter laufen mußten. Leider war ihnen nicht ganz klar, daß dann natürlich auch in ihrer Hütte gekocht wird. Alle, bis auf einen, hatten sich in die Kneipe des Campingplatz verzogen, um noch schnell ein paar Bier zu bekommen, bevor die Kneipe zumachte.
Nach dem Abendessen (erwähnte ich schon, daß es Nudeln gab) wurden Ansichtskarten geschrieben, Skat gespielt und die letzten Weinvorräte aufgebraucht.
5. Rudertag, Freitag der 19.7.
Heute stand uns die erste finnische Schleuse bevor. Wir mußten kaum warten und konnten sehr schnell in die Schleuse einfahren. Wir legten uns ziemlich weit nach hinten und das war gut so. Bei einer Schleusenhöhe von ca. 7 Meter wurden einfach die vorderen Tore einen halben Meter weit aufgemacht, so daß ein riesiger Wasserfall von vorne in die Schleuse stürzte.
Kurz nach der Schleuse vertäuten wir unsere Boote und gingen nach Varkaus einkaufen. Der Ort ist eine der häßlichsten Industriestädt, die wir jemals gesehen hatten. Kommentar von Peter: “Das ist ja schlimmer als in Eisenhüttenstadt”. Vor allen der bestialische Gestank, der über der Stadt lag, ließ nur ein paar schnelle Einkäufe zu und dann ging es zurück zu den Booten.
Wir hatten ruderisch heute zum ersten Mal etwas neues ausprobiert. Die beiden Zweier fuhren jeweils vollbesetzt (Peter war bisher Zweier ohne gefahren), dafür fuhr der D-Vierer als Dreier mit Steuermann und Erich, dem roten Sack auf Platz 2. Dadurch landete jetzt endgültig alles allgemeine Gepäck, die Fahrtenküche und alle Lebensmittel im Vierer, aber dadurch wurden die Zweier entlastet und Peter kam wenigstens auch mal zum Steuern. Diese Zusammensetzung behielten wir für den Rest der Fahrt bei.
Heute hatten wir kaum mit Wind und Wellen zu kämpfen, dafür umso mehr mit Gegenströmung. Die kanalartigen Stücken bei Varkaus waren lediglich unangenehm. Sie waren nicht sehr lang und es strömte mit ca. 4 km/h gegen uns. Aber bei Leppävirta war das Strömungstück ca. 10 km lang und an den übelsten Stellen strömte es mit etwa 7 km/h gegen uns.
Als wir endlich die Schleuse bei Konnus erreicht hatten, war besonders die Mannschaft in Siegfrieds Dreier am Ende ihrer Kräfte.
Dafür spielte das Wetter den ganzen Tag mit. Es wurde warm und sonnig und den ganzen Tag fiel kein Regen.
Die abendliche Zeltplatzsuche gestaltete sich etwas schwieriger als erwartet, da sich partout keine geeignete Anlegestelle finden wollte, an der keine Hütte stand. Der Vorschlag von Benedikt und Bobby, dann doch einfach bis Kuopio weiter zu fahren, gegen 3 Uhr früh wären wir doch da und dunkel würde es doch sowieso nicht, fand außerhalb des D-Vierers keine begeisterte Zustimmung. Auch die Aussicht, daß wir dadurch einen Tag gewonnen hätten, den man dann als Pausentag benutzen könnte, machte die Sache für die anderen Teilnehmer nicht besser.
Schließlich überzeugte Siegfried ein freundliches finnisches Ehepaar, daß wir auf der Auffahrt zu ihrem Ferienhaus zelten könnten.
Bei Sonnenuntergang (so gegen 23 Uhr) hatten wir unsere Zelte aufgebaut und es gab Abendessen (mal wieder Nudeln).
6. Rudertag, Samstag 20.7.
Da unsere Essensvorräte nicht reichten (keine Angst Nudeln waren noch genug da) wurde diesmal der D-Vierer nach Kuopio vorgeschickt um einzukaufen, die anderen konnten direkt zum Campinplatz fahren. Da das D-Boot mit Benedikt, Bobby, Isabel und Stefan besetzt war, flog es tief und war drei Stunden vor den anderen in Kuopio. Kurz vor Kuopio war die drei Potsdamer der Meinung man müßte mal einen 500m-Sprint durchführen, mit dem GPS-Gerät wurde Zeit und Geschwindigkeit aufgenommen (unter zwei Minuten mit fliegendem Start).
In Kuopio fanden wir einen zentralen Steg, an dem die Bevölkerung ihre Teppiche im See wusch. Dort legten wir an. Benedikt und Stefan gingen einkaufen.
Abends am Campinplatz trafen wir unsere anderen Boote wieder.
Der Campingplatz von Kuopio ist berühmt, er ist sehr groß und gilt als einer der besten von Finnland. Uns sagte er dagegen weniger zu, er erinnerte zu sehr an einen Club “Robinson”. Auf Zelten war man kaum eingerichtet, Hütten und Wohnwagen dominierten. Da das Wetter super war, wollten wir aber zelten, um die Fahrtenkasse nicht noch mehr zu strapazieren.
Das Abendessen war diesmal ziemlich ungewöhnlich für eine solche Wanderfahrt, es gab Kottlett und sogar frischen Tomatensalat dazu. (Der Luxus in Finnland ist nicht etwa das Fleisch, sondern das Gemüse.)
7. Rudertag, Sonntag 21.7.
Am Morgen ging es zeitig mit dem Boot nach Kuopio, wieder an den Teppichwäschersteg, da wir auf den Aussichtsturm von Kuopio wollten. Während A als Bootswache zurück blieb, machten wir uns auf dem Weg zum Aussichtsturm. Dieser liegt etwas außerhalb, so daß wir erst mal einen 5 km Marsch zu bewältigen hatten, zum Schluß noch einen kleinen Berg hoch.
Die Aussicht vom Turm war die Mühe allerdings wert. Man konnte kilometerweit über die Seen- und Waldlandschaft blicken. Außerdem sah man von oben auf die Skisprungschanzen, wo gerade Sommerskispringen gemacht wurde.
Gegen Mittag ging es daran die heutige Etappe zu bewältigen.
Auf unserem Weg nach Norden überschritten wir als nördlichsten Punkt, für einige Kilometer den 63. Breitengrad.
Während die Gegend südlich von Kuopio mit vielen Datschen für finnische Verhältnisse sehr bevölkert ist, fuhren wir jetzt, nur wenige Kilometer nördlich von Kuopio durch extreme Einsamkeit, selten sah man eine Hütte. Die Gegend war hier auch rauher und felsiger, die Ufer hatten hier kaum Stellen, wo man hätte anlegen können. Wir waren froh, daß wir hier kein Quartier suchen mußten, das wäre schwierig geworden.
Als wir vom Muruvesi südwärts abbogen um zum Campinplatz nach Riistavesi zu kommen, wurde die Landschaft schlagartig lieblicher. Flache Ufer und Schilfzonen traten an die Stelle der Felsen.
In Riistavesi angekommen, machte sich der VL auf die Suche nach dem Campinplatz. Leider beging er dabei den Fehler in ein Auto von ein paar freundlichen Finnen zu steigen, die im angeboten hatten, ihn zum Campinplatz zu bringen. Leider sprachen diese Finnen außer Finnisch keine andere Sprache, so daß der VL sich völlig unerwartet am Campingplatz von Riistavesi wiederfand, ca. 12 km von der Bootsanlegestelle entfernt. Für den Rückweg fand sich leider kein Auto was ihn mitnahm, so daß er einen längeren Abendspaziergang machen mußte.
Nachdem der vermißte VL sich wieder angefunden, wurde eine Abordnung zum nächsten Bauernhof geschickt. Die Bauern ließen uns auf einer Wiese neben ihrem Haus zelten. Peter und Siegfried konnten es sich sogar im Vorraum der Sauna gemütlich machen.
Die Einheimischen gaben uns noch wervolle Tips für die schwierige Strecke am nächsten Tag. Die behielt der VL allerdings teilweise für sich, um die Mannschaft nicht bereits vor den problematischen Stellen nervös zu machen.
8. Rudertag Montag der 22.7.
Nachdem wir uns herzlich von unseren finnischen Gastgebern verabschiedet hatten, fing die Ruderetappe zunächst harmlos an. Über eine kleine Seenkette ging es südwärts. Die Landschaft erinnerte hier zunächst eher an Mecklenburg.
Aber irgendwann ging es nicht mehr weiter, der See war zu Ende. Der VL stieg aus um den Umtrageweg zu suchen. Es gab zwar einen kleinen Zufluß, aber selbst unter Zuhilfenahme einiger Motorsägen wäre dieser vollkommen zugewachsene Bachlauf nicht fahrbar zu bekommen gewesen. Nach einiger Zeit brach der VL wieder durchs Unterholz und dirigierte die Boote an eine Stelle etwa 100m rechts von der Bachmündung. Hier sei der beste Umtrageweg. (die Formulierung “beste” ist rein relativ).
Wer schon einmal die Schwentine gefahren ist, hält sich vielleicht für einen Profi in Sachen Boote umtragen, wir wissen es jetzt besser, alles Amateure. Die dortigen Umtragestellen sind geradezu luxoriös.
Es mag sein das in grauer Vorzeit mal jemand ein Kanu über diesen Weg umgetragen hatte. Der Weg führte zunächst durch etwa 1,5 hohes Gras und Kraut, um dann in einen Sumpf überzugehen, bei dessen Überquerung man bereits ohne Gepäck fast versank. Die Einsatzstelle war definitiv zu eng für Ruderboote, es standen Weidenbüsche im Weg. Zunächst ging es darum den Weg auf zwei Meter zu verbreiteren. Zwei Mann mit Paddelhaken als Machete machten sich daran das Gestrüpp wegzuschlagen (kostete uns leider einen Paddelhaken). Zwei weitere fingen an die Weidenbüsche an der Einsetzstelle zu roden (beim Wanderrudern sollte man immer Axt und Säge dabei haben). Der Rest baute durch den Sumpf einen Knüppeldamm. Holz lag im Wald genug herum. Nachdem wir knapp 2 Stunden in der sengenden Sonne geschuftet hatten, war der Weg halbwegs gangbar.
Der blöde Spruch des VL: “Jetzt wist ihr warum die Amis in Vietnam solche Probleme hatten” motivierte zwar auch nicht gerade, traf aber die Sache ungefähr. Wir standen im Sumpf unter ständiger Belästigung von Hunderten von Mücken und Bremsen und probierten einen Weg durch die Wildnis zu schlagen.
Das Umtragen selbst wurde dann auch noch einmal zur Tortur, trotz des Knüppeldamms versank Benedikt an einer Stelle bis zum Knie im Sumpf.
Nachdem wir viermal mit dem Gepäck und dreimal mit den Booten gelaufen waren, hatten wir es geschafft, wir waren im nächsten See.
Leider erwähnte der VL erst jetzt, daß wir gleich noch einmal umtragen müßten, dann hätten wir die Wasserscheide aber endgültig überwunden.
Nachdem wir etwa 300 Meter gerudert waren ging es wieder an Land. Nachdem die Ausfahrt aus dem See für unfahrbar befunden worden war (verrohrte Brücke, sonst hätte man wenigstens treideln können), luden wir wieder unsere Boote aus. Diesmal gab es als Aussetzstelle allerdings einen Strand und zum wiedereinsetzen sogar einen Steg. Der Umtrageweg ging diesmal über eine abgeerntete Wiese und eine kleine Straße. Die Umtrage an der Fleeter Mühle in Mecklenburg ist ähnlich unschwierig, wenn auch diese finnische Umtrage etwas länger war.
Die Mannschaft war danach soweit, daß sie eigentlich sofort ihre Zelte aufbauen und keinen Meter weiter rudern wollte, aber der VL trieb sie weiter.
Etwa 15 Kilometer wurde noch gerudert, dann hatte der VL Mitleid mit seiner Mannschaft und legte nach einiger Suche an einem Strand an, an dem eine größere Anzahl Motorboote lag. Nach finnischem Recht ist so ein Quartier natürlich nicht erlaubt, aber wir fanden nichts besseres und mit der geschwächten Mannschaft wären wir auch nicht mehr sehr weit gekommen.
9. Rudertag, Dienstag, der 23. 7.
Trotz der Anstrengungen des Vortages wurde früh geweckt. Es sollten einige der fehlenden Kilometer wieder aufgeholt werden. Als Ziel war eine Schleuse mit Kiosk angekündigt. Das versprach ein Minimum an Zivilisation.
Zunächst hatten wir einen finnischen Kanal zu durchqueren. Wir bekamen zum ersten Mal eine Vorstellung, was in Finnland unter “Kanal” laufen kann. Die vermeintliche Brückendurchfahrt entpuppte sich als 20 m langes Wellblechrohr mit 2m Durchmesser.
Der nachfolgende See bereitete dem Dreier wir einige Probleme, aber die Probleme des D-Vierers nahmen langsam zu. Der Steuermann war praktisch pausenlos mit Schöpfen beschäftigt, da die notdürftige Klebebandreparatur sich aufzulösen schien.
An der Schleuse von Varistaipale angekommen holten wir unsere Boote über einen, leider recht schmalen Schwimmsteg aus dem Wasser (Bobby ging unfreiwillig baden) und der Vierer wurde zur Reparatur aufgebockt. Nachdem er etwas getrocknet war, gingen Peter und Siegfried daran, den Kiel zu kleben.
Der Abend wurde in einem der typischen finnischen Kramläden beschloßen. Hier kann man nicht nur Lebensmittel einkaufen, sondern diese Läden sind auch Kneipe und Cafe.
10. Rudertag, Mittwoch, der 24.7.
An diesem Tag hatte der VL unseren Pausentag eingeschoben. Hauptsächlich um die geschwächte Mannschaft wieder etwas zu Kräften kommen zu lassen, aber auch um das Laminat am Vierer trocknen zu lassen.
Die Leute die keinen Pausentag benötigten wollten zu einem nahegelegenen Kloster rudern. Zu unserem Erstaunen brauchten plötzlich einige Leute keine Pause, die vorher diesen Eindruck gemacht hatten. So fuhren wir am frühen Morgen mit beiden Zweiern durch die Schleusentreppe von Varistaipale (4 Schleusen und etwas später noch eine Doppelschleuse), den Varistaipalekanal aufwärts zum Kloster Neu-Valamo.
Das Kloster Alt-Valamo liegt im Ladogasee und mußte im Zweiten Weltkrieg von den Mönchen fluchtartig verlassen werden. Neu-Valamo ist auf einem altem Gutshof erbaut, die meisten der Hauptgebäude sind Neubauten. Im fehlt deshalb etwas der Charme eines richtigen, alten ortodoxen Klosters. Es ist aber trotzdem seheneswert.
Zunächst mußten wir uns allerdings klosterfein machen, kurze Hosen und das Rauchen auf dem Gelände war selbstverständlich verboten. Nur ist es bei 30 Grad im Schatten nicht so toll in langen Hosen rumzurennen.
Da die deutschsprachige Führung erst am Nachmittag stattfand, mußten wir uns in Geduld üben. Während der Wartezeit bot sich natürlich die Klostergaststätte an.
Da man in einem Kloster natürlich sozial denkt, gab es für Kinder einen Rabatt von 50% am Büffet. Bobby und Benedikt gingen noch als Kinder durch, fraßen aber Portionen für jeweils drei bis vier Erwachsene. Auch waren wir uns nicht zu fein sechsmal ans Büffet zu gehen um Nachtisch zu holen. Auch dem selbstgebrauten Klosterbier wurde eifrig zugesprochen. Angesichts der saftigen Eintrittspreise betrachteten wir das als Wiedergutmachung.
Die anschließende Klosterführung war interessant. Der Verdacht, daß die Mönche sich sehr gut vermarkteten war uns bereits vorher gekommen, aber bei der Führung wurde per Multi-Media-Show zunächst auf das Klostereigene Hotel verwiesen. “Die Mönche würden sich freuen, wenn sie länger als eine Nacht blieben”. Dann wurden Schiffstouren mit dem Klostereigenen Rundfahrtsschiff angeboten, danach wurde noch auf den Klosterladen (Kitsch in großen Posten) und auf die, von uns bereits ausreichend geschädigte Klostergaststätte verwiesen.
Der Mönch der die Führung machte, hatte am Gürtel seiner Kutte ein TelMi stecken und verabschiedte uns mit den Worten: “Tschau und Gottes Segen”.
Der Rückweg mit dem Boot artete zu einem Rennen aus, bei dem uns Bobby und Benedikt bewiesen, daß man mit einem gesteuerten schweren Zweier durchaus schneller sein kann, als mit einem leichten Dreier.
Beim Abwärtsschleusen durch die große Schleusentreppe wurden wir vom Rest unser Mannschaft begrüßt, die uns während des schleusens sogar mit Eis versorgte (Straflage für das Nichterscheinen zum Aufladen).
Das Fehlen von A und Katja ließ zunächst bei einigen einen gewissen Verdacht aufkommen, der aber von Katja kurz darauf auf das Heftigste dementiert wurde.
Den Abend verbrachten wir wieder in der Kneipe vom Vorabend. Was uns vorher bereits aufgefallen war, bestätigte sich wieder, der Wirt konnte überhaupt nicht kopfrechnen.
Benedikt erhielt einmal mehr Wechselgeld zurück, als er bezahlt hatte. Auch beim Bier war die Preisgestaltung nicht ganz zu verstehen. Scheinbar wechselte sie nach Laune oder Alkoholisierungsgrad des Wirtes.
11. Rudertag, Donnerstag, der 25.7.
Da wir immer noch hinter unser Zeitplanung zurücklagen, sollte heute etwas aufgeholt werden.
Leider war es für den Dreier wieder ein Problem den Kermajärvi zu überqueren, so dass die anderen Boote sehr lange warten mußten. Nach passieren der Schleuse Karvio ging es dann aber recht gut weiter. Wir hatten einige engere kanalartige Durchfahrten in denen teilweise starke Strömung mit uns war. Irgendwann mussten wir die Höhenmeter, die wir zum Anfang der Fahrt aufwärts gefahren waren, wieder runterfahren. In der engen, sehr gewundenen Fahrrinne zu bleiben, war aber teilweise Schwerarbeit für die Steuerleute.
Nachdem wir die Schleusen Kerma und Vihovuonteen sogar noch vor der Mittagspause passiert hatten, glaubten wir alles geschafft zu haben, als der Steuermann plötzlich fragte: “Was soll den die grüne Ampel am Ufer? Gibt´s hier noch eine Schleuse?”
Es gab keine Schleuse, es wäre besser gewesen, wenn es eine gegeben hätte. Gleich nach dem Zeichen einschiffige Strecke nahm die Strömung plötzlich rasend zu und wir schoßen in eine Engstelle. Das Schild Fahrwasserrichtung interpretierte unsere Steuerfrau leider falsch so daß wir, statt in den Kanaldurchstich in den Flußlauf fuhren. Eine sehr hektische Wende in voller Strömung und danach aufwärtsfahren gegen die Strömung war die Folge. Wir konnten gerade noch unsere nachfolgenden Boote davon abhalten ebenfalls falsch zu fahren. Die Beschilderung war wirklich mißverständlich und der Kanal ist sehr schmal, während der Flußlauf groß, breit und einladend aussieht.
Die heutige Etappe lief wieder durch völlig einsames Gelände, außer an den Schleusen sahen wir kaum ein Haus und außer einem Rundfahrtsdampfer sahen wir auch fast keine anderen Boote. Die Berge wurden wieder etwas höher, Felsen ragten schroff aus dem Wasser, aber die Seen blieben jetzt meist recht schmal, was uns nur zu recht war, es bedeutet ,dass selbst auf den Seen die Strömung zu spüren war.
Zu Erstaunen einiger Teilnehmer brach der VL die Tagesetappe weit vor dem angekündigten Ziel ab. An einem schönen Sandstrand wurde angelegt und sofort sehr hektisch begonnen das Tarp aufzubauen. Wenige Minuten nachdem es stand, brach auch schon das Gewitter los. Einige Zelte standen auch schon, aber die gesamte Mannschaft hockte unter dem Tarp und wartete. Nach etwa zwei Stunden war es vorbei. Fast die gesamte Mannschaft zog in den Wald um etwas fürs Abendessen zu suchen. Die Ausbeute an Pilzen war zwar nicht schlecht, aber reichte kaum für die gesamte Mannschaft. Außerdem hatten einige schon gegessen, als die erfolgreicheren Pilzesucher endlich zurück zum Lager kamen. Wenigstens der Blaubeernachtisch war reichlich.
Am Abend wurden von A aus Frust zwei Schachteln Zigaretten verbrannt, die restlichen konnten Bobby und Benedikt retten indem sie sie ihm abkauften 2 DM die Packung. Da beide nicht daran glaubten, daß A es als Nichtraucher lange aushalten würde, waren sie relativ sicher ihm die Zigaretten in ein paar Tagen wieder verkaufen zu können.
Um Katja noch mehr zu imponieren war A dann der Meinung er müßte sich mit Benedikt prügeln. Ich weiß nicht, ob Katja beeindruckt war, vielleicht steht sie auf Verlierer.
12. Rudertag, Freitag, der 26.7.
Am nächsten Tag präsentierte unser Obersimulant A seine angeblich bei der Prügelei verletzte Hand. Die Symptome die er anführte waren aber eher die einer Sehnenscheidenentzündung. Ich wußte noch gar nicht, daß man durch eine Prügelei eine Sehnenscheidenentzündung bekommen kann, außerdem war natürlich keine Schwellung zu sehen. Da wir die nötigen Medikamente für einen solchen Fall (1 l Rizinusöl einflößen) nicht dabei hatten mußten wir uns mit Mobilat begnügen.
Nachdem unser Hypochonder weiter nölte, kam der VL auf eine geniale Idee: “Also A, kein Problem heute abend sind wir in einer Stadt, da können wir zum Arzt gehen. Such doch schon mal deinen Auslandskrankenschein heraus.”
As Antwort war wie vom VL erwartet:” Jetzt wo du es sagst fällt mir gerade ein, daß ich den vergessen habe”.
Damit war dem VL klar, daß es As Hand spätestens am Abend besser gehen würde.
Leider glaubte der Obmann (so ziemlich als einziger) in As Boot die Geschichte mit der Hand und setzte ihn fast die gesamte Strecke ans Steuer, so daß Katja das Boot fast alleine ziehen mußte.
Auch heute führte die Strecke wieder durch völlige Einsamkeit, abseits der offiziellen Routen. Der Blick der Steuerleute war immer nervös auf das Wasser gerichtet, da praktisch überall irgendwelche Felsen im Wasser liegen konnten, auf die das Boot hätte aulaufen können.
Gegen Mittag erreichten wir den Enonvesi/Pyyvesi einen riesigen, langgestreckten See an dessen Ende das heutige Etappenziel Savonranta lag.
Lange Zeit glaubten wir dem aufziehenden Gewitter davonfahren zu können, aber kurz vor Savonranta erwischte es uns und wir mußten ans Ufer. Nachdem das erste Gewitter vorbei war und das nächste noch ein Stück entfernt, ruderten wir schnell die letzten drei Kilometer bis zum Jachthafen. Hier durften wir unsere Zelte aufbauen und sogar die überdachte Grillstelle benutzen. Kurz vor Ladenschluß kauften wir schnell noch Lebensmittel ein.
Hier kam es dann zum nächsten Auftritt mit A. Nicht nur daß er eine halbe Stunde brauchte um ein paar Fahrtenküchensachen aus den Booten zu holen, was er augenscheinlich die ganze Fahrt noch nicht gemacht hatte, er fing auch noch an zu prahlen wie gut er das Boot gezogen habe (auf den letzten 8 km, da war die Hand schlagartig wieder in Ordnung). Als er dann auch noch ständig im Weg rumstand setze ihn der VL handgreiflich vor die Tür und meinte er solle erst wiederkommen, wenn er seine Lügenmärchen bleiben lasse.
Dies veranlaßte A sich mit dem größten Küchen-messer in der Hand auf den Steg zu stellen und zu drohen er bringe sich um, wenn der VL sich nicht bei ihm entschuldige.
Bisher gingen wir immer davon aus einen harmlosen Idioten dabei zu haben, inzwischen sind wir eher der Meinung eine psychatrische Behandlung wäre nötig.
Da wir weder eine Zwangsjacke, noch Psychpharmaka dabei hatten (schwerer Fehler ein guter VL sollte so etwas immer dabei haben) probierten es Bobby und Benedikt mit guten zureden. Schließlich konnten sie ihm das Messer wegnehmen. Leider wurde dieser Auftritt von den anwesenden Finnen beobachtet und wir wurden gefragt, ob wir Hilfe bräuchten, ob sie die Polizei rufen sollten. Solche Art von Aufmerksamkeit ist wirklich das letzte was wir brauchen und obwohl A sich im Laufe des Abends beruhigte, ist klar, daß er natürlich auf keine Wanderfahrt mehr mitkommt.
Am Abend wurde lange in der Kneipe des Jachthafens gesessen. Siegfried konnte sich einer finnischen Verehrerin kaum erwehren.
Die Nacht wurde etwas ungemütlich. Für etwa drei Stunden hing ein Gewitter direkt über dem Jachthafen. Die Zelte waren durch Blitze fast ununterbrochen taghell erleuchtet, dazu prasselte eine Sintflut vom Himmel und abgerundet wurde das ganze durch Sturmböen.
Im Gegensatz zum letzten Jahr hielten diesmal aber alle Zelte, bis auf einige Probleme mit dem schlechten Zeltplatz, dem man uns zugewiesen hatte.
13. Rudertag, Samstag, der 27.7.
Bei strahlendem Sonnenschein und wenig Wind überquerten wir den Paasselkä (etwa halbe Müritzgröße). An der südlichen Ausfahrt des Sees verließen wir auch wieder die offizielle Route. Die Steuerleute mußten wieder äußerst vorsichtig steuern, da direkt in der Ausfahrt Riffe sind, über die man auch mit einem Ruderboot nicht fahren kann.
Kurz darauf fanden wir auch die Einfahrt zum Raikuunkanal. Hier wurden die Durchfahrten durch Brücken oder andere Engstellen endgültig zum Abenteuer. Bei guter Strömung mit uns waren wir teilweise am überlegen, ob unsere Ausleger überhaupt durch die Brücke passen. Auch der Felsen, 5 cm unter Wasser, anderthalb Meter vom Ufer entfernt, ausgerechnet an einer Engstelle forderte die Steuerleute. Der größte Teil der Strecke war aber ruderbar, wenn auch teilweise knapp. Spreewalderfahrung kann nicht schaden.
Nach wenigen Kilometern erreichten wir wieder große Seen. Die waren aber gleich wieder so groß, daß beide Zweier Umwege fahren mußten um Kerimäki zu erreichen.
Der in Kerimäki eingetragene Campingplatz muß sonstwo liegen, jedenfalls war uns das auch egal wir machten an einem kleinen Strandbad am Rand von Kerimäki fest. Während ein Teil der Gruppe am Abend noch in die Stadt lief und eine Kneipe suchte (und auch fand) vergnügten sich die anderen auf dem Sprungturm des Schwimmbades.
14. Rudertag, Sonntag, der 28.7.
Nachdem wir am Vormittag, mit den üblichen Problemen den Puuruvesi überquert hatten, legten wir zur Mittagspause am Kunstzentrum Retretti in Punkaharju an. Da die dort ausgestellte, moderne Kunst nicht ganz unserem Kunstgeschmack entsprach und die Eintrittspreise unverschämt waren, guckten wir uns nur den in den Fels unter dem Kunstzentrum gesprengten Konzertsaal an. Wenn man durch die Lieferanteneinfahrt kommt, muß man dafür keinen Eintritt zahlen. Ansonsten kann man diesen Abstecher wirklich nicht empfehlen.
Aufgrund der ständigen Probleme des Dreiers mit dem Wind, änderte der VL spontan den Kurs und bog auf eine andere Strecke nach Westen ein, um einige größere Seen zu vermeiden.
Nach einigem Gesuche fanden wir eine Stelle, wo wor übernachten konnten. Die Zelte standen zwar sehr gedrängt und mitten im Wald, aber wir konnten unsere Boote an einem sehr schmalen Strand herausnehmen.
Ein Boot wurde noch einmal losgeschickt um irgendwo etwas Trinkwasser zu erbetteln. Leider hatten viele Hütten hier keinen Brunnen, so daß sie nach Besuch mehrerer Hütten mit nur knapp 10 l zurückkamen. Das restliche benötigte Wasser mußte mit unserem Trinkwasserfilter gepumpt werden.
Zur Feier des Tages rückte Siegfried mit zwei Büchsen Würstchen aus seiner Bunkerreserve heraus, so daß die Nudeln diesmal etwas anders schmeckten.
15. Rudertag, Montag, der 29.7.
Da wir am Vortag den eigentlich vorgesehenden Kurs verlaßen hatten, mußten wir heute sehen, daß wir unsere Route wieder erreichen. Abseits jeglicher markierten Strecken ging es durch einen unübersichtlichen Schärengarten, in dem man lediglich halbwegs sicher sein konnte die grobe Richtung zu halten. Unsere größte Sorge war, daß sich irgendeine der Durchfahrten zwischen den Inseln als Sackgasse erweisen würde. Da die Ufer teilweise 30 bis 50 m steil aus dem Wasser ragende Felsen waren, hatte man auch keinerlei Fernsicht.
Als wir endlich die weite offene Wasserfläche des Pihlajavesi vor uns sahen, glaubten wir es geschafft zu haben. In diesem Moment ging aber ein 20 minütiger Platzregen auf uns nieder, begleitet von Sturmböen, so daß wir gleich wieder hinter der letzten Insel Schutz suchten.
Nachdem sich das Wetter wieder gebessert hatte, überquerten wir den Pihlajavesi und waren damit wieder zurück auf der normalen Route.
Eigentlich hätte jetzt nichts mehr schiefgehen können, aber da die Steuerfrau des ersten Bootes sowohl die Richtungsangabe des GPS-Gerätes ignorierte, als auch die Landkarte nicht sonderlich interessant fand, verpaßten wir eine Abfahrt und umrundeten eine größere Insel auf der falschen Seite. Als wir es merkten war es zu spät um umzukehren.
Damit fiel nicht nur unsere Mittagspause in Kiviapaja aus, sondern, was viel schlimmer war der Einkauf von Lebensmitteln war jetzt auch nicht möglich. Es wäre der einzige Ort gewesen, den wir heute berühren sollten. Unsere ganze Hoffnung richtete sich darauf, daß an unserer Übernachtungstelle ein Kiosk eingezeichnet war.
Zunächst mußten wir aber die richtige Ausfahrt erst mal finden.
Kurz vor dem Ende der Fahrt mußte es natürlich noch passieren, der Dreier war etwas zu nahe am Ufer und lief auf einen Felsen auf, der nur wenige Zentimeter unter der Oberfläche lag. Nach einer sehr eiligen Anlege und einer ausführlichen Inspektion des Bootes konnte die Fahrt glücklicherweise fortgesetzt werden. Außer einigen Kratzern war das Boot unbeschädigt.
Den Kiosk fanden wir diesmal auf Anhieb, er lag wieder an einem kleinen Kanaldurchstich zwischen zwei Seen. Mit einiger Mühe gelang es uns auch unsere Boote an einem kleinen Strand herauszunehmen und einiger Meter hügelaufwärts zu lagern.
Die Wirtin des Kiosk, erlaubte uns auf einer großen Wiese zu zelten. Ansonsten war diese Frau sehr geschäftstüchtig. Sie machte allerdings auch das Geschäft ihres Lebens.
Nicht nur daß wir die gesamten Pizzavorräte vertilgten, auch der Konsum an Bier war nicht unbedeutend.
Isabel gab auch bereitwillig eine Lage für die ihre verunglückten Steuerkünste aus.
Am Abend heizten wir noch die direkt am Seeufer stehende Sauna an (keine elektrische, sondern noch eine echte mit Holz).
16. Rudertag, Dienstag, der 30.7.
Die letzte Etappe stellte eigentlich kein Problem dar, wir mußten lediglich über zwei langgestreckte Seen fahren. Da uns aber bereits nach wenigen Kilometern ein Gewitter zum Anlegen nötigte zog sich das ganze in die Länge.
Wir hatten noch Glück wir hatten direkt vor einer Hütte angelegt und das ältere finnische Ehepaar, dem die Hütte gehörte bat uns herein und bewirtete uns mit Kaffee, Tee und Knäckebrot.
Frisch gestärkt machten wir uns nach etwa einer Stunde Zwangspause, bei strahlendem Sonnenschein wieder auf den Weg. Den richtigen Abzweig fanden wir auf Anhieb, aber bald darauf hatten wir das nächste Gewitter am Hals. Diesmal gab es leider keine Hütte und unser eilig aufgespanntes Tarp wollte in den Gewitterböen nicht richtig halten.
Nach dieser weiteren Zwangspause ruderten wir, wieder bei bestem Wetter weiter. Irgendwann tauchte dann in der Ferne die Hochbrücke von Puumala auf, die wir schon vom Hinweg kannten. Zwei Kilometer vom Ziel entfernt trafen wir wieder auf unsere Route. Die riesige Umfahrt war geschafft.
Während der größte Teil der Mannschaft mit putzen und dem Aufladen des Kleinmaterials beschäftigt war, sorgte der Küchendienst für das Essen.
Das Aufladen der Boote wurde auf den nächsten Tag verschoben.
An diesem Abend hatte wir den ersten Vorgeschmack auf Zivilastion. Zum ersten Mal seit fast zwei Wochen hatten wir wieder Betten und ein Dach über dem Kopf.
Rückreisetag nach Turku, Mittwoch, der 31. Juli
Vor dem Wecken der Gruppe fuhren Bobby, Benedikt und Stefan nach Puumala-City um die Lebensmittelvorräte für die letzten Tage zu besorgen. Wir wollten auf der Rückfahrt nicht noch irgendwo einkaufen müssen. Das Angebot in den Supermärkten der prosperienden Metropole Puumala trieb uns die Tränen in die Augen. Selbst bei einigen Kiosken mitten in der Wildnis hatten wir eine bessere Auswahl.
Nach dem Frühstück wurden die Boote aufgeladen und obwohl die Obleute versichert hatten, daß alles Kleinmaterial bereits im Hänger sei, fand Katja die drei Paar Skulls des Dreiers einsam und verloren am Strand liegen. Man kann ja mal Kleinkram vergessen, aber Skulls?
Wie üblich schien sich der Obmann des Dreiers dafür auch nicht besonders verantwortlich zu fühlen, obwohl er selbst kleinste Nachlässigkeiten der anderen sofort lautstark ankreidete.
Nun konnte es endlich losgehen. Während das Hängerfahrzeug auf der kürzesten Strecke durchfuhr, machte das andere Fahrzeug einen kleinen Umweg über Lappeenranta (Isabel las nicht die Karte, aber auch Vertreter des männlichen Geschlechts gehören zum Club der Orientierungslosen.).
Um 21 Uhr fuhren wir auf die Fähre von Turku nach Stockholm. Diesmal hatten wir sogar die größere “Silja Europa” erwischt, die größte Fähre, die zwischen Finnland und Schweden verkehrt.
Dank der Spende von Frau Tietz konnten wir uns wieder das vornehme Büffet leisten.
Danach stromerten die meisten Teilnehmer über die Fähre, besuchten die 150m lange Einkaufpromenade, eine der Diskos, bzw. eine der zahlreichen Bars.
Ankunft in Stockholm, Donnerstag, der 1. August
Wir kamen pünktlich von der Fähre runter, aber die Dame vom Stockholmer Polizeiruderclub, die uns abholen wollte, kam leider später, da wir eine falsche Zeit angegeben hatten. Sie dirigierte uns durch den Stockholmer Verkehr zum Bootshaus des Ruderclubs. Ohne diese Hilfe hätten wir es kaum gefunden und wir hätten uns sonst wohl auch kaum getraut in einen Parkweg hereinzufahren, der kaum breiter als unser Hänger war.
Das Bootshaus war sehr schön eingerichtet und lag nur wenige Meter von einer U-Bahnstation entfernt. Die meisten luden nur ihre Sachen ab, um dann sofort mit der U-Bahn ins Stadtzentrum zu fahren.
Der Rest des Tages war der Kultur gewidmet: Rathaus, königliches Schloß, Vaasa- und Wikingergoldmuseum standen auf dem Programm. Am Abend fanden sich die meisten Teilnehmer im Skansen ein.
Hier konnten dann auch endlich Elche gesehen werden, während Bobby und Benedikt einen Spielplatz zum Bundeswehrübungsgelände umfunktionierten. Sie waren augenscheinlich körperlich mal wieder zu wenig gefordert gewesen.
Stockholm, Freitag, der 2. August
Der zweite Stockholmer Tag sollte für Juliane, Peter, Benedikt, Bobby und Stefan mit einer kleinen Ruderfahrt beginnen (irgendwie muß man ja Entziehungserscheinungen vorbeugen). Leider erwies sich das geborgte Boot als etwas labil, ständig lösten sich andere Teile. Deshalb wurde die Fahrt auf eine Runde um Kungsholmen verkürzt. Immerhin konnten wir direkt am Rathaus vorbeirudern.
Am Abend fand das groß angekündigte Feuerwerk gegenüber vom Stadthuset nicht unsere volle Begeisterung. Kommentare wie: “Bei der Weserberglandrallyee in Minden hatten sie aber ein besseres” zeigte, daß wir inzwischen ziemlich herumgekommen und deshalb auch ziemlich verwöhnt sind.
Samstag, der 3. August
Der Rückreisetag sollte von Stockholm nach Trelleborg gehen. Leider kam es beim Hänger zu Komplikationen. Kurz hinter Stockholm bemerkte Bendikt, daß ein Gurt am Hänger lose war. Am nächsten Parkplatz wurde gestopt und die Boote inspiziert. Es stellte sich heraus, daß alle Gurte fest waren, bis auf drei Gurte an einem Zweier, diese waren augenscheinlich gelöst worden.
Nach der Reaktion des Besitzers dieses Bootes, als wir ihm das am Abend mitteilten, war uns klar, wer es gewesen war. Vermutlich hatte Siegfried Angst gehabt, daß die Spanngurte sein Boot zerdrücken könnten und natürlich vergessen die Gurte wieder zu spannen. Er, der während der ganzen Fahrt anderen Leuten Chaos vorwarf, sollte sich vielleicht mal selbst Gedanken über seine Aktionen machen. Das Chaos, was er hervorrief war ohne Ausnahme gefährlich oder es hätte für der Gruppe sehr teuer werden können. Das er die Gründe für den Mist, den er anstellte immer bei den anderen suchte, war symptomatisch. Da nächste Problem tat sich auf als der VL das Angebot von Juliana annahm, sich beim Fahren ablösen zu lassen. Nach ca. 200m war sie mit dem Hänger an einem Findling hängen geblieben, der hier lag um die Ausfahrt der Tankstelle zu markieren. Dabei zerschnitt der Kotflügel einen Reifen. Es kostete uns einige Zeit, bis wir mit dem Wagenheber den Hänger soweit hoch bekommen hatten, daß wir den Reifen wechseln konnten.
Danach übernahm der VL wieder das Steuer mit den Worten: “Soviele Ersatzreifen haben wir nicht mehr dabei, als daß wir Juliana weiter fahren lassen können.” Am frühen Abend kamen wir am Campingplatz in Trelleborg an, wo es zu einem unerfreulichen Zusammenstoß zwischen Siegfried und dem Rest der Gruppe kam (s.o.)
Sonntag, der 4. August
Auf getrennten Fähren setzten wir wieder nach Deutschland über. Die Hängerfahrer konnten wieder den besonderen Charme und altbekannten Service der Mitropa genießen. Ansonsten kamen wir ohne Probleme und auch ohne Stau am späten Nachmittag wieder in Berlin an.
Insgesamt eine sehr schöne Fahrt in toller Landschaft. Zukünftig sollte man jedoch darauf achten, daß man nur Material mitnimmt, das mindestens so wellengängig ist wie ein D-Vierer.
Zum Niveau der Ruderer kann man sich nur wundern, was manche Leute unter sehr guter Kondition verstehen. Eine 16-Tage-Fahrt mit 45 km am Tag ist nur etwas für gut trainierte Leute, leider war etwa die Hälfte der Mannschaft wenig bis überhaupt nicht trainiert.
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