Rudern über tausend Seen in Finnland
Die insgesamt dreitägige Anreise, unterbrochen von zwei Fährüberfahrten, führte uns über Stockholm und Helsinki nach Puumala an der Saimaa- Seenplatte, wo unsere Abenteuerfahrt beginnen und enden sollte.
Hier ließen wir den Trailer und den Bus für die nächsten achtzehn Tage stehen, um uns nur mit den Booten durch die finnische Wildnis zu kämpfen. Durch das Verladen des Gepäcks ( Zelte, Kocher, Lebensmittel und persönliches Hab und Gut ) in die Boote, wird einem immer wieder klar, wieviel Stauraum ein Wanderruderboot besitzt.
Nach zwei anstrengenden Tagen gegen den Wind, erreichten wir endlich Savonlinna, wo die Besichtigung der Burg als willkommene Pause genutzt wurde. Das die Finnen etwas Probleme mit dem Kopfrechnen haben, wurde uns schon beim ersten Kauf von Eis bewußt - es sollte nicht das letzte Mal sein, daß sich die Finnen zu ihren Ungunsten verrechneten. Die nächsten Tage führten uns über sehr große Seen , die zunächst noch durch viele kleine Insel windgeschützt waren. Eine dazwischenliegende Strömungsstrecke erwies sich als nicht so anstrengend wie befürchtet.
Auf der Etappe nach Kuopio, der größten Stadt an der nördlichen Saimaa-Seenplatte, wurden die freien Seeflächen jedoch so groß, daß der Wind, obwohl er von Heck kam, uns einige Schwierigkeiten bereitete. Einige Strecken mußten sogar segelnd bewältigt werden, da das Rudern bei solchem Wellengang nicht möglich gewesen wäre. In der Stadt angekommen, wurden sofort die Einkaufszentren unsicher gemacht, da dies die “erste richtige Zivilisation” seit Anfang der Fahrt war. Den nächsten Tag nutzten einige Teilnehmer, um auf den Aussichtsturm zu steigen und die Seenlandschaft einmal von oben zu betrachten.
Es folgte die nördlichste Etappe der Fahrt, wir überquerten den 63° Breitengrad. Leider fing es an diesem Abend an zu regnen, so daß der Bauer, der uns bereitwillig, wie zwei Jahre zuvor schon aufnahm, seine Sauna zur Verfügung stellte.
Der nächste Tag begann mit starkem Dauerregen, der fast den ganzen Tag anhielt. So wurde die gefürchtete Umtrage auf den Abend verlegt und zur reinsten Schlammschlacht. Wir kämpften uns durch eineinhalb Meter hohes Gras und Unterholz und ließen nach ungefähr vier Stunden die 500 Meter lange Umtrage hinter uns.
Da wir an diesem Abend nicht so schnell einen Lagerplatz fanden, kam die gesamte Mannschaft erst gegen ein Uhr nachts ins Bett und das Wecken wurde auf zehn Uhr morgens verlegt.
Das nächste Highlight der Fahrt, war das orthodoxe Kloster Valamo. Das abendliche Büffet litt sehr unter dem Einfall der Wanderruderer.
Während der folgenden Tage tauchten wir in totale Wildnis ab, was unsere allabendliche Lagerplatzsuche nicht gerade erleichterte. Man darf zwar in Finnland fast überall zelten, doch muß man auch einen geeigneten Anlegeplatz für die Boote finden und dies ist angesichts von steinigem oder total von Schilf bewachsenen Ufer nicht immer einfach.
Nachdem wir in Savonranta ein Minimum an Zivilisation ( 2 Supermärkte ) wiedergefunden hatten, verließen wir wieder einmal die gekennzeichneten Routen und suchten Durchfahrten, die sonst nur Kanus vorbehalten sind. Die Steuerleute waren auf solchen Strecken besonders gefordert, da es vorkommen kann, das selbst 500 Meter vom Ufer entfernt Klippen sind, die teils aus dem Wasser ragen oder nur wenige Zentimeter unter der Wasseroberfläche liegen (“ Guck mal, die Möwe da steht auf dem Wasser!”).
Und schon kündigte sich ein weiterer Höhepunkt der Fahrt an: der Wasserpark in Punkaharju . Doch der Park hielt nicht ganz das, was das Prospekt versprach. Aber wir hatten trotzdem einen schönen Nachmittag.
Die nächsten beiden Tage ging es wieder abseits der Routen in Richtung Puumala zurück.
Am letzten Rudertag zeigte sich das finnische Wetter leider von seiner schlechtesten Seite. Dauerregen, stürmischer Wind und Nebel machten weder die Orientierung noch das Rudern zu einem Vergnügen. Endlich angekommen wurde das Wetter wenigstens zum Aufladen etwas besser.
Die Rückreise war noch durch einige Stunden Aufenthalt in Helsinki und einen Tag Pause in Stockholm unterbrochen. Natürlich wieder mit Besuch des Gröna-Lund Vergnügungsparks.
Nach insgesamt 25 Tagen und 740 Ruderkilometern erreichten wir wieder Berlin.
Unser Dank gilt, wieder einmal Frau Tietz, die uns sowohl auf Hin- als auch auf der Rückfahrt die Büffets auf den Fähren gesponsert hat.
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