Zum Beginn der Schulferien im Sommer zog es uns, wie jedes Jahr, für eine Woche in den Spreewald. Gleich nach der Ausgabe der Zeugnisse brachen wir mit zwei Booten (eins hatte eine Jugendmannschaft eine Woche vorher von Wannsee herübergerudert) vom Bootshaus in Wendenschloß auf und erreichten bei Einbruch der Dunkelheit Prieros.
Am anderen Morgen ging es die Dahme weiter aufwärts. Über Märkisch- Buchholz und den Spree- Dahme- Umflutkanal erreichten wir Köthen. Die nun folgende Durchquerung des Unterspreewaldes forderte den Steuerleuten einiges ab. Besonders einige Haarnadelkurven bereiteten unseren Anfängern Probleme. Außerdem stürzten sich mit Beginn der kleinen Gräben Hunderte von Mücken auf uns, so daß der eine oder andere nicht böse war, als wir den Spreewald verließen, um auf der Hauptspree nach Lübben zu fahren.
Die Wetterlage ließ es zu, daß wir unsere Zelte bei der Jugendherberge Lübben aufschlagen konnten - leider mit der Folge, daß wir sie am nächsten Morgen bei leichtem Nieselregen wieder abbauen mußten. Trotzdem brachen wir froh auf, eine große Runde durch den Oberspreewald stand an. Kurz nach dem Start mußten wir leider einen langen Umweg rudern, da eine zentral gelegene Schleuse defekt war. Dafür führte uns der Umweg direkt durch den Hochwald, den wahrscheinlich schönsten Teil des Spreewaldes.
Bei inzwischen strömendem Regen retteten wir uns in ein (sehr) vornehmes Lokal direkt am Rand des Hochwaldes. Dank einer großzügigen Spende von Frau Tietz konnten wir uns hier das Essen leisten und uns dabei gleichzeitig aufwärmen. Wir entschlossen uns, lieber wieder Quartier in der Jugendherberge Lübben zu nehmen, und leisteten uns dieses Mal ein Zimmer.
Am Samstag nahmen wir Abschied vom Spreewald und fuhren, bei inzwischen sehr gutem Wetter, die Spree abwärts. Leider wurden wir unterwegs durch ein paar Sonntagspaddler behindert die teilweise kaum ihre Boote beherrschten, vom Benutzen der Schleusen gar nicht zu reden. Im sehr schmalen Flußlauf der Spree wird das Überholen zum Abenteuer, wenn plötzlich Boote quer im Fluß liegen.
Gegen Mittag waren wir am Neuendorfer See, und nach einer erneuten langen Flußstrecke fuhren wir über den Schwielochsee nach Jessern. Hier wurden wir bei Dynamo Cottbus (leider wissen wir nicht, wie der Verein jetzt heißt) freundlich empfangen. Da Mittsommer war, feierten wir im Strandlokal beim "Oldie- Abend" (mit etwas eigenartigem DJ) kräftig mit.
Trotz der Mittsommerfeier waren wir am Sonntag früh auf dem Wasser, da wir über 60 km bis nach Fürstenwalde zurückzulegen hatten. Am frühen Abend erreichten wir, nachdem wir lange Zeit dem gewundenen Flußlauf der Spree gefolgt waren, den Oder- Spree- Kanal, und nach einer rasanten Fahrt im Sog eines polnischen Frachters glaubten wir auch, pünktlich die Schleuse Fürstenwalde zu erreichen. Leider hatte man die Schleusenschließzeiten um eine Stunde auf 18.00 Uhr vorverlegt, so daß wir unsere Boote wieder schleppen mußten.
Der neue Bootswagen an der Schleuse ließ uns zunächst an ein Wunder glauben: Die Wasserschifffahrtsdirektion Ost berücksichtigt die Interessen der Wasserwanderer! Aber schon nach wenigen Minuten kam die Ernüchterung. Die Bootsschleppe ist selbst für Kanufahrer nicht gefahrlos zu benutzen, für Ruderer verbietet sich die Benutzung eigentlich völlig. Gegenüber dem Zustand vor dem Umbau hat man eigentlich nur verschlimmbessert. Nach der Nacht im Ruderclub Fürstenwalde ging es am nächsten Morgen mit einem Ruderer weniger weiter, da der Fahrtenleiter arbeiten mußte und am Morgen per Zug nach Berlin gefahren war. Die Jugendlichen kamen aber auch so ganz gut zurecht. Am Abend erreichten sie das Bootshaus in Wendenschloß.
Am folgenden Wochenende quartierten wir uns im Bootshaus Wendenschloß zum Ruderlager ein, da unser Wannsee- Boot zurück gerudert werden mußte. Die Rückfahrt am Sonntag stellte sich bei gemessenen 55 °C im Boot als ein recht schwieriges Unterfangen, gerade auf dem Teltowkanal, dar. Aber auch diese Hürde wurde gemeistert.
Stefan Biastock
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