Theiss Vásárosnamemy - Szolnok 1997
Zehn Mitglieder des Post SV und drei Teilnehmer aus anderen Berliner Rudervereinen begaben sich am 21. März per Bahn nach Budapest. Am Morgen darauf gegen 9 Uhr am Ziel angekommen, wurden wir mit der U- Bahn zum Westbahnhof gelotst, von wo es weiter nach Nyiregyhaza ging, bevor wir mit der Bimmelbahn schließlich Vásárosnamemy (kurz vor der rumänischen Grenze) erreichten. Die Herzlichkeit der ungarischen Mitreisenden erinnerte uns an "Ich denke oft an Piroschka": Wir wurden hervorragend verpflegt und in sehr einseitige Gespräche verwickelt sie in ungarisch - wir in deutsch. Was unsere Reisegefährten überhaupt nicht störte.
Am Bahnhof erwartete uns Viktor mit seinem weißen Ford- Kleinbus, unser Fahrdienst während der nächsten sieben Tage. Er brachte uns in unser Drei-Sterne-Luxus-Hotel (Doppelzimmer mit Fernseher und Hausbar).
Am nächsten Morgen begutachteten wir unsere ungarischen Boote (2 Vierer und 1 Zweier), die Viktor aus Esztergom mitgebracht hatte. Am Theiß- Strand ließen wir sie zu Wasser und ruderten 34 km flußabwärts durch eine karge Steppenlandschaft, die lediglich am Ufer dichten Baumbestand hatte und jahreszeitbedingt noch nicht sehr grün war Leider war unsere Anlegestelle etwas verschlammt, so daß wir barfuß durch den Schlamm waten mußten. Den Abend verbrachten wir in der einzigen und absolut urigen Kneipe von Tiszámogyórós, wo Viktor für uns das Abendessen (hervorragendes Kesselgulasch) organisiert hatte.
Die nächste Etappe von 56 km führte uns an der ungarisch- ukrainischen und der ungarisch-slowakischen Grenze entlang nach Dombrad. Leider sah man von der vielgerühmten ungarischen Puszta wenig, denn wir hatten Niedrigwasser und konnten auf beiden Seiten meist nur die Böschung bewundern. Unser Bundeswehrurlauber beschwerte sich, daß er schon wieder durch knietiefen Schlamm waten mußte, und meinte, jeder Spieß müßte sich vor seinem Vorgesetzten verantworten, wenn er seinen Rekruten so etwas zumuten würde (alles Schlaffis beim Bund!).
Am dritten Rudertag erreichten wir nach 50 Kilometern Tokaj. Hier hatte uns Viktor wieder ein Luxushotel ausgesucht. Am Nachmittag besichtigten wir eines der Weingüter, wo wir auch den berühmten Tokajer probierten.
Einen Tag und 60 Kilometer weiter war unser Ziel Tiszapalkonya, eine frühsozialistische Kraftwerks- Mustersiedlung (keine Plattenbauten) mit wunderschönen Schnitzereien an den Einfamilienhäusern. Zum Abend aßen wir m einer zünftigen Fisch- Csarda.
Dann kämpften wir uns gegen starken Wind, der die Strömung mehr als aufhob, nach Tiszafüred, wo wir wieder einmal in einem für unsere Wanderfahrten völlig untypischen Drei- Steme- Hotel verwöhnt wurden. Unsere Konsum-Kids freuten sich über Terminator II im deutschen Satellitenfernsehen.
In den viel zu frühen Morgenstunden des nächsten Tages machten wir uns zu einer 92-Kilometer-Etappe auf. Auf der Strecke bis Szolnok war es nicht möglich, ein Hotel zu buchen, so daß wir sie an einem Tag bewältigen mußten. Zusätzlich hatten wir mit Wind in Sturmstärken, Regenschauern und einem lediglich für Jugendliche unter 1,70 m ruderbaren Zweier zu kämpfen. Nach dieser Strapaze waren selbst unsere immer unternehmungs-lustigen Frohnaturen vor 22 Uhr im Bett.
Mittlerweile war Karfreitag und unser Wochenende in Budapest stand bevor - ohne Boot, ohne Schlamm, ohne Regen. Doch wo war unser Quartier? Irgendwo auf der Margareteninsel, aber niemand wußte, wo genau. Viktor hatte uns schon in Szolnok verlassen, Stefan ging in das gebuchte Sporthotel, doch die Empfangsdame war überfordert Erst beim dritten Veruch ließ der Widerstand schlagartig nach, vermutlich auf telefonische Intervention von Viktor. Nach zwei Stunden durften wir in das überhitzte, feuchte Motel direkt an einem Thermalbad.
Nach der obligatorischen Stadtbesichtigung fielen wir bei Pizza- Hut ein. Dank Frau Tietz, die das Abendessen für die Jugendlichen gesponsert hatte. Und am Ostermontag ging's zurück nach Berlin - nach einer, alles im allem, selten luxuriösen Wanderfahrt.
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