Eine Weserwanderfahrt nichts besonderes ...im Februar vielleicht doch
Am letzten Schultag vor den Winterferien machten wir uns auf den Weg nach Hann-Münden. Leider war dieser 2. Februar genau der Tag des Wintereinbruchs, während es auf dem Berliner Ring nur leicht schneite, wurde das Schneetreiben zunehmend schlimmer und als wir ins Weserbergland fuhren, hatte sich das ganze zu dichtem Schneetreiben mit einer geschlossenen Schneedecke entwickelt. Leider hatte unser Zugfahrzeug Hinterradantrieb, aber immerhin hatte der Bootshänger neue Bremsen, so daß wir selbst die Serpentinen zur Weser herab kamen. Trotz dieser Schwierigkeiten waren wir zu früh beim Ruderclub in Hann-Münden, aber im angrenzenden Fussballclub war die Ökonomie offen, so daß wir uns aufwärmen konnten. Die bald darauf eintreffenden Dame vom Ruderclub war etwas erstaunt über das Alter der Fahrtenteilnehmer, sie hatte wohl eher AH´s erwartet, anstelle von 3 Jugendlichen nebst Betreuer.
Samstag: Hann-Münden - Höxter Ein freundlicher Ruderkamerad vom RC Hann-Münden half uns beim Abladen und Einsetzen unseres Bootes an der Weser bei Kilometer 1. Unser Zugfahrzeug nebst Bootshänger ließen wir stehen und nachdem wir es geschafft hatten alles Gepäck für eine Woche in unserem Seegig-Dreier zu verstauen (ausnahmsweise mal kein Baumgarten-Boot) ging es mit guter Strömung die Weser abwärts. Die ersten Kilometer flogen nur so an uns vorbei und der Kommentar von Martina: Besseres Wetter als zum letzten Wesermarathon” galt auch noch als der einsetzende Schneefall langsam so dicht wurde, daß er die Sicht behinderte. Als wir am frühen Nachmittag in Höxter ankamen hatten wir ca. 15cm Neuschnee auf den Bodenbrettern liegen. Die Anlege gestaltete sich als etwas schwierig, da nur die Landbrücke des Rudersteges vorhanden war und man am Ufer teilweise in knietiefen Schneeverwehungen versank. Mit der Methode das Boot wie einen Schlitten über den Schnee zu ziehen, gelang es aber unser Boot an Land zu bekommen. Das Quartier beim Ruderclub in Höxter war nicht berauschend, zwar Betten aber ungeheizt. Das Hausmeisterehepaar hatte allerdings Mitleid und spendierte uns einen Ölofen, so daß wir unseren Schlafraum auf gesunde 10 Grad geheizt bekamen.
Sonntag: Höxter-Hameln Dank weiterem Neuschnee in der vergangenen Nacht mußten wir unser Boot erst einmal ausgraben. Die Skulls waren wirklich ein Problem: “Wo haben wir gestern eigentlich die Skulls hingelegt? -ich glaub da vorne, nimm mal die Schaufel und grab da ein bißchen, da müssen sie liegen!” Bei weiter guter Strömung und einigem Schneefall schafften wir es sehr schnell nach Hameln, gegen 14 Uhr waren wir angekommen. Nach dem heutigem Tag wurden nicht nur die heißen Duschen, sondern auch die Sauna des Vereins ausgiebig genutzt. Nicht nur die Schneebälle in der Sauna, sonder auch, daß der VL zum Kochen vor der Bootshalle geschmolzenen Schnee benutzte gab dem ganzen einen etwas rustikalen Touch. Der abendliche Spaziergang nach Hameln (längerer Fussmarsch) wurde erheblich vom einsetzenden Regen gestört, uns schwante schlimmes.
Montag: Hameln-Rinteln Es hatte nicht nur die ganze Nachte geregnet, sondern es sollte auch noch den ganzen Tag weiterregnen. Diese für den Wasserstand der Weser eigentlich sehr erfreuliche Tatsache wurde allerdings durch Gegenwind in Sturmstärke versüßt, so daß wir schließlich beschlossen die Etappe in Rinteln abzubrechen statt bis Minden weiterzufahren. Obwohl wir nicht angemeldet waren, war nach nicht einmal 20 Minuten der Vorsitzende des Rintelner Ruderclub da und ließ uns ins Haus. Der abendliche Spaziergang in die Stadt (weit) wurde diesmal nur von Martina und Stefan unternommen, Niklas und Phillipp hatten nach den Strapazen genug.
Dienstag: Rinteln-Minden Der Wasserstand der Weser war noch weiter gestiegen und es regnete ohne Unterbrechung weiter. Immerhin war der Wind nicht mehr auf der ganzen Strecke direkt von vorne. Als wir schließlich in Minden ankamen, hörte zum krönenden Abschluss sogar der Regen auf. Während Martina und die Zwillinge die Sehenswürdigkeiten von Minden besichtigten, fuhr Stefan mit der Bahn (3x umsteigen) nach Hann-Münden zurück und holte den Bootshänger bis nach Minden vor. Am späten Abend war die Mannschaft wieder vereint.
Mittwoch: Minden-Nienburg Bei sonnigen Wetter und einem Wasserstand der ständig an der Hochwassermarke 2 krazte ging es hinter Minden weiter. Das Wetter war sogar so gut, daß der weibliche Teil der Mannschaft in kurzer Hose und T-Shirt ruderte. Wegen des Wasserstandes entschlossen wir uns die Schleusenkanäle zu fahren und nicht das Flussbett zu nehmen. Erfreulicherweise gab es mit den Schleusenwarten keine Probleme, wir wurden jedesmal sofort geschleust. Am späten Nachmittag erreichten wir Nienburg. Der Steg des Ruderclubs war zwar noch da, aber die Landbrücke war Metertief unter wasser, so daß wir dann doch einfach auf die Wiese vor dem Bootshaus rudern mußten.
Donnerstag: Nienburg-Verden Bei weiter schönem Wetter ging es die Weser abwärts bis zur Allermündung. Nun mußten wir allerdings 5,5 km die Aller aufwärts fahren. Bei fast erreichter Hochwassermarke 2 mit einem dickem Dreier ein übles Unterfangen. Man schiebt sich teilweise bei jedem Schlag nur noch Zentimeterweise vorwärts. Wenn man geglaubt hat die beiden Brückendurchfahrten in Verden sind die übelsten Stellen, der kennt die Engstelle kurz vor dem Kanuklub noch nicht, kurzzeitig dachten wir, wir schaffen es nicht. Nach eine Pause beim Kanuklub kamen wir dann aber doch beim Ruderclub an und der Steg ließ sich sogar ohne nasse Füsse benutzen. Nach einer längeren Regenerationsphase war die Mannschaft am Abend sogar wieder in der Lage den obligatorischen Stadtrundgang vorzunehmen.
Freitag: Verden-Bremen Die am Vortag hart erkämpfte Allerstrecke ging diesmal viel leichter und auch die Weser beglückte uns mit guter Strömung, so daß wir bereits Mittags an der großen Schleuse in Bremen ankamen. Wegen fehlender Sprechanlage schickten wir Martina zum Schleusenwart hoch und auch ohne die frauenfeindlichen Vorschläge der Zwillinge gelang es ihr den Schleusenwart zu überzeugen. Kurz hinter Schleuse legten wir dann bei den Bremer Rudervereinen an. Zwei freundliche Herren vom Post SV Bremen halfen uns sogar unser Boot oberhalb der Flutlinie zu lagern. Nach einer ausführlichen Besichtigung der Bremer Sehenswürdigkeiten stärkten wir uns in einem Chinarestaurant. Ansonsten gingen wir früh schlafen, da wir am nächsten Morgen sehr früh starten wollten.
Samstag: Bremen-Vegesack Mit dem ersten Tageslicht ging es um kurz nach sieben Uhr aufs Wasser. Das ablaufende Wasser produzierte leider weniger Strömung als erwartet, dazu kam noch der Nebel. In Bremen war er noch zu ertragen, aber nachdem wir das Stadtgebiet verlassen hatten wurde er so dicht, daß wir uns nur noch am Ufer langtasten konnten. Teilweise hatten wir keine 20 m Sicht mehr. Als wir schließlich die Fähre in Vegesack erst sahen, als sie 50m vor uns war, entschloß sich der VL abzubrechen und zum Ruderclub Vegesack zu fahren. Nachdem wir den letzten Kilometer die Lesum hochgeackert waren, vorbei am einem großen Dreimaster, der hier vertäut liegt, tauchte aus dem Nebel endlich der Steg auf. Ein paar Trainierende des Vegesacker Ruderclubs halfen uns dann unser Boot die steile Landbrücke herauf zu schleppen. Damit war die Fahrt vorzeitig um 10 Uhr morgens beendet. Zu warten bis der Nebel sich auflöst hätte bedeutet, daß wir die ganze Strecke gegen auflaufendes Wasser hätten rudern müssen. Stattdessen fuhren wir per Bahn zurück nach Bremen und besichtigten die Stadt noch etwas eingehender, während Stefan mit der Bahn nach Minden fuhr, um unseren Bootshänger zu holen. Am Nachmittag sammelte er uns in Bremen beim Hauptbahnhof ein. Nachem wir in Vegesack unser Boot aufgeladen hatten ging es über Land nach Sandstedt zu unserem Quartier. Das Quartier deutsches Haus, direkt an der Fähre nach Brake ist jedem Wanderruderer zu empfehlen. Für 30 DM/Person inklusive Frühstück bekommt man hier einfach eingerichtete Doppelzimmer. Wir genossen das für diese Fahrt luxuriöse Quartier und ein gutes Abendessen, und feierten den Erfolg dieser Fahrt, auch wenn wir es nicht bis Bremerhaven geschafft haben.
Zum Abschluß hier noch einmal unser Dank an alle Weservereine, die uns um diese Jahreszeit beherbergt haben und besonders an Hans-Hermann Gennerich, der uns das letzte Quartier besorgt hat.
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