Irland August/ September 2019
Shannon - Erne- Wanderfahrt Teil 1 Erne
Der Tagesausflug zum Lough Key stand unter keinem guten Stern. Der vom Wetterbericht versprochene Dauerregen ließ den nach einer kürzeren Strecke Ausschau halten. Motivierend war daher das riesige Schild am Ufer das eine Gaststätte in kurzer Entfernung. Die hatte leider zu, genauso wie die nächste Gaststätte. Also ging es weiter. Direkt vor dem Lough Key im Wolkenbruch durch eine Schleuse. Nachdem wir den halben See überquert hatten, tauchte der Steg vom Nationalparkcenter auf. Beim Anlegen schien die Sonne. Die bestimmt sehenswerten Ausstellungen im “Forest Activity Park” interessierte uns dann weniger. Die Gaststätte hatte offen, es gab was warmes zu trinken und wir konnten unsere Klamotten trocknen. Nach längerer Pause machten wir uns auf den Rückweg. Es gab noch ein paar Schauer, aber das galt nach den Hinweg, als trockenes Wetter. Zurück in unserem extrem engen Quartier entschieden sich einige zum Abendessen für den “Oarsmen” extrem teuer, aber auch sehr gut. Der Rest entschied sich lieber für den örtlichen Chinesen. Endlich mal wieder große Portionen.
Der nächste Tag brachte mal wieder den befürchteten ergiebigen Dauerregen. Glücklicherweise hatten wir nur eine Schleuse und knapp 30 km. Das Ziel lag an einem Nebenarm am Grange Lough. Die eigentlich geplanten Abstecher in ein paar Nebenseen fielen auf Grund des Wetters aus, so dass die Ruderer recht schnell beim “Silver Eel” anlegten. Ein gutbürgerliches Haus mit großem Restaurant und 5 Zimmern. Da das natürlich zu wenig für die Gruppe war wurden etliche Ruderer auf Matten in die Zimmer und in den Flur gelegt. Es war gut geheizt, so dass wir alles wieder trocken bekamen. Das Abendessen war gut, reichlich und auch nicht so teuer, so dass alle Ruderer den Abend genießen konnten.
Beim Frühstück staunten wir über Sonnenschein, so etwas gab es wirklich noch. Wir ruderten zunächst aus unserem Nebenarm heraus. Nicht ohne noch einen kleinen Abstecher durch einen engen Graben in den Kilglass Lough zu unternehmen. Landschaftlich reizvoll, weite Flächen, grüne Hügel und leider auch schon wieder dicke Wolken. Zunächst konnten wir den Regenwolken noch ausweichen. Zurück auf dem Shannon ging es zunächst über langgestreckte Seen und dann wieder flussförmig. Zu unserer Freude mit gutem Schiebewind. Leider schob der auch Regenwolken heran. Zunächst nur ein kurzer Schauer, so was definiert man nach einer Woche Irland als “Sonne”. Eine weitere Schleuse später bogen wir auf den Camlin River ab. Ein kleiner Fluss der mit einem Bogen eine Insel einschließt. Auch wenn es ein Umweg war, auf jeden Fall empfehlenswert. Bei Clondra zweigt hier der Royal Kanal nach Dublin ab. Wir legten am Abzweig an, trockneten uns etwas in einer Kneipe (als wir drin waren schien die Sonne) und waren dankbar das der VL nicht auf die Idee gekommen war auch den Royal Kanal zu rudern. Nicht nur die ca. 50 Schleusen bis Dublin wären nervig gewesen, aber der Kanal ist schlicht und einfach zu schmal für vernünftiges Rudern. Nach der Pause ging es noch durch eine winzige Schleuse zurück zum Shannon und zu unserem Quartier in Tarmonbarry. Wir hatten Zimmer in der Shannon Bar und da hier der Platz nicht reichte noch in einem Ferienhaus. Hier wurde auch Abendessen gekocht. Die AH´s frequentierten danach noch längere Zeit die Shannon Bar.
Am nächsten Tag stand der Lough Ree an. Dieser See ist etwa so groß wie die Müritz und auf Grund des starken Windes waren die Ruderer einigermaßen nervös. Die ersten paar Kilometer ging es noch flussförmig los, aber als der See sich weitete, hatten wir zu kämpfen. Da der Wind von Westen kam probierten wir möglichst weit am Westufer zu rudern. Das ist aber gar nicht so einfach, da hier das Wasser streckenweise extrem flach ist. Unsere Wassersportkarte half nur eingeschränkt, da diese für Hausboote war und alles Wasser außerhalb der Fahrrinne als flach angegeben war. Mit dem Ruderboot konnte man schon außerhalb fahren, aber Vorsicht war angesagt. Zu allem Unglück lag unser Quartier auch noch in einer riesigen Bucht, die sich nach Osten erstreckte. Nach 20 km mit heftigen Seitenwind bogen wir daher ab und ruderten vor dem Wind. Schiebewind ist toll? Ja nur nicht wenn man hinter sich 12 km offenes Wasser hat. Wir probierten jeden Inselschutz und jede Langzunge zu nutzen, allerdings immer mit Blick auf Untiefen. Nach stürmischer Fahrt erreichten wir daher ziemlich schnell unser Quartier in Inny Bay, am Ende der Bucht. Auch hier reichten die Betten nicht so ganz, aber wir bekamen alle Leute unter.
Leider hatte am nächsten Morgen der Wind noch zugenommen. Der Schiebewind vom Vortag wurde jetzt zu heftigen Gegenwind. Das ganze noch gepaart mit langanhaltenden Regen. Aus der Bucht kamen wir dank einiger Inseln und Landzungen noch einigermaßen heraus, aber mit dem erreichen des Hauptsees hörten die Inseln auf. Drei Boote hielten aufs Westufer zu, während sich das vierte Boot entschied durch das Flachwasser mit ein paar kleinen Inseln am Ostufer weiter zu rudern. Ein paar Mal musste in einer Pause etwas geschöpft werden, aber schließlich erreichten alle Boote das Südende des Lough Ree und kurz danach auch Athlone. Beim Ruderclub konnten wir die Boote ablegen und eine kurze Strecke zu unserem Quartier laufen. Pünktlich zur Ankunft hörte dann auch der Regen auf. Wir hatten vier riesige Appartements, die wirklich keine Wünsche offen ließen (Archhouse). Da das Wetter besser wurde machten wir noch eine Stadtbesichtigung. Da die Burg am Montag leider geschlossen war blieb Altstadt, Kirche und die älteste Kneipe Irlands (erstmals 980 erwähnt). Da zog es auch den größten Teil der Mannschaft nach dem Abendessen wieder hin.
Bei immer wieder Regen und viel Wind ging es den hier flussförmigen Shannon weiter abwärts. Trotz des Wetters gönnten wir uns die Besichtigung von Clonmacnoise auf halber Strecke. Dies ist die spektakulärste Klosterruine am Shannon. Der Anfang liegt im 6. Jahrhundert. Damals war das ein kulturelles und geistiges Zentrum. Leider danch von Wikinger, Normannen und Cromwell verwüstet, aber auf jeden Fall sehenswert. Sehenswert waren auch die Steuermanöver eines Hausboots, das ebenfalls anlegen wollte. Allerdings wollte es wohl eher am Steg anlegen und nicht auf der überschwemmten Wiese auflaufen..... Danach ging es weiter den Shannon abwärts bis nach Banagher. Hier nahmen wir die Boote im Yachthafen heraus. Von hier bis zu unserem Quartier “Dun Cromain” waren es nur ein paar Meter Fußweg. Alle waren froh über ein Dach über den Kopf und warme Zimmer, wenn auch die Betten mal wieder nicht ganz reichten. Wir bekamen alle unter. Da die Motivation auf Essen gehen in der Dorfgaststätte, auf Grund des Wetters recht gering war, holten wir vom örtlichen Pizzaladen Verpflegung.
Am nächsten Morgen ging es schon bei stürmischen Wind los. Nach etwa 20 km erreichten wir Portumna, die letzte Brücke und die letze Anlegemöglichkeit vor dem Lough Derg. Angesichts von Windstärke 8 und einem See von der Größe der Müritz brachen wir hier ab, lagerten unsere Boote möglichst windgeschützt und ließen uns vom Landdienst in zwei Fuhren zu unserem Quartier in Drommineer bringen. Wunderschöne Häuser direkt am Wasser. Als wir dann den Lough Derg sahen, waren wir froh nicht gerudert zu sein. Das wäre selbst für unsere Inrigger schwierig geworden.
Am nächsten Morgen ging es zu nachtschlafender Zeit los. In zwei Schüben wurden alle wieder zu den Booten gebracht und genau bei Sonnenaufgang ging es aufs Wasser. Um diese Zeit kein Sturm, aber von völliger Morgenflaute konnte auch keine Rede sein. Allerdings das ganze kein Vergleich zu gestern. Wir ruderten an unserem Quartier in Drommineer vorbei und brachten die Boote bis in eine südliche Bucht des Lough Derg. Wir wollten für den Folgetag nichts riskieren. Von hier konnten wir auch bei Sturm weiter rudern. Dann ging es wieder zurück zum Quartier. Shutteln, selbst über kürzere Distanzen ist extrem nervend. Besonders da die irischen Straßen nicht unbedingt schnelles vorwärts kommen ermöglichen. Am Abend erkundeten noch ein paar Leute die Möglichkeit am Parteen Wehr umzusetzen. Die Schleuse war uns ja verboten worden (keine muskelbetriebenen Boote). Umsetzen war unmöglich, daher suchten und fanden wir eine Aussetzstelle in Killaloe.
Der letzte Rudertag führte uns zum Südende des fahrbaren Shannon. In den Schleusenkanal wären wir sowieso nicht rein gekommen, der war durch ein Hochwassertor versperrt. Also ging es wieder ein paar Kilometer aufwärts bis Killaloe. An einer Rampe setzten wir die Boote aus. Von hier wurden alle zu unseren beiden Quartieren in Castleconnell gebracht. Zwei kleine Privatpensionen, wunderbar gelegen und toll ausgestattet. Um die Fahrtenkasse nicht noch mehr zu strapazieren gab es kein traditionelles Irisches Restaurant, sondern der örtlichen Chinesen.
Am nächsten Morgen wurde die halbe Mannschaft zum Bus, bzw. zum Bahnhof gebracht. Die 9 Leute im Anhängertransport machten sich auf den Weg nach Süden. Trotz unseres völlig verwirrten TomTom Navis kamen wir so gut vorwärts, dass wir uns noch ein 2-stündige Stadtbesichtigung von Kilkenny gönnen konnten. (Nein wir waren nicht alle nur in der Brauerei!).
Am Nachmittag ging es auf die Fähre von Rosslare nach Cherbourg. Wieder auf der Fähre nicht viel los, Restaurant mäßig, Shop unterirdisch aber dafür schöne Kabinen. Uli musste mal wieder an Deck schlafen, so wie man das schon kennt.
Sonntag früh erreichten wir Cherbourg und am Abend waren wir wieder in Neuss. Beim Neusser Ruderverein gab es sogar spät Abends noch etwas zu essen. Hier luden wir noch unseren reparaturbedürftigen “neuen” Inrigger auf.
Am Montag waren wir wieder zurück in Stahnsdorf.
Fazit: viel Regen, aber schöne Ruderstrecken, tolle Landschaft, nette Leute. Bis auf einen Ausrutscher gute Quartiere. Jederzeit wieder.
Noch der Hinweis für Nachahmer: Diese Fahrt nicht in C-Booten machen. Gedeckte E-Boote sind die untere Grenze, Inrigger sind besser.
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