Kroatien Wanderfahrt Silvester 2014 Blog
Maslenica bei Zadar
Dieses Jahr ging es mit 12 Leuten in zwei Autos bereits am 2. Weihnachtsfeiertag los. Bei heftigem Wind war das Anhängerfahrten nicht so lustig und kurz vor dem Zwischenziel Regensburg begann dann auch noch dichtes Schneetreiben. Trotzdem wurde am Abend noch ein Spaziergang durch die Regensburger Altstadt unternommen.
Am nächsten Tag ging es früh auf die Straße. Über München und Salzburg ging es durch den Tauerntunnel und dann quer durch Slowenien. Dank der unseres kreativen Navis zum Schluss über kleine und kleinste Dorfstrassen. Landschaftlich bestimmt reizvoll, aber davon hat man in einbrechender Dunkelheit mit einem Hängertransport nicht so viel. Endlich in Kroatien kamen wir dann auf der Autobahn gut vorwärts. Selbst in den Bergen des Velebit lag die Temperatur bei über Null. Die Leute vom Solo-Bus dirigierten uns am Ziel in Maslenica gleich runter zum Hafen, wo wir den Anhänger abstellen konnten. Unsere Ferienwohnungen machten einen guten Eindruck. Sehr schön eingerichtet und leidlich warm.
Am Morgen wurden die Boote abgeladen und bei leichtem Gegenwind ging es aufs Wasser des Novigrader Meeres. Vielleicht 2-3 Windstärken sind für unsere gedeckten E-Boote und den Inrigger kein Problem. Außerdem biegen wir nach wenigen Kilometern in den Zrmanja ab. Ein Fluss der in einem beeindruckenden Canyon mündet. Steile mehr als hundert Meter hohe Felsufer. Der Canyon oft unter 100m breit. Video Zrmanja Die Idee, dass man in dem Canyon vor dem Wind geschützt sei, erwies sich leider als Trugschluss. Der Wind nahm ständig zu und wehte von den Bergen. Im Canyon bildete sich dann leider ein Düseneffekt. Wir kämpften uns den Fluss aufwärts immer mit dem mulmigen Gefühl, was kommt hinter der nächsten Ecke. Der Wind kam von vorne, von Backbord, von Steuerbord und plötzlich auch mal von hinten. Teilweise wechselte die Windrichtung im 180° innerhalb von 5 Sekunden, obwohl wir die Ruderrichtung überhaupt nicht geändert hatten. Als wir endlich die einzige Ortschaft Obrovac erreichen wird es etwas friedlicher. Also rudern wir weiter zum Wasserfall. Mit Blick auf die Uhr dreht der Zweier um, da wir ja noch im Hellen zurück wollen und der Wind unkalkulierbar ist. Die anderen Boote rudern bis zum Wasserfall. Die Wasserfallfahrer kommen nur bis Obrovac zurück. Der Bora hat inzwischen so aufgedreht, dass ein Boot sogar ins Schilf getrieben wird und nur mit Mühe wieder herauskommt. Also werden die Boote in Obrovac am Friedhof gelagert und die Mannschaft macht sich auf den Fuß-Rückweg über die Hochebene. Hier peitscht der Bora so, dass Jonathan festgehalten werden muss, damit er nicht wegfliegt. Ein freundlicher kroatischer Autofahrer nimmt 3 Leute mit nach Maslenica. Die holen dann einen Bus und sammeln die restlichen Wanderer ein. Der Zweier hat sich währenddessen durch den Canyon gekämpft. Jede Kurve eine Qual, gefühlt kommt der Wind 90% von vorne. Wenn er schräg kommt muss sich der Steuermann mit vollem Gewicht gegen lehnen, da sonst das Boot so stark kränkt, dass die Ruderer sonst nicht mehr rudern könnten. Interessantes Gefühl wenn man mit voller Kraft rudert und das Boot steht einfach. Da hilft nur noch so lange weiterrudern bis die Böe nachlässt. Die Böen haben sicherlich Windstärke 11. Der Steuermann schwankt immer zwischen der Entscheidung, da fahren wo es etwas weniger stürmt, aber nicht so nah ans Ufer, dass die nächste Böe uns auf die Felsen treiben könnte. Wellen bekommen wir keine ins Boot, aber die Ruderer werden von den ständigen Dust-Devils (=kleine Windhosen die immer wieder auftreten) durchnässt. Endlich heraus aus dem Zrmanja sieht es auf dem Novigrader Meer übel aus, ab einem Abstand von 100m vom Ufer wäre Rudern unmöglich. Also rudern wir mit 3m Abstand vom Ufer. Sogar hinter den Bojen einer Muschelfarm, immer die Küste entlang in Maslenica. Das Anlegen am Strand ist kein Problem, direkt oberhalb des Strandes ist eine Mauer die es hier fast windstill macht. Kurz nachdem wir im Quartier ankommen liefert der hilfsbereite Kroate die ersten Ruderer aus Obrovac ab. Der Sturm wütet weiter. Glücklicherweise fällt der Strom erst aus, nachdem wir unser Abendessen hatten. Irgendwo muss es eine Leitung herunter gerissen haben. Die Räume sind auch mit ausgefallenen Elektroheizungen so leidlich warm.
Am Morgen ist der Strom noch nicht wieder da, so dass wir beim Frühstück auf Kaffee und Tee verzichten müssen. Ein Blick aufs Wasser macht klar: Rudern ist nicht! Wir brechen mit den Autos nach Zadar auf. Hier 25 km vom Gebirge entfernt ist vom Bora nichts zu spüren. Wir besichtigen die Stadt, bewundern das römische Forum von Zadar und die Wellenorgel. Wir ärgern uns, dass wir kein Boot dabei haben. Trotz der deutlichen Meeresbrandung wäre rudern hier möglich gewesen. Auf dem Rückweg kaufen wir beim örtlichen “Schwarzmarkt” (=Kaufland) fürs Abendessen ein. Danach geht es zur größten Shopping-Mall von Zadar. Nach 4 Stunden Shoppen ist auch der VL mit intensiver weiblicher Beratung neu eingekleidet. Am Abend ist glücklicherweise in unserem Quartier wieder Strom, so dass wir Raclette essen können.
Extra frühes Aufstehen bringt leider nichts. Keine Chance die Boote aus dem Canyon zu holen. Da aber Martin noch ein paar Kilometer im alten Jahr braucht rudert der Zweier mit Freiwilligen entlang der Küste durch den Durchstich in Richtung Meer. Nach 3 Stunden ist das Boot wieder heil zurück. Das rudern war nicht so spaßig, aber lange nicht so schlimm wie der Canyon am Vortag. Allerdings schon ein unschönes Gefühl, wenn man die Starkwindböe aus 1-2 km Entfernung auf einen zu kommen sieht. Am Nachmittag machen wir einen Ausflug zur nah liegenden Insel Paks. Diese ist mit Brücken mit dem Festland verbunden. Der Ausflug hat einen gewissen englischen Stil. Wir fahren mit dem Auto an ein paar markanten Punkten vor, einige steigen kurz aus, andere bleiben gleich im Auto sitzen. Nach ein paar Minuten sind alle wieder drin. Das Problem ist noch nicht einmal der heftige Wind alleine. Aber die Temperatur ist leicht unter Null, mit dem Wind fühlt sich das wie -15 Grad an.
An Rudern ist überhaupt nicht zu denken. Der Sturm hat endgültig Windstärke 12 erreicht. Wir fahren zum Silvestershoppen nach Zadar. Zurück im Quartier beschließen einige noch einen Ausflug nach Starigrad-Paklenica zu machen. Ein Besuch in dem berühmten Canyon wo der “Schatz im Silbersee” gedreht wurde darf nicht fehlen. Es ist natürlich immer eine gute Idee Jonathan fest zu binden, aber diesmal ist es wirklich nötig. Wir steigen nur bis zum Beginn der engen Schlucht an, weitergehen wäre zu gefährlich. Aber selbst die Erwachsenen heben fast ab. Dann fahren wir mit dem Bus noch etwas weiter die Küste entlang, machen eine paar spektakuläre Aufnahmen der sturmgepeitschten See, fliegen einem Aussichtspunkt fast weg, bevor wir uns wieder auf den Rückweg machen. Das abendliche Silvesterfondue läuft ungestört von Stromausfällen. In der Nacht schläft der Wind plötzlich ein, so dass wir um Mitternacht sogar Feuerwerk abbrennen können. Die ältere Jugend feiert dann noch länger mit der kroatischen Dorfjugend.
Der Neujahrstag beginnt windarm, so dass wir aufbrechen unsere Boote aus Obrovac zu holen. Der Zweier rudert den Booten entgegen. Leider kommt nach kurzer Zeit die Abbruchmeldung aus dem Canyon. Weiter zuviel Wind im Canyon. Der Zweier hat schon die halbe Strecke bis Obrovac und überlegt kurz, ob man den Canyon weiter rudern sollte. Wir entschließen uns für zurück zum Quartier. Als wir wieder auf dem Novigrader Meer ankommen hat der Wind nachgelassen, es ist fast windstill. Wenn wir das geahnt hätten, dann wäre rudern möglich gewesen.
Der 2. Januar, endlich ist der Bora vorbei. 14 Grad und nahezu windstill. Die Obrovac Mannschaften brechen auf ihre Boote zu holen. Der Zweier rudert in Richtung Meer. Die Boote aus dem Canyon kommen schnell vorwärts. Flussströmung und ablaufendes Wasser helfen. Auf dem Fjord können die Ruderer einen Delphin bei der Jagd bewundern, nur ca. 50m neben den Booten kommt er immer wieder an die Oberfläche und jagt augenscheinlich Fische. Der Zweier kommt bis Razanac, die anderen Boote bis Starigrad bevor sie umdrehen und mit leicht auflaufenden Wasser wieder ins Novigrader Meer einfahren. Die coolen Jungs (Martin, Moritz und Felix) baden am 2.1. dann auch gleich erst mal an. Das Wasser soll angeblich 14 Grad haben. Wir laden die Boote auf und gehen ins Quartier. Das frühe Abendessen ist diesmal vom Vorteil, gegen 21 Uhr fällt zum ersten Mal der Strom aus. Es flackert ein bisschen, doch dann ist der ganz weg und kommt auch nicht wieder.
Das Frühstück findet bei Kerzenschein und weiter ohne Strom statt. Wir brechen zeitig auf. Der Rückweg beginnt bei +7 Grad am frühen Morgen. Nachdem wir den ersten längeren Tunnel im Küstengebirge durchquert haben sinkt die Temperatur schlagartig auf unter Null Grad und es liegt überall Schnee. Bis Österreich kommt kein Neuschnee dazu, aber nach der Durchquerung des Alpenhauptkamms setzt dichter Schneefall ein. Die letzten Kilometer bis Regensburg werden schwierig. Nach 12 Stunden Fahrt sind beide Kleinbusse am Quartier beim Regensburger Ruderklub.
Der letzte Tag führt bei heftigem Wind und einigem Schneefall durch Bayern und Thüringen. Mit erreichen des Norddeutschen Flachlands steigt die Temperatur auf +5°. Am frühen Nachmittag sind wir wieder zu Hause.
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