Von Budweis an der oberen Moldau nach Stahnsdorf
Herbstfahrt 2016
750 Ruderkilometer bis nach Hause.....
Am Anfang stand die Aussage des Tschechischen WSA: “Bis zum Herbst sind alle Schleusen zwischen Budweis und Tyn fertig”. Entspricht: “Bis zum Herbst 2012 ist der BER fertig”. OK auch tschechische öffentliche Verwaltungen haben Probleme mit der Fertigstellung von Bauwerken.
Der RC KST machte sich frohgemut auf den Weg nach Budweis an der oberen Moldau. Zwei Kleinbusse und diverse Anreisende mit Bus und Bahn trafen im Laufe des Abends ein. Da die Gruppe mit 22 Leuten zu groß war wurden wir auf zwei Hotels verteilt. Hotel LUX und das Sporthotel lagen allerdings nur 200m auseinander und beide direkt an der Moldau. Mit etwas Mühe gab es auch noch ein Abendessen für die Spätkommenden.
Am nächsten Morgen wurde der Anhänger ans gegenüberliegende Ufer gefahren und die Boote am Steg des örtlichen Ruderclubs eingesetzt. Irgendein Blockwart vom Ruderclub (?) war nicht so begeistert, aber beruhigte sich wieder nachdem er gemerkt hatte, dass wir keinen Mist bauten und es wirklich nur Ruderboote waren, die eingesetzt wurden. Wir hätten uns ja gerne angemeldet, aber leider haben wir keine Homepage gefunden. Wir starteten mit guter Strömung. Die Landschaft, nachdem wir erst mal aus Budweis raus waren durchaus reizvoll. Leichte Hügel die zunehmend näher an den Fluss rückten. Vereinzelte Burgen und Schlösser über dem Flusstal. An der Schleuse Vrbne mussten wir zunächst warten, aber unsere extra beantragte Sonderschleusung klappte reibungslos. Auch in Hluboka an der 2. Schleuse erwartete man uns bereits und wir kamen zügig durch. Allerdings kam schon die Warnung vom Landdienst, Schleuse Hnevkovice ist zwar fertig und war letzte Woche auch im Probebetrieb, aber ist jetzt wieder geschlossen. Das Anlegen an der Umtragerampe war jedoch problemlos und dank der mitgebrachten Kanuwagen stellte das nicht wirklich ein schweres Hindernis dar. Allerdings ging es ca. 35m abwärts, ein beeindruckender Anblick. Am Ende der Rampe wieder einzusetzen war auch kein Problem. Aber jetzt wurden die Aussagen des Landdienstes unschön. Es gäbe noch ein weiteres Wehr, wenige Kilometer voraus und das wäre eine riesige Baustelle, die man, wenn überhaupt auf Steuerbord ca. 1km durch die Pampa umtragen könne. Der VL war extrem irritiert. Mit unfertigen Bauwerken hatte er gerechnet, aber nicht mit einem Wehr das er nicht kannte. Des Rätsels Lösung ist, dass diese Wehranlage auch Hnevkovice heißt genau wie das gerade überwundene Wehr. Das Wehr gibt es also doppelt. Der Landdienst erwartete uns kurz vor der Baustelle. Wir legten an und der VL erkundete die Umtragestelle. Danach wurden alle Boot vor der Baustelle angelandet und der VL fuhr mit ausgesuchter Mannschaft jedes Boot bis 20m vor ein Behelfswehr. Hier wurde angelegt und die Boote zwischen 2 eng stehenden Weiden, einem alten Kilometerstein und einem Gartenzaum herausgehoben und vorbei an alten Mühlengebäuden über ein paar Schotterwege am Ende der Baustelle wieder eingesetzt. Mit 5 Booten dauerte das ganze eine Weile. Unterhalb ging es mit geringer Strömung ins wenige Kilometer entfernte Tyn. Allgemeine Erleichterung, dass es jetzt keine Überraschungen mehr gab. Wir hätten nur noch 1 Stunde Tageslichtreserve gehabt. Wieder war die Mannschaft auf 2 Hotels verteilt. Das Zlata Lod Hotel atmete doch sehr den Charme der 60er Jahre, warmes Duschwasser war auch rar, aber egal die Zimmer waren warm. Das Abendessen in der örtlichen Gaststätte war gut und reichlich, alle waren zufrieden.
Das Frühstück bei Zlata Lod war entsprechend, sehr sparsam und man vergaß uns Teller hinzustellen. Erst als die Bedienung die Krümmel auf der Tischdecke sah, fiel ihr auf, dass da wohl was fehlte. Rund 50 km durch eine landschaftlich sehr reizvolle Strecke galt es zu bewältigen. Immer umgeben von hohen Ufer, mit aus dem Wald herausragenden Felswänden und einzelnen Felsnadeln. Gleich zum Anfang mussten wir durch eine geschlossene Schleuse. Die Rampe war ideal für unsere Bootswagen, daher schreckte uns das gar nicht. Die Mannschaften überwanden routiniert, sich gegenseitig helfend das Hindernis. Danach nur noch Super Landschaft und sonniges ruhiges Herbstwetter. Kurz hinter einer hohen Autobrücke stand der Landdienst auf einem einsamen Schwimmsteg und lotste uns in eine Bucht mit einem kleinen Yachthafen. Zu unserem Quartier mussten wir nun nur noch 40 Höhenmeter aufsteigen. Hier gab es einen Campingplatz mit beheizten Hütten und ein Restaurant. Zunächst beeilten sich jedoch ein paar Autofahrer die fehlenden Autos aus Budweis nachzuholen. Gerade auf dem Rückweg im stockdunkeln hätten die Straßen nicht jedem verwöhnten Großstadt- Autofahrer gefallen. Unsere Fahrer kamen pünktlich zum Abendessen zurück.
Am nächsten Tag ging es weiter über den Orlik Stausee, immer der Staumauer entgegen. Anlegen wollten wir dieses Mal direkt an der Staumauer, um den Umtrageweg etwas zu kürzen. Der eigentlich vorhandene Bootsaufzug war wieder mal außer Betrieb. Aber das Personal war so freundlich uns extra ein Tor zu öffnen, damit wir mit unseren Bootswagen die Boote über etliche Serpentinen die knapp 70m nach unten bringen konnten. Stellen wir uns das mal beim WSA Deutschland vor. Wir legen mit Ruderbooten an der Schleusenanlage an und laufen mit den Booten quer durchs WSA Gelände. Was hätte das zur Folge? Vermutlich einen Polizeieinsatz oder man hätte die Hunde auf uns gehetzt. Glücklicherweise waren wir ja in Tschechien. Am Ende des Umtrageweges stand wie letztes Mal der tolle Betonklotz vor der Fußgängerbrücke, wo man die Boote dann noch rüber heben darf. Dann hatten wir es aber wirklich geschafft. Mit neuem Elan gingen wir wieder aufs Wasser. Was uns nicht sofort auffiel, war das der nun folgende Stausee Kamyk anscheinend etwas Wasser abgelassen hatte, also nicht im Vollstau war. Als Ergebnis guckten am Anfang einige Steine aus dem Wasser und plötzlich gab es ein paar kleinere Stromschnellen. Die Obleute der führenden Boote bemerkten im letzten Moment, was da vor ihnen war und lenkten schlagartig ins teilweise sehr schmale Fahrwasser zurück. Die Schleuse in Kamyk war leider auch außer Betrieb. Der eigentlich vorgesehene Bootswagen fehlte und hätte uns auch nicht viel geholfen. Problem war die Aussetzstelle, extrem steil und ziemlich rutschig und die Einsatzstelle. Die war völlig daneben. Eng, steil, verbaut und darüber hinaus auch in heftigen Wasserwirbeln vom Wehr gelegen. Auch das schafften wir und erreichten am frühen Abend, mitten im nirgendwo dem Campingplatz Cholin. Von außen noch der Charme des Sozialismus. Von Innen aber komplett saniert, Zimmer OK, Duschen warm und das Abendessen gut. Was will man mehr. Hier wurde ein Zweier aufgeladen, da unsere beiden Studentinnen am nächsten Tag zur UNI mussten. Der VL brachte sie nach Prag zum Busbahnhof. Von hier ist man in gut 4 Stunden wieder in Berlin.
Bei weiter gutem Herbstwetter erreichten wir am nächsten Tag nach 2/3 der Strecke die Staumauer von Slapy. Das übliche Prozedere. An der Rampe die Boote rausnehmen auf die Kanuwagen laden und dann einen längeren Spaziergang durch die kleine Ortschaft. Danach durch den Wald über ein paar Serpentinen runter zum Fluss. Direkt unterhalb der riesigen Staumauer setzte man wieder ein. Hier beginnt nun der schönste Moldauabschnitt. Der Fluss läuft durch ein sehr schmales Tal. Die felsigen Ufer sind waldbestanden und sehr einsam. Erst nach passieren der Schleuse Stechovice öffnet sich das Tal und man rudert in die Ebene von Prag hinaus. Aver auch hier ist die Landschaft noch sehr sehenswert. Das Ziel in Davle war schnell gefunden. Das örtliche Brauhaus liegt direkt am Ufer. Leider nicht sehr gut zum Anlegen. Nahc intensiver Suche fanden wir ca. 500m flussabwärts auf Backbord zwei Rampen wo wir unsere Boote nicht nur heraus nehmen konnten, sondern auch über die Nacht lagern. Der Landdienst war noch mit Umsetzen der Autos beschäftigt, hatte aber beim ersten vorbei fahren schon mal das Gepäck im Hotel deponiert. Endlich gab es im Ort für die Zuckerabhängigen auch wieder eine Möglichkeit die Vorräte aufzufüllen. Für die Nicht- Biertrinker war noch direkt neben dem Brauhaus ein Weingeschäft mit Verkostung. Die Zimmer waren sehr schön, warmes Wasser in den Duschen, das Abendessen gut, was will Ruderer mehr. Darüber hinaus stand im 1. Stock ein Sofa auf dem Gang hier saßen dann die Weintrinker. Da nicht alle hinpassten dann auch auf der Treppe. Die Jugend war etwas entsetzt, dass die seriösen älteren Damen und Herren von sich -weintrinkend und auf der Treppe sitzend- Selfies ins Netz stellten.
Die Kurzetappe nach Prag begann leider mit Regen, der sich jedoch nach einer Stunde legte. Kurz vor Prag kam sogar die Sonne wieder raus. Die letzte Schleuse vor Prag war leider defekt, so dass wir mal wieder umtragen mussten. Die direkt daneben liegende Bootsgasse wäre schon für Kanuten eine Herausforderung gewesen. Für Ruderer war die Gasse auf jeden Fall völlig ungeeignet gewesen. Nun ging es nach Prag hinein. Gegenüber der Ruderinsel und der Festung Vysehrad, legten wir an der Regattatribüne an. Der hiesige Campingplatz bot einfache Zimmer. Nachdem sich alle landfein gemacht hatten brachen wir mit der örtlichen Fähre von der Spitze der Insel auf. Mit der Straßenbahn ging es weiter in die Stadt. Erst ein Rundgang auf dem rechten (flachen) Ufer über den Rathausplatz, danach über die Karlsbrücke hoch zum Hradschin. Hier fanden wir in einer Seitengasse sogar ein nettes Restaurant mit, für Prager Verhältnisse, vernünftigen Preisen.
Nun wurde es wieder richtig lang, 57 km, 6 Schleusen, 1 Umtrage. Zunächst ging es durchs Stadtzentrum von Prag. Nach der ersten Schleuse ruderten wir unter der Karlsbrücke durch, dann kamen in kurzen Abstand die nächsten beiden Schleusen. Hinter Prag folgten die Schleusen in 10 km Abstand. Die Landschaft ist hier eher flach, kein Vergleich zu den spektakulären Gebirgsdurchbrüchen der letzten Tage. 12 km vor dem Ziel in Melnik beginnt der letzte Schleusenkanal. Da wir uns die 12 km geradeaus nicht antun wollten, legten wir unmittelbar hinter den Abzweig des Kanals an und trugen unsere Boote zur alten Moldau um. Direkt unterhalb vom Wehr setzten wirr ein und ruderten das letzte bisschen natürliche Moldau runter bis Melnik. Beim dortigen Ruderclub nahmen wir die Boote heraus, dann war etwas bergsteigen angesagt. Das Hotel lag oben auf dem Berg, wo das Melniker Ortszentrum liegt. Die Qualität des Hotels war das Bergsteigen wert.
Ab Melnik ist die Landschaft wieder sehenswerter. Die Elbe fließt durch eine ansprechende Mittelgebirgslandschaft. Die vier Schleusen bis Leitmeritz machten keine Problem, wir wurden zügig geschleust, so dass wir nicht allzu spät beim Ruderclub Litomerice ankamen.
Ab Leitmeritz bricht die Elbe wieder direkt durchs Gebirge. Die Landschaft ist spektakulär, Berge mit Felsnadeln die nah am Fluss stehen. Einer der schönsten Gebirgsdurchbrüche in Mitteleuropa. Auf halber Strecke passierten wir mit Usti/Schreckenstein die letzte Schleuse auf unserer Elbefahrt. Danach flogen wir geradezu, den Rest der Strecke nach Decin. Übernachtung wie traditionell im Hotel Posta. Nicht gerade ein Luxushaus, aber dank Ihres 11-Bett-Zimmers auf dem Dachboden unschlagbar preiswert. Hier traf auch der VL wieder ein, der zwischendurch ein paar Boote ausliefern musste.
Von Decin nach Pirna ist eine unserer Standardstrecken. Man rudert die ganze Zeit durch eine enge Schlucht mit vielen Felsen, hoch oben an den Bergen. Highlights sind die Feste Königsstein, eine Hochfestung auf einem Tafelberg und die Bastei, eine steile Felsformation, direkt am Abhang hoch über der Elbe. In Pirna angekommen machte leider der Wirt gerade die Gaststätte im Bootshaus zu. Nur mit Mühe bekamen wir noch unseren Schlüssel für die Übernachtungsräume. Ein gewisses Erstaunen breitete sich unter den Ruderern aus, dass 20 Gäste am Sonntag um 15 Uhr wohl nicht erwünscht waren. Das wäre uns bei Grit (frühere Wirtin) sicher nicht passiert. Da Pirna vollkommen multikulti ist, kehrten wir beim örtlichen Türken ein. Unsere älteren Teilnehmer waren zunächst nicht so erfreut wegen des “Döner-Abendessens”, aber da Pizzatag war, gab es Pizza für 4,80 Euro. Gediegene Gaststätte, kein Döner-Imbiss, gute Pizza und das ganze preiswerter als in Tschechien. Beim abendlichen Spaziergang durch die schön restaurierte Altstadt fiel allerdings auf, dass augenscheinlich etliche Wohnungen leer standen. Erstaunlich im Großraum Dresden.
Kurz nach dem Start in Pirna ruderten wir zunächst am idyllischen Schloß Pillnitz vorbei. Dann ging es nach Dresden rein. Durchs blaue Wunder, vorbei an Weinbergen mit oberhalb stehenden Schlössern, durch die Waldschlößchenbrücke, nach Dresden Downtown. Brühlsche Terassen, Semperoper und Frauenkirche sind gut von der Elbe aus zu sehen. Danach wird es eher etwas öde, es geht durch die Dresdner Industriegebiete. Nach der Autobahnquerung bei Radebeul, waren wir dann wieder in der Einsamkeit. Kurz vor Meißen zieht sich das Flusstal wieder zusammen, an beiden Seiten rücken die Berge bis unmittelbar an den Fluss heran. Wir legten in Meißen beim Ruderclub an. Da es noch früh am Tage war ging es zur Stadtbesichtigung nach Meißen. Die Albrechtsburg thront majestätisch über Altstadt und Elbe. Die Aussicht ist den Aufstieg wert. Auch der inzwischen fast komplett sanierte Burghof ist sehenswert. Leider erwischte uns auf dem Rückweg zum Ruderclub der lange angekündigte Regen, so dass wir im Boothaus erst einmal alles mögliche trocknen mussten.
Am Morgen ging es bei etwas unschönen, aber gerade noch trockenem Wetter wieder auf die Elbe. Zum Anfang ruderten wir noch durch die letzten Gebirgsausläufer, aber kurz vor Riesa ist alles nur Flachland. Bei Riesa kann man dann unter anderem eine besonders dämliche Neubausiedlung mitten im Überschwemmungsgebiet bewundern. Wer baut an solcher Stelle? “Ich wußte ja gar nicht, dass die Elbe Hochwasser haben kann?” Danach ging es nur noch durch die Ebene weiter. Bei Mühlberg im Hafenbecken wurde noch eine kurze Pause gemacht, bevor es auf die finale Strecke nach Torgau ging. Auch hier muss wieder die Frage erlaubt sein, ob es so besonders sinnvoll ist, den Hochwasserdeich unmittelbar ans Elbufer zu setzen? Die nächste Überschwemmung ist damit vorprogrammiert. In Torgau wurden wir schon erwartet. Die Heizungen waren aufgedreht, so dass sich auch die Steuerleite schnell wieder aufwärmen konnten. Die sonst obligatorische Stadtbesichtigung fiel heute wegen des Wetter aus.
Auch der nächste Tag führte uns wieder durch völlig ebene Landschaft, allerdings waren auf dieser Strecke mehr Altarme, so dass die Landschaft etwas ansprechender war. Die Fähre in Elster versuchte noch nicht einmal wieder Ruderer zu jagen, so das wir ziemlich entspannt in Wittenberg ankamen. Es war wieder recht früh am Ziel, so dass wir einen längeren Stadtspaziergang auf den Spuren von Martin Luther unternahmen. Die ganze Region setzt auf das Luther-Jahr 2017. Die Renovierungen sind abgeschlossen, die großen Parkplätze vorbereitet, jetzt müssen nur noch die Touristen kommen.
Auf dem Weg nach Aken ging es durch große Auwaldgebiete. Die Elbe ist hier wieder recht schön zu rudern und als Nebeneffekt ist man weitgehend vor dem hier recht häufigen Wind geschützt. Der Fluss windet sich in weiten Schleifen durch die Landschaft. Nach Unterquerung der A9 führt er jedoch tendenziell nach Westen. Der Landdienst hatte währenddessen die undankbare Aufgabe in Aken ein Abendessen zu organisieren. Der erste Pizzaladen im Umbau, der zweite Pizzaladen ungeplanter Ruhetag, der Griechische Ratskeller zu teuer, blieb mal wieder der örtliche Dönerladen. Der lag nur 1000m vom Bootshaus entfernt, so dass wir die Pizza abholen konnten.
Die Etappe nach Magdeburg charakterisierte selbst “WaWa” so: immer Gegenwind und fast immer Regen. Wir hatten Glück, wenig Gegenwind und der Regen kam erst nachdem wir schon da waren. Kurz hinter dem Start in Aken hören die Auwälder auf und ab der Saalemündung wird die Elbe sehr breit. Am Ziel in beim Ruderclub Alt-Werder Magdeburg mussten wir uns dann vom Hauswart einen Rüffel abholen, da beide Boote mit der Flussströmung anlegten. Irgendetwas von Teichruderern. Das die Strömung an seinem Steg, bei diesem Wasserstand, aufwärts lief hatte der Hauswart dabei geflissentlich übersehen. Es ging zunächst wieder zum Kulturausflug in die Stadt. Kaiserdom und Rathaus wurden besichtigt. Dabei fiel auf, dass endlich die gruslige Plattenbauruine in der Innenstadt abgerissen worden ist. Mal sehen wie demnächst der Neubau aussieht. Der VL holte Nirina als Ersatzruderin vom Busbahnhof ab, die im Tausch für Wolfgang kam. Zurück im Bootshaus mussten wir den Pizzaboten an der Hauptstrasse abfangen, da inzwischen jemand die Poller vor dem Zufahrt wieder eingesetzt hatte. Alles gut, keiner musste hungern.
Bei richtig gutem Wetter ruderten wir durch Magdeburg, vorbei am Domfelsen (O-Ton WaWa: Das Binger Loch der Elbe :). Hinter Magdeburg wurde das Wetter sogar zunehmend besser, es wurde sogar sonnig, aber der Wind nahm auch zu. In der letzten Kurve vor dem Abzweig zur Schleuse Parey musste noch einmal richtig gekämpft werden. Parey wurden wir problemlos geschleust, im Gegensatz zur Kinderfahrt im Sommer. Merke Sonntag macht die Schleuse auch im Sommer bereits um 16 Uhr zu. Wir hatten Samstag. Der Elbe-Havel-Kanal nach Genthin war jetzt entspannt, es gab sogar teilweise Schiebewind. Die Besichtigung von Genthin erfolgte hauptsächlich mit dem Ziel eine Gaststätte fürs Abendessen zu finden, da in der Bootshausgaststätte eine geschlossene Gesellschaft war. Der Kulturunterschied zu Pirna war deutlich. Als wir an einer noch verschlossenen Tür eines China-Restaurants rüttelten, erschien sofort der Wirt und wollte uns trotzdem reinlassen. Wir vertrösteten ihn auf den Abend und dass wir mit wesentlich mehr Leuten wieder kommen würden. Das Abendessen war gut, reichlich und preiswert.
Der Rest des Elbe-Havel- Kanals war nicht so spektakulär. Wir waren froh, dass wir endlich die Schleuse von Wusterwitz erreicht hatten und auch relativ schnell geschleust wurden. Die Überfahrt über den Plauer See, zur Abwechslung mal mit Schiebewind lief entspannt. Da die Sportbootschleuse in Brandenburg im Oktober nicht mehr offen ist, mussten wir durch die Hauptschleuse. Nach einer halben Stunde Wartezeit ließ man uns passieren. Der Rest bis Ketzin war Heimatstrecke. Normalerweise wird in Ketzin im Boothaus gekocht. Da wir diese mal nicht darauf vorbereitet waren, wurde in einer gutbürgerlichen Gaststätte am Marktplatz gegessen. Der letzte Abend wurde im Bootshaus ausklingen gelassen.
Die lächerliche Reststrecke nach Stahnsdorf am letzten Tag war nach über 700 km Ruderstrecke auch kein Problem mehr.
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