Von Lakselv zum Nordkap 2012 Porsangenfjord-Blog
Ruderfahrt auf Porsangenfjord und nördlichem Eismeer Infos zum Fjord
Videos Steilküste Mageröya und Helsnesfyr
Alles beginnt mit einem Großeinkauf von Lebensmitteln in Ivalo am Inari See. Einkäufe in Norwegen verbieten sich dank astronomischer Preise selbst für Grundnahrungsmittel. Die Anreise von 225 km nach Lakselv zum Beginn des Porsangenfjord geht über die Berge und die finnisch- norwegische Grenze. Wir werden sogar vom Zoll befragt wie viel Alkohol wir dabei haben. Endlich am Fjord angekommen suchen wir zunächst neben dem Flughafen von Lakselv eine Einsatzstelle. Ein flaches Ufer mit vorgelagerter Sandbank direkt neben einem Tourishop findet den Gefallen der Ruderer. Wir laden die Boote ab und lagern sie oberhalb der Flutlinie. Eine kleine Runde über den Flughafenparkplatz und wir haben auch unseren 8 Fahrtenteilnehmer aufgelesen. Nun fahren wir mit dem Auto die Mannschaft zum Campingplatz nach Olderfjord. Hier haben wir für die ersten beiden Tage zwei Hütten reserviert.
Am nächsten Morgen fahren wir wieder 60 km zurück nach Lakselv, die Boote werden über einen flachen Sandstrand ins Wasser gebracht. Augenscheinlich herrscht Ebbe. Das Wasser ist eiskalt und wir sind froh schnell im Boot zu sitzen. In der ersten Bucht haben wir Gegenwind und kurze kabblige Wellen, nachdem sich die volle Breite des Porsangenfjords öffnet wird es ruhiger, allerdings auch immer flacher. Die Steuerleute sind permanent am suchen welche Strecke ruderbar ist, teilweise rutschen wir nur ganz knapp über einige Riffe und Felsen. Auf dieser Strecke muss man weit vom Ufer entfernt rudern und sich bei allen Inseln entscheiden auf welcher Seite man rudert. Bei Niedrigwasser kann man auch in eine Sackgasse herein geraten. Streckenweise folgen uns Seerobben und ein Boot sichtete sogar einen kleinen Wal.
Bei Trollholmsundet mit seinen versteinerten Trollen machen beide Boote Pause. Das Anlegen ist nur an meerabgewandten Seiten von Buchten möglich. Vom Nordmeer kommt eine lange Dünung mit 1-2 m Höhe herein. Angehm zu rudern, aber Anlegen sollte man in solcher Brandung nicht. Der E-Zweier rudert bis zum verabredeten Treffpunkt bei Ytre Billefjord, im Nachhinein ein schwerer Fehler. Der Inrigger weiter bis in den Olderfjord. Der Landdienst shuttelt beide Mannschaften zum Quartier.
Nirina, Uwe und Stefan B. starten im Zweier früh um den Rückstand aufzuholen. Leider ist nach 12 km bereits Schluss bei extremen Gegenwind und kurzen Wellen kommen wir gerade noch um das flache Kap von Vegnes herum, dann geht es nur noch darum im auflandigem Wind eine Anlegestelle zu finden, bei der wir nicht komplett nass werden. Der Wind drückt uns auf Klippen zu, aber wir schaffen es in die nächste Bucht. Hier hat der Steuermann eine vorgelagerte Kiesbank entdeckt, so dass wir als wir erst mal über die Bank gedrückt worden sind nur noch kleine Wellen haben. Am Ende der Bucht sind nur noch winzige Wellen und sogar ein kleiner Sandstrand. Wir schaffen es fast trockenen Fußes an Land. An ein weiter rudern ist bei der Windrichtung und Windstärke nicht zu denken. Da der Landdienst am anderen Ende der Strecke ist, wird das Abholen länger dauern. Wir machen uns zu Fuß auf den Weg zur Hauptstrasse. Der Wind weht uns Fußgänger fast von der Strasse. Nach 4 km Fußmarsch liest uns der Landdienst auf. Der Inrigger mit Elina, Patrik, Laurie und Stefan S. startet erst am Abend. Die Nachtfahrt entlang der Steilküste des Porsangenfjords geht mit Ebbe und wenig Wind gut voran. Nach dem Nebenarm des Smörfjorden gibt es nur noch wenig Orientierungsmöglichkeiten. Glücklicherweise hat Patrik eine Seekarte auf dem Smartphone, so dass wir halbwegs wissen wie weit wir sind. Kurz nach Mitternacht erreichen wir die Bucht von Repvag direkt unterhalb unseres Campingplatzes.
Bereits kurz vor 7 Uhr ist die Zweierbesatzung bei Ihrem Boot und schafft es bei fast Windstille und mit der Ebbe gegen Mittag das Ziel in Repvag zu erreichen. Ohne Smartphone bleibt uns nur die grobe Orientierung mit unserer Straßenkarte. Anhand der beiden Tunnel der Uferstraße kann man abschätzen wie weit man schon ist. Wir suchen uns sogar ein Ziel am Nordende der Halbinsel von Repvag, damit wir nicht wieder an einem Kap hängen bleiben wie am Vortag. Wir finden eine winzige Bucht wo wir unser Boot heraus bekommen. Der Rest der Mannschaft hatte einen ruhigen Vormittag, der zu einer Rundwanderung über die Halbinsel genutzt wurde. Die vielen freilaufenden Rentiere und die sehenswerten Klippen waren die Hauptattraktion. Ergebnis war das der anlegende Zweier einen einsamen Wanderer auf den Klippen erspähte, der mit grünen Pullover verdächtig bekannt aussah. Stefan S. hatte die Wanderung etwas ausgedehnt.
Am Abend legen beide Boote wieder ab. Zunächst sieht es gut aus. Wir rudern entlang der Küste des Porsangenfjords. Steile Felsklippen schützen uns zunächst vor dem Westwind, aber mit dem Ende des Festlandes und der Überquerung zur Nordkapinsel fehlte der Schutz. Bei Kafjord kochte das Wasser und in Richtung Westen stand eine schwarze Wolkenwand die wirklich übel aussah. Wir waren heilfroh als wir endlich die erste Klippe von Mageröya als Deckung nutzen konnten. Am Koboldtal gehen wir an Land. Der Landdienst bringt uns zurück zu unserem Quartier nach Repvag. Gegen 2 Uhr Nachts können wir endlich schlafen.
Am nächsten Morgen verlegen wir unser Quartier nach Skarsvag in Sichtweite des Nordkaps. Der nördlichste Campingplatz der Welt, wir bekommen zwei Hütten. Der Versuch die Boote aus dem Koboldtal nach Honningsvag zu bringen scheitert an Windstärke 5 von vorne. Also ein Ruhetag. Die Mannschaften haben es verdient. Das ständige Nachtrudern, der Schlafmangel, die körperliche und nervliche Belastung greift die Kondition an. Unsere Jugendlichen gönnen sich sogar eine Pizza in der Campingplatzgaststätte, 18 Euro ist allerdings ein stattlicher Preis für eine Pizza.
Erst am Abend des nächsten Tages lässt der Wind etwas nach. Da er außerdem auf West gedreht hat glauben wir uns sicher, im Westen liegt ja die Steilküste als Schutz. Das ist leider eine extreme Fehleinschätzung. Der Wind fällt aus den Bergen abwärts und wühlte das Meer bereits 100m vom Ufer entfernt extrem auf. Der Inrigger geht auf Distanz zum Ufer, das E-Boot schleicht entlang des Ufers. Immer im Zick-Zack Kurs damit die 2m- Wellen nicht übers Heck reinlaufen geht es entlang der Steilküste. Leider taucht vor uns weit weg vom Ufer eine Flachstelle auf, also entweder weit von der Küste weg oder versuchen rüber zu kommen. Nach einigem Suchen finden wir eine Stelle an der die Wellen nicht so heftig brechen, mit Schwung und der nächsten Welle geht es rüber. Nun wird die Küste noch steiler, fast senkrecht und wir bekommen doch etwas Winddeckung. Direkt vor dem Zentrum von Honningsvag wird das Wasser dann schon ungewohnt ruhig. Nun soll eigentlich das Kap Helnes Fyr das nächste Ziel sein, aber der VL fragt zum Inrigger rüber: “Ihr wollt nicht etwa weiterrudern?”. In der letzten Bucht von Honningsvag am Ortsteil Nordvägen, direkt am Ende der Strasse legen wir an. Die Boote legen wir direkt hinter vornehmen Wohnhäusern über die Flutlinie und melden uns beim Landdienst. Zurück auf dem Campingplatz sind alle froh, dass wir die Strecke heil überstanden haben.
Der Start am Ende der Strasse am nächsten Tag erzeugt bei allen Ruderern ein mulmiges Gefühl. Für die nächsten 35 km keine Straße am Ufer, komplett Steilküste und ein Kap, dass das Ende der Welt zu sein schien, das direkt in die Barentssee herausragte. Das dieses Kap nach Hel der Göttin der Unterwelt benannt ist, erhöht nicht gerade die Zuversicht. Bei leichtem Wind aus Nordwest gibt es zunächst keine Probleme. Die Steilküste schützt uns. Ein paar blöde Fischernetze erzwingen einige Male etwas größeren Abstand vom Ufer, aber die Wellen waren lang. Kurz vor dem Kap wird es dann doch etwas mehr, aber die 3m Wellenhöhe stellte bei einer Wellenlänge von ca. 20m kein Problem dar. Subjektiv hatte der eine oder andere Ruderer aber ein mulmiges Gefühl, wenn nur 100m entfernt gewaltige Brandungswellen an die Felsen des Kaps donnerten. Auch hinter Helsnes geht es mit der langen Dünung weiter, so dass es keine Probleme beim Rudern gibt. Nur das Aufschlagen der Brandung am Kap, zeigt deutlich wie gewaltig die Wellen sind. Uns begleiteten immer wieder vereinzelte Papageientaucher die sich wohl wunderten was wir für komische Vögel seien. Nun rudern wir in den Skipsfjorden, vorbei am Flughafen von Honningsvag. Wir können aus dem Boot die Landung einer kleinen Maschine auf der viel zu kurzen Landebahn bewundern. Die Piloten müssen hier richtig was drauf haben. Tief in der Bucht liegt eine gewaltige Vogelinsel. Daran noch vorbei erreichen wir den Ort Kamoeyvar, einen winzigen Fischerort. Über eine Rampe nahmen wir die Boote heraus und der Landdienst bringt uns zum Quartier.
Am letzten Rudertag stehen wir wieder in Kamoeyvar und wollen los, aber der Wind verhinderte das Weiterrudern nach Skarsvag. Das nächste Kap ist bei diesem Wind unpassierbar. Damit unsere Landdienstfahrerin auch mal aufs Wasser kommt wird der Inrigger noch mal aufs Wasser geschickt um die Vogelinsel zum umrunden. Der Rest lädt schon mal das E-Boot auf. Die Inriggerbesatzung bestätigte, dass schon die eigentlich lächerliche Umrundung von Store Kamöya eine Herausforderung dargestellt hätte. Eine weise Entscheidung nicht um das Kap kommen zu wollen, obwohl einige Ruderer enttäuscht waren. Hinter diesem Kap wäre man am Nordkap gewesen.
Der Nachmittag machen wir einen Ausflug zum Nordkap per Auto. Ignorieren den Ärger über die halsabscheiderischen Eintrittspreise und geniessen die Aussicht auf das Nördliche Eismeer. Die restlichen kulturellen Highlights wie die Nordkapkapelle, das Thai-Museum und die Filmvorführung des Nordkapfilms finden nur begrenzten Zuspruch. Der Touristenshop ist unglaublich teuer und es gibt eine Menge Trödel. Trotzdem besuchen wir alles, schreiben ein paar Postkarten bevor wir uns wieder zu unserem Campingplatz in Sichtweite des Nordkaps aufmachen. Da das Wetter inzwischen besser geworden ist machten alle Ruderer am Abend noch einen Spaziergang zum Kirkeporten, einem gewaltigem Felstor am Ufer mit Blick auf das Nordkap.
Die nächsten beiden Tage ging es vom Nordkap zurück nach Helsinki, wo wir unsere Luxusfähre nach Stockholm nahmen. Das abendliche Büffet wurde extrem geplündert. Noch einen Tag später gingen wir in Trelleborg auf die Nachtfähre nach Rostock. Zurück stellten wir fest, dass es in Deutschland zwar etwas wärmer war als in Nordnorwegen, aber das Wetter war nicht wirklich besser.
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