Oderwanderfahrt von Breslau nach Frankfurt
Himmelfahrt 2012 Tips zu Polenfahrten
Die Streckenplanung war ehrgeizig, 332 km in 4 Tagen, also nichts für normale Wanderruderer, eher was für die Marathonfreaks. Zunächst gab es aber das Problem nach Polen zu kommen. Von Berlin gibt es nur einen durchgehenden Zug nach Breslau und der fährt um kurz vor 10 Uhr Morgens. Nirina, Stefan S. und Stefan B. gönnten sich den Frühzug. Ein Ruderer vom Ruderverein Pegaz holte uns vom Bahnhof ab und brachte uns ins Bootshaus. Einem von außen zwar etwas bröckelnden Betonbau, aber innen war das Haus in sehr gutem Zustand. Nach der Begrüßung durch die Vereinsvorsitzende gönnten wir uns noch ein Stadtbesichtigung. Die Innenstadt ist wirklich sehenswert. Am Abend kamen dann weitere 8 Leute mit dem Anhängertransport (Martin, Sonja, Jonathan, Annika, Bambi, Jo, JarJar, Wolly) und Wolfgang per Zug an. Bei den polnischen Ruderern, sorgte der Frauen- und Jugendanteil für einiges Erstaunen, 4 Ruderer und 7 Ruderinnen. Die angepeilten Streckenlängen von bis zu 98 km für Entsetzen. Am Himmelfahrtstag ging es bereits kurz nach 8 Uhr aufs Wasser, nach einigen Kilometern wurde dann auch Sonja als feste Steuerfrau durch die letzte Bahnanreisende Claudia ersetzt. Wir kämpften mit starkem Gegenwind und nicht wirklich warmen Wetter. Auf dem gestauten Flussstück hinter Breslau war außerdem die Strömung gering, aber immerhin gab es einen Sonne-Wolken-Mix ohne Regen. Beide Schleusen passierten wir problemlos und nach Brzeg Dolny half uns dann auch endlich die Strömung und der Wind liess etwas nach, so dass wir gut vorwärts kamen. Der Fluss windet sich durch eine Auenlandschaft, die nahezu menschenleer ist. Nach 80km erreichten wir Scinawa. Hier liegt ein Wasserwanderrastplatz in einem kleinen Hafenbecken. Das Anlegen für Ruderboote war bei diesem Wasserstand nicht optimal, aber die Boote wurden ohne Probleme herausgenommen und aufs Ufer gelegt. Das Quartier erwies sich als deutlich besser als erwartet. Im neugebauten Kulturhaus der Gemeinde gab es Zimmer mit Doppelstockbetten auf Jugendherbergsniveau, sehr ordentlich, sehr sauber und gepflegt. Das Abendessen in der einzigen Gaststätte des Ortes war in Ordnung und sehr preiswert. Die abendliche Geburtstagsfeier für Martin mußten wir allerdings auf dem Gang unseres Quartiers verbringen, da der Aufenthaltsraum abgeschlossen war.
Am nächsten Morgen gab es im Unterschied zu Brandenburg auch keine Probleme 50 Brötchen zu bekommen, so dass wir bereits wieder kurz nach 8 Uhr auf dem Wasser waren. Die 98 km bis Nowa Sol wurden zunächst noch in beiden Booten sportlich angegangen, aber nach der halben Strecke siegte die Einsicht, dass dies dank guter Strömung, leichtem Schiebewind und sonnigem Wetter mit über 20° wohl etwas übertrieben sei. Eine Bootsbesatzung genoss eine lange Pause auf einer schönen Sandbank, während das andere Boot auf 50km Einzelrudern umstellte. Nach gut 10 Stunden kamen beide Boote sehr entspannt am Ziel an. Das Quartier war der ehemalige Ruderclub Möwe in Neusalz, heute leider nur noch ein Kajakclub. Wir hatten Betten in 2-4 Bettzimmern, die Duschen waren warm, wenn auch die Duschköpfe eher für 2-Meter-Rennruderer montiert waren. Der Landdienst hatte am Abend in einem Pizza-Schnellrestaurant reserviert. Riesige, gute Pizza für einen sehr guten Preis.
Am Samstag früh gab es einige Kommentare: “was denn heute nur 80 km”. Trotzdem ging es zügig aufs Wasser, allerdings wurde bald wieder getrödelt. Das Wetter war einfach zu gut um im Rennschlag den Fluss runter zu heizen. Kein Wind und sehr viel Sonne, Temperaturen oberhalb von 25°. Die flache Landschaft wurde heute durch einige kleine Hügelketten aufgelockert. Ab und zu eine Fähre, sehr selten mal eine Brücke und wenige Ortschaften. Eine Mannschaft fand in einem Ort sogar eine offene Gaststätte mit Eis. Das Ziel war eine Ferienwohnung in einem winzigen Ort kurz vor Crossen. Betten für alle, warmes Wasser in den Duschen und das ganze sauber und 50m von der Oder entfernt, was will man mehr? Da die Küche der Ferienwohnung zu klein war, hatte der Landdienst im Hotelrestaurant in Crossen reserviert. Der VL wurde leicht nervös als er das hörte, beim letzten Mal hatten wir dort 3 Stunden aufs Essen gewartet. Diesmal lief aber alles glatt. Das Essen war gut, bezahlbar und schnell auf dem Tisch. Da die Eisdiele bereits geschlossen hatte fielen wir nach dem Abendessen noch bei Netto ein und plünderten dort die Eisvorräte. Am Abend durften Elina und Nirina sich noch an einer theoretischen Obmannsprüfung der Stufe 4 bzw. 5 versuchen (beide bestanden). Eigentlich wollten wir in Nirinas Geburtstag reinfeiern, aber Sonja bestand darauf, dass ihr Kind vorher schlafen gehen sollte.
Die Abschlussetappe nach Frankfurt verlangte dank tropischer Temperaturen den Ruderern einiges ab. Da wir am Abend noch abreisen mußten wurde die Zahl der Pausen deutlich reduziert. Trotzdem leistete sich das zweite Boot bei der praktischen Strömungs- Obmannsprüfung für Elina einige Einlagen. Vom Klassiker der vertauschten Skulls bis zum ausgehängtem Steuer war alles dabei. Ruderer können wirklich gemein sein.
Am frühen Nachmittag trafen beide Boote beim Frankfurter Ruderverein ein. Fünf Leute wurden zur Bahn gebracht, die Autofahrer machten auf dem Rückweg noch einen Stop bei einer Eisdiele. Gar nicht so einfach mit einem 17m Gespann nach Downtown Frankfurt zu fahren und einen Parkplatz zu bekommen.
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