Saar- Mosel- Rhein Wanderfahrt Ostern 2008
16. - 30. März
Manuel, Malte und Stefan hatten direkt vor der Wanderfahrt den turbulenten Rudertag des Deutschen Ruderverbandes genossen, bevor sie sich zusammen mit Gisela aus Bremen auf den Weg nach Saarbrücken machten. Abends abgekommen setzten wir erst einmal die Zugmaschine in den Sand, bzw. die völlig aufgeweichte Wiese. Befreiungsversuche durch einen ortsansässigen Ruderer mit Sportwagen scheiterten, so dass wir gleich erst mal den ADAC rufen mussten um uns zu befreien. Danach bezogen wir das Quartier bei Undine Saarbrücken. Am nächsten Tag hatte der strömende Regen immerhin aufgehört, so dass die Motivation für Rudern da war. Leider scheiterte die geplante Strecke auf dem Saar- Kohle- Kanal mal wieder an der Inkompetenz der Französischen Wasserstrassenverwaltung. Was hilft eine Befahrungsgenehmigung der Behörde für Montag und Dienstag, wenn die Schleusen erst am Donnerstag öffnen. Typisch Französische Beamtenmentalität, die eine Hand weiss nicht was die andere macht. Da Gisela auch noch von Zahnschmerzen geplagt wurde machten sich die drei RC KST Ruderer auf, die Strecke zwischen den Saarschleusen in Saarbrücken zu erkunden. Die Saar hatte ungewohnte 3-4 km/h Strömung, so dass besonders die Strecke von Undine aufwärts sehr lange dauerte. Am Dienstag wollten wir den Französischen Wasserbürokraten ein Schnippchen schlagen. Der VL hatte als Ausweichstrecke den Kanal Rhein- Marne- Kanal ausgesucht. Auf der 35km langen Scheitelhaltung (ohne Schleusen) würde wohl niemand nach einer Genehmigung fragen (wir hatten ja nur eine völlig wertlose Genehmigung für den Saar- Kohle- Kanal). Nach einiger Suche mit dem Bootsanhänger fanden wir direkt ausserhalb von Rechicourt le Chateau an einer Brücke eine angemessene Einsatzstelle. Von hier ruderten wir ca. 20km in östlicher Richtung, vorbei an kleinen Ortschaften mit guter Aussicht auf ein Tal unter uns (der Kanal klebte teilweise an einem Hang) über ein gusseisernes Aquädukt. In einer kleinen Ortschaft machten wir Rast, während sich die nur halb genesende Gisela bei ihren Ruderern mit elsässischen Gebäck aus einer kleinen Bäckerei bedankte, bevor es wieder zurück zum Anhänger ging. Nach einiger Irrfahrt zurück in Saarbrücken blieb uns nur ein wenig Zeit, bevor wir den Rest der Mannschaft vom Bahnhof abholten. Sophie, Lina, Bernd, Moritz und Thomas kamen an. Elisabeth hatte den Zug verpasst und kam 1 Stunde später.
Am Mittwoch stand nun endlich die erste reguläre Etappe an. Zunächst ging es durch die wenig reizvollen Vororte von Saarbrücken, dann weiter vorbei an verfallener Industriekultur der letzten 100 Jahre. Auf der vor ein paar Jahren zur Großschifffahrtsstrasse ausgebauten Saar gab es erfreulicherweise jede Menge Schleusenwarte die sich freuten ihre Schleusen auch mal benutzen zu dürfen. Schiffe waren absolute Mangelware. Anscheinend ist der Main-Donaukanal nicht die einzige überflüssige Wasserstrasse in Deutschland..... Am späten Nachmittag trafen wir in Merzig beim Kanuclub ein. Der Landdienst hatte nicht nur das Quartier klar gemacht, sondern auch den im Merziger Stadtpark gelegenen Spielplatz gefunden und getestet. Geschlafen wurde im Kraftraum, gekocht und gegessen vor der Tür, wegen der Temperaturen in voller Winter-Ruderkleidung.
Am nächsten Morgen gab es dann erst mal den Schock der Fahrt. Eines der am Ufer abgelegten Boot fehlte. Anscheinend gibt es auch in Merzig Leute die in eine geschlossene Besserungsanstalt gehören und nicht auf die Strasse. Glücklicherweise erhielten wir von einem vorbeifahrenden Rennvierer die Auskunft unser Boot würde einige Kilometer abwärts am Ufer liegen. Die sofort eingeleitete Suche verlief zunächst erfolglos, aber dann erhielten wir vom einem radfahrenden Trainer die Auskunft der Rudertrainer im Motorboot hätte unser Boot abgeschleppt. Kurze Zeit später konnten wir dann unser Boot glücklich wieder in Empfang nehmen. Abschliessend kann man nur bemerken, dass dies erst der zweite solche Vorfall in 20 Jahren war. Bezeichnend aber auch, dass der andere Vorfall am Rhein war. In Ungarn, Serbien oder Tschechien ist uns so etwas noch nie passiert, obwohl wir dort sehr häufig rudern.
Die Ruderstrecke entschädigte uns ein wenig für den Schock am Morgen. Es ging durch die landschaftlich sehr schöne Saarschleife. Die Berge treten ganz nah ans Ufer und weder Strasse noch Eisenbahn stören die Idylle. Am frühen Nachmittag erreichten wir Saarburg und legten unsere Boote (mit einem mulmigen Gefühl) beim dortigen Ruderclub ab. Nun galt es zunächst einmal den sehenswerten Ort und die über der Saar thronende Burg anzusehen. (die AH´s schafften es nur bis zu ersten Kneipe, während die kulturell interessierten Jugendlichen die Aussicht vom Burghof genossen.) Danach brachte uns der Landdienst nach Trier, da der Ruderclub in Saarburg wegen einem Trainingslager keinen Platz hatte. Das Quartier war ein Bungalow, der dank einer hereingestellten Elektroheizung angenehm warm war. Unter der Vordach wurde zunächst gekocht und dann zum gemütlichen Teil übergegangen.
Nachdem uns der Landdienst wieder nach Saarburg gebracht hatte und wir unsere Boote diesmal erfreulicherweise intakt vorfanden, galt es erst einmal das Ergebnis des nächtlichen Dauerregens aus den Booten zu bekommen und dann die Kurzetappe bis Trier zu rudern. Nach einer Schleuse erreichten wir dann die Mosel. Auch hier war der Wasserstand kurz unter der obersten Hochwassermarke. Die Trier Moselschleuse überraschte uns dann mit Aufforderung zur Zahlung von 1,50 Euro Schleusengebühr pro Boot. Sowas ist mir seit dem Ende der DDR-Verwaltung über die Westberliner Schleusen nicht mehr passiert. Zähneknirschend bezahlten wir und wurden schnell geschleust. Wir hatten gedacht wir würden trocken bleiben, aber 1000m vor der Trierer Rudergesellschaft erwischte uns ein heftiger Hagelschauer mit Sturmböen. Nachdem wir uns trockengelegt und landfein gemacht hatten ging es in die Innenstadt um Porta Nigra, Thronhalle und Römische Bäder zu besichtigen. (übrigens bei strahlendem Sonnenschein) Leider waren wir für das Amphitheater wieder zu spät. Wie kann man seine Sehenswürdigkeiten schon um 16 Uhr zumachen! Den Abend verbrachten wir wieder in und vor unserem gemütlichen Bungalow. Die älteren Ruderer beendeten ihren Besuch in einer Weinstube, um noch Chrishe vom Bahnhof abzuholen.
Am nächsten Morgen galt es zunächst einmal die Boote neben dem Steg ins Wasser zu setzten, da dieser inzwischen 1m unter Wasser stand. Nachdem wir den Grossraum Trier verlassen hatten wurde das Flusstal wieder reizvoller, die Berge rückten eng an den Fluss, fast überall waren Weinberge zu sehen. Bei strahlenden Sonnenschein ging es auf unseren Zielort Piesport zu. Kurz vor dem Ziel warnten allerdings die Steuerleute die Mannschaft sollten schleunigst Regensachen anziehen, eine dicke Regen oder Schneefront lag über dem Ort. Das ganze entpuppte sich beim näherkommen als heftiger, anhaltender Hagelschauer. Der Landdienst dirigierte uns an eine Anlegestelle, beide Boote wurden herausgenommen, etwas weiter hoch gelegt und vorsichtshalber noch am Zaun festgebunden, falls das Wasser noch weiter steigen sollte. Die Mannschaft wurde dann auf 2 Pensionen aufgeteilt, kurz danach ging es zum recht vornehmen Abendessen ins beste Restaurant des Ortes. 350g Steak ist für einen Ruderer ein angemessenes Abendessen. Danach ging es für die unter 16- jährigen zurück ins Quartier, der Rest begab sich zur Weinprobe. Der Wirt war recht freigiebig mit der Menge der Weinprobe, so dass einige der Frauen zweifelten, wie sie die Treppen in den Pensionen hoch kommen sollten.
Die folgende Etappe ging durch weitere Weinberge weiter nach Traben-Trabach. Sonnenschein wechselte mit immer wiederkehrenden Schnee/Hagel/Regenschauern. Am Ziel war dann das Wetter immerhin wieder so gut, dass wir einen Ausflug ins Stadtzentrum machten. Da der dortige Kirmes einen etwas traurigen Eindruck hinterliess, begannen wir den Aufstieg zur örtlichen Burgruine mit Kneipe davor. Glücklicherweise hatte diese Kneipe auch auf, so dass alle glücklich waren, die Kinder weil sie über das Ruinengelände (mit dunklem Geheimgang) toben konnten, die Erwachsenen weil sie bei einem Glas Apfelschorle die Aussicht auf das Moseltal geniessen konnten. Zurück im Ruderclub waren inzwischen auch die Ruderer vom Mainzer RC eingetroffen, die wir unterwegs überholt hatten. Noch ein Wort zum Quartier. Das war der einzige Fehlgriff der Fahrt. Bei Nachttemperaturen von 0° ist ein ungeheizter Raum nicht wirklich witzig. Besonders ärgerlich ist es, wenn der Ruderclub geheizte Räume hat, diese aber von dahergelaufenen Wanderruderern nicht genutzt werden dürfen. Traben-Trabach reiht sich damit in die Negativliste der Neckarfahrt 2007 ein. Kameradschaft unter Ruderclubs ist etwas anderes.
Auch am heutigen Tag nach Cochem war von den Obleuten wieder höchste Konzentration gefordert. Wegen des Hochwassers mussten sie den Zufahrten zu den Schleusen höllisch aufpassen um nicht in Richtung Wehr gesaugt zu werden. Die Strecke war weiter landschaftlich reizvoll. Am Ziel in Cochem dirigierte der Landdienst die Ruderer mal wieder hinter den Steg direkt ans Ufer. Der Rudersteg hatte keinerlei Verbindung zum Ufer mehr. Die Bootshalle als Quartier rief nach den Erlebnissen der letzten Nacht zunächst Entsetzen hervor, bis wir bemerkten dass die Bootshalle beheizt war. Ein mollig warmes, gemütliches Quartier. Cochem ist ein sehr touristischer Ort, trotzdem war es dem Landdienst gelungen ein preiswertes Restaurant mit “Riesenschnitzel” aufzutreiben.
Beim Blick aus dem Fenster am nächsten Morgen schluckten selbst hartgesottene Osterfahrtveteranen. 15cm Neuschnee unter dem die Boote begraben waren sind zu Ostern schon etwas besonderes. Dementsprechend begann erst einmal eine wilde Schneeballschlacht, bevor wir daran gingen die Boote klar zu machen und die lange Etappe nach Koblenz zu rudern. Trotz teilweise finsterer Wolken kamen wir halbwegs trocken in Koblenz an. Kurz nach dem Anlegen stellte sich aber schwerer Landregen ein, so dass der Besuch am Deutschen Eck buchstäblich ins Wasser fiel. Statt dessen setzte sich die Jugend gegen den VL durch und bekam ihren gewünschten Schwimmbadbesuch. Da uns an dem Abend Patrick aus Neuwied besuchte wurde gleich das neueröffnete Neuwieder Funbad erkundet.
Am nächsten Morgen kostete uns die letze Moselschleuse eine Menge Zeit, bevor wir endlich auf den Rhein einbiegen konnten. Das Wetter hielt sich so halbwegs. So dass die Ruderer relativ trocken in Bad Honnef ankamen und das gemütlich warme Quartier im WSV bezogen. Als Highlight des Abends wurde eine Cocktailparty gestartet. Wegen des Alters der meisten Teilnehmer mit diversen bunten Fruchtsäften und viel Obst.
Die nächste Etappe führte uns vorbei an Bonn nach Köln. Das Wetter war halbwegs manierlich, die Strömung gut, so dass wir früh genug in Köln ankamen um sowohl Schokoladenmuseum als auch den Dom zu besichtigen. Die Übernachtung bei Germania Köln erfolgte im Umkleideraum, zusätzlich gab es einen Sitzecke in der Bootshalle.
Die folgende Stadtdurchfahrt durch Köln war wegen der stehenden Wellen ein bisschen nervig, aber wir kamen halbwegs trocken durch und erreichten am Nachmittag Düsseldorf. Die Stadtdurchfahrt durch Düsseldorf war recht harmlos. Das Quartier war diesmal der WSV Düsseldorf im Hafenbecken eines kleinen Yachthafens direkt neben dem Messegelände. Kraftraum, Bootshalle, Umkleideräume wir konnten alles nutzen und uns ausbreiten. Die abendliche Stadtführung durch Düsseldorfer Kultur- und Kneipenlandschaft übernahm Bernd (ehemaliger Düsseldorfer). Mit Mühe fanden wir einen Gaststätte die noch Platz für unsere grosse Gruppe hatte. Diverse Neuwasser-, Schnapskilometer und sonstige Lagen konnten gegeben werden.
Die Finale 70 km Etappe nach Wesel brachte erfreulicherweise richtig gutes Wetter, kein Regen, dafür aber stürmischen Wind teilweise von vorne. Zusammen mit den Herkules-Schubeinheiten mit 4-6 Leichtern mit Kohle davor war damit für genug “Aktion” auf dem Fluss gesorgt. Diese Schubverbände sorgen für riesige Wellen. Selbst wenn man am entgegengesetzten Ufer ist, darf der Steuermann trotz gedeckter E-Boote nicht träumen. Die Landschaft ist topfeben. Die Unterbrechungen sind die alle paar Kilometer am Ufer stehenden Industrieanlagen. Nicht unbedingt hübsch, aber eine interessante Abwechslung nach dem engen Flusstälern am Beginn der Fahrt. Nach der Einfahrt in den Yachthafen Wesel legten wir beim örtlichen Ruderclub an. Das Quartier war ein angenehm warmer Raum. Die Ökonomie versorgte uns mit Schnitzel (leider kleiner als in Cochem) und sehr preiswerten Getränken.
Damit war die dritte Rheinfahrt innerhalb von 6 Monaten beendet. Dank der Leistungen unserer Obleute wieder ohne Probleme. Die ortsansässigen Vereinen waren teilweise erstaunt, dass wir keine Obleute vom Rhein dabei hatten. Der besondere Dank gilt daher auch Sophie und Malte die die Boote unter teilweise sehr erschwerten Bedingungen immer heil ans Ziel gebracht haben.
Der Tip für alle Nachahmer: Bei uns gibt es eine eigene Obmannsstufe für Strömende Gewässer. Es ist eine absolut hirnrissige Idee mit Obleuten, die keine oder wenig Strömungserfahrung haben auf dem Rhein zu rudern. Gedeckte und gesteuerte E-Boote oder D-Boote sollten Pflicht sein. Überlasst es den Rheinruderern ungesteuert und ungedeckt zu fahren. Bei denen passieren deshalb schon genug Unfälle.
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