Finnland Saimaa 2019 Teil 1 Teil 2 Teil 3
Heute war der wettertechnische Tiefpunkt angedroht. 10-12 Grad, Windstärke 5 und den ganzen Tag Regen. Der VL hatte angesichts der Wettervorhersage nach einer Alternative zur geplanten Route gesucht. Und wirklich bei Booking.com war ein Quartier am Telakanava aufgetaucht, dass wir eiligst gebucht hatten. Hier hatte es seit über 10 Jahren kein Quartier mehr gegeben. Wir hofften dass die versprochenen Hütten da waren. Zunächst mussten wir da aber erst mal hinkommen. Eigentlich sollten wir erst in anderthalb Tagen da vorbei kommen. Die Route war am Vortag komplett neu geplant worden und eine möglichst kurze und möglichst windarme Strecke gesucht worden. Der Zickzack durch geschlossene Inselgruppen wurde abenteuerlich. Selbst innerhalb der großen Inselgruppen merkten wir die extreme Windstärke. Kurz wurde die Strecke durch die ständigen Umwege auch nicht gerade. Aber irgendwann waren die Inseln zu Ende und wir mussten uns über zwei wirklich üble offenen Stellen kämpfen. Immer die nächste Inselgruppe fest im Blick, die den nächsten Windschutz versprach. Die Boote stampften durch die Wellen, aber wir waren inzwischen schlimmeres gewohnt. In jeder Inselgruppe erst mal Pause, damit die Mannschaft sich etwas erholen kann. Immer wieder war man erstaunt aus welcher Bucht oder welchen Seearm diese Wellen jetzt schon wieder kamen und den Ruderern das Leben schwer machten. Erst ganz zum Schluss, kurz vor der Einfahrt in den Telakanava ließ der Wind etwas nach. Wir ruderten durch den Kanal und suchten nach einer geeigneten Anlegestelle, als auch schon ein Finne auf uns zustapfte und fragte ob wir die Leute mit der Buchung seien... Große Erleichterung, anscheinend hatte die Buchung funktioniert. Wir hatten zwei fest installierte Wohnwagen und ein Zimmer. Alles mit Heizung ausgestattet und als Extra bekamen wir auch noch die Sauna angeheizt. Genau das was man nach so einem Tag braucht! Sogar eine Küchenhütte gab es, so dass wir nach der Sauna auch unser Abendessen entspannt im Trocknen verbringen konnten. Gegen Abend war aber das Wetter sogar wieder trockner geworden, als versprochen.
Am vorletzten Rudertag war die Strecke, auch wegen der überlangen Strecke am Vortag nur relativ kurz. Auf Grund des weiter heftigen Windes und des kalten Wetters war aber auch niemand nach einem Umweg zumute. Immerhin blieb es heute trocken. Eigentlich ging es nur ca. 16 km auf einem 25 km langen See nach Süden und dann ein paar Kilometer nach Westen. Wie wir aber schon gelernt hatten ist Schiebewind der Stärke 5 bei 25 km Seefläche nicht so lustig. Also probierten wir wieder jede Deckung aus, die irgendwie möglich schien, egal ob das Umwege ergab oder nicht. Die schmalen Durchfahrten durch enge und hohe Klippen waren ziemlich fotogen, aber die Steuerleute trieb nur um, wie die nächste offene Stelle werden würde. Im Nachhinein harmloser als befürchtet, oder die Ruderer hatten sich inzwischen an Wellen gewöhnt. Jedenfalls kamen wir heute ohne Probleme durch und nachdem die Strecke nach Westen abgezweigt war ging es richtig entspannt bis zum Ziel dem Biwakplatz Hiekkaniemi. Die Boote wurde heraus genommen, wir trauten dem Wind nicht. Am Abend wurde sehr viel Holz gemacht. Nicht nur dass einige auf Grund der kurzen Strecke nicht ausgelastet waren, das Lagerfeuer wurde nach dem Abendessen auch zum wärmen benutzt.
Auch der letzte Rudertag war eine ziemliche Kurzstrecke. Der Wind hatte nachgelassen und es war auch wiede etwas wärmer geworden. Die letzten Kilometer bis Puumala flogen dahin. Die Boote wurden ausgeladen, die Boote abgeriggert und aufgeladen. Das Gepäck sortiert und irgendwie verstaut. Die landfeinen Klamotten aus dem Auto geholt und die Horde Wanderruderer verwandelte sich langsam wieder in halbwegs zivilisierte Menschen. Der abendliche Einfall in die Supermärkte von Puumala sorgte allerdings dafür, dass Blaubeersuppe ausverkauft war. Gefühlt etwa 60l Blaubeersuppe wurde in den Metallkisten im Anhänger verstaut.
Maria und Schulze stiegen früh in den Bus in Puumala ein, der Rest startete eine Stunde später mit dem Anhängertransport in Richtung Helsinki. Kurz nach dem Mittag wurde die ganze Truppe in Helsinki downtown ausgesetzt. Tim übernahm die Fremdenführung, während der VL einen Parkplatz suchte. Orthodoxe Kirche, Dom und Senatsplatz und natürlich den Wochen- und Tourimarkt und die Markthalle wurde angeguckt und glücklicherweise reichte es auch noch für ein Eis. Danach mussten wir dann schon zur Fähre. Der Stauplatz war wie üblich chaotisch und das Landpersonal etwas überlastet. Dafür war das Personal auf der Fähre kompetent beim Einstauen der Autos, also alles wie immer im Hafen von Helsinki. Die Plünderung des Büffets überstieg jedes Maß, üblich nach 3 Wochen Wildnis. Während sich der VL irgendwann in seine Kabine zurück zog, versuchte die Jugend die Nacht in der Disco zu verbringen. Allerdings fiel irgendeinen Security- Mitarbeiter dann so gegen 2:30 auf, dass da wohl jemand nicht über 18 war, so dass die Jugend dann doch irgendwann ins Bett musste.
Die 650 km quer durch Schweden, bei sogar wieder recht warmen und meist trockenem Wetter wurde kurz bei der größten Schleusentreppe Schwedens am Götakanal unterbrochen. Danach ging es weiter nach Trelleburg. Besichtigung der Trelleborgen, eine Sach von ca. 20 Minuten. Erstaunte Fragen der Jugendlichen, was es den sonst noch zu sehen gäbe sorgten bei Tim und Stefan für Heiterkeit. In Trelleburg, sehr lustig! Immerhin bekamen wir in der Einkaufstrasse noch ein Pizza zum Abendessen, bevor es auf unsere TT-Line Fähre ging. Auch hier wieder der einzige Sinn auf der Fähre sind die Schlafkabinen.
Gegen 6:30 erreichten wir Rostock, gegen 11 Uhr waren alle wieder zu Hause.
750 Ruderkilometer in 19 Rudertagen, Gepäck im Boot, Sonne, Regen, Sturm, von sehr warm bis sehr kalt. Alle Teilnehmer haben das ganze gut überstanden und sind hoffentlich motiviert auch 2020 wieder auf eine Sommerwanderfahrt zu gehen. Ziel sind dann Bug, Narew und Weichsel in Polen.
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