Sommerwanderfahrt Schweden
Juli 2010
Strömsholms-Kanal, Mälar und Hjälmaren nach Stockholm
Tips für Schwedenwanderfahrten
Die Fahrt startete wie jedes Jahr direkt am letzten Schultag. Und Stefan, Patrick, Moritz, Thomas, Nirina, Kevin , Cookie vom RC KST und Christian als Gast von KWO machten sich auf dem Weg. Nach einer vierstündigen Autofahrt wurde in Rostock auf eine Fähre der TT-Line umgestiegen, die uns über Nacht nach Trelleborg brachte. Von dort hatten wir weitere acht Autostunden zu meistern, um an unserem ersten Startpunkt, in Smedjebacken, anzukommen. Als wir diesen erreicht hatten, wurden zuerst die Boote abgeladen und aufgeriggert, danach Zelte aufgebaut und Essen gemacht. Während alledem wurde der letzte Teilnehmer der Fahrt vom Bahnhof abgeholt und zu den andern gebracht.
Der erste Rudertag startete um acht Uhr. Es folgte eine Fahrt über viele natürliche Seen, die durch kurze Kanalstücke miteinander verbunden wurden und zwischendurch mussten wir durch zwei Schleusen, die uns aber zeitlich nicht aus dem Plan brachten. Die ersten Wegfindungsschwierigkeiten bekamen wir kurz vor unserem Ziel in Ängelsberg. Diese wurden aber durch die rote Signalkleidung unseres Landdienstes Patrik überwunden. In Ängelsberg wurden die Zelte direkt neben der Anlegestelle aufgebaut. Gekocht wurde in einem Blockhaus, 100 Meter von der Anlegestelle, das uns freundlicherweise vom ortsansässigen Segelclub zur Verfügung gestellt wurde. In diesem wurde dann auch der Abend verbracht, da die Mückenbelastung an den Zelten zu groß war.
Am nächsten Tag hatten wir 13 Schleusen zu bewältigen, die etwas älter waren, aber alle wenig kompetente Schleusenwarte hatten. Dies ging soweit, dass an den letzten vier Schleusen überhaupt kein Wart auftauchte und wir deshalb gezwungen waren, diese mit dem Hänger zu umfahren. Diese Aktion enthielt eine waghalsige und derart Hollywood reife Bootsumtrage, dass sie unbedingt hier aufgeführt werden muss: Wir hatten unsere Boote im Wasser vor der Schleuse, als Stefan und Patrik sich verabschiedeten, um den Anhänger zu holen und beauftragten uns, die Boote zum Aufladen fertig zu machen. Als wir sämtliches Gepäck aus den Booten geholt hatten, die beiden Erwachsenen waren noch nicht zurückgekommen. Wir entschlossen uns, die Boote selber aus dem Wasser zu holen, der Vierer war zuerst dran. Doch stellte sich uns beim Raustragen das Schleusentor in den Weg. Dieses konnten wir nur mit viel Zirkeln überwinden, als zusätzliche Faktoren waren wir nur sieben Minderjährige und hatten schon einen anstrengenden Tag hinter uns. Natürlich wurde unsere Anstrengung vom VL nicht gewürdigt.
Am Abend wurde dann in Surahammar gezeltet. Am Tag danach sollten uns der VL (wegen Urlaubssperre) und Nirina verlassen, sie nahmen das Auto gleich mit. Somit mussten wir ab jetzt ohne Landdienst fahren und das kurz bevor wir aus dem Strömholmskanal in den Mälar, den drittgrößten See Schwedens ruderten. Dort machten wir dann die erste Badepause der Fahrt, die (wir wussten es nicht)an einem privaten Steg stattfand, von diesem wurden wir vom freundlichen Besitzer mit „go to hell“ verscheucht. Vor dem Ziel verlor der Kinderzweier den Vierer, musste zwei, drei Telefonate führen um zu wissen wo das heutige Ziel Kungsör zu finden ist. Dort angekommen wurde gemütlich das WM Finalspiel geguckt und dem morgigen Tag entgegengefiebert, an dem vier Uhr aufstehen angesagt war ,weil wir sonst die Schleusung um acht verpasst hätten.
Wir waren schließlich um sechs an der Schleuse, wo wir uns alle noch einmal, auf den Schleusenwart wartend, ins Gras legten, um zu pennen. Als die Zeit der Schleusung gekommen war, verkündete uns der Schleusenwart, dass wir neben den Motorbooten, die sich vor uns an der Schleuse eingefunden hatten, nicht mehr in die Kammer passen und wir doch bitte auf die nächste Schleusung um 14 Uhr warten sollten. Die Zeit vertrieben sich die Jüngeren, indem sie in eine 7 km entfernte Stadt, neben einer Schnellstraße, liefen, um sich einen Yogi zu besorgen. Auf dem Rückweg vom Supermarkt wurden wir vom Schleusenwart aufgegabelt. Wir fuhren nach der Schleusung den Hjälmare Kanal hinauf, um schließlich auf den viertgrößten See Schwedens, den Hjälmare zu kommen. Ab hier wurde das Wasser sehr steinig und Patrik lief prompt auf. Wir campten diesen Abend in Alhammarsudden mit vielen Ameisen und Mücken.
Auf der nächsten Etappe nach Örebro wurde der Wind stärker und der Zweier musste mehrmals schöpfen. 5 km vor unserem Ziel fing es an zu gewittern und wir mussten die Fahrt abbrechen. Wir legten an einem Segelclub nahe Örebro an und fragten eines der Mitglieder, ob wir hier unsere Zelte aufbauen können. Es wurde uns netterweise erlaubt. Es gefiel uns dort so gut, dass wir beschlossen, den nächsten Tag nur eine Fahrt nach Örebro und wieder zurück zu machen. Dies war eine nette Abwechslung - Entspannung, außerdem gab es uns die Möglichkeit, unseren Lebensmittelvorrat aufzubessern.
Am Morgen nach unserer Tagesfahrt rief uns Stefan an und erklärte uns, dass er ab heute wieder da sei. Er erwartete uns am Ziel, Hampetorp, nach einer eigentlich steinigen Strecke, die von Patrik mit einem 5 km Umweg umfahren, aber von Peppi problemlos durchquert wurde. Angekommen bemerkten wir wieder mal, dass Stefan unsere Fahrten meist ein wenig gestresst sieht. Die nächste Etappe war ein wenig langweilig, aber es wurden die wahren Ausmaße des Sees bewusst, da man nach gewisser Zeit die Inseln hinterm Horizont verschwinden sah. In S. Sundet haben wir den Abend mit einer Runde Skat ausklingen lassen.
Den nächsten Tag mussten wir wieder durch den Hjälmare- Kanal um nach Kungsör zurückzukommen. Und wieder mussten wir vor der Schleuse warten, diesmal nur zwei Stunden. Während dieser Zeit sahen wir uns das offizielle Kanalmuseum an, in dem mehr oder weniger beschrieben wurde, wie der Kanal sich in den letzten 800 Jahren entwickelt hat. Das Museum war in zehn Minuten durchquert.
Von Kungsholm nach Vesteras ging der nächste Tag. Von dieser Strecke wurde die Hälfte mit Segeln überwunden. Der Wind war so stark, dass wir mehr als 5 km/h schnell wurden. Nach kurzen Zielfindungsschwierigkeiten erreichten wir unser Ziel wo Cookie sich kunstvoll aus sechs Matten ein annähernd so gemütliches Bett baute, wie es die anderen hatten.
Am nächsten Tag ließ Stefan es sich nicht nehmen, uns die wunderschöne Stadt, die neben uns lag, zu zeigen. Danach machten wir uns auf den Weg zu unserem nächsten Zielort Enköping, weiterhin fast nur mit den aufgespannten Segeln. Da wir sehr schnell da waren, hatten alle die Möglichkeit, die Schlafsäcke auszulüften.
Die nächste Etappe führte anfangs nicht über den See, sondern durch einen Schilfkanal, der selten breit genug zum Rudern war. Der mittlere Teil führte wieder mal über eine offene Fläche, die in einen Seeschlauch mündet. Dieser Schlauch brachte uns nach Strängnäs, wo wir eine selbstgeführte Stadtführung einschoben. Zwei Kilometer weiter fanden wir unseren Campingplatz, auf dem das erste Mal alle ein Bett hatten (yehaw!). Wir hatten auch das erste Mal die Möglichkeit, ein Feuer zu machen, Moritz, Thomas und Cookie ergriffen die Chance.
Nach der für alle sehr erholsamen Nacht trafen wir einen deutschen Segler, mit dem wir ein 3 km Rennen fuhren. Nachdem wir ihn endlich abgehängt hatten. kamen wir wieder auf eine große offene Fläche, die uns viel Kraft und Nerven kostete. Wir fuhren an unserem Ziel vorbei, um eine Runde um das Schloss Gripsholm in Mariefred zu drehen. Wir landeten schließlich auf dem bürokratischsten Campingplatz Schwedens und möchten alle Fahrtteilnehmer bitten, diesen Campingplatz auf ausgeschriebenen Plattformen angemessen zu bewerten!
Die darauf folgende Etappe führte einen Teil der gestrigen Strecke zurück. Anfangs bei erdrückender Hitze, dann bei Kälte, später bei Regen und Rückenwind und schließlich bei trockenem Gegenwind. Bei unserem Quartier wurden uns irrtümlich statt drei sechs Betten gegeben, das kam uns sehr gelegen, dazu der gefundene Ball und der campingplatzeigene Bolzplatz: Der Abend war super!
Am nächsten Tag musste bei der Hälfte der Strecke mit dem Hänger umgetragen werden. Patrik, Peppie und Cookie hatten für unseren VL eine vorbildliche Brandungsanlege vorbereitet. Diese musste aber wegen milbenverseuchtem Wasser abgebrochen werden, schade. Der Rest der Strecke war landschaftlich nicht so spannend und voller Gegenwind. Diesmal mussten alle campen, da wir an unserem Campingplatz keine Hütte mehr bekommen konnten. Wir wurden am Abend durch eine Konzerteinlage von irgendjemandem unterhalten.
Den nächsten Tag wollten wir nach Uppsala (der Stadt mit dem wahrscheinlich lustigstem Namen), wo uns Thomas durch die Stadt führen sollte. Wir wurden zu Beginn von starkem Gegenwind gebremst, aber sobald wir den Mälar hinter uns gelassen, den Campingplatz erreicht, den Landdienst eingeladen und weiter in den Kanal nach Uppsala gerudert waren, war der Rest entspannt. Thomas Stadtführung war sehr informativ oder informativer als seine berühmte Passau-Führung. Nach dieser und einer kurzen Shoppingtour ruderten wir den Kanal zurück zu unserem Campingplatz. Diese Nacht wurde der Regen zu stark für zwei unserer Zelte. Durch dieses Wetter hatten Peppie und Kevin am Morgen ein böses Erwachen. Das Zelt war über den Reißverschluss vollgelaufen, dadurch wurden die Schlafsäcke und Matten der beiden völlig durchgeweicht, noch dazu wollten wir diesen Tag wild Zelten. Das wurde aber nach diesem Regenguss abgeblasen und dem Landdienst wurde zur Aufgabe gemacht, in Stockholm ein Quartier zu besorgen.
Mit zwei Stunden Rückstand machten wir uns dann auf den Weg, doch an den Booten wurden wir wieder aufgehalten, sie waren im Heck bis zur Bordwand vollgelaufen. Mit noch mehr Verspätung kamen wir auf den stark vernebelten Mälaren und ruderten bis Sigtuna. Durch die schlechte Stimmung trank Thomas literweise Cola und bekam auf dem letzten Teil der Strecke einen Zuckerflash. War keine schöne Situation und wir wissen jetzt: gebt Thomi niemals mehr als einen Liter zuckerhaltige Getränke. Bis wir ankamen hatte der Landdienst uns in Stockholm das Quartier vom nächsten Tag organisiert und alle waren sichtlich erfreut darüber. Mit dem Auto fuhren wir in einen Ruderclub neben der Museumsinsel Djurgarden.
Zum nächsten Tag wurden wieder alle mit dem Auto zu den Booten gebracht, von hier wollten wir nach Stockholm und die Boote am Polizeiruderclub liegen lassen. Bei Hässelbü stieg der Landdienst, der vom Quartier mit der U-Bahn kam, zum Vierer zu. Als wir vom Ziel zum Quartier gefahren waren, gingen alle auf eigenständige Stadterkundungstour.
Der letzte Rudertag ging los mit einer Bahnfahrt zu den Booten, da wir diesen Tag direkt zu unserem Quartier fahren wollten. Wir ruderten vom Polizeiruderclub vorbei an der Altstadt Gamlastan und am Stadshuset in die Stockholmer Schleuse. Ab diesem Zeitpunkt waren wir im Salzwasser. Von dort fuhren wir vorbei an der Museumsinsel Djurgarden, zu unserem Quartier.
Nach dem Rudern gingen wir die Stadt besichtigen, wobei uns unser Stadtführer Stefan die wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Stockholm näher brachte. Besonders gefallen hat uns das Vasa Museum. Das Sightseeing dauerte zwei Tage, danach wurde auf die Fähre der Siljaline gegangen und über Nacht nach Helsinki. Dort wurde auch die Stadt mit der Hilfe vom VL besichtigt. Danach wurde wieder mit der Fähre nach Stockholm und schließlich nach Hause gefahren. Insgesamt haben wir rund 750 km, mit Landdienst, gefahren, waren auf sechs verschiedenen Gewässern in 19 Rudertagen und insgesamt dreieinhalb Wochen unterwegs .
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