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160 km in 14h:22min
Kleinmachnower Wanderruderer auf Regattabesuch gewinnen die  Novizen Klasse bei der 50. Tour du Léman à l’Aviron in Genf

Unter den Ruderern ist die Regatta“ Tour du Léman – längste Regatta auf einem abgeschlossenen Gewässer“ als Marathon-Weltmeisterschaft weit bekannt. Neben dem Rennrudern, wo meistens Strecken zwischen 500-2000m absolviert werden, gibt es noch das Marathonrudern bei dem z.B bei der EUREGA 45-100 km auf dem strömenden Rhein gerudert werden. 160 Ruderkilometer – einmal um den Genfer See- werden bei dieser Extremsport-Regatta in gesteuerten C-Vierern non-stop hingelegt.
Neben der mehrstündigen Rudererei in dem wundervollen, schweizerischen Alpenpanorama gilt es als Team sich ebenso den wetterlichen Gegebenheiten zu stellen und ohne Landgang oder fremde Einwirkung auch bei Wind, Wellen, Regen oder in der Dunkelheit die Wegpunkte abzufahren und das Ziel schnellstmöglich zu erreichen. Es kam auch schon vor, dass nur eine Handvoll Boote überhaupt am Ziel angekommen sind, da die anderen aufgrund des starken Wellengangs die Regatta abbrechen mussten.
Diesmal nahmen 26 buntgemischte Mannschaften aus internationalem Umfeld teil, um sich in den Rennklassen Männer, Frauen, Mixed, Masters und Novizen zu behaupten. Nach unserem erfolgreichen Sieg beim Oste-Marathon und Ermunterungen, endlich mal unser Können auf der „großen Bühne“ zu zeigen, fanden sich 5 mutige Ruderer (Nirina (25), Lars (40), Florian (37), Tim (21), Thomas (56) zusammen, um diese besondere erstmalige Mission für den Ruderclub Kleinmachnow Stahnsdorf-Teltow (RC KST) anzugehen. 

Da sich ein Teil des Teams noch auf der spektakulären Island-Wanderfahrt befand, wurden erste Vorbereitungen für die notwendige Bootsausstattung über Zoom-Meetings getroffen. Für raues Wetter entschieden wir uns eine elektronische Pumpe mit an Bord zu nehmen und einen zusätzlichen Wellenbrecher auf den Bug zu montieren.
Eine weitere Herausforderung war es, Getränke, Brötchen und Power-Riegel im Boot so wasserdicht zu verstauen, dass man trotzdem schnell rankommt. Multitasking war am Steuer erforderlich. Wir entschieden, halbstündlich zu wechseln, sodass jeder 2 Stunden rudert und anschließend eine halbe Stunde Zeit zur „Erholung“ und zur „Stärkung“ am Steuer hat und gleichzeitig das Boot auf den richtigen Kurs halten muss.
Unsere Shannon, der von der Gemeinde Stahnsdorf gesponsorte Baumgarten-Marathon-C-Vierer, wurde noch schnell in die Werft gebracht und mit Lenzklappen ausgestattet. 
Natürlich kam es, wie es in diesen Zeiten leider kommen musste: Ein Ruderer erkrankte an Corona. Trotzdem schafften wir es noch einen Ersatzmann vom Rostocker Ruderverein 1885 zu engagieren, der bereits viele Wanderfahrten mit uns unternommen hatte. Nachdem wir schon die Hoffnung aufgegeben hatten, überhaupt zu starten, nahmen wir noch einmal Anlauf die Aktion anzugehen. Die Zeit reichte für gemeinsame, längere Trainingseinheiten nicht mehr aus. Die Priorität lag darin, das Boot fertig zu stellen.
Dank gemeinschaftlicher Anstrengung war um 3:30 Uhr am Abfahrtsmorgen endlich alles bereit. Erleichterung trat ein, als wir dann endlich mit dem Anhängertransport Richtung Genf losfuhren. Das letzte Stück der Autofahrt führte entlang des Genfer Sees. Die Strecke zog sich dann doch noch ein gutes Stück hin. So wurde uns vor Augen geführt, welche enorme Entfernung wir am übernächsten Tag rudernd zurücklegen sollten.

Übernachtet wurde in einem Bunker, wo nach und nach auch die anderen Extremsportler miteinfielen. Die üblichen Marathon-Freaks waren natürlich auch alle am Start, und unsere Aufregung wuchs an.

Der Freitag wurde genutzt, um unsere Shannon fertig auszurüsten. Nach einer Probefahrt ging es über zum Nudelessen. Dann fand auch bereits die Obleute Besprechung statt und eine kurze Wetterprognose wurde gegeben, bei der für den morgigen Regattatag eher Wind und Regen angesagt war, also nichts für Schönwetterruderer. Darauf hatten wir uns bereits eingestellt. Abend klang aus mit einer Begrüßungsfeier und einem netten Aperitif am Wasser. Mittlerweile waren alle aus unserer Mannschaft angekommen und lernten sich kennen. Ein Teil hatte noch nie zusammen im Boot gesessen.

Als wir am Regattatag um 6:20 Uhr unser Boot zu Wasser ließen, regnete es natürlich, aber selbstverständlich waren alle Ruderer guter Dinge. Nach einem zweiten kleinen Frühstück fiel um 8 Uhr dann endlich der Startschuss.
Bei dem Massenstart kam es glücklicherweise für uns zu keiner Kollision.
Bereits nach der ersten halben Stunde schafften wir es, uns im Feld möglichst weit nach vorne zu kämpfen und zumindest unsere Novizen-Konkurrenz zu überholen.
Durch den Regen hatte sich viel Wasser im Boot angesammelt, sodass wir bereits zu Beginn unsere Lenzklappen öffnen wollten. Dabei löste sich, wie auch immer, der Griff der einen Klappe.
Nichtsdestotrotz ruderten wir immer weiter und freuten uns über die Sportfans am Ufer, die den Bootskonvoy von Land aus immer weiterverfolgte und kräftig zujubelten.
Glücklicherweise hatten wir Schiebewind und der Regen lies auch nach, so dass die Sonne rauskam. Unser Boot lief gut und wir genossen die wundervolle Bergkulisse. Nun galt es, das für die nächsten 14h durchzuhalten.
Keiner von uns hatte bis jetzt 160 km rudernd an einem Tag zurückgelegt, insbesondere nicht auf stehendem Gewässer. Der Genfer See war für uns auch vollkommenes Neuwasser.
Tapfer kämpften wir uns auf dem See vorwärts. Nach ein paar welligeren Passagen erreichten wir den ruhigeren Bereich. Immer wieder schafften wir es, an die Bonner heranzukommen, verloren beim Wechseln allerdings immer wieder Zeit.
Mit wunderschönem Regenbogen im Rücken hatte es schon fast etwas vom entspannten Rudern. Gegen Ende brach die Dunkelheit ein, sodass beim Steuern mehr Vorsicht geboten war, um nicht in Fischernetze zu fahren und Granitblöcke und weitere Schikanen rechtzeitig zu umfahren.
Auf den letzten Kilometern wurden wir von einem Begleitmotorboot unterstützt. Aufgrund eines aufkommenden Gewitters sollten wir unter Land fahren. Glücklicherweise zog dieses vorbei und nur noch „2 km“ sollten es zunächst bis zur Zielmarkierung in Genf sein. Leider hatte sich der Steuermann etwas verrechnet, sodass wir uns mehrmals auf die letzten 2 km bis zur Ankunft freuen sollten. Schmunzelnd legten wir dementsprechend einen mehrfachen Endspurt ein und erreichten schließlich als 8. Boot nach 14 Stunden und 22 Minuten tatsächlich im Dunkeln unter dem Jubeln der eifrigen Zuschauer das Ziel. 
Mittlerweile war es 22:20 Uhr. Unser Landdienst hatte bereits für Champagner gesorgt, wobei unsere Kräfte nur für eine kurze Feier ausreichten.

Am nächsten Tag fand die feierliche Siegerehrung statt und wir wurden mit einem vornehmen Drei-Gänge-Menü verwöhnt. Kaum zu glauben - Wir waren tatsächlich mit einer halben Stunde Vorsprung die Gewinner der Novizen Klasse und das achtschnellste Boot der Regatta. Von 26 Booten trafen 24 Boote bis 4 Uhr am nächsten Morgen im Ziel ein.
Das Siegerboot hatte tatsächlich die Runde in weniger als 12 Stunden hingelegt – Respekt! Wir waren besonders stolz, als absolute Genfer See - Novizen die Runde geschafft zu haben und beratschlagten bereits neue Strategien, um unsere Zeit nach einem Jahr Regeneration nochmal zu toppen��.

Kurzgefasst war es für uns ein unvergessliches Erlebnis.
 
Dass Marathonruderer in seiner Altersspanne und von seiner Vielfalt her so weit gefächert ist und , war besonders beeindruckend.

Und neben unseren üblichen, spektakulären europaweiten Wanderfahrten freuten wir uns, auch in dieser Art von Wettbewerb für den Ruderclub weitere Pokale zu gewinnen.

 

Baumgarten Marathon Genf 2022
Tour du Lac Lemand Aviron 2022 Start
Marathon C4x+ Baumgarten Tour du Lac Leman 2022
Sieger Novizen Tour du Lac Leman 2022
Lac Leman Riggerplatz 2022 Genf Lac Leman Aviron Start Shannon RC KST 2022
Lac Leman 2022 Panorama
Tour du Lac Leman 2022 Ruderclub Kleinmachnow Stahnsdorf Teltow
Tour du Lac Leman Startschuss 2022
Siegerehrung Genfer See Marathon Novizen 2022
Ruderboot auf dem Genfer See 2022
Lac Leman 2022 Novizenpokal
Tour du Lac Leman 2022 Sieger Novizenklasse im Bunker
Nirina Tim Genf Sektempfang 2022
Lac Leman 2022 Mittagessen