7 unermüdliche Ruderer machten sich nach Weihnachten auf den Weg in den sonnigen Süden. Nach einer Zwischenübernachtung kurz vor Salzburg erreichte der Anhängertransport nach 1100 km das kleine Städtchen Jesolo im nördlichen Teil der Lagune von Venedig. Das Navi wies zuverlässig den Weg auf den zunächst noch asphaltierten Deichweg des Flüsschens Sille. Die letzten 8 km ging es über eine Schotterpiste dann kamen wir an unserem einsam zwischen der Sille und der Lagune von Venedig gelegenen Haus am Ende der Straße an. Die beiden Ferienwohnungen waren riesig und luxuriös eingerichtet. Wir machten uns sofort ans Abladen der Boote. Über einen schmalen leider recht ungeeigneten Steg an der Sille setzten wir die Boote ein und vertäuten sie. Der Steg war leider für Motorboote gedacht und das Geländer an der Landbrücke führte zu einigen Verrenkungen, aber niemand ging Baden, schließlich waren Profis am Werk. Danach machten sich die Mädchen mit Stefan auf den Weg den nächsten Supermarkt zu finden, wir hatten mal wieder den Kaffee vergessen. Der Fußmarsch über die neben dem Haus liegende Schleusenbrücke (nur Fußgänger) wurde etwas länger. Die Ortschaft Lido de Jesolo war zwar nah und eine Kneipe hätten wir nach ca. 500m besuchen können, nur die Suche nach dem Supermarkt wurde schwieriger. Erst nach Einbruch der Dunkelheit war das Kaffeekommando wieder zurück. Mit dem Auto hätten wir hin- und zurück 30 km fahren müssen, dass wäre auch kaum schneller gewesen. Nach der Rückkehr genossen wir unsere Luxusquartiere. Die elektrischen Heizungen sorgten zwar für Fönfrisuren aber sie bekamen die Wohnungen warm. Sobald die Sonne verschwunden war wurde es sofort unangenehm kalt.
Der strahlende Sonnenschein und die Windstille am nächsten Morgen brachte uns dazu über den Fluss Sille in Richtung Adria zu rudern. Nach 800m waren wir auf dem Meer und ruderten entlang der Küste südwärts nach Punta Sabbioni. Bei minimalen Wellen und strahlendem Sonnenschein eine grandiose Ruderstrecke. Kurz vor der Einfahrt in die Lagune bei Punta Sabbioni machten wir noch eine längere Strandpause, bevor wir uns auf den Rückweg der Binnenstrecke machten. Leider war inzwischen Ebbe, so dass ganz massiv Wasser aus der Lagune ins Mittelmeer lief. Die Gegenströmung war anstrengend und hörte den ganzen Rückweg nicht auf. Der Kanal am Rande der Lagune vorbei an Punta Sabbioni, Treporti und Cavalino zog sich endlos hin. Zum Schluss waren wir froh als wir mit letztem Büchsenlicht die Schleuse von Jesolo erreichten. Diese war entgegen den angekündigten Schleusenzeiten geschlossen und das danebenliegende Wehr leider eine Baustelle, so dass man auch nicht über das Wehr ausweichen konnte wie beim letzten Mal. Deshalb ließen wir unsere Boote vor der Schleuse am Ufer vertäut zurück und liefen die wenigen Meter zu unserem Haus.
Am Silvestermorgen sollte noch das Fleisch fürs Fondue eingekauft werden. Wir entschlossen uns das per Boot zu erledigen. Nach wenigen Kilometern erreichten wir Cavalino, vertäuten unser Boot an einem Steg direkt neben der Polizeiwache und schlenderten durch Cavalino downtown. Der gut sortierte Supermarkt war schnell gefunden. Preislich waren das meiste nur etwas teurer als in Deutschland, so dass wir bald darauf bepackt mit Einkaufstüten zurück zum Boot gingen. Eigentlich wollten wir ja nur Fleisch kaufen, aber das passiert eben wenn man mit 3 Mädchen shoppen geht. Da es noch früh am Tag war und die Ruderer nicht wirklich ausgelastet waren entschlossen wir uns noch einen kleinen Ausflug in die Lagune zu machen. Der erste unmarkierte Nebenarm wurde nach kurzer Zeit so flach, dass wir lieber umdrehten und einen mit Pfählen markiertes Fahrwasser benutzten. Sumpf, Teiche und Wasserarme so weit das Auge reichte. Als wir eigentlich schon umkehren wollten meinte der VL lass uns bis zu dem einsamen Haus da hinten in der Lagune rudern, ist bestimmt eine Kneipe. Allgemeine Heiterkeit war die Folge: “klar und Ernest Hemmingway begrüßt uns mit Whiskey, wir sind mitten im nirgendwo, wo soll hier eine Kneipe herkommen”. Am Abzweig zu dem einsamen Haus stand dann ein Schild Gaststätte angeblich im Dezember geöffnet. Sehr zweifelnd ruderten wir den engen Graben zu dem Haus und stellten fest, dass man hier am Ende der Welt auch noch was zu trinken und sogar zu essen bekommt, wenn der Wirt gerade den Raum für die Silvesterparty vorbereitet. Was für ein Unterschied zu Brandenburg. Tip: www.agriturismo-labarena.it Nach ausgiebigen Weingelage und dazugehörigem Schinken- und Salamiteller, durfte eine der Jugendlichen zurücksteuern, der Rest erklärte sich nach 2-3 Gläsern Wein für steuerunfähig. Der Abend wurde zunächst beim Abendessen verbracht, danach gab es von DVD die Feuerzangenbowle. Zumindest Jonathan kannte den Film noch nicht. Um Mitternacht bewunderten wir zunächst das im nächsten Ort laufende Höhenfeuerwerk, bevor wir unsere zwei Batterien abbrannten. Zur Enttäuschung von Jonathan hatten wir nicht mehr dabei und in Italien hatten wir keinen Laden gefunden der Feuerwerk verkaufte.
Der Neujahrsmorgen begrüßte uns mit dichtem Nebel. Solange wir den Kanal in Richtung Treporti ruderten störte der nicht sehr, wir hangelten uns einfach von Fahrwasserpfosten zu Fahrwasserpfosten. Kurz vor Treporti lichtete sich glücklicherweise der Nebel, so dass wir einen Blindflug auf der Lagune vermeiden konnten. Die Überfahrt nach Burano lief zunächst problemlos bei wunderbaren Sonnenschein, aber kurz vor der Insel wälzte sich vom Meer eine dunkle Nebelwand auf uns zu. Wir fanden in einer kleinen Einfahrt bei Burano eine Anlegemöglichkeit, vertäuten unsere Boot und widmeten uns der Kultur. Burano ist für seine Spitzenstickerein berühmt. Sehenswerter als diese inzwischen wohl oft aus Fernost kommenden Textilien ist aber diese Inselstadt selbst. Die bunten Häuser sehen aus wie aus einem nachkolorierten Reiseführer. Die Insel wird von mehreren kleinen Gräben durchzogen, dazu die bunten Häuser, Motorboote und Gondeln direkt vor der Haustür vertäut, kitschiger geht es nicht. In der Stadt war der Nebel etwas schwächer, aber selbst der VL nahm statt Eis doch lieber eine heiße Schokolade. Nach längerer Besichtigung wollten wir uns auf den Rückweg nach Treporti machen, aber kurz nach dem Ablegen kam das Boot des VL mit den Worten zurück: “wir sind doch nicht lebensmüde”. 20m Sicht auf der Lagune, dazu noch der Vaporetto- und Taxibootverkehr verhinderten eine Rückfahrt. Also die Boote über eine Rampe raus nehmen und in einer Grünanlage lagern. Danach fuhren wir mit einem Vaporetto zurück nach Treporti Selbst die Rückfahrt mit dem Auto von Treporti nach Jesolo wurde zum Abenteuer. Sonjas Frage vom Rücksitz an den Fahrer: “siehst du überhaupt noch was” war nicht ganz falsch. Trotz Dunkelheit und Nebel kamen wir heil wieder in unserem Quartier an.
Da für den heutigen Tag Regen vorhergesagt war, was dann sogar stimmte, machten wir unseren Kulturtrip nach Venedig. Von Punta Sabbioni fuhren wir per Vaporetto nach Venedig. Im Dauerregen waren wir glücklich das rund um den Markusplatz Kolonaden sind, so dass wir mal aus dem Regen rauskamen. Die Geschäfte waren teuer und mit teilweise extrem kitschigen Waren bestückt. Trotzdem wurde es ein längerer Schaufensterbummel, bevor wir uns heraus aus den Touristenregionen durch winzige Gassen und immer wieder über kleine Brücken unseren Weg durchs wesentlich ruhigere Venedig bahnten. Ab und zu war auch mal eine Sackgasse dabei, so dass wir zurück mussten und die nächste Brücke suchen. In einer solchen Gegend kehrten wir dann noch in einer kleinen Gaststätte ein, um uns zu stärken, vor allem aber um uns zu trocknen und aufzuwärmen. Zum Schluss fanden wir vorbei am Arsenal wieder zum Canale Grande und zum Markusplatz zurück. Mit dem Vaporetto ging es zurück nach Punta Sabbioni und zu unserem Quartier.
Der nächste Morgen begrüßte uns wieder mit strahlendem Sonnenschein, so dass wir nach Burano übersetzten um unsere Boote abzuholen. Die Dame am Fahrkartenschalter verstand nicht so ganz warum wir nur ein Ticket nach Burano haben wollten und nicht zurück. Unsere Boote lagen unberührt, wir setzten ein und ruderten nach Murano. Hier vertäuten wir unsere Boote in einem der kleinen Gräben und besichtigten die Glasbläserinsel. Diese ist noch touristischer als Burano, nicht ganz so bunt und noch mehr mit Kitschläden vollgestopft. Martin fand sogar einen Laden wo wirklich noch Glas selbst verarbeitet wurde, zumindest war ein Glasbläser am arbeiten. Jonathan bewunderte mehr die zutraulichen Tauben, während die Mädchen eher die Glasarbeiten in den Touri-Läden bewunderten. Am Nachmittag ruderten wir direkt durch Murano und dann zurück nach Punta Sabbioni. Wobei Nirina als Obmann im Führungsboot einen interessanten Kurs direkt durch eine andere Insel wählte. Vorbei an einem militärischen Sperrgebiet, das aussah als wären die Anlagen noch aus den Zeiten der Großmacht Venedig. Von Punta Sabbioni ging es per Auto zurück zum Quartier.
Der letzte Tag sollte das Highlight bringen eine Durchfahrt durch den Canale Grande in Venedig. Die Überquerung der Lagune bei strahlendem Sonnenschein und Windstille war ein Genuss. Schließlich tauchte Venedig vor uns auf und wir näherten uns dem Markusplatz. Der Verkehr auf Vaporettos, Taxibooten, Autofähren und Gondeln wurde dichter. Die Steuerleute waren gefordert, ausweichen, anhalten, Wellen ausreiten, aber kein wirkliches Problem. Der Rest der Schifffahrt nahm Rücksicht, selbst Vaporettos wichen aus, oder gingen vom Gas. Hinter der Markusplatz wurde es spektakulär. Der Canale Grande wird immer enger, man rudert direkt an den Palazzos vorbei, schaut in schmale Nebengräben, unterquert die Rialtobrücke und erreicht schließlich am Ende des Canale Grande wieder die Lagune. Auf dem Rückweg probierte der E-Dreier noch einen der breiteren Nebenarme. Trotz Gondelgegenverkehr kein Problem. Streckenweise mussten die Paddelhaken eingesetzt werden, aber wir kamen gut durch. Die Ausfahrt des Grabens war unmittelbar neben dem Markusplatz. Ein weiterer Versuch unter der Seufzerbrücke durchzurudern scheiterte leider, da wurde es wirklich zu eng und viele Gondeln waren im Weg. Kurz vor Sonnenuntergang erreichten wir wieder Punta Sabbioni. Hier luden wir unsere Boote auf und fuhren ein letztes Mal zu unserem Quartier.
Die Rückreise in 2 Tagen mit Übernachtung beim Ruderclub Deggendorf verlief problemlos. Interessant war nur der Klimawandel. Im Venezianischen Flachland bei 8° losgefahren, an den Südhängen der italienischen Alpen dank Fön 17° und kein bisschen Schnee selbst auf den Bergen, hinter dem Tauerntunnel plötzlich Schnee und leichter Regen bei 2° und im bayrischen dann Dauerregen und 6°.
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