Vogalonga + Wanderfahrt auf der Lagune
Mai 2008
Zum ersten Mal seit 15 Jahren gab es eine Woche Pfingstferien. Damit war das jahrelange Wunschziel Vogalonga (ein 30km Auffahrt durch das Zentrum von Venedig) endlich möglich geworden. Insegesamt 19 Ruderer meldeten sich, 15 vom RC KST, 1 Ruderer vom GTRV Neuwied, 2 Ruderinnen von Hermann Billung aus Celle und eine Ruderin vom RV Esslingen. Vom RC KST: Sophie, Christel, Lina, Lui, Bernd, Malte, Uli, Kirstin, Bianca, Victor, Levon, Cookie, Niklas, Sandro und Stefan.
Am Freitag vor Pfingsten machten wir uns mit 2 Kleinbussen auf den Weg und erreichten ohne Stau am frühen Abend den RV Regensburg, wo wir Quartier genommen hatten.
Am nächsten Morgen ging es nach einigen Irrfahrten durch Österreich nach Italien. Nachdem wir die Berge verlassen hatten, schlug das Wetter um, Regen und Gewitter. Warum ist das Wetter in Italien weniger sonnig als in Deutschland? Glücklicherweise war es nur eine kurze Episode, als wir die Lagune von Venedig erreichten schien die Sonne wieder von einem tiefblauen Himmel. Unser Campingplatz lag am Ende der Landzunge, die von Nordosten her die Lagune vom Meer trennt. Campingplatz Miramare in Punta Sabbioni. Wir hatten 3 Hütten + 3 Zelte. Durch die vielen und sehr späten Nachmeldungen war es uns nicht gelungen ausreichend Hütten zu bekommen. Der im Internet versprochene Strand auf der Seite der Lagune hatte sich leider in eine riesige Baustelle verwandelt. Hier bauen die Italiener ein riesiges Sperrwerk um die Lagune vor starkem Hochwasser zu schützen. Damit war leider unsere Bootseinsatzstelle gestorben. Die Rezeption des Campingplatzes gab uns jedoch den Tip, dass 3 km weiter ein Ruderclub und ein kleiner Yachthafen seien, wo wir einsetzen könnten. Also fuhren wir dort hin und luden in der einbrechenden Dämmerung unsere Boote ab, bevor es zum Abendessen zurück zum Campingplatz ging. Wir haben hier übrigens unsere Boote und den Anhänger neben dem Ruderclub auf einer öffentlich zugänglichen Wiese gelagert. Im Gegensatz zu Deutschland wurde weder etwas gestohlen noch beschädigt. Soweit mal zu den Vorurteilen über Italien!
Am Pfingstsonntag ging es sehr früh los, da wir bis zum Startpunkt der Vogalonga noch 11 km zu rudern hatten und wir es überdies am Vortag nicht geschafft hatten unsere Startkarten abzuholen. Die Eile nach Venedig zu kommen liess uns die Ruderstrecke ein bisschen arg abkürzen, der Erfolg war ein kleiner Spaziergang durchs Flachwasser mit dem Boot im Schlepptau. Merke man bleibt in der Lagune immer im Fahrwasser!
Das führende Boot hatte inzwischen Startkarten, T-Shirts und Plakate am Start gegenüber vom Markusplatz abgeholt, so dass alle Boote versorgt waren und sich in das Gewimmel vor dem Dogenpalast stürzen konnten. Vom Einerkajak, über Französische Yoles, Barken, Kirchboote, Gondeln und normale Ruderboote war alles vertreten. Eine Französische Mädchenmannschaft war sogar im gesteuerten Rennvierer unterwegs (Die spinnen die Gallier!). Endlich ertönte die Startkanone und 1800 Boote setzten sich in Bewegung zunächst war die Strecke noch recht breit, doch die ersten scharfen Kurven sorgten für Verkehrschaos und Stau. Als sich schliesslich das Fahrwasser stark verengte kam es teilweise zum Stillstand. Entscheidend war nicht mehr wie schnell man rudern konnte, sondern wie gut der Steuermann das Boot durchdrängelte. Spezielle einige grosse Gondeln fuhren schlicht und einfach rücksichtslos. Ein Kanufahrer wurde einfach überfahren und ins Wasser gestossen. Ab Burano nahm der Verkehr etwas ab, da hier viele Boote Pause machten. Erst bei der engen Einfahrt ins Zentrum von Venedig kam es zum kompletten Chaos. Speziell die Französischen Boote glänzten wieder dadurch, dass sie eine Brücke zu dritt nebeneinander nehmen wollten mit dem Erfolg, dass sich vor der Brücke ein Pfropfen von Booten bildete, während es hinter der Brücke völlig frei war, da niemand mehr durchkam. Sie fahren halt Boot, wie sie Auto fahren..... Dafür war hier das Publikum besonders zahlreich. Dicht gedrängt am Ufer und auf den wenigen Brücken standen Tausende von Leuten und applaudierten. Nachdem wir in den Canale Grande abgebogen waren war wieder mehr Platz, nur der Französische Rennvierer rammte eine entgegen kommende Grossgondel. Mit einer Gondel zu drängeln ist bei genügender Rücksichtslosigkeit vielleicht noch OK, dasselbe mit einem Rennvierer zu versuchen ist einfach nur dumm! Vor dem Markusplatz gab es eine letzte Drängelei um die Medaillen und die Teilnehmerurkunde zu erhalten, dann waren wir durch. Ein beeindruckendes Erlebnis. Der Versuch irgendwo in Venedig eine Anlegestelle für eine grössere Pause zu bekommen, erwies sich als schwierig. Selbst in einem kleinen Seitenkanal etwas ausserhalb des Zentrum, raste alle 5 Minuten ein Wassertaxi durch. Deshalb machten wir uns auf den Rückweg nach Punta Sabbioni. Der Abend wurde ruhig ausklingen gelassen. Über 50 km bei sengendem Sonnenschein und das frühe Aufstehen sorgten für ausreichende Bettschwere.
Der nächste Morgen sollte auf Mittelmeer rausgehen. Schon in der langen, durch Molen geschützten Ausfahrt von Punta Sabbioni beschlichen uns leichte Zweifel, ob das eine gute Idee war. Bei extremen Wellengang ruderten nur 3 Boote heraus. Das vierte Boot brach sofort ab und kehrte zum Campingplatz zurück, während sich die anderen Boote an den ersten Strand retteten und erst mal die Boote leer machten. Da bei diesem Wellengang zumindest mit den D-Booten nicht an ein Weiterrudern zu denken war, wurde eine längere Strandpause eingelegt. Am frühen Nachmittag ging es zurück zum Campingplatz, erstaunlicherweise bei nur noch minimalen Wellengang.
Der dritte Rudertag sollte nach den Erfahrungen des Vortages über die Lagune nach Süden gehen. Die Strecke führte uns immer entlang des Lido von Venedig bis zur nächsten Durchfahrt auf das Meer (der Lido ist eine Insel). Der auf der Lagunenseite ausgesuchte Strand erwies sich leider als unbrauchbar, so dass wir uns entschieden durch die Ausfahrt aufs Meer raus zu rudern. Heute war das Mittelmeer uns gnädig. Bei nur wenig Wellen konnten am Strand des Lido anlegen. Nach einer längeren Pause ruderten wir über das Meer zurück nach Punta Sabbioni.
Der folgende Tag war Kulturtag. Mit der Fähre direkt neben dem Campingplatz fuhren wir nach Venedig direkt zum Markusplatz. Eine Innenbesichtigung der Basilika de San Marco verbat sich angesichts von Kilometerlangen Touristenschlangen. Wir genossen daher eher das Gesamtensemble, gruselten uns an der Seufzerbrücke und suchten unseren Weg durch die verwinkelten Gassen der Altstadt. Zweimal endete das Weg suchen in einer Sackgasse direkt vor einem kleinem Kanal. Nach einem Besuch des Marinemuseums machten wir uns per Fähre auf dem Weg nach Murano. Diese Insel ist die Heimstatt des Venezianischen Glases. Ein Touri-Glasshop am anderen. Eine kurze Vorführung in einer Glasproduktion zeigte uns, dass zumindest ein Teil der Glasprodukte wirklich hier hergestellt wird. Einige besuchten dann noch die Friedhofsinsel mit ihren beeindruckenden Mausoleen, bevor wir uns auf den Rückweg machten. Die von einigen geplante Abkürzung direkt nach Punta Sabbioni führte zu einem längeren Aufenthalt auf Murano, da die Wasserbusverbindungen in diese Richtung ähnlich gut waren wie die Busverbindungen in Kleinmachnow. Leider konnte der Aufenthalt kaum für weiteres Shopping genutzt werden, da ab 17 Uhr so ziemlich alle Geschäfte zumachten.
Am nächsten Rudertag ging es nur mit 3 Booten an den nördlichen Rand der Lagune, Auf gewundenen Fahrwasser, vorbei am Flughafen Marco Polo erreichten wir das Festland. Nach einigen abrupten Richtungswechseln waren wir am Zielort Altino angekommen. Nach längerer Suche zu Fuss gelang es uns auch die im Reiseführer versprochene Kneipe zu finden. Touristen waren hier nicht mehr zu finden, der Wirt sprach weder Englisch noch Deutsch, aber die Bestellung in Zeichensprache funktionierte trotzdem. Der Besuch im archäologischen Museum von Altino fiel mangels Motivation aus. Der Rückweg führte über sehr kleine und teilweise flache Nebenfahrwasserstrecken zurück auf die Lagune. Von hier ging es über ein teilweise ungekennzeichnetes Fahrwasser weiter nach Punta Sabbioni.
Am letzten Tag wollten wir die Küste nordwärts rudern. Eine Mannschaft suchte jedoch schon nach wenigen Kilometern den Strand auf und wollte nicht mehr weiter. Die beiden anderen Boote ruderten bis Lido de Jesolo und legten sich hier an den Strand. Die Einfahrt in die Kanalmündung bei Lido de Jesolo wurde allerdings wegen der einsetzenden Ebbe ein Horrortrip. Direkt vor der Einfahrt bildeten die Brandung und das ablaufende Wasser 2m hohe stehende Wellen, so dass die Boote hin- und hergeworfen wurden. Nachdem wir wieder in ruhigem Wasser waren, mussten wir ein Boot erstmal ausschöpfen. Um zurück zur Lagune zu kommen war noch die Schleuse von Cavalino zu passieren. Hier sollte man aufpassen, die vom Meer her erste Schleuse ist, die alte Kammer. Diese wird nur noch als Wehr benutzt, das fiel uns jedoch erst auf als wir schon halb durchgerudert waren. Wir freuten uns über eine offenstehende Schleuse und wunderten uns über die starke Strömung. Beim nächsten Mal benutzen wir auch die richtige Schleuse. Ein langer Kanal führte uns zurück nach Punta Sabbioni. Der Dreier der nur die kurze Strecke gerudert war, war kurz vor uns eingetroffen. Sie hatten ähnliche Erlebnisse mit Wellen und Ebbe gehabt wie wir. Nach dem Aufladen aller Boote ging es ein letztes Mal zurück zum Campingplatz.
Die Rückreise, wieder mit Quartier in Regensburg verlief problemlos. Diesmal fuhren wir sogar durch den Tauerntunnel, wodurch sich die Rückreise deutlich verkürzte.
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