rckst02

Weserwanderfahrt Hann Münden - Brake

30.01.09 bis 08.02.09

Auch dieses Jahr hat der RCKST die Ski- und Rodelferien nach den Zeugnissen wieder zu einer Rudertour "mißbraucht": diesmal angesagt war
Die Weser - natürlich ganz.

Ungemütlich und gefährlich war's
 - auf der seit Wochen völlig vereisten Bäkepromenade, für Fußgänger praktisch unbenutzbar, für den Fahrer unseres Busses mit zwei "Zweiern mit" im Schlepp eine Herausforderung (die VL Stefan zu meistern wusste), und so ging's am Freitag-nachmittag pünktlich um 14.30 h los.

Zwei "Zweier mit" plus Landdienst, d. h. sieben nach Alter und Rudererfahrung bunt zusammengewürfelte Leute - Nirina, Moritz, Kevin, Sophie, Stefan, Marlies und Martin, ein, wie man feststellen konnte, zwar am Ende ermattetes, aber stets harmonisches Team.

Startpunkt war natürlich - Heimatkundefrage: wo fängt die Weser denn an? - der Ruderclub in Hannoversch-Münden, und Kevin und Moritz hatten die Ehre, fürs erste Menu zu sorgen. Sie kredenzten uns zarteste Wiener im hauchdünnen Sait-ling, vom Gaskocher brühheiß serviert an einer Kartoffel-Mayonnaise-Kreation aus rustikalem Plastetopf.

Am ersten Rudertag hiess es dann früh aufstehen: 68 km bis Höxter. Kaum ein paar hundert Meter im Wasser, muss da allerdings erstmal umgetragen werden (Wehr Hann.-Mü.).

Die dann folgende, wirklich ganztägige Etappe führt uns durchs nordhessisch- südniedersächsische Grenzland, rechts und links des Ufers leicht beschneites Mittelgebirge, immer wieder Einblicke in kleinstädtische Fachwerkgassen, vor allem aber:
Menschenleere in der Märklinlandschaft mit Modellbauschnee.
Fähre um Fähre, jedes Mal ein kleiner Adrenalinstoß beim Steuermann, und was stellt sich wieder und wieder, nach vorsichtiger Annäherung, heraus:
Fähre außer Betrieb.

Der Kanuverein in Höxter verfügt nicht nur über richtige Betten, sondern hatte zufällig gerade ein etwas zu großes Spanferkel vorrätig, an dessen Beseitigung wir uns mit großem Appetit beteiligen konnten.
 
Am Sonntag folgt gleich die zweite wirklich lange Strecke, dies bei zeitweiligem Schneetreiben und eisigem Gegenwind.

Und auch heute mehr Leben auf dem Wasser als am Wasser: unser Landdienst berichtet von Winterruhe allerorten, die Klosteranlage Corvey zu bis April … einzige Sehenswürdigkeit: sechs Leute auf'm Boot, aber noch nicht mal Publikum am Ufer …

Der Empfang in Hameln, mit Glühwein, 1a Schweinebraten und Weser- Aussicht, ist die verdiente Entschädigung für den wohl anstrengendsten Tag der Tour.

Die Weiterfahrt nach Rinteln (nur 36 km) gestaltet sich unspektakulär, auch hinsichtlich der für die Jahreszeit begrenzten Fließgeschwindigkeit des Flusses. Wir kommen bereits am frühen Nachmittag an, und da es am außerhalb gelegenen "Wohnwagenpark Doktorsee", in dessen Mitte sich unser Quartier befindet, nicht so arg viel zu entdecken gibt, wird der Rest des Tages mit Kochen und Ausruhen verbummelt.

Am Dienstag durchqueren wir, bei meist sonnigem Wetter, die Porta-Westfalica  und können uns dann beim Mindener Schülerruderclub feudal einquartieren - gelegen unmittelbar am berühmten Wasserstraßenkreuz. 

Nach kurzer Stadt- und noch kürzerer Dombesichtigung gibt's Rudererpizza, und als der Landdienst mit Einbruch der Dunkelheit auch wieder aufgetaucht ist, kurven wir zum Kaiser Wilhelm hoch: einsam, eiskalt und neblig, orange angestrahlt - Fackelzugatmosphäre. Nichts, um lange da oben zu bleiben.

Gemütlich wird es erst im Ruderer-Clubraum direkt neben dem von Nebelkrähen umflatterten, düsteren Pumpwerk am Wasserkreuz.

Bei zunächst sonnigem, später regnerischem Wetter verabschieden wir uns dann vom Weserbergland und erreichen die norddeutsche Tiefebene, zunächst Nienburg.

Stefan steht bei Ankunft bereits gemüseschnippelnd im hellen Fenster der Clubküche - und hat uns "noch gar nicht so schnell erwartet". Ah, das tut gut!

Der nächste Tag bietet die spannende Frage: rudern wir wieder die Aller 5 km hoch zum Verdener Clubhaus, oder holt uns der Landdienst noch an der Weser ab. Nach anderthalb unverschuldet verbummelten Schleusenstunden hat sich die erste Alternative erledigt, und da der Landdienst tatsächlich kurz vor der Allereinmündung einen Sandstreifen von sagenhaften 200 cm x 30 cm bereitgehalten hat, gehen wir in Klein Hutbergen so was von entspannt an Land. Zum Glück ziehen in Verden schon Zwiebel- und Knoblauchdüfte durch die Säle…

Zwar fällt die Erkundung der wirklich sehenswerten Altstadt weitgehend aus, dafür nutzt auch Nirina am Abend die Gelegenheit zu ersten Skat- Gehversuchen - dem zweiten, was man als Wanderruderer beherrschen muß.

Am vorletzten Rudertag bricht der Frühling über uns herein - nach dem wechselhaften Winterwetter subjektive 25°C; zunächst ist's einsam und "friesisch", dann geht's in Deutschlands kleinstes Bundesland, mitten durch Hafen- und Gewerbeanlagen ("Ist da etwa IKEA? - Ich würd' jetzt 'n Bett kaufen!").

Anzulegen gilt es dann am Ruderclub 'Hansa', allerdings erweist sich das trotz rie-sigem Steg nicht als so ganz einfach, da die Besatzung der 'MS Moritz' sich zu spät darüber klar wird, daß man bei einströmender Tide u. U. nicht zu wenden braucht … Wieder was gelernt für's nächste Mal.

Mangels Clubgastronomie (Freitag Ruhetag) können unserer Ruderer sogleich die Innenstadt erobern (und den darniederliegenden Kalorienhaushalt mit irgendwas doppelstöckigem vom großen M wieder ins Lot bringen).

Nach dem sonnigen Vortag serviert der Sonnabend uns zunächst: Nebel, Nebel, Nebel. Kein Problem, tidebedingt sollte es ja sowieso erst um 11.00 h losgehen, und so frühstückt man in Ruhe, beobachtet sodann die Arbeitseinsatzler der Hansa beim Baum zersägen. Ab 10.00 h klart es auf, die Altstadtsilhouette am gegenüberliegenden Ufer ist wieder auszumachen.

Und dann: der Nebel des Grauens. Kurz vor dem Ablegen hat sich alles wieder zugezogen, und den ganzen Tag über wird es nur wenig besser.

Wir "hangeln" uns zunächst backbords entlang (dort gibt es weniger Hafenbecken, in die man ungewollt hineingeraten kann) und durchmessen die Stadt und ihre Häfen problemlos, dank Sophies und Stefans souveräner Steuerung (und dank nur weniger, unproblematischer Begegnungen unserer Nußschalen mit mittleren und richtig großen Pötten). Irgendwann gibt's wieder richtige Strände, die sind allerdings so leer wie ein Strand nur sein kann, und auch von uns zieht's keinen da hin.

Ein Bad bleibt uns dann doch nicht erspart: die vorgesehene Anlandestelle, ein Strand in Brake, hat heute etwas niedrigeres Wasser als bei der gestrigen Vorabinspektion, und es tun sich scharfe Steine auf und auch noch eine massive Eisenkante genau an der Wasserlinie. Also Schuhe aus und raus aus'm Boot.

Unser Abendessen im Rudererheim Nordenham ist dann in zweierlei Hinsicht bemerkenswert:
1. kann man kaum schöner sitzen und speisen, mit Panoramablick über die Wesermündung auf Bremerhaven, und
2. keiner hat die 'Large' vom Nordenhamer Pizzadienst auch nur annähernd aufzuessen geschafft - selbst vereinsbekannte Allesverwerter gaben auf halber Strecke auf. 

Am Sonntag geht's dann "nur" noch zurück; was sind 400 km Auto gegen 400 km Rudern?

Aus Chronistensicht anzumerken: für mich war's die erste längere Rudertour, und sie ist mir gut bekommen. Zu kalt war's definitiv nicht - Winterwetter und -landschaft haben ihren eigenen Reiz, solange man abends irgendwo warm unterkommt.

Beeindruckend war, daß man im norddeutschen Tiefland -zig Kilometer lang durch menschenleere "Steppe" fährt - einziges Zeichen doch vorhandener Besiedlung ist dort alle zwei, drei Kilometer ein (ebenso menschenleeres) Kieswerk am Ufer.

Und wenn man hier und da als Hardcore- Wassersportler mißverstanden wird - dem Ego direkt schaden tut das auch nicht.

MB 13.02.09

 

grossbritannien_fl_a8
Höxter Ruderboote am Morgen W09 Zweier in Höxter am Steg W09 Sophie Kevin im Zweier W09
Ruderboot Mittelweser W09 Fruehstueck in Rinteln W09 Doktorsee RInteln Ruderboote W09
Minden Pumpwerk Ruderboote W09
Ruderboot auf der Weser bei Porta Westafalica W09
Wilhelmsdenkmal Porta Westfalica W09
Im Nebel beim Denkmal W09
Bootshaus Minden Ruderer W09
Boote aussetzen Weser Aller W09
der kleine eisbaer W09 Skatspiel in Verden W09
An der Allermuendung W09 Weserschleuse W09
Im Nebel auf der Unterweser W09 Schiffsverkehr auf der Unterweser W09 Autotransporter W09
Kümo auf der Weser W09 Ruderboote Brake am Strand W09 Nordenham Ruderclub Steg W09