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Ostern auf friesischen Kanälen und dem Ijsselmeer
Gründonnerstag am späten Nachmittag machten wir uns mit Bootshänger und 5 Teilnehmern auf den Weg Richtung Holland. Erstaunlicherweise gab es keine Staus, so daß wir bereits um 20 Uhr beim Ruderclub Verden ankamen, wo wir übernachteten Am nächsten Morgen ging es früh weiter, so daß wir am Nachmittag in Lemmer am Ijsselmeer ankamen. Nach einigen hin und her fanden wir auch den richtigen Jachthafen, in dem unser Hausboot lag. Nach einer völlig lächerlichen Einweisung hatte ich dann die große Freude unsere 11-Meter-Jacht aus dem Hafen herauszufahren, während die anderen mit dem Ruderboot starteten. An der ersten Klappbrücke war dann erst mal ein Zwischenstop. Unser Hausboot hatte leider eine Höhe von 3,75m so daß wir warten mußten, bis die Brücke geöffnet wird. Eine besondere Schwierigkeit ist das Bezahlen der Brücke zu erwähnen. Der Brückenwart läßt an einer langen Leine einen Holzschuh baumeln in den man das Brückengeld steckt. In Sloten vor der zweiten Brücke war dann endgültig Schluß, da die Brücke nur bis 19 Uhr geeöffnet hatte. Am nächsten Tag trennte sich das Hausboot vom Ruderboot. Während das Ruderboot teilweise über sehr enge Kanäle fuhr, nahm unser Hausboot die Wasserstraße. Das Wetter war sehr durchwachsen, zwischenzeitlich gab es immer wieder Schauer, aber als wir schließlich in Stavoren den Außendeich zum Ijsselmeer erreichten wurde es besser. Hier läuft der Graben genau hinter dem Außendeich. Wir legten natürlich an, kletterten auf den Deich und bewunderten das Ijsselmeer (nicht sehr spektakulär, einfach ein großer See mit wenig Wellenbewegung und einem absolut potthässlichen Deich). Am Abend trafen wir unser Hausboot in Workum wieder. Der nächste Tag begann mit Dauerregen. Die Strecke wurde deshalb auf 20 km nach Bolsward verkürzt. Der in Aussicht genommene Besuch eines Hallenbades scheiterte daran, daß dieses über Ostern zu gemacht hatte. Bei strahlendem Sonnenschein ging es am nächsten Tag weiter in Richtung Leeuwarden. Zunächst trennten sich aber die Wege von Haus- und Ruderboot wieder. Während das Hausboot den direkten Weg nahm, ruderten wir in einer Großen Kurve über Harlingen (direkt an der Nordsee) nach Leeuwarden. Unser Hausboot hatte sich einen Liegeplatz mitten im Stadtzentrum, direkt am Stadttheater ausgesucht. Wir legten wenige Meter weiter im Stadtpark an. Der abendliche Stadtbummel führte uns dann aber nicht wie eigentlich gewünscht in ein holländisches Restaurant, sondern in eine Pizzeria. Am Dienstag verließen wir Leeuwarden in nördlicher Richtung, über Dokkum erreichten wir das Lauwersmeer. Hier machten wir in einem Jachthafen fest. Der Versuch unser Hausboot in eine Box zu bekommen, scheiterte leider an 30cm die die Box zu schmal war. Nun ging es über das Lauwersmeer zur Küste. Der Wind stand stramm von der Seite, so daß das Ruderboot zu kämpfen hatte. In Lauwersoog legten wir direkt hinter dem Nordseedeich in einem großen Jachthafen an. Da an der Küste wieder bloß der übliche hässliche Nordseedeich war, setzten wir mit der Fähre nach Schiermonnikoog über, immer auf der Suche nach einem schönen Strand. Die Insel war allerdings etwas größer als erwartet, so daß die Durchquerung der Insel von der Wattenmeer- zur Nordseeseite zu einem 4km Fußmarsch bei schwülwarmen Wetter, allerdings durch eine herrliche Dünenlandschaft, ausartete. Der Strand den wir dann erreichten war die Mühe aber allemal wert. Trotz der noch recht kalten Nordsee (Ende April) stürzten sich einige Teilnehmer in die Brandung. Viel zu früh mußten wir den Rückmarsch antreten, um die letzte Fähre zum Festland nicht zu verpassen. Schweren Herzens verließen wir am nächsten Tag die Küste und nach der erneuten Überquerung des Lauwersmeers ging es über das Reitdiep aufwärts. Der Verdacht, daß es sich bei dieser Wasserstraße um einen Fluß handelt, erhärtete sich leider, d.h. wir hatten Gegenströmung. Dazu kam noch, daß der Wind ständig zunahm (natürlich auch von vorne). Am Abend legten wir an einem winzigen Jachthafen bei Garnwerd an. Hier gab es immerhin neben der obligatorischen Windmühle noch eine Eisdiele. Am nächsten Tag ging es nur bis Groningen. Leider wollten uns die Brückenwarte ab diesem Tag wieder einmal ärgern. Kurz vor der Mittagspause ließ man uns vor einer Brücke verhungern. Unsere Ruderer legten direkt im Stadtzentrum beim könglichen Ruderclub Groningen an. Nach der Mittagspause erreichte auch das Hausboot das Stadtzentrum. Der restliche Tag wurde mit Stadt- und Einkaufsbummel beschlossen. Nun ging es über den “Van Starkenborgh-Kanal” wieder zurück Richtung Ijsselmeer. Im Gegensatz zu den sonstigen Kanälen, kann dieser sich durchaus mit modernen deutschen Kanälen messen, er ist supereintönig. Die Ruderer hatten weiter keine Probleme, aber daß Hausboot blieb erst einmal mit Motorschaden liegen. Nach einem Anruf beim Vermieter und einigen kleineren Reparaturen konnten wir schließlich weiterfahren. Unser Ruderboot holten wir gerade noch rechtzeitig ein, damit die Mannschaft sich vor dem Gewitter in Sicherheit bringen konnten, daß über uns hereinbrach. Nach einer zweistündigen Zwangspause ging es noch einige Kilometer weiter und wir erreichten am Abend wieder den ersten See (Bergumer Meer). Dort machten wir fest und nachdem es uns gelungen war, trotz fehlden Schraubenschlüssel die Gasflasche für den Kocher auf dem Hausboot zu wechseln, gab es sogar warmes Essen. (Das Bordwerkzeug des Hausbootes erinnerte an das, mancher Automobilhersteller, warum sollte man auch einen 32-Schlüssel mitgeben, sowas hat doch jeder Mieter sowieso dabei.) Die Strecke führte uns nun weiter nach Süden, erneut vorbei an Leeuwarden. Nach einem Zwischenstop beim Ruderclub in Leeuwarden, wo man uns sehr freundliche begrüßte ging es über sehr schmale Gräben nach Sneek. Auf den letzten 20 km erwischten uns wieder ein Schauer nach dem anderen. Immer wenn wir uns gerade entschieden hatten uns unter der nächsten Brücke unterzustellen, wurde der Regen wieder weniger, so daß wir weiterruderten nur um dann immer 500m hinter der Brücke festzustellen, daß der Regen wieder zunahm. Als wir schließlich Sneek (und damit unser Hausboot) erreichten hatten wir dafür wieder wunderbares Wetter. Am nächsten Tag hätten wir Lemmer bereits wieder erreichen können, aber da wir noch 3 Tage Zeit hatten fuhren wir an Lemmer vorbei weiter nach Süden. Nach einem Quartier mit dem der heimatlich klingenden Namen “Havelock” ging es weiter nach Zwolle. Das Anlegen direkt im Stadtzentrum fiel diesmal leider aus, da eine Brücke defekt war. So mußten wir an einem Jachthafen in einem Neubaugebiet anlegen. Mit tatkräftiger Unterstützung der ganzen Mannschaft bugsierten wir unser Boot mal wieder in eine Box. Der Nachkauf von Lebensmitteln führte allerdings zu einem längeren Fußmarsch, da der nächste Supermarkt einige Kilometer entfernt lag.
Kurz hinter Zwolle erreichten wir die Ijssel. Endlich mal ein Fluß auf dem wir mit der Strömung rudern konnten. Von der Breite ist sie hier, kurz vor Ihrer Mündung, durchaus mit der Elbe im Unterlauf zu vergleichen. Die Strömung ist allerdings wesentlich geringer. Nachdem wir Kampen passiert hatten mündete die Ijssel ins Ijsselmeer. Obwohl wir uns ziemlich am Land lang schlichen hatten wir mit knapp einem Meter Welle zu kämpfen (natürlich schräg von vorne, von wo sonst). Selbst unser Hausboot wurde gut durchgeschüttelt. Am Nachmittag erreichten wir den schützenden Jachthafen von Urk, einer ehemaligen Insel in der Zuiderzee (seit ca. 80 Jahren Festland). Das Abendessen im Fischrestaurant entsprach nur teilweise den Erwartungen. Die erste Portion Fisch war hervorragend, die weiteren eigentlich ungenießbar. Wir hatten das Angebot des Restaurants “Fisch soviel man essen kann” angenommen, leider schien man hier nicht mit dem Hunger von Wanderruderen zu rechnen und auf unser nachordern reagierte man dann mit total wässrigem Fisch, wahrscheinlich um zu verhindern, daß wir noch mal nachbestellen.
Am letzten Rudertag trennten sich die Boote wieder einmal. Da auf dem Ijsselmeer bei 4 Windstärken für das Ruderboot die Wellen zu hoch waren, ruderten wir über einen Kanal durch Flevoland. Dieser Kanal lag leider 6m unter Ijsselmeerniveau, dementsprechend interessant war dann auch. Das Hausboot kämpfte sich über das Ijsselmeer vorwärts. Vor allen als der Wind am Anfang von der Seite kam, hatten wir teilweise ziemlich Schräglage. Danach ging es dann wieder gegen den Wind und obwohl der Bug teilweise fast eintauchte fühlten wir uns wieder sicherer. Wir erreichten Lemmer lange vor den Ruderern, die vor der letzten Schleuse warten mußten. Am Abend wurde noch das Boot aufgeladen, damit es am nächsten Tag früh los gehen konnte.
Auf dem Weg zum Wesermarathon legten wir noch einen Zwischenstop in Bochum ein, wo wir als Schnäppchen einen D-Vierer mit Steuermann erstehen konnten.
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