Von Cremona am Po nach Venedig Teil 2 Blog
Oktober 2014
15 Ruderer machten siche Mitte Oktober auf den Weg zum Po in Italien. Der Anhängertransport machte einen Zwischenstop beim Ruderclub Neckarelz. Am nächsten Tag ging es dann quer durch die Schweiz weiter nach Monticelli d´Ongina in der Nähe von Cremona. Zwei weitere Autos und eine Busanreisende waren kurz vorher eingetroffen. Wolfgang und Beate waren wegen des Bahnstreiks aufs Auto umgestiegen. Die einzige sinnvolle Anreise war der Fernbus, nur eine halbe Stunde länger als mit der Bahn unterwegs und das ganze für 39 Euro. Vielleicht sollte man die Bahn abschaffen, dann hätte man auch keine Probleme mit Gewerkschaftern die pünktlich zum Ferienbeginn den Bahnverkehr lahm legen. Unser Hotel war sehr edel. Leider bekamen wir im angeschlossenen Restaurant keinen Tisch mehr, so dass wir uns in der Stadt was suchen mussten. Die Pizzeria war auch voll unser Angebot uns auf die Terrasse zu setzen wurde mit ungläubigen Erstaunen aufgenommen. Aber wir bekamen schnell unser Essen und das ganze war auch noch preiswert. Bei knapp 20° fror nicht mal Bettina, für Italiener waren die Temperaturen aber anscheinend zu gering.
Am nächsten Morgen mussten wir uns erst mal an italienisches Frühstück gewöhnen. Wenig Baguette, viel Zwieback dazu wenig Käse, aber reichlich Salami und Schinken. Danach ging es auf die Suche nach einer Einsetzstelle. Direkt nördlich des Ortes führt der Schleusenkanal vorbei. Wir suchten und fanden schließlich den örtlichen Ruderclub, wo wir unter den Augen der erstaunten lokalen Ruderer, unsere Boote abluden und mit einiger Mühe über den Steg ins Wasser bekamen. Dann ging der Blindflug im Nebel los. Sicht ca. 50m. Immer nah am Ufer um keinesfalls die Orientierung zu verlieren. Bei guter Strömung immer mit dem bangen Blick auf die Karte, wo kommt die nächste Brücke. Glücklicherweise waren die Durchfahrtsbögen an den Brücken mit gelben Lichtern markiert, so dass man die Brücke wenigstens kurz vorher erkennen konnte. Bei einigen Flussbögen bemerkte man allerdings recht spät, dass man gerade auf eine Kiesbank in der Innenkurve zu fuhr. Kein Boot lief auf jeder bekam rechtzeitig den Kurs in tieferes Wasser wieder hin. Erst gegen 13 Uhr begann der Nebel sich zu heben. Endlich konnte man beide Ufer wenigstens schemenhaft gleichzeitig erkennen. Die Orientierung wurde dadurch aber nicht unbedingt leichter. Bereits bei den Brückendurchfahrten im Nebel war uns aufgefallen, dass die Flusskilometer auf unserer Wassersportkarte leider nicht mit der Realität übereinstimmten. Die Differenz schien irgendwo bei 6 km zu liegen. Ansonsten bot der Po recht hohe Ufer, die erkennen ließen wie hoch das Wasser teilweise steigen konnte, aber sonst war die Landschaft recht ansehnlich, keineswegs nur Deiche von unten zu sehen. Ortschaften gab es nur sehr vereinzelt und die auf der Landkarte eingezeichneten waren auch nicht alle zu sehen, da sie nicht direkt am Ufer lagen, oder hinter dem Deich unsichtbar blieben. Ziel war der Ort Casalmagiore allerdings lag unser Hotel außerhalb, so dass wir an einem Yachtclub vor dem Ort anlegen wollten, um näher am Quartier zu sein. Schade nur, dass der Yachtclub nicht da war. Also ruderten wir bis in den Ort hinein und legten am Steg des ersten Ruderclubs an. Der Versuch zu Fuß eine günstigere Anlegestelle im Ort näher am Quartier zu finden scheitere daran, dass man uns trotz Ruderlogos auf den Fleece weg schickte, der Rudersteg wäre privat. Erstaunlich war auch, dass augenscheinlich selbst jüngere Italiener nicht der englischen Sprache mächtig sind. Wir vertäuten daher unsere Boote am Ruderclub am Ortseingang und durften sogar unsere Skulls und Rollsitze hinter die abgeschlossene Tore des Clubgeländes legen. Da unser Landdienst damit beschäftigt war überzählige Autos und Anhänger ein paar hundert Kilometer vor zu ziehen, blieb uns nicht übrig als zu unserem Hotel zu laufen. Das waren leider 4 km. Während es Anfang noch über einen netten Deichweg ging, mussten wir danach entlang einer Fernstraße ohne Fußgängerweg marschieren. Endlich im Hotel angekommen gab es zwar sehr schöne Zimmer, aber das angekündigte Restaurant hatte geschlossen. Also nur kurz Gepäck abgeworfen und VL nebst der älteren Jugend marschierte in einbrechender Dunkelheit zurück nach Casalmaggiore ein Restaurant zu finden. Der Rest sollte nachkommen, sobald der Landdienst da war. Das war schwieriger als gedacht. Nur Dönerbuden und Pizza to go. Nach einiger Suche entschied der VL zu LingLings besonderem Ärger wir nehmen das Chinarestaurant, da gab es wenigstens Sitzplätze für alle. Der große Vorteil war auch, dass es nun keine Verständigungsprobleme mehr gab. Sämtliche Kommunikation lief ab sofort in Mandarin. Es gab gut zu Essen und wir reservierten auch gleich fürs Frühstück, da wir dem Versprechen im Hotel am nächsten Morgen hätte die “Bar” offen nicht trauten. Der Rückweg verlief in zwei Schüben mit dem Auto. Wir ersparten uns den grusligen Weg entlang der Hauptstrasse noch einmal zu laufen.
Am nächsten Morgen mussten 3 Leute früh zum Ruderclub unsere eingelagerten Sachen wieder heraus holen, bevor alle zum Chinesen gekarrt wurden, um zu Frühstücken. Da wir um italienisches Frühstück gebeten hatten, kein chinesisches fiel das ganze etwas dürftig aus, aber wir hatten vorsorglich etwas für unterwegs eingekauft. Die heutige Ruderstrecke war mit 25 km lächerlich kurz, aber durch die gebuchten Quartiere bestimmt. Der Nebel war nicht ganz so heftig und hob sich schon früher, so dass wir nach wenigen Stunden bei strahlenden Sonnenschein in Guastalla anlegten. Das AH Boot hatte sich einen einfachen Steg ausgesucht, der Jugend-Vierer entschied sich an einem weiteren Steg in eine 12m lange “Parklücke zwischen Treibholz anzulegen. Das ist die hohe Kunst der Strömungsanlege, während der VL sich für einen Nebengraben entschied. Da war das Anlegen zwar leicht, aber das durch den Schlamm bis zu Böschung kommen und dann diese auch noch herauf klettern war ungleich schwieriger. Da unser Quartier erst ab 14 Uhr aufmachte, genossen wir ein Sonnenbad an der Uferpromenade und lauschten den Schilderungen des Landdienstes zu den Problemen ein Restaurant fürs Abendessen zu finden. Es war Montag und da haben in Italien fast alle Gaststätten Ruhetag. Unser Quartier waren zwei Schlafsäle auf Jugendherbergsniveau montiert auf einem Schwimmponton ein Stück landeinwärts vom Fluss. Hochwasser ist hier anscheinend allgegenwärtig. Danach spazierte die Mannschaft in den Ort um den Nachmittag rum zu schlagen und ein Restaurant zu suchen. Die Altstadt war nett, die Eisdiele gut, aber zum Schluss lungerten die Ruderer vor dem einzigen Restaurant herum und warteten, dass es endlich um 18 Uhr aufmachte. Der Laden war eigentlich etwas zu vornehm für Wanderruderer aber wir gönnten uns ein gutes italienisches Abendessen. 2 Gänge + Nachtisch, nur auf die eigentlich obligatorische Vorspeise wurde mit Rücksicht auf die Fahrtenkasse verzichtet. Trotzdem wurde sogar Felix satt. Der Rückmarsch zum Quartier war dieses Mal angenehmer. Es gab sogar einen Fuß/Radweg neben der kaum befahrenen Straße.
Das Frühstück gibt es im Ruderclub Guastalla, sogar ziemlich reichhaltig. Wir gehen bereits bei strahlendem Sonnenschein aufs Wasser. Den ganzen Tag ist es windstill, wir haben gute Strömung und die Sonne scheint ohne Pause. Irgendwas haben wir mit den Entscheidung für den Po im Oktober richtig gemacht. Zunächst sind wir noch engagiert unterwegs, aber bald wird Einzelrudern gemacht. Wir treffen heute den einzigen Frachter in der Woche auf dem Po. Wer hier mit einem Frachter fährt muss den Fluss gut kennen. Fahrwassermarkierungen sind nur am Ufer. Oft ist die Fahrrinne nicht zu erkennen. Der Fluss hat zahlreiche Bögen, Inseln und Nebenarme. Wegen der falschen Kilometerangaben auf unserer Karte rätseln wir oft wie weit wir eigentlich wirklich schon sind. Am frühen Nachmittag legen wir am schwimmenden Bootshaus des Ruderclub Revere an. Wir fädeln uns von unten in die mit Motorbooten belegte Steganlage ein. Ruderboote sind nur zwei im Bootshaus und die sehen nicht so aus, als würden sie oft benutzt. Aber die Liegestühle auf der Terasse vor dem Bootshaus sind gemütlich. Der Ausblick auf eine Industrieanlage am gegenüberliegendem Ufer ist zwar nicht so toll, aber der Sonnenschein entschädigt. Zum Entsetzen der Frauen gibt es aber nur eine Freilanddusche mit Flusswasser. Das Abendessen gibt es heute im Ruderclub. Danach räumen wir die Tische weg und breiten die Matten im Clubraum aus.
Am nächsten Tag standen wieder über 60 km an. Wir starteten bei stahlenden Sonnenschein. Der Fluss ist groß, breit und einsam. Einzelne Industriebauten am Ufer, viele Kurven. Gegen Mittag nimmt der Wind zu und schiebt uns sogar leicht. Wir machen eine Mittagspause auf einer großen Sandbank. Die Jugend muss wieder beweisen, dass sie nicht ausgelastet ist. Glücklicherweise haben die meisten Wechselsachen dabei. Am Nachmittag wird uns langsam klar, dass der zunehmende Schiebewind ein Problem werden könnte, wenn man auf eine Kurve von fast 180° zurudert. In die große Kurve beim Kanalabzweig nach Ferrara segeln wir noch hinein, aber das war es dann. Gegenwind mit 4-5 Windstärken. Wir drücken uns ans nördliche Ufer. Leider bekommt ein Vierer zu spät mit, dass Innenkurven ein Problem sein können und läuft auf. Aber es ist nur Sand. Der VL macht sich in seinem Boot extreme Sorgen die richtige Aussetzstelle zu finden. Der Landdienst hat zwar gemeldet eine große Sandbank bei einem bestimmten Kilometer, aber wenn man keine Kilometerschilder mehr sieht und es viele Sandbänke gibt, hat man ein Problem. Glücklicherweise steht der Landdienst bereits am Ufer und dirigiert uns ans Ufer. Die Boote werden ein gutes Stück nach oben geschleppt, schließlich weiß keiner ob der Fluss über Nacht steigt oder fällt. Dann werden die älteren Teilnehmer zum 3 km flussauf gelegenen Quartier gefahren, die Jugend oder wer sich dafür hält läuft. Oben auf dem Deichweg merken wir erst wie stark der Wind ist der uns die letzten Kilometer gequält hat. Das Quartier ist ein kleines Motel in einem Dorf direkt am Fluss. Die Zimmer sind gut, aber es gibt wieder mal kein Essen im Hotel. Der Hotelbetreiber gibt ein paar Tips, so dass sich einige auf den Weg machen das Restaurant im Nachbarort Polesella zu erkunden. Der geplante Shoppingbummel scheitert etwas an Möglichkeiten. Die Eisdiele wird gerade umgebaut, nur ein Supermarkt hat offen. Nachdem auch der Rest zum Restaurant geshuttelt ist sind wir positiv überrascht. Der Laden ist preiswert, gut und nach wenigen Minuten haben alle 15 Leute ihre Pizza auf dem Teller.
Heute stehen weitere 40 km Po an. Der Wind ist nicht so stark, der Himmel bedeckt, aber komplett trocken. Kurz vor Porto Viro zweigen wir in einen Nebenarm ab, der wenige Meter weiter durch eine Schleuse verschlossen ist. Unser Landdienst ist auch schon da und hat auch eine Telefonnummer für die Schleuse raus bekommen. Die an der Schleuse angegebenen Nummern scheinen mit deutschen Handys nicht zu funktionieren. Wir werden anstandslos geschleust. Hinter der Schleuse liegen sogar ein paar Frachter, die aussehen als würden sie noch genutzt. Anscheinend gibt es Schifffahrt auf dem Kanalsystem. Wenige Kilometer weiter zweigt der Po de Levante ab, wir bleiben auf dem Kanal und werden vom Landdienst an einen Sportschifffahrtssteg dirigiert. Wir vertäuen zwei Boote hinter dem Steg und eins davor und machen uns mal wieder auf den Fußmarsch zum 2 km entfernten Quartier. Gebucht ist ein herrschaftliches Landhaus auf einem großen Grundstück mit grandiosen Zimmern. Ein tolles Quartier. Da es auch hier wieder kein Abendessen gibt fahren wir in den nahegelegenen Ort Rosolina. An der Hauptstraße liegt ein Hotelrestaurant mit Portier in Uniform der an einer Säule lehnt und eifrig auf seinem Handy zockt. Wir sind irritiert. Wenn schon höherer Anspruch dann aber richtig. Leider findet sich diese Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit auch beim Essen wieder. Teilweise winzige Portionen Lasagne für teures Geld, teilweise richtige Portionen Fleisch für fast denselben Preis. Und in einem Restaurant mit Anspruch sollte man sich merken, dass Steaks aus dem Tiefkühler nicht zu kurz in die Pfanne gibt, die sind an nämlich innen immer noch kalt. Ein vergessenes Essen passte zum Gesamteindruck. Sprich wir fühlten uns wie in einem Fall für die Kochprofis. Unser Tip für Nachahmer Pizza bestellen, da kann man in Italien nicht viel falsch machen.
Dafür war am nächsten Morgen das Frühstück richtig gut, zum ersten Mal in Italien. Frisch gestärkt machten wir uns auf den Weg in Richtug Meer. Dafür ging es zunächst den Kanal ein Stück zurück, dann zweigten wir in den Po di Levante ab. Ein recht schmaler Flussarm, der am Morgen (dank Flut) fast strömungslos war. Wir passierten eine große Werft, bei der zwar gearbeitet wurde, aber nicht ein Schiff zu sehen war. Der VL lästerte schon: “wohl in Abwicklung”. Eine Flussbiegung weiter wurden wir eines besseren belehrt. Die Werft war leer, weil der gerade fertiggestellte Neubau mit der Flut zum Meer geschleppt wurde. Interessanter Anblick ein 20.000t Kreuzfahrer- Rohbau auf dem schmalen Fluss zu sehen. Vorne ein Schlepper, hinten ein Schlepper und Polizeibegleitung. An ein überholen war natürlich gar nicht zu denken. Ein paar Fischer mit ihrem Motorboot, die es trotzdem versuchten wurden von der Polizei gestoppt. Jetzt ging es sehr langsam weiter. An jeder Kurve wurde der Kreuzfahrer mit großer Mühe in die Außenkurve bugsiert und herumgezogen. Unsere Ruderboote immer knapp dahinter. Zum Schluss ging es raus auf eine Lagune mit markiertem Fahrwasser und Molen bis weit in die Lagune hinaus. Dann erreichten Kreuzfahrer und Ruderer endlich die offenen Adria. Wegen der Zeitverzögerung verzichteten wir auf die eigentlich geplante Umrundung der Insel Albarella und legten gleich am Strand an. Nach längerer Badepause machten wir uns auf den Rückweg. Leider war immer noch ablaufendes Wasser mit entsprechender Strömung bereits in der Durchfahrt der Lagune. Nach kurzer Strecke gaben wir auf und liefen mit den Ruderbooten in die nächste Marina ein. Nach einiger Suche fanden wir sogar einen Steg, der es ermöglichte Auszusteigen. Die Gaststätte der Marina war eigentlich bereits im Winterbetrieb, aber es gab noch was zu trinken und wer mochte bekam sogar noch schnell zubereitete Spaghetti. Nach längerer Pause mussten wir wieder los, dass Wasser war zwar immer noch ablaufend, aber wir wollten im Hellen ankommen. Das Aufwärtsrudern mit leichter Gegenströmung war machbar, aber es kostete Zeit, so dass unsere Boote wirklich mit dem letzten Büchsenlicht wieder am Sportbootsteg bei Rosalina ankamen. Nach dem eigenartigen Restauranterlebnis vom Vortag hatten wir uns diesmal ein Fischrestaurant ausgesucht. Das Essen war besser und preiswerter, aber überfordert war das Personal auch wieder und richtig gut waren einige der Essen auch nicht gerade. Fürs nächste Mal: Unser Herrenhaus verfügte über eine Ferienwohnung mit Küche. Da kochen wir besser selber.
Nun sollte es wieder weiter gehen. Den Kanal de Valle weiter nordwärts. Leider bei strammen Gegenwind. Nach wenigen Kilometern überquert dieses Kanal die Etsch. Also erst eine kleine Schleuse 5 cm runter, dann rüber über den Fluss. Von der befürchteten Querströmung ist nichts zu merken, dann wieder in die Schleuse und wieder rauf oder runter, keine Ahnung eigentlich war die Schleuse bei dem Wasserstand völlig überflüssig. Der Kanal ist jetzt nicht mehr schnurgerade sondern hat leichte Kurven. Wir nutzen jede Deckung aus, rudern extrem nah am Ufer, um dem kräftigen Gegenwind zu entgehen. Am Ufer ziehen sich Häuser entlang, aber es fehlt an markanten Punkten um zu erkennen wie weit man eigentlich ist. Als wir plötzlich vor dem quer verlaufenden Fluss Brenta stehen sind wir einigermaßen überrascht. Wieder keine gefährliche Querströmung vor der wir gewarnt worden waren. Wir überqueren den Fluss und fahren in die letzte Schleuse des Kanals ein. Danach sind wir auf dem Niveau der Lagune von Venedig. Wir fahren etwas Zickzack in den folgenden Kanälen, um auf einen älteren, schmaleren Kanal zu kommen und bei dem Wind nicht auf die Lagune raus zu müssen. Da wir hier direkt am örtlichen MCDonalds vorbeirudern, wird kurz angelegt und jeweils ein Ruderer mit Bestellung raus geschickt. Hier würde sich ein Row-In wirklich lohnen. Kurze Zeit später erreichen wir Chioggia. Bereits eine relativ kleine Wasserfläche bietet heftiges Kabbelwasser. Nicht gefährlich, aber nicht angenehm zu rudern. Als wir endlich in die Kanäle in Chioggia Downtown abbiegen haben wir es geschafft. Lediglich die Durchfahrt durch eine extrem flache Bogenbrücke ist noch eine Herausforderung. Direkt dahinter liegt unser Hotel direkt am Kanal. Wir parken den kurzen Inrigger zwischen Gondeln ein, die Vierer müssen noch 100m weiter und werden am Kanalufer fest gebunden. Mit langer Leine immer die Gezeiten im Blick. Das Hotel Caldins ist in ein Wohnhaus integeriert. Die Wohnungen sind die einzelnen Zimmer. Sehr einfach, aber völlig OK. Die Jugend hat die Zimmer ganz oben mit herrlichen Blick auf die Lagune und die Kanäle von Chioggia. Der Hotelwirt hat für uns in einem gutem Fischrestaurant fürs Abendessen reserviert, so dass dieses Mal die nervige Restaurantsuche ausfällt. Da die kurze Etappe den ganzen Nachmittag frei gelassen hat schlendern wir durch sehenswerte Altstadt. Einige Kanäle so wie in Venedig. Allerdings gibt es eine Hauptstraße die aber teilweise Fußgängerzone ist. Eine Eisdiele hat offen und nach der Mittagspause bis 15:30 auch wieder ein Klamottenladen. Die arme Verkäuferin war etwas erstaunt über 6 Ruderer in ihrem Laden, bloß weil Lingling eine kurze Hose brauchte. Das Abendessen in der Fischgaststätte war wirklich gut, besser wenn man eine Empfehlung von Einheimischen hat.
Am nächsten Morgen müssen wir erst mal wieder aus den Kanälen raus kommen, dann geht es auf die offene Lagune. Direkt hinter Chioggia ist eine Ausfahrt aus der Lagune auf die offene Adria. Es wird etwas rauer, aber dank erfahrender Steuerleute und gedeckter E-Boote, bzw. Inrigger kommen wir gut rüber. Danach rudern wir auf der Seite der Lagune immer eng an der Insel entlang. Die Insel schützt etwas vor dem Wind und da hier im Gegensatz zur Ausfahrt keine Strömungen sind rudert es sich halbwegs entspannt. Allerdings zieht sich die Strecke die Insel Pellestrina ist lang und schmal und an ihrem Ende droht die nächste Ausfahrt mit Ungemach. Die Überquerung zum Lido von Venedig (die nächste lang gestreckte Insel) ist nicht ganz so wild wie die erste Ausfahrt und danach sind wir wieder halbwegs im Windschatten. Durch diese Ausfahrt fährt ein Großteil der Frachtschifffahrt zum Industriehafen von Venedig. Entlang des Lido begegnet uns eine große italienische Gondel mit 8 Ruderern, wir hängen die älteren Herren aber sogar mit dem Inrigger problemlos ab. Die Gebäude auf dem Lido werden deutlich schicker. Der Blick über die Lagune lässt in einiger Entfernung Venedig erkennen. Zur Mittagspause nehmen wir eine der kleinen Einfahrten in den Lido legen an und essen unsere Bootsverpflegung. Dann geht es weiter vorbei an kleinen Kloster- und Festungsinsel, vorbei an Venedig das einige Kilometer laguneneinwärts liegt. Wir rudern auch schnell vorbei am großen Fähr- und Vaporettoanleger des Lido und erreichen die dritte Ausfahrt der Lagune ins Mittelmeer. Mit einem großen Bogen um die Sandbank in der Ausfahrt zu umgehen queren wir die Ausfahrt und erreichn Punta Sabbioni. Direkt hinter dem Vaporettoanleger ist ein kleiner Strand wo wir die Boote raus nehmen, über die Flutlinie legen und zu unserem Quartier dem Campingplatz Miramare laufen. Wir haben 3 Hütten Modell “Baby Casa” gemietet. Mit Heizung, 5 Betten, winzige Küche und Bad. Unsere Techniker bemängeln, dass man ja mal hätte probieren können beim Bau wenigstens einen rechten Winkel zu bauen und die Inneneinrichtung ist auch nicht sehr überlegt, aber wir sind zufrieden. Nur der Hinweis auf die ökologische Mülltrennung auf dem Campingplatz wird von Felix trocken mit der Antwort kommentiert: “und wie ist steht es um die Energieeffizienz der Hütte?” Das Abendessen wird trotz einbrechender Dunkelheit draußen genommen. Da es Abends jetzt doch schon empfindlich kühl wird, ziehen sich die meisten bald darauf in die Hütten zurück. Die bleiben warm wenn man ständig die Klimaanlage auf kühlen stellt. Da hat mal wieder ein echter Fachmann die Regler montiert.
Rund um Venedig Teil 2
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