Venedig- Wanderfahrt Teil 2 zurück zu Teil 1 Blog
Da der Wetterbericht zwar gutes Wetter, aber dafür weiter 4-5 Windstärken verspricht wird heute der Kulturtag vorgezogen. Gleich nach dem Frühstück geht es per Vaporetto nach Venedig. Wir schlendern durch Venedig Downtown. Markusplatz, Rialtobrücke und endlos durch mehr oder minder mit Touristen verstopfte Gassen. Wirkliches shoppen verbietet sich angesichts der Preise. Als wir endlich am Arsenal ankommen entschließen wir uns zum Übersetzen auf die Friedhofsinsel und danach weiter nach Murano. Wir ergattern sogar noch eine Vorführung bei einem Glasbläser. Also kommt noch nicht alles Muranoglas aus China. Danach drehen wir im Vaporetto eine Runde rund um Venedig. Selbst im Vaporetto merkt man wie unruhig das Wasser in den Kanälen ist. Hier wollen wir in den nächsten Tagen rudern?
Da der Wind am nächsten Morgen immer noch recht kräftig bläst geht es in die innere nördliche Lagune. Die ersten paar Kilometer bis Treporti sind sehr rupping, aber dann biegen wir in kleine Kanäle ab , die sich am Rand der Lagune, aber getrennt von ihr bis nach Jesolo hin ziehen. Ewas Gegenwind, aber dank auflaufenden Wasser die Strömung mit uns biegen wir erst direkt vor der Schleuse Jesolo in die Lagune ab. Hier besteht diese aber eher aus einer Aneinanderreihung von Teichen, die durch einzelne schmale Fahrwasser erreichbar sind. Bei unserer Stammkneipe mitten in der Lagune müssen wir leider feststellen, dass diese nur am Wochenende auf hat. Schade aber wir machen trotzdem eine längere Pause, sonnen uns, essen die Bootsvorräte und warten auf das Einsetzen der Ebbe. Danach geht es über die offenen Lagune zurück nach Punta Sabbioni. Der Wind hat nachgelassen und wir kommen entspannt und recht früh zurück. Am Abend machen wir noch einen Shopping- Ausflug zum Einkaufscenter nach Jesolo.
Der dritte Tag in Venedig ist Morgens noch etwas Wind, aber wir machen uns trotzdem auf unsere große Insel- Tour. Erstes Ziel ist Burano, die Insel der Venezianischen Spitzenarbeiten. Wir vertäuen unsere Boote in einem winzigen Kanal und spazieren durch die Gassen und entlang der Kanäle. OK das Design der venezianischen Spitzenarbeiten spricht unsere Mädchen eher nicht an. Die Meinung schwankt zwischen Abscheu und Entsetzen. Allerdings machen auch die etwas älteren Mädchen (so um die 70) nicht den Eindruck als wollten sie sich hier eindecken. Aber dafür ist die ganze Insel mit ihren bunten, kleinen Häusern sehr hübsch. Auf jeden Fall schöner als Venedig und darüber hinaus sind die Häuser alle im guten Zustand, was man von Venedig wirklich nicht sagen kann. Der Zeitpunkt weiter zu rudern war dann erreicht, als die Jugend anfing über den örtlichen Spielplatz zu toben. Um Schäden an den Geräten zu verhindern trieb der VL die Mannschaften zum weiter rudern. Nächster Stop Murano. Hier waren einige zwar schon zwei Tage vorher mit dem Vaporetto, aber das Anlegen mit dem eigenen Boot hat doch etwas besonderes. Wieder Boote vertäuen in einem kleinen Kanal und dann über die Insel Glasarbeiten bewundern. Das meiste ist furchtbarer Kitsch, aber man findet auch immer wieder nette Sachen. Allerdings sind die besseren Glasarbeiten auch entsprechend teuer. Nach längerem Aufenthalt sollte es nun eigentlich zurück nach Venedig gehen, aber im Boot des VL entschließt man sich spontan, dass Venedig ja nicht weit weg wäre und man den angefangenen Nachmittag ja auch auf dem Canale Grande verbringen könnte. Der Jugendvierer merkt, dass der VL nicht nach Punta Sabbioni abbiegt und folgt spontan. Dem Erwachsenenvierer ist alles etwas zu spontan und rudert nach Hause. Die Spontis fahren entlang der dichtest befahrenen Vaporettoroute auf Venedig zu. Es gibt eine Hintertür (einen schmalen Kanal) durch den man den Canale Grande erreichen kann. Viel zu klein für Vaporettos, leider nicht für die übermotorisierten Taxis. Aber wir lassen die Taxis hinter uns vor, weichen anderen aus, die aus einem Seitenkanal herausschießen und stürzen uns ins Getümmel. Da ein Bauleichter, der quer liegt, hier ein DPD-Boot beim ausliefern und immer wieder Taxis. Vorsichtig tasten wir uns aus dem 3m breiten Graben in den Canale Grande vor, jetzt auch noch jede Menge Gondeln. Bei den Gondoliere gibt es leider ein paar Vertreter die meinen sie hätten prinzipiell Vorfahrt. Alle anderen werden schon ausweichen egal was für kranke Manöver sie fahren. Die Obleute brauchen Nerven wie Drahtseile aber wir kommen überall durch. Ab und zu mal abwarten, wir haben es ja nicht eilig und immer alles rings um sich im Blick haben, dann ist der Canale Grande ein wahrer Genuss auch für Ruderer. Wir rudern den Canale Grande abwärts, dann am Markusplatz vorbei und von hier weiter zum Lido und nach Punta Sabbioni.
Am nächsten Tag herrscht Windstille. Also einmal rum um die Landzunge und direkt raus auf die Adria. Wir rudern bei strahlendem Sonnenschein und nur leichtem kräuseln über die Adria bis nach Jesolo. Die erste Strecke ist ein natürlicher Uferabschnitt nur mit vereinzelten Häusern, aber dann kommt Jesolo eine Hochhauskulisse vom schlimmsten. Wir rudern bis zu den schicksten Häusern und legen an. Der Suchtrupp findet sogar eine offene Kneipe. Ansonsten wirkt die ganze Stadt wie ausgestorben. Alles eingemottet für den nächsten Sommer. Um sich die abendliche Autofahrt zum Einkaufen zu sparen werden 4 Ruderer losgeschickt das Abendessen einzukaufen. Leider haben die ersten beiden Supermärkte noch Mittagspause, so dass die Strecke zu Fuß etwas länger wird. Endlich finden wir einen offenen Schwarzmarkt (Lidl). Die anderen Ruderer brechen inzwischen schon auf, da der Rückweg noch lang ist und die Zeit bis zum Sonnenuntergang knapp wird. Das erste Boot schafft es noch in die Lagune bis Punta Sabbioni. Das zweite Boot wird vom Inrigger mit den Einkäufern direkt vor der Einfahrt in die Lagune eingeholt. Da es schon verdammt dämmrig wird legen wir auf der Meerseite von Punta Sabbioni an. Wir tragen unsere Boote bis über die höchste Flutlinie bis an den Rand der Dünen und laufen dann zurück zu unserem Campingplatz.
Der letzte Rudertag soll nun für alle die gewünschte Durchfahrt durch Downtown Venedig bringen. Alle drei Boote wollen wieder den Hintereingang benutzen. Der kleine Kanal ist voll wie beim letzten Mal, aber machbar, auf dem Canale Grande bemerken die Steuerleute sofort den Unterschied. Am Vormittag sind zusätzlich massenweise Lieferdienste unterwegs. Ob Müllabfuhr, Obstlieferservice oder die diversen Paketdienste alle wollen da durch und nicht alle fahren rücksichtsvoll. Trotzdem kommen alle Boote heil durch und das Erlebnis Canale Grande im eigenen Boot ist für jeden Ruderer ein Genuss. Auf dem Rückweg werden von den Obleuten diverse Varianten probiert, wie man die besonders unruhige Ecke beim Lido umgehen kann. Die Umwege haben auf jeden Fall gelohnt. Am frühen Nachmittag sind alle Boote zurück und können verladen werden. Am Abend muss dann noch eine Ruderin zum Flughafen nach Treviso gebracht werden. Wunder der TomTom Technik auf dem Rückweg behauptet unser Navi Punta Sabbioni wäre nur per Fähre zu erreichen, ja klar. Weshalb wurde noch mal der Apple- Manager für das Kartensystem gefeuert?
Samstag ist Rückreisetag. Wir arbeiten uns über Landstraßen nach Norden vorwärts, erst nach einer Stunde Fahrt schickt uns das Navi auf die teure italienische Autobahn. Kurz darauf kommen die Berge immer näher und es geht nur noch aufwärts bis zum Tauerntunnel. Allerdings gibt es dieses Mal hinter dem Tunnel keinen Schneesturm, sonder schönes Wetter, allerdings liegen Schneereste am Rand der Autobahn. Am frühen Abend erreichen wir Regensburg und quartieren uns beim Ruderclub ein. Hier gibt es gerade ein Trainingslager der Bayrischen Ruderjugend. Unsere Jugendlichen sind amüsiert, dass die Trainingsleute um 21:30 ins Bett müssen und sie nicht. Der Vorteil ein Wanderruderer zu sein.
Die letzten 460 km bis nach Hause sind ein Klacks. Wir sind am Sonntag bereits um 14 Uhr wieder in Stahnsdorf.
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