Prag-Hamburg
Ostern 2002
Am letzten Schultag ging es Mittags mit Zugmaschine und Bootsanhänger nach Prag. Das einzige Problem an der Grenze war der BGS, der sich beschwerte, daß wir auf der PKW Spur nicht zu suchen hätten. Am Abend kamen wir in Prag an und fanden sogar fast auf Anhieb “unseren“ Ruderclub. Man erwartete uns schon. Das Quartier: Armeedoppelstockbetten im Keller, eigentlich ganz in Ordnung nur der Preis von 10 Euro pro Person und Nacht schmeckte uns nicht so ganz. Der nächste Tag wurde zu ausgiebigen Stadtbesichtigung der Prager Sehenswürdigkeiten genutzt.
Am Sonntag sollte es dann endlich losgehen, allerdings war nach wenigen Kilometer schon wieder Schluß. Die erste Schleuse wollte uns nicht schleusen. Ein umtragen war unmöglich. Also Hänger holen aufladen und bis hinter die letzte Prager Schleuse umkarren. Dort wurde uns langsam klar, was der Schleusenwart uns auf Tschechisch probiert hatte zu erklären. Die Moldau führte Hochwasser, der Schiffsverkehr war eingestellt. Immerhin gab es jetzt eine längere frei fließende Strecke, so daß es erst einmal weiter ging. Der Landdienst probierte inzwischen die Umtragemöglichkeiten an den nächsten Schleusen zu erkunden. Irgendwann kam jedoch die Meldung vom Boot: uns reicht es jetzt, abholen. Nach interessanten Fahrt durchs tschechische Mittelgebirge (mit Bootshänger) fanden wir unsere Ruderer direkt vor einem völlig überfluteten Wehr. Die Frage vom VL: “Warum seit ihr nicht einfach rübergerudert?” war natürlich nicht ganz ernst gemeint. Nach einiger Beratung entschloßen wir uns nach Melnik ins Quartier zu fahren und am nächsten Tag in Usti direkt unterhalb der letzten Elbeschleuse einzusetzen. Die Elbeschleusen waren auch wegen Hochwassers gesperrt. Die Kurzetappe nach Decin strengte die Ruderer natürlich überhaupt nicht an, so daß wir noch eine Menge Zeit hatten uns Decin anzusehen und die Lebensmittelvorräte zu vervollständigen. Die Ruderstrecke des nächsten Tages nach Pirna führte uns durch das Elbsandsteingebirge. Die Überquerung der Grenze lief nach einer Schrecksekunde doch noch ganz gut. Zwei Jugendlichen waren in Prag die Ausweise gestohlen worden, aber die Tschechen ließen uns trotzdem raus. Da es auch heute nur 46km waren, wurde zur Mittagspause die Festung Königstein besichtigt. Von hier hat man eine grandiose Aussicht über das Elbsandsteingebirge und die Elbe. Quartier und Essen im Ruderlcub Pirna waren hervorragend wie immer, so daß wir am nächsten Tag, gut gestärkt und bei gutem Wetter weiter nach Mühlberg ruderten. Trotz der 94 km-Etappe war unser Boot am frühen Nachmittag angekommen. Mühlberg ist ein kleines Städtchen, schon in Brandenburg, das im alten, kaum noch genutzten Hafenbecken einen kleinen Ruderclub hat. Hier übernachteten wir im Aufenthaltsraum. Die folgende Etappe nach Wittenberg waren nur 86km, aber unsere Besatzung störte sich an solchen Strecken nicht mehr. Das Hochwasser tat sein übriges, so daß wir noch Zeit zu einer Besichtigung der Lutherstadt hatten. Neben der obligatorischen Schloßkirche (die mit den 95 Thesen) suchten und fanden wir auch noch die “Hundertwasserschule”. Das Ruderquartier in Wittenberg ist absoluter Luxus in einem Neubau mit Zimmern auf Jugendherbergsniveau. Außerdem hatten wir das ganze Haus für uns allein. Auf dem Weg nach Aken (62 km) sichteten wir zum ersten Mal andere Ruderer. Sie kamen die Mulde herunter. Aus einem der Boote wurden wir von Peter Bock (Treptower RG) mit den Worten begrüßt: Euch trifft man wohl auch überall. Der Abend im gemütlichen Bootshaus des RC Aken wurde etwas länger.... Die kurze Strecke nach Magdeburg (48 km) legten wir zügig zurück, da wir am Nachmittag noch etwas die Stadt besichtigen wollten. Außerdem wurde Timo zur Halbzeit der Fahrt von seinen Eltern abgeholt, der Familienurlaub stand noch an. Am Abend ging es noch zum durchwärmen ins örtliche Funbad. Am nächsten Tag (67 km) passierten wir den Magdeburger Schnapskilometer mit verhältnismäßig wenig Chaos. Es machte einfach keinen Spaß Christian darüber zu schicken, da er sowieso jeden Abend mindestens ein Getränk ausgab. Die Strecke hinter Magdeburg ist ansonsten wenig aufregend, zwischendurch ein Geestrücken und dann wieder alles sehr flach, erst die Türme und Stadtmauern von Tangermünde heben sich wieder heraus. Die anschließende Stadtbesichtigung mit Gang über die Stadtmauer gehörte zum üblichen Repertoire. Durch weiter sehr flaches Land ging es nun die Elbe weiter abwärts. Zur Mittagspause direkt an der Havelmündung war es sogar dem Landdienst gelungen eine Strasse zu finden die bis ans Wasser führte (genauer genommen führte sie ins Wasser, der Wasserstand war zwar nicht so hoch wie im Februar aber die Wiesen vor den Deichen waren meist überflutet.) Der Rest der Strecke nach Wittenberge (70 km) verging schnell. Die Stadtbesichtigung fiel diesmal nicht sehr ergiebig aus, aber was will man in Wittenberge auch ansehen. Der VL wußte immerhin noch vom letzten Besuch wo die Eisdiele war. Die Strecke nach Dömitz (nur 53km) verflog geradezu, da der VL ein Privatquartier mit Betten für alle angekündigt hatte. Nachdem wir von der Elbe abgebogen und durch die Schleuse auf Elde-Niveau gehoben waren, vertäuten wir unser Boot in einem kleinen Seitenarm, unweit vom Kanuklub. Nach längerer Suche fanden wir auch unser Privatquartier. Ein ausgebautes Dachgeschoß in einem Einfamilienhaus, sehr ordentlich und sauber. Das die Wirtin von den Ruderern sofort auf “Frau Pohl” getauft wurde, war eigentlich unangemessen (nachzuhören bei Reinhard Mey). Da der Landdienst am heutigen Tag einen Abstecher nach Warin machte um ein paar Baumgarten-Boote zu liefern, sollte es spät werden. Das eigentliche Ziel lag heute beim Ruderclub Lauenburg (67 km), da die Mannschaft die Etappe als zu kurz empfand ruderten sie weiter bis Geesthacht und genoßen einen gemütlichen Abend mit den dortigen Ruderern. Gegen 22 Uhr tauchte dann endlich der Landdienst wieder auf und brachte die Mannschaft zurück zum Quartier nach Lauenburg. Hier stand übrigens das Wasser bereits in der Bootshalle, aber die Quartiere sind glücklicherweise im ersten Stock. Bei der Einfahrt nach Hamburg schlichen wir uns über den Zollkanal zur Alstermündung. Von hier geht es direkt durch die Hamburger Innenstadt zur Binnenalster und schließlich zur Außenalster. Unser Quartier direkt an der Außenalster beim Hamburger Kanuklub war schnell gefunden. Von den Hamburger Alsterruderclubs hatte sich keiner bereit erklärt ein paar dahergelaufene Wanderruderer aufzunehmen, der Kanuklub hatte keine solchen Probleme. Der Nachmittag und Abend wurde genutzt um die Hamburger Sehenswürdigkeiten zu genießen. Es gelang dem VL sogar die kleineren und größeren Kinder heil über die Reeperbahn zu schleusen. Am nächsten Tag stand die obligatorische Hafenrundfahrt an. Allerdings nicht mit einem Rundfahrer sondern mit unserem E-Vierer. Da sich das natürlich keiner entgehen lassen wollte, mit Kielschwein. Eigentlich schafften wir es ganz gut durchzukommen nur unser Heck bekam zwei große Wellen ab, Pech für das Kielschwein. Nachdem wir das überstanden hatten, wurde der VL an der S-Bahn-Endstation .... ausgesetzt, um den Bootshänger zu holen, während die Ruderer noch ein bißchen weiter Richtung Nordsee ruderten. Am Nachmittag griff der VL die Ruderer dann in einem Yachthafen weiter flußabwärts auf. Das Boot wurde aufgeladen und es ging zurück nach Hamburg. Der Nachmittag wurde wieder in der Stadt verbracht. Am Samstag machten wir uns auf den Rückweg. Allerdings nur bis Warin, denn bei der Firma Baumgarten wurde die Einweihung der neuen Fertigungshalle gefeiert. Eine leere Werkhalle eignet sich hervorragend für eine Party. Die Mitternachtseinlage interessierte speziell unsere männlichen Teilnehmer. Der nächste Morgen begann damit, daß unsere Zugmaschiene den Geist aufgab. Mit einem ADAC-Mietwagen ging es daraufhin nach Berlin zurück.
Eine etwas Hochwasser-gestörte Wanderfahrt, aber auf der Elbe hatten wir das dieses Jahr leider öfter.
|