Der Bericht ist in Arbeit, nicht vollständig und nicht korrigiert
Noch bei keiner Fahrt wurde so oft die Fahrtenplanung über den Haufen geworfen. Zunächst war eine Dalsland-Götakanal-Fahrt mit normalen Gigs geplant. Da das neue Kirchboot des LRV Brandenburg jedoch aus Finnland abgeholt werden sollte, ergaben sich ganz neue Möglichkeiten. Wir wollten das Boot holen und eine Stockholm- Schärenwanderfahrt machen. Nachdem alles neu geplant war hiess es nun plötzlich das Kirchboot wird zwar zum Termin fertig, aber nicht der Spezialbootsanhänger. Also alles wieder von vorne, die Fahrtplanung wird auf Finnland Saimaa-See geändert. Dazu kam noch, dass wir zunächst nur 8 Anmeldungen hatten, ein bißchen wenig für ein Kirchboot. Nach diversen An- und Abmeldungen waren wir 2 Wochen vor der Fahrt mit 15 Ruderern endlich vollständig. Teilnehmer: Sophie, Windy, Niklas, Malte, Steffel, Jens, Moritz, Victor, Manuel, Patrick, Stefan vom RC KST, dazu Theotime aus Paris, Ingrid aus Wiesbaden, Freddy aus Niederkassel und Patrik aus Neuwied. Zu erwähnen ist dabei das unsere Fahrtenälteste Ingrid 72 Jahre alt ist. Sie liess sich weder durch Zeltquartiere noch durch das sonst recht niedrige Durchschnittsalter der anderen Teilnehmer abschrecken. Der jüngste war Moritz mit 10 Jahren.
Die Anreise verlief etwas gestückelt. Patrik flog aus dem Rheinland direkt nach Stockholm, Freddy steckten wir in einen Linienbus nach Stockholm und der Rest startete mit dem Baumgarten-Kleinbus und Steffels Golf am letzten Schultag nach Rostock zur Fähre. Wir genossen das übliche Niveau der TT-Liner (das ist ein Insider für alle die schon mal TT-Line gefahren sind) und kamen halbwegs ausgeschlafen am nächsten Morgen in Schweden an. Durch Sintflutartigen Regen ging es nordwärts Richtung Stockholm. Wir waren ganz froh, dass die Wanderfahrt nicht in Schweden stattfand, teilweise waren Strassen überschwemmt. Am Fährterminal der Silja traf die ganze Gruppe zum ersten Mal zusammen. Die Schlachten am Büffet dieser Luxusfähre sind unter Ruderern legendär. Obwohl wir diesmal 15 Leute waren gelang es uns jedoch nicht das Büffet leer zu bekommen. Bei der Ankunft am nächsten Morgen in Helsinki war etwas besseres Wetter, zumindest kein Dauerregen. Steffels Auto fuhr direkt nach Puumala zum Campingplatz unsere gebuchten Hütten zu belegen und um eine geeignete Einsetzstelle für das Kirchboot zu finden. Der Baumgarten Bus fuhr zur Werft nach Juva, ca. 60km von Puumala. Patrik und Windy nutzen das erstaunlich gut ausgebaute finnische Bahn- und Busnetz um nach Puumala zu kommen.
In der Werft in Juva betrachteten wir ehrfürchtig das neue Kirchboot und mit Entsetzen die Rollsitzschalen, die bestanden aus völlig ebenen Holzbrettern. Glücklicherweise wurde auf unseren Wunsch noch eine dünne Schaumstoffmatte darauf geklebt. Der neue Anhänger stand zwar da und konnte benutzt werden um das Boot nach Puumala zu bringen, aber er musste danach noch einmal in die Werkstatt, um korrigiert zu werden, 200kg Stützlast sind vielleicht ein bisschen viel. Zusammen mit dem holländischen (!) Chef der Werft fuhren wir nun nach Puumala. Dort wurden wir von Steffel abgefangen und zu einem Stück Strand im Hafen gebracht, wo das Boot zum ersten Mal eingesetzt wurde - und es schwamm wirklich. (wir hatten diesmal auch nicht die Spundschraube vergessen). Fünf Ruderer brachten das Boot zum 3km entfernten Campingplatz, während der Rest per Auto dort hinfuhr. Am nächsten Tag war die erste Aufgabe: wie bekomme ich 15 Ruderer nebst Gepäck für 3 Wochen (Zelte, Schlafsäcke, Matten, Kocher, Töpfe, Lebensmittel) in ein Kirchboot mit 15 Plätzen. Wegen des begrenzten Platzangebots wurde Platz 5 vollgestapelt, 2 Leute auf dem Steuerplatz gesetzt und 1 Ruderer auf das Gepäck im Bug. Damit fehlte uns zwar ein Ruderpaar, aber der Vorteil war, das dadurch die Ruderer öfter mal ausgewechselt werden konnten. Leider haben wir damit das Kirchboot massiv überladen, was zur Folge hatte, dass bei hohem Wellen das zurückführen der nicht drehbaren Riemen schwierig wurde. Ausserdem hatte das Steuer, da es nun tiefer im Wasser war als vorgesehen zuviel Auftrieb und sprang in schöner Regelmässigkeit aus der Verankerung. Jedenfalls solange bis wir 2 gefüllte Wasserflaschen mit Panzertape am Steuer befestigt hatten. Ansonsten liess sich das Boot auch mit dieser Überlast gut fahren und hatte sicher die Wellengängikeit unserer Saimaa (Seegig 3x+).
Die Ruderstrecke führte für uns zunächst noch über bekannte Strecken (zumindest für unsere Veteranen Sophie, Niklas, Steffel, Malte, Jens, Patrik und Stefan). Unter der Hochbrücke von Puumala hindurch und dann weiter nordwärts Richtung Sulkava. Zunächst über grosse offenen Flächen, aber dann immer enger werdend. Selbst mit dem Kirchboot bemerkte man auf dem schlauchförmigen See die unangenehme Gegenströmung. Am Abend erreichten wir Sulkava. Leider war der Campingplatz trotz gegenteiliger Ankündigung im Internet immer noch geschlossen, so dass wir uns notdürftig in ein paar offenen Hütten einquartierten.
Von hier ging es am 2. Rudertag weiter in Richtung Savonlinna. Auf Grund guter Ortskenntnis fanden wir auch wieder die Abkürzung zwischen den Inseln, um das Hauptfahrwasser nach Savonlinna zu erreichen. Die Seeflächen sind hier schon beeindruckend, aber mit 3-4km noch nicht sehr breit, dafür folgt man aber einem gerade verlaufendem See bis zum Horizont. Auf dem sehr grosszügigem Campingplatz (d.h. der VL war eine dreiviertel Stunde zu Fuss unterwegs um bei der Rezeption die Hüttenschlüssel zu bekommen) von Savonlinna nahmen wir uns 2 Hütten. Es war ein bisschen eng, aber mehr als 12 Betten wollten wir uns mit Rücksicht auf die Fahrtenkasse nicht leisten.
Zum dritten Tag war zunächst einmal ein Pressetermin angesagt. Wir ruderten ins Stadtzentrum von Savonlinna wo der Kirchboothersteller die örtliche Presse bestellt hatte. Nach einigem Hin- und Herrudern vor dem Steg der Badeanstalt und einem Interview waren Fotograf und Reporterin zufrieden und wir machten uns zur Burgbesichtigung auf. Danach wurden noch die Vorräte ergänzt. Mit Rücksicht auf das Kirchboot hatten wir wesentlich weniger Lebensmittelreserven als sonst dabei, so dass wir auf regelmässige Supermarktbesuche angewiesen waren. Die eigentliche Ruderetappe fing damit erst recht spät an. Auf dieser Strecke waren die Obleute recht nervös bei den vorigen Fahrten hatte es hier immer wieder Probleme mit guten Anlegestellen gegeben. Auf der Karte waren 3 Anlegestellen eingezeichnet die wir aber nicht kannten. Nachdem die erste Stelle katastrophal schlecht und die 2 Stelle bereits von einem Motorboot belegt war, konzentrierten wir uns auf die 3 Stelle, die lag aber nach Karte auf der windzugewandten Seite einer kleinen Insel, so dass wir Zweifel an der Eignung hatten. Deshalb wurde an an der gegenüberliegenden (windgeschützten) Seite der Insel zunächst ein Erkundungsteam abgesetzt um zu sehen, ob ein Anlanden im Wind überhaupt möglich sei. Nach einigem Fussmarsch fanden sie eine halbwegs geschützte Bucht mit langen weissem Sandstrand, wie aus dem Bilderbuch. Das Kirchboot wurde heran dirigiert und nach dem Anlegen hinter ein schützendes Schilffeld gezogen. Die Zelte wurden auf dem schmalen Grünstreifen hinter dem Strand aufgebaut und unsere Kinder waren sofort damit beschäftigt ein Lagerfeuer anzufachen. Wir genossen den Sonnenuntergang kurz vor Mitternacht.
Der nächste Tag brachte uns den Abschied von unserer Trauminsel, aber als Ziel war Savonranta genannt ein luxuriös ausgestatteter Jachthafen sogar mit Duschen! Bei strahlendem Sonnenschein ging es zunächst weiter durch die atemberaubende Inselwelt des Haukivesi. Durch den Kanaldurchstich bei Vaikontaipale erreichten wir dann den Enonvesi. Damit hatte zum ersten Mal auf dieser Fahrt auch der VL ein Paar Kilometer Neuwasser. Der Enonvesi bildet zusammen mit dem Pyyvesi wieder einen endlosen Seenschlauch nur 2-6km breit aber 30km lang, natürlich mit Gegenströmung. Am Abend erreichten wir den Jachthafen und während einige Zelte aufbauten machten sich andere auf zum Shopping. Es wurde Grillfleisch fürs Abendessen eingekauft und Vorräte für die nächsten Tage, da die Strecke hinter Savonranta völliges Neuland für alle Fahrtenteilnehmer war und wir nicht wussten wo wir landen würden.
Savonranta liegt am Rand der Orivesi, einer gigantischen Seenfläche, deren anderes Ufer nicht zu sehen ist, wenn man bei Savonranta auf sie herausrudert. Aufgabe für den Steuermann die Durchfahrt durch eine Inselgruppe in der Seemitte zu finden. Bei offen Wasser von über 10km Länge ist das alles andere als einfach. Dazu kam noch ein guter Meter Welle (von vorne natürlich). In einer windgeschützten Bucht der besagten Inselgruppe war die erste und einzige Möglichkeit für eine Pause, bevor wir uns auf den zweiten Teil der Überquerung wagten. Immerhin gab es in der Pause Blaubeeren frisch gepflückt am Ufer. Wegen des Wetters entschlossen wir uns die südliche Route über Rääkyla zu nehmen, da die Strecke über Liperi noch windanfälliger aussah. Aber auch auf dieser Route waren wir froh als wir endlich durch einen kleinen Kanaldurchstich den Hämeenselkä erreichten, eine kleine Bucht an der irgendwo der Campingplatz von Rääkyla liegen sollte. Nach kurzer Suche fanden wir ihn auch und ergatterten 3 Hütten mit 12 Betten. Da ein Supermarkt in Rääkyla liegen sollte machte sich ein Einkaufstrupp auf den Weg. Wie schon öfter hatten wir mal wieder die finnischen Streusiedlungen unterschätzt. Der Supermarkt lag “nur” 3km vom Campingplatz entfernt. Dank lebenswichtiger Privateinkäufe gingen am Abend sogar noch einmal Ruderer zum Supermarkt. Motto: Ich laufe meilenweit für eine Tafel Schokolade.
Während des Wettter am Vortag noch ganz OK war, nur eben ein bisschen windig begann der neue Tag richtig mies. Selbst in der geschützten Bucht des Campingplatzes merkte man den stürmischen Wind, dazu kamen noch immer wiederkehrende Schauer. Darauf hin schickten wir Malte und Steffel, die schon seit Tagen kränkelten mit dem Überlandbus zum Ziel nach Joensuu vor. (finnische Busverbindungen sind wirklich klasse). Wir machten uns daran mit dem Boot Wind und Wetter zu trotzen. Leider galt es den Pyhäselkä zu überqueren. Dieser See ist ungefähr 40km lang und 15km breit. Zum Anfang gab es noch einige, wenige Inseln als Schutz, aber zum Schluss traf uns der Wind mit voller Wucht. 2m hohe Wellen sind auch mit einem beladenen Kirchboot nicht witzig. Von direktem Weg rudern konnte keine Rede mehr sein. Ein besonderer Tiefschlag war dann noch, dass der VL der falschen Fahrrinne gefolgt war. Das gut ausgetonte Fahrwasser in Joensuu führte dummerweise nicht in den Haupthafen an der Flussmündung, sondern in einen Frachthafen etwas außerhalb. Also mussten wir wieder raus um eine Landzunge rudern, um den Flusshafen zu erreichen. Direkt vor Mündung des Pielisjoki standen dann auch noch heftigste Strömungswellen, hoch genug um auch ein Kirchboot zu versenken. Schliesslich gelang es uns dann aber eine kleine Bucht direkt am Campingplatz von Joensuu zu erreichen. Hier erwarteten uns dann schon unsere Busfahrer mit der erfreulichen Nachricht, dass wir Hütten haben und warme Duschen vorhanden sind. Speziell die Ruderer auf den vorderen Plätzen hatten allerdings schon im Boot geduscht, wenn auch nicht warm. Die Stadtbesichtigung von Joensuu fiel aus Mangel an Motivation und aus Mangel an Sehenswürdigkeiten aus. Nur zum nahegelegenen Supermarkt entwickelte sich ein reger Verkehr. Ausserdem gelang es dem VL endlich bei der örtlichen Touristeninformation endliche eine Wassersportkarte des Piellinen zu bekommen. (weder in Berlin, noch in Savonlinna war so etwas zu bekommen gewesen.)
Am nächsten Tag war erst mal Schluss mit der Seen-Wanderfahrt. Nun folgte eine Flusswanderfahrt auf dem Pielisjoki. Natürlich gegen satte 3-4km/h Strömung. Der Fluss führte wegen des Regens extremes Hochwasser. Gleich nach passieren der ersten Schleuse gab es keinen Moment zum erholen. An der zweiten Schleuse am Kuurnan Kanava, durften wir darüber hinaus noch eine halbe Stunde auf ein Holzfloss warten, dass in 2 Partien durchgeschleust wurde und fast den gesamten Kanal blockierte. Warten hiess übrigens gegen die Strömung auf der Stelle rudern. Die einzige Möglichkeit wo man sein Boote hätte befestigen können wurde durch das Holzfloss blockiert. Einige Kilometer weiter verbreiterte sich der Pielisjoki und wurde ein wenig Seenförmig, damit liess die Strömung kurzzeitig nach. Eine Kurve weiter ging es dann allerdings wieder los. Unser Ziel lag am Kanalmuseum Jakokosken. Hier ist eine stillgelegte alte Schleuse an der man einfach vorbeirudern kann. Sowohl im Oberwasser, als auch im Unterwasser der Schleuse gibt es Anlegemöglichkeiten. Wir legten im Oberwasser an und bauten unsere Zelte auf. Plumsklo, Wasserleitung und eine kleine Kneipe ein Stück weiter waren vorhanden. (Für Nachahmer die Anlegemöglichkeit im Unterwasser ist besser und man hat dort auch eine richtige Toilette)
Etwas weiter flussaufwärts ging es am nächsten Tag noch einmal durch eine Schleuse bei Kaltimon. Hier bewies Freddy, wie gut er sich mit Schleusen auskannte und wollte das Kirchboot hinten festhalten und guckte noch erstaunt als einige entsetzt waren und andere in schallendes Gelächter ausbrachen. Der Spruch vom dämlichen Rheinruderer kam von Patrik (aus Neuwied am Rhein). Kurz darauf gab es in Eno mal wieder die Möglichkeit zum Einkaufen. Nach dem wir uns durch eine weitere Engstelle (bei Paukkaja) mit jeder Menge tanzender Tonnen aufwärts gequält hatten erreichten wir mit dem Rahkeenvesi den ersten zum Pielinen-Bereich gehörenden kleinen See. (4,5 x1,5km). Dieser See ist am Ende durch einen Bahn- und Strassendamm mit einer einzigen Brücke abgeschlossen. Dort liegt der Ort Uimaharju mit einer riesigen Fabrik, wir tippten auf Spanplattenproduktion. Nach passieren der Brücke (mit der letzten Gegenströmung) erreichten wir den etwa 10 mal grösseren Rukavesi. Hier folgten wir der gut gekennzeichneten Fahrrinne und erreichten an einer hohen Strassenbrücke den Pielinen. Der in unserer neu erworbenen Karte eingezeichneten Rastplatz entpuppte sich nur als Kneipe, bei der man zwar Eis essen konnte, aber nicht zelten, also ging es 1000m zurück, direkt an der Einfahrt zum Pielinen hatten wir einen Traumstrand entdeckt wo wir unsere Zelte aufbauen konnten. Das Kirchboot wurde nach dem Ausladen um eine Landzunge herum gerudert und etwas weiter vertäut, da wir es aus dem Wind bekommen wollten. An dieser Seite der Landzunge war sogar ein Steg.
Am nächsten Morgen ging es bei gutem Wetter über den Pielinen weiter nordwärts. Der VL hatte eine Bergtour angekündigt und während wir nordwärts ruderten wurde gemutmasst, welcher der sich bis zu 250m über den See erhebenden Berge es den wohl sei. In der Bucht von Pumulahti gingen wir dann schliesslich vor Anker, bzw. legten an dem Sandstrand direkt neben dem Hafenbecken an. Während sich Ingrid und Patrik als Bootswache in die daneben liegende Kneipe setzten, machte der Rest der Mannschaft sich auf die Bergtour um Ukko-Koli (=Berg des Donnergottes) zu besteigen. Dies ist ist eine bekanntesten Sehenswürdigkeiten in Nordkarelien, die Wanderwege waren daher gut gezeichnet und leicht zu laufen, so dass wir nach ca. 1 Stunde auf dem Gipfel standen und die Aussicht um den Pielinen bewundern konnten. Direkt am Gipfel sind hier steile Felsformationen, die diesen Berg schon in grauer Vorzeit als Berg des Donnergottes Ukko berühmt machten. Leider wollte sich Windy dann gleich selbst opfern, indem sie direkt an der steilsten Felsenklippe einschlief. Nachdem wir dafür gesorgt hatten, dass die Mannschaft vollzählig blieb, stiegen wir wieder zum Boot ab und ruderten die letzten paar Kilometer bis zum Campingplatz bei Merilänhanta. Die einzigen die uns am Ufer leicht mufflig begrüssten waren natürlich ein paar Deutsche, während Finnen und auch ein Schweizer Ehepaar äussert interessiert waren. Hier gönnten wir uns dann mal wieder den Luxus von 3 Hütten. Der Campingplatz hat einen wunderschönen Sandstrand und für unsere Kinder wichtig mehrere Feuerstellen für Lagerfeuer. Allerdings war der Kioski auf dem Platz so teuer, dass an Lebensmitteleinkäufe nicht zu denken war. Mit dieser Etappe hatten wir unseren nördlichsten Punkt erreicht. Ursprünglich war geplant noch weiter nördlich nach Nurmes zu rudern, aber durch die massive Gegenströmung und das teilweise sehr stürmische Wetter wollten wir sicherheitshalber 2 Tage Luft haben, um auf weitere Wetterkapriolen reagieren zu können.
Damit ging es nun wieder südwärts, allerdings wollten wir die Strecke für die wir hoch 3 Tage gebraucht hatten in 2 Tagen zurück schaffen. Bei spiegelglatten Pielinnen und Sonnenschein ging es auf der bekannten Strecke zurück. In Uimaharju legten wir noch einmal zum Einkaufen an, bevor wir wieder den Pielisjoki einfuhren. Die geplante Obmannsprüfung bei Strömung für den kleinen Patrick lief nicht völlig überzeugend, aber wir schafften es an dem Steg bei der Stromschnelle von Paukkaja anzulegen. Hier war ein Rastplatz eingezeichnet, der aber zum ersten Mal Geld kostete. Dafür gab es zwar Toiletten und sogar eine Dusche in der nahegelegenen Jugendherberge aber das hatten wir bisher in Finnland noch nicht erlebt. Dafür konnten wir aber auch die am Ufer stehende Holzsauna nutzen, was wir ausgiebig taten. Als Verlust an diesem Abend musste nur die Zerstörung eines Schwimmstegs gewertet werden, der zunächst unter Wasser geriet nachdem zu viele Leute darauf standen, dann aber kenterte und sich in seine Einzelteile zerlegte. Das berühmte Timo-Zitat: Ich wars nicht! gab es an diesem Abend öfter zu hören....
Der nächste Tag sollten die 65km bis Joensuu durchgezogen werden. Dank des guten Wetters hatte die Strömung natürlich deutlich nachgelassen, so dass die Strecke doch ein ziemliches Knüppeln war. Glücklicherweise kamen wir durch alle 3 Schleusen zügig durch, so dass wir am frühen Abend wieder den Campingplatz von Joensuu erreichten. Malte war beleidigt, dass wieder keine seine vorbereitete Stadtführung von Joensuu haben wollte, aber sonst waren alle glücklich angekommen zu sein.
Die Überquerung des Phyhäselkä war diesmal überhaupt kein Problem. Bei bestem Wetter machte dieser See richtig Spass, so dass wir nach gemütlicher Fahrt am frühen Nachmittag wieder den Campingplatz von Rääkylä erreichten. Hier bekam einer der Jugendlichen sogar seine auf dem Hinweg vergessene Mütze zurück, natürlich frisch gewaschen. Zum Abend gab es für einige Leute einen kleinen Spaziergang zum Supermarkt, natürlich wieder mit mehr Privatbestellungen als Fahrtenküche, aber das kannten wir ja schon.
Auf dem Orivesi am nächsten Tag war mal wieder Wind, allerdings von achtern, so dass in ca. 2 Stunden 10km gesegelt und auch sonst eher Paarweise gerudert wurde. Am Südende des Sees, wir ruderten mal wieder alle zusammen, ging dann ein Motorboot längsseits mit einem Finnen, der von uns in der Zeitung gelesen hatte und uns eine grosse Schüssel frische Erdbeeren schenkte. Wir waren sprachlos. Nachdem wir unser Boot durch die Eng- und Flachstellen in den Pistalanjärvi gesteuert hatten, verliessen wir den See über den Raikuun-Kanava. Leider traf dabei einer der Riemen einen im Schilf liegenden Stein und das Holzblatt brach ab. Wir hatten glücklicherweise Reserveriemen dabei. Am Beginn des Raikuun-Kanava gab es zunächst einmal die übliche Museumsbesichtigung. Hier sind ein paar Bunker der Salpa-Linie aus den 40er Jahren zu besichtigen. Die Weiterfahrt auf dem Raikuun-Kanal mit flotter Strömung wurde für unseren Obmannsprüfling Patrick zum Albtraum. Eine Brücke an einem schmalen Kanalstück ist nur 3m breit, wenn man dann die Mitte nicht richtig trifft wird es knapp. Die Krönung war aber die Warnung aus dem Bug nachdem wir seit ca. 20m sehr nah an gefährlichen Steinen vorbeisausten “Jetzt kommen Steine....” Bei so einem “Frühwarnsystem” braucht man sich wirklich keine Sorgen zu machen. Im Heck stellten wir uns vor bis zu welchem Platz das Boot zerstört sein müsste bevor wir eine Warnung bekommen würden. Letztendlich sind wir heil durchgekommen und das abgebrochen Blatt war der einzige ernstzunehmende Bootsschaden der ganzen Fahrt. Den Abend verbachten wir wieder an unserem seit Jahren beliebten Strand am Südende des Raikuun-Kanava. Hier gibt es ein Dixi-Klo, einen Kiosk, ein paar Tische und einen kleinen Hafen.
Die Weiterfahrt nach Kerimäki begann mit einigen Enttäuschungen. Der 5m Sprungturm im Strandbad von Kerimäki ist der Sanierung des Bades zum Opfer gefallen, es hängt jetzt ein Schild zelten verboten und 5 jugendliche Dorfdeppen probierten gerade als wir anlegten einen grossen hölzernen Tisch ins Wasser zu kippen. Als wir ihnen den Tisch wegnahmen und wieder an Land brachten wurden wir mit Steinen beworfen, darauf hin ging der VL auf die Deppen los schubste einen ins Wasser, der Rest zog sich freiwillig ins Wasser zurück, während Steffel, Malte und Niklas demonstrativ Buschmesser, Handbeil und Machete auspackten. Das hatte dann zur Folge, dass wenig später “Mami” auftauchte um zu sehen, wer ihre Kinder bedroht hatte. Wirklich coole Dorfgangster! Unter Zurücklassung einer Bootswache gingen wir in den Ort um die Essensvorräte aufzufüllen und um die grösste Holzkirche der Welt zu besichtigen.
Da wir nach der ungewollten Aufmerksamkeit an unserer Anlegestelle natürlich nicht unsere Zelte aufbauen wollten, schliefen wir ein paar Stunden auf dem Steg, um im Morgengrauen gegen 4 Uhr aufzubrechen. Leider hatte sich das Wetter eingetrübt und im Laufe des Morgens ging der feine Nieselregen in mittelschweren Landregen über. Dazu kam noch, dass wir uns massiv verirrten und erst unter Zuhilfenahme von Patriks Karten-GPS gerät überhaupt feststellen konnten wo wir überhaupt waren. Wir hatten dann zwar das Zentrum von Punkaharju erreicht nur da wollten wir gar nicht hin, der Campingplatz liegt weit ausserhalb. Die Fahrtstrecke hatte sich damit verdoppelt. Gegen 10 Uhr früh erreichten wir dann endlich den rettenden Campingplatz und nahmen uns 3 Hütten zum ausschlafen. Obwohl das Wetter am Nachmittag wieder besser wurde verzichteten wir auf den Besuch des Wasserfunparks und der Kunsthalle. Für ersteres waren wir am Vormittag schon zu nass geworden, für letzteres fehlte ein bisschen das Kunstverständnis. Der Einkauf im örtlichen Supermarkt war eine Katastrophe. Preise und Angebot entsprach eher einem Kioski und nach unserem Einkauf waren etliche Regale leer. Auf dieser Etappe haben wir mal wieder den Unterschied zwischen Deutschland und Finnland erlebt. Wenn in Deutschland am Sonntag früh um 8 Uhr eine Horde Ruderer in deinem Vorgarten anlegt und die Ruderer in die Büsche verschwinden wollen, dann rufst du die Polizei, in Finnland bietest du Ihnen deine Toilette an und fragst sie, ob sie einen Kaffee trinken wollen........
Nach den Erfahrungen des Vortages packten wir diesmal Patriks GPS Gerät an einigen kritischen Stellen aus, um uns nicht wieder zu verfahren. Daher erreichten wir unseren Traumstrand Tetriniemi am frühen Nachmittag. Ganz so traumhaft wie beim letzen Mal war er nicht, da das Wetter diesmal nicht so gut war (kein Regen, aber auch kein richtiger Sonnenschein) und natürlich fehlte unsere Baywatch-Nixe Paula. Der Abend wurde mal wieder am Lagerfeuer beschlossen.
Auf unserer Weiterfahrt konnten wir in Kesäranta noch einmal Trinkwasser bunkern und beim Russenkiosk nördlich von Telataipale noch einige Vorräte erwerben. Wer diesen Kioski kennt kann nur bestätigen das die Bezeichnung Russenkiosk nicht übertrieben ist. Das einzige was hier neu war, ist dass der Kanaldurchstich völlig neu gebaut ist. Danach ging es über den riesigen, langgestreckten Lepistönelkä weiter nach Süden. Das Tagesziel war der Rastplatz Hiekanniemi, eine schmale Landzunge in einem winzigen Abzweig. Es wurden ein paar Zelte aufgestellt, einige schliefen wieder in einem hölzernen Unterstand.
In der Nacht zog ein Sturm über uns hinweg, der uns zweifeln lies, ob unsere Aldi-Zelte stehen bleiben. Sie hielten, aber am Morgen verschob der VL immer wieder die Abfahrt um auf ein Abflauen des Windes zu warten. Wenn schon in dieser geschützten Lage solche Windböen waren, wie sollte es dann erst auf den offenen Flächen aussehen? Gegen Mittag wurde dann die Devise ausgegeben wir rudern los, aber Zentral-Saimaa ist gestrichen, wir rudern direkt nach Puumala auf einer Abkürzung. Obwohl das Gewässer eigentlich sehr geschützt war (ein langer schmaler See 1-2km breit) hatten wir mit heftigen Wind von schräg vorne zu kämpfen. Bei Puumala wo sich die Gewässer etwas weiten ging es dann richtig zur Sache. Das wir hier abbiegen konnten und den Wind jetzt von Achtern bekamen machte die Sache auch nicht wirklich besser. An einem Schwimmsteg auf dem 1,5m Brandungswellen stehen kann man nicht anlegen. Glücklicherweise hatte dieser Steg eine kurze Rampe die ca. 5m ins Wasser geschüttet war, die bot genug Wellenschutz um ans dahinterliegende Ufer ran zu kommen. Kurz bevor das Boot das Ufer erreicht sprang die Mannschaft über Bord um ihr Boot zu sichern. Sichernd und im Wasser stehend wurde das Boot dann entladen und dann schliesslich an einem Strand ein Stück weiter getreidelt. Hier hätte man nicht anlegen können, da rechts und links Steinhaufen unter Wasser lagen. Es war schon ein gutes Stück Arbeit das Boot mit mehreren Leuten im Wasser heil an den Strand zu bekommen. Aber schliesslich trugen wir es mit der gesamten Mannschaft heraus und legten es oberhalb der Wellenkante ab. Der VL hatte inzwischen Hütten und eine Sauna organisiert. Der Saunabesuch musste leider nach einer Stunde abgebrochen werden, da in der gesamten Gemeinde der Strom ausgefallen. Irgendeine Leitung musste es erwischt haben. Dafür gab es eine neue Art der Abkühlung nach der Sauna. Man muss gar nicht in den See springen, man setzt sich einfach auf den Steg und wird von den Wellen geduscht. Der Abend brachte dann noch eine unerfreuliche Überraschung der elektronische Schlüssel unsere Mercedes Bus hatte augenscheinlich Feuchtigkeit abbekommen und funktionierte nicht mehr. Ohne ihn bekommt man das Auto zwar auf, aber nicht mehr gestartet. (Ich hasse solches elektronischen Spielzeug mit einem normalen Schlüssel wäre das nicht passiert).
Da der nächste Tag immer noch so stürmisch war, hatten wir Pausentag und Steffel, Windy und Stefan fuhren mit dem 2. Auto nach Mikkeli zu Mercedes um einen neuen Schlüssel zu bekommen. Ausserdem wollten wir unsere unter ein bisschen Heimweh leidende Windy aufheitern. Steffel und Stefan waren etwas irritiert sie gehen mit einem Mädchen 3 Stunden shoppen und der einzige der sich etwas kauft ist Steffel. Müssen wir als Chauvis etwa unsere Meinung über Mädchen korrigieren?
Der nächste Morgen brachte wieder bestes Wetter. Nachdem wir noch einmal in Mikkeli waren, um den neuen Mercedesschlüssel abzuholen ging es auf die letzte Ausfahrt. Diesmal sogar ohne Gepäck und mit 14 Ruderern an den Riemen. Ziel war eigentlich eine Insel mit einer Sehenswürdigkeit (oder Museum oder etwas ähnliches). Ob wir sie gefunden haben wissen wir nicht genau, die Insel und der Strand waren jedenfalls schön, aber Sehenswürdigkeit? Das war auch egal die Mittagspause wurde jedenfalls an einem traumhaften Strand verbracht, bevor wir nach Puumala zurück ruderten. Das Kirchboot legte wieder im Hafenbecken mit der Rampe an, ein paar kräftige liefen zurück zum Campingplatz um das Auto anzuschieben. Anschieben? Leider hatte irgend jemand die Seitentür vom Baumgarten-Bus nicht richtig geschlossen und damit hatte die ganze Nacht das Licht gebrannt. Nachdem wir auch das hinbekommen hatten luden wir unser Kirchboot auf den inzwischen reparierten Anhänger und stellten uns auf den Campingplatz um unser Boot von 20 Tagen Wanderfahrt zu säubern.
Früh am Morgen des Abreisetages machten wir uns auf den Weg nach Helsinki. Nach ca. 80km stellte Windy fest, dass sie ihren komischen Sonnenhut in Puumala vergessen hatte. Alle bis auf Windy waren begeistert und fanden ohne den Hut würde sie deutlich besser aussehen. Die Stadtbesichtigung in Helsinki fiel wegen Motivationsproblemen (der Fahrtenleiter suchte einen Parkplatz für sein 17m Gespann) ein wenig kurz aus. Am Abend ging es dann endlich auf die Fähre und ans Büffet.
Am nächsten Morgen in Stockholm verlies uns dann Patrik um sein Flugzeug nach Hause zu bekommen und Freddy der eine lange Rückreise im Linienbus vor sich hatte. Der Rest erreicht am Abend Trelleborg, hier übergaben wir Moritz an seine Eltern, besichtigten die Trelleborgen und den Süßkramladen (2. Sehenswürdigkeit von Trelleborg) bevor wir uns mit der TT-Line einschifften und am Sonntag früh wieder Deutschland erreichten.
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