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Czarna Hancza, Kanal Augustow, Biebzra, Narew, Weichsel      

Sommerwanderfahrt quer durch Polen

vom litauischen/weißrussischen Grenzgebiet nach Warschau

Blog    Teil 2: Weichsel, Nogat, Oberländischer Kanal

Zum ersten Mal hatten wir unsere große Sommerwanderfahrt aufs Ende der Sommerferien gelegt. Ziel war unsern Studenten die Teilnahme zu ermöglichen.

Die halbe Mannschaft startete Freitag früh mit dem Anhängertransport, der Rest hatte bereits Donnerstag Abend den Fernbus bestiegen. Ja, es gibt eine direkte Fernbus-Verbindung nach Suwalki, nahe der litauischen Grenze. Netter Hinweis an die europäischen Bahnunternehmen. Das ist nicht nur preiswerter, sondern, da man nicht 3 mal umsteigen muss, auch noch schneller.
Unsere Fernbusfahrer waren bereits kurz nach Mittag da und fuhren per Taxi zum 10 km entfernten Hotel am Jez Wigry. Die nächste Aufgabe war die Genehmigungen für das Befahren des Nationalparks zu bekommen. Leider gab es sowas nicht im Hotel, sondern nur im Nationalparkzentrum, weitere 10 km in den Wald hinein. Also wurden am Hotel Fahrräder ausgeliehen und da hin geradelt.
Gegen 18 Uhr, nach 12 Stunden Autofahrt quer durch Polen traf auch der Anhängertransport ein. Bis Warschau geht es dank neuer Autobahn inzwischen reibungslos, nur in Warschau war ein neues Autobahnkreuz im Bau und die Ausfallstraße nach Norden war danach verstopft.
Unser luxuriöses Hotel lag direkt am Ufer des Jez Wigry, nur 500m weiter bot sich ein Badestrand zum Boote einsetzen an. Das Abendessen, auf der Restaurantterrasse direkt zum See ließ auch keine Wünsche offen.

Nach morgendlichen Abladen und Aufriggern ging es auf den Jez Wigry. Der See liegt in bewaldeter, einsamer Landschaft, klares Wasser und sehr wenig Verkehr macht ihn zu einem Traumziel. Kein Vergleich zu den großen masurischen Seen. Bei leichten Gegenwind ging es zunächst nach Osten, dann bogen wir nach Norden ab. Ziel war zunächst das Kloster Wigry, auf einer Landzunge im See gelegen. Wir fanden eine Lücke im Schilfgürtel, legten an und pilgerten zum Kloster. Da heute ein katholischer Feiertag war (Maria Himmelfahrt) war hier richtig was los. Vor dem Kloster waren Verkaufsstände aufgebaut, wo man (oder eher Frau) jede Menge überflüssige Dinge kaufen konnte und auch im Kloster war es extrem voll. In Polen werden die Andachten immer auch mit Lautsprecher vor die Kirche übertragen. Viele Menschen standen draußen und lauschten der Andacht.
Nachdem wir uns mit Eis und kalten Getränken gestärkt hatten, machten wir uns wieder auf den Weg. Die Czarna Hancza geht fließt in einer Bucht neben dem Kloster aus dem Jez Wigry.
Entgegen den Angaben war die Ausfahrt nicht so schwer zu finden. Richtig war dagegen die Angabe im Kanuführer, dass der Fluss nur für Kanuten geeignet sei. Die ersten Kilometer durchs Schilf wurde also mit Paddelhaken, staken, oder mit ausgehängten Skulls gearbeitet. Speziell ein paar Kurven im Schilf waren schwer zu kriegen. Das längste Boot was wir dabei hatten war ein 10m langer E-Dreier. Einen Vierer sollte man keinesfalls mitnehmen.
Dazu kam noch, dass augenscheinlich ca. ein halber Meter Wasser fehlte. Teilweise war extrem wenig Wasser unter dem Kiel. Oft sah es aber auch nur so aus, da es ein dichtes Gestrüpp an Unterwasserpflanzen gab. Auch das extrem klare Wasser täuschte häufiger. Nach den ersten Kilometern wurde der Fluss dann auch breiter, so dass man meist rudern konnte. Allerdings gab es immer wieder viele Engstellen, wo “Ruder lang” gefragt war. Häufig stand auch der Steuermann vor der Frage: “Wo geht es hier weiter”, der Fluss verzweigte immer wieder in Nebenarme, es lagen Inseln im Weg. Teilweise trafen wir nicht die richtige Entscheidung, aber wir sind immer irgendwie durchgekommen. Dank erfahrender Mannschaften gab es keine Schäden, nur ein paar zusätzliche Kratzer an der Bootshaut.
Nach einiger Zeit kam die Meldung vom Landdienst, dass er ein Quartier habe. Er stehe am Ufer. Das Führungsboot erreichte den Ort Studziany Las. Leider hatte der Fluss hier wieder besonders heftig Nebenarme, also immer Backbord halten, damit man den Landdienst nicht verpasst. Das Ergebnis war dann ein Nebenarm von 1,5m Breite. Nachdem wir da durch waren, fanden wir dann auch Landdienst und Anlegestelle.
Eine schöne Wiese zum Zelten direkt am Fluss, mit Toilettenhäuschen und Kiosk. Eigentlich hätte der Kiosk schon lange zu gehabt, aber der Wirt ließ sich 15 hungrige Ruderer natürlich nicht entgehen.
Die Zelte waren längst aufgebaut, aber die Ruderer saßen noch lange draußen, es warm den ganzen Tag heiß gewesen und auch abends blieb es noch warm.

Der nächste Tag ging es die Czarna Hancza weiter. Heute zwar etwas weniger Schilf, aber dafür öfter mal durch den Wald. Waldstücke bedeuten an solchen Flüssen, dass viele Äste und Baumstämme im Fluss liegen. Die örtlichen Kanuvermieter hatten zwar augenscheinlich etwas aufgeräumt, so dass ein geübter Kanute überall durchkommen konnte, aber Ruderboote sind halt etwas größer und die zahlreichen Kanuten waren nicht geübt.
Während am Anfang der Fluss und seine natürlichen Hindernisse die Herausforderung darstellte, war das auf der zweiten Hälfte eindeutig die unzähligen Kanuten. Auf einem solchen Fluss einen Kanuten zu überholen gleicht in etwa der Aufgabe auf einer kurvenreichen, bergigen Landstraße hunderte Sonntagsfahrer und Trecker zu überholen. Des öfteren halfen die Kanuten unfreiwillig mit indem sie in Innenkurven aufliefen, sich in Ästen verfingen, oder bei Inseln schlicht und einfach die dümmste Durchfahrt wählten. Merke, man sollte bei Abkürzungen in Innenkurven sicher sein, dass überhaupt Wasser da ist, bzw. sicher sein, dass die Durchfahrt für ein Kanu passt.
Speziell eine Jugendgruppe mit ca. 50 roten Kanus stellte sich besonders geschickt an. Das die alle unten angekommen sind war ein Wunder.
Aber wir schafften es auch plötzlich auf einer Astgabel fest zu sitzen. Ein Boot hatte sich so gut verkeilt, dass wir weder vor noch zurück konnten. Das ganze ist bei guter Strömung nicht wirklich lustig. Also alle Mann nach hinten Bug entlasten und mit den Paddelhaken irgendwie wieder runter ziehen.
Schließlich traf die Czarna Hancza auf einen Kanal. Jetzt galt es den richtigen Abzweig zu nehmen, sonst wäre man auf dem weg nach Weißrussland. Glücklicherweise stand direkt am Abzweig an einen Brückenpfeiler der Hinweis Augustow, also Steuerbord abbiegen und wir erreichten den Kanal Augustow.
Wenig später dann die erste Schleuse zusammen mit ca. 100 Kanuten. Der Schleusenwart stellte sicher, dass nur die hintere Hälfte der Schleuse genutzt wurde. Das war auch gut so. Der vordere Teil verwandelte sich in ein tobendes Wildwasser.
Eine weitere Schleuse später erreichten wir Mikaszowka. Eigentlich war der VL der Meinung er hätte hier ein Bettenquartier gebucht. Daraus wurde leider nichts. Also Zelten auf einer Wiese am Ufer. Abendessen Tomatensuppe und Piroggen in einem kleinen Agroturistica.
Im Ort stand ein Rohbau eines Hotels. Vielleicht gibt es hier in Zukunft richtige Quartiere.

Das Frühstück bestand aus Nudelsuppe und mal wieder Piroggen. Selbst die Fans dieses polnischen Nationalgerichts waren nicht so begeistert. Dafür war die Ruderstrecke wesentlich entspannter. Eine Seenkette die fast an Finnland erinnerte. Langgestreckte Seen, ein paar Häuser am Ufer aber sonst recht einsam. Nach einer Doppelschleuse, die uns wegen Gegenverkehr etwas aufhielt und einer weiteren Schleuse nahm die Bebauung zu und es wurde voller auf dem Wasser.
Wir gönnten uns eine längere Badepause an einem Strand kurz vor Augustow. Danach ruderten wir entlang der Partymeile von Augustow. Yachthafen, Wasserski-Schleppanlage und jede Menge Partylocations am Ufer. Es wurde extrem voll. Schließlich bogen wir vom See ab direkt nach Augustow herein.
Unsere Pension lag direkt am Wasser, aber wegen dem Hafen der Ausflugsschifffahrt konnten wir nicht direkt davor anlegen, also 100m vorher die Boote aus dem Wasser und in den Grünstreifen der Uferpromenade gelegt.
Die Pension lag an der Durchgangsstraße, so dass einige Teilnehmer sich über den Verkehrslärm beschwerten, aber wir sind halt nicht in Finnland. Das Abendessen war OK, aber 1,5 Stunden Wartezeit nervt schon etwas, wenn man Hunger hat.

Während am Vortag der Kanal Augustow fast nur aus kurzen Verbindungsstücken zwischen den Seen bestand, wirkt er ab Augustow wie ein richtiger Kanal. Gleich nach dem Start ging es durch eine Schleuse. Danach ging es noch einige Zeit durchs Stadtgebiet, jedoch mit Luxushäusern und viel grün am Ufer. Leider auch mit einigem Grün im Wasser. Der Kanal war ziemlich bewachsen. Mit einem Motorboot hätte man hier nicht viel Freude gehabt.
Nach der zweiten Schleuse bog der VL mit seinem Boot in einen winzigen Verbindungsgraben ab, der zur parallel laufenden Netta führte. Laut Wahrsager, kurvenreicher, etwas länger aber weniger verkrautet. Aussage des VL: Ihr wolltet doch Action!
Zunächst ging es hier auch mit etwas Strömung ganz gut vorwärts. Kleiner Fluss einige Kurven, flache Wiesenlandschaft, so etwa wie die Gülper Havel. Leider wurde es immer enger und das Schilf kam immer näher. Also wieder die einseitiges Rudern, gut um die unzähligen Kurven zu schaffen, aber auch nötig, wenn die Breite nicht mehr für beide Skulls ausreicht. Streckenweise reichte es dann für gar keine Skulls mehr und die Kurven wurden richtig eng. Ein flacher Brückensteg der plötzlich im Schilf auftauchte sorgte dann noch für weitere akrobatische Einlagen. Der Steuermann nahm blitzartig den Steuersitz raus und rettete sich damit in den Fußraum.
Aber es wurde auch wieder breiter, so dass wir trotz allem gut vorwärts kamen. An dem Punkt wo Netta und Kanal Augustow wieder zusammenflossen konnte man erkennen, dass es vermutlich eine gute Entscheidung war den Fluss zu nehmen. Der Kanal war oberhalb mit einer dicken Schicht Entengrütze bedeckt. Wie mies sich sowas rudert hatten wir schon vor Jahren am Bromberger Kanal erlebt.
Die weitere Strecke des Kanal Augustow erinnerte eher an einen Wiesenfluss, schmal, kurvenreich, viel Schilf am Ufer. Die Landschaft flach und hinter dem sumpfigen Uferstreifen sah es eher nach Steppe aus. Wenig Bäume, kein Wald.
Schließlich erreichten wir die Biebrza. Leider hatte die auch nicht viel mehr Wasser als die bisherigen Gewässer. In Dolistowo Stare dirigierte uns der Landdienst an einen Wasserwander-Rastplatz. Ein paar Meter weiter im Ort hatte er bei “Biebzra Safari” spontan ein Quartier bekommen. Der gut Deutsch sprechende Besitzer wunderte sich: Deutsche buchen doch sonst 6 Monate im voraus. Ja hätten wir ja gerne, nur wenn die Quartiere auf Emails nicht antworten ist das schwierig. (ehrlicherweise hatten wir bei ihm nicht angefragt, jetzt wissen wir wo wir nächstes Mal übernachten).
Trotz des spontanen “Überfalls” war Übernachtung für 15 Leute und Abendessen kein Problem.

Neuer Fluss, neues Glück. Die Biebzra hatte leider die schon bekannten Probleme. Verdammt wenig Wasser und trotz des niedrigen Wasserstands teilweise etliche Nebenarme, die es schwierig machten den richtigen Weg zu finden. Dazu eine Kurve nach der anderen. Das hört sich natürlich idyllisch an, aber wenn “frei weg” zur Ausnahme wird und statt dessen nur zwischen Überziehen auf Back- und Steuerbord gewechselt wird, dann wird das auf Dauer anstrengend. Das erste Drittel war noch etwas belebt von Kanuten, die sich Kanus ausgeliehen hatten. Am Backbordufer war noch festes Land und ein paar Ortschaften, aber hinter der Brücke von Goniadz hatten wir den Fluss wieder für uns alleine. Die Biebzra fliesst hier wieder durch den Nationalpark, nur Schilf, Sumpf und 180° Grad-Kurven, keine markanten Punkte, so dass man schnell jegliche Orientierung verloren hat, wie weit man eigentlich ist. Wegen dem niedrigen Wasserstand waren einmündende Gräben teilweise verlandet, also auch keine sicheren Orientierungspunkte. Dafür bogen wir versehentlich in einen solchen Graben ab, da er viel breiter aussah als der Fluss. Nach ein paar Metern stellten wir fest, dass die Wasserpflanzen im Fluss in die falsche Richtung geneigt waren. “Das kann nicht sein, wir fahren gegen die Strömung”. Zurück zum Abzweig und durch die enge Durchfahrt, das ist anscheinend der Fluss.
Schließlich tauchten neben uns ein paar Häuser auf, der Landdienst hatte einen Vogelbeobachtungsturm als Orientierung ausgegeben und Kühe die durch den Fluss laufen.
Der Turm war da die Kühe inzwischen im Stall, aber wir liefen auf. Jetzt wussten wir wo die Kühe durch den Fluss laufen. Anlegen an einer sumpfigen Wiese.
Der Wirt des Agrotourismus hatte unsere Anmeldung nicht ernst genommen und war erstaunt als unser Landdienst auftauchte, aber wir hatten unsere Betten. Abendessen mussten wir selber machen, da eine Küche vorhanden war kein Problem. Außerdem war der Landdienst schon seit Stunden am werkeln.
Landschaft und auch Gebäude in Brzostowo hatten allerdings einen leichten Touch von rumänischer Steppe. Aber über zu viel Verkehrslärm konnte sich wenigstens niemand beschweren.

Nach wenigen Kilometern mündete die Biebzra in die Narew. Dies ist einer der größten Flüsse Ostpolens. Bei der Jahrhundert-Trockenheit heißt das leider nicht viel. Es wurde nicht besser sondern schlimmer. Während wir bisher über sandige Flachstellen meistens rübergerutscht waren, kamen jetzt Steine. An Schleppwellen auf Grund der Wassertiefe hatten wir uns ja schon gewöhnt, aber kaum auf der Narew hatte wir die erste veritable Wildwasserstufe vor uns. Einige Male trauten wir uns noch durch solche Stellen durchzurudern, aber mehrfach mussten wir ins Wasser und unsere Boote treideln. Die Fahrwassermarkierungen waren nicht immer hilfreich, sie waren für deutlich höheren Wasserstand gedacht.
Auch auf vermeintlich freier Strecke zogen wir ständig Heckwellen hinter unseren Booten hinterher.
Nach gut 60 km erreichten wir Lomza. Schöner neuer Hafen, sogar mit C-Vierern auf dem Gelände, allerdings in erbärmlichen Zustand. Auch die Sandbank direkt vor Hafeneinfahrt sollte man vielleicht mal wegbaggern. Da unser Quartier mal wieder die Buchung nicht ernst genommen hatte, war der Landdienst kreativ geworden und hatte uns in einem Studentenwohnheim untergebracht.
Praktisch eingerichtete Zimmer und ein Super-Abendessen.
Der VL stellte sich langsam die Frage warum er überhaupt etwas vorher buchen sollte.

Wieder auf dem Fluss werden die Probleme eher schlimmer als besser. Gefühlt alle 5km eine Wildwasserstufe, teilweise fahrbar, teilweise zum treideln, einmal müssen wir die Boote sogar durch das Wildwasser durchtragen. Extreme Umwegfahrten um Sandbänken auszuweichen nur um festzustellen, dass es überall flach ist. Im Obmannskurs lernt man Sandbänke sind in Innenkurven. Träumt weiter! Sie sind auch mal in der Außenkurve oder in der Mitte oder eigentlich überall.
Wanderrudern = ich laufe im Fluss und ziehe mein Boot hinterher.
Mit der Einmündung der Pisa bei Nowogrod schien es zunächst etwas besser zu werden. es kam deutlich Wasser dazu.
Das Anlegen in Ostroleka direkt am Hotel gestaltete sich auf Grund des Wasserstands etwas schwierig, aber mit vereinten Kräften bekamen wir unsere Boote über die Steinschüttungen am Ufer getragen.
Die Hotelbuchung hatte sogar fast funktioniert. Wir waren gebucht, nur mit dem Namen gab es etwas Probleme. Endlich fiel aber der Rezeption auf, dass der Landdienst zu der Gruppe gehörte, die das ganze Hotel gebucht hatte.

Auch am nächsten Tag erfreute uns die Narew mit wenig Wasser. Der minimale Nieselregen versprach auch keine Besserung des Wasserstands. Da es weiter sehr warm war störte der nicht.
Die Strecke führte durch eine Waldlandschaft und war ausnahmsweise recht kurz. Bereits nach 30 km stand der VL an einer Brücke und wir schleppten die Boote aus dem Wasser. Ablegen der Boote in der Wildnis unter der Brücke. Etwas längerer Marsch um zur Straße hoch zu kommen. Allerdings dann nicht etwa in den Rozan auf Steuerbord laufen, sondern in die andere Richtung in den Wald. Nach 500m kam eine Fernfahrerherberge mit Sportgelände und Hütten. Wir hatten Zimmer in Hauptgebäude. In der Bar gab es Abendessen. Wir lernten eine Menge Vokabeln  für polnisches Essen. Die meisten bekamen so in etwa was sie sich vorgestellt hatten. Auf jeden Fall gut und reichlich und vor allem schnell. Kein Vergleich zu Augustow vor ein paar Tagen.
Abends spazierten sogar noch einige zum shoppen nach Rozan. Ein netter spätsozialistischer Marktplatz mit Heldendenkmal, aber es gab sogar einen sehr gute Eisdiele. Nur in der Dorfkirche wunderte man sich was da für Touristen durch den Ort liefen.

Nach der Ausruhstrecke vom Vortag, heute mehr als die doppelte Etappenlänge. Weiter kaum Wasser im Fluss und etliche Stellen wo die Steuerleute sehr nervös wurden. Riesige Schleppwellen waren schon Standard. Ein paar Angler waren sauer, dass wir durch ihre Angeln fuhren, aber wenn die Angeln im letzten tiefen Abschnitt des Flusses sind, dann können wir das auch nicht ändern.
Landschaftlich war wieder mehr Wald am Fluss, nicht mehr die öde Steppenlandschaft der ersten Tage. Allerdings nahm die Zahl der Häuser zu, man merkte, dass man sich Warschau näherte. Es wurden weniger bescheidene Datschen, dafür immer mehr Prunkbauten. Bisweilen mit erschreckendem Baustil “Polnisches Neubarock”, aber auch Millionärsvillen vom Allerfeinsten.
Kurz vor Ende der Etappe machten wir noch einen Shopping-Stop in Pultusk, ein mal am Schlosshotel vorbei, Eis essen und Bargeld holen, dann ging es wieder in die Wälder.
Irgendwo mitten im Sumpf stand der Landdienst und winkte uns ans Land. 200m Fußmarsch über einen in Bau befindlichen neuen Deich und wir waren in unserem Waldquartier. Während es von außen etwas einfach aussah, waren jedoch die Zimmer gut und die Lage mitten im Wald einfach grandios. Nur der Landdienst hatte erkennbar keine Freude an der Zufahrt zum Quartier. Es wurden Abends noch mal 5 Mann los geschickt, den Anhänger aus dem Sandweg befreien, wo der Landdienst ihn abgestellt hatte.
Der fließend Deutsch sprechende Wirt hatte nicht nur ein Abendbüffet vorbereitet, danach gab es auch noch Lagerfeuer mit Grillwürstchen am Spieß. Wenn auch einige Ruderer plötzlich zu Vegetariern mutierten und lieber Bratapfel am Spieß machten.

Heute galt es die letzte Strecke Narew zu bewältigen. Viele Sandbänke, aber man konnte wenigstens die ganze Strecke rudern. Nach der Hälfte erreichten dir den Stausee vor Warschau. Zum ersten Mal nennenswerter Verkehr von Motorbooten und einige Segler, aber lange nicht so voll wie beim letzten Mal. Leichter Gegenwind, aber die Wellen sind erträglich. Wir biegen in den Kanal Zeranski ab, der direkt nach Warschau führt. Ziemlich gerade, zunächst viel Grün am Ufer, dann zunehmend Wohlstandswohngebiete am Ufer. Zum Schluss geht es durch ein übles Industriegebiet. Der Ruderclub liegt direkt neben einem Steinkohlekraftwerk. Wir dürfen die Boote auf dem Clubgelände lassen, teilweise sogar am Steg vertäuen.
Von hier sind es nur 800m bis zu unserem Hotel, nicht so idyllisch direkt neben dem Kohlekraftwerk. Die Zimmer sind ordentlich und sauber. Wir laden das Gepäck aus und machen uns landfein.  Nur wenige Meter weiter hält die Straßenbahn nach Warschau Innenstadt. Die Fahrstrecke geht parallel zum Weichsel durch ein übles Industriegebiet. Nach 20 Minuten sind wir Downtown. Wir spazieren durch Neustadt und Altstadt weiter über die Haupteinkaufsstraße. Nach längerer Diskussion können sich sogar die meisten auf ein Restaurant einigen.
Der Blick auf die Weichsel lässt schlimmes erahnen. Durch den Fluss kann man definitiv durchlaufen. Von den Brücken wirkt er teilweise wie eine Kette von Teichen umgeben von Sand.
Der Rückweg wird dann schwieriger als gedacht, unsere Straßenbahn fuhr nur bis 19:30. Der alternative Bus ist wegen Bauarbeiten eingestellt. Ein freundlicher Pole findet auf seinem Smartphone eine andere Straßenbahnlinie, die auf unserem Stadtplan gar nicht existiert. Mit der vorletzten Straßenbahn kommen wir dann wieder zu unserem Hotel. Merke nach 23:30 Uhr wird unser Vorort wohl nicht mehr angefahren.

Heute ist Kulturtag. Das Frühstück ist für ein polnisches Hotel ziemlich unterirdisch, was nicht heißen soll, dass es in einem deutschen Hotel dieser Art besser wäre.
Wir fahren mit der gestern Abend neu entdeckten Straßenbahnlinie direkt in die Innenstadt. Unter Kultir versteht der weibliche Teil der Fahrtenteilnehmer hauptsächlich Shopping. Damit verbunden der Belastungstest für die männlichen Ruderer, wer rennt zuerst schreiend aus einem Bekleidungsladen. Entgegen den Erwartungen hält Paul das inzwischen länger aus als LingLing.
Der Tip das größte Einkaufszentrum ist neben dem Hauptbahnhof, hinter dem stalinistischen Kulturpalast.
Im einsetzenden Nieselregen machen wir uns auf den Rückweg. Als wir am Hotel ankommen regnet es sich ein, so dass die meisten sich nicht noch einmal ins Nachtleben stürzen wollen und im Hotel bleiben.

Eine Nacht regen lässt uns morgens zwar die Boote ausschöpfen, aber für genug Wasser hat das nicht gesorgt. Die Sonne brennt schon am Morgen wieder unbarmherzig.
Die große Schifffahrtsschleuse direkt neben dem Kraftwerk schleust uns ohne Diskussionen. Aber beim öffnen der unteren Tore lassen sie von oben Wasser nachlaufen, damit wir nicht in der Schleuse schon aufsetzten. Wir sind begeistert, jeder deutsche Schleusenwart hätte die Schleusung mit Sicherheit abgelehnt. Die Ausfahrt auf die Weichsel ist extrem flach. Einmal auf dem Fluss sehen wir nur Sandbänke.
Immer den Sandbänken ausweichen, ständig von einem zum anderen Ufer wechseln. Dann plötzlich eine Wildwasserstufe vor uns. Man muss sich schnell entscheiden, den Strömung ist durchaus vorhanden. Die ersten beiden Boote kommen durch, das dritte bleibt mitten im größten Schwall auf einem Stein hängen und dreht sich, so dass der Bug flussaufwärts zeigt. Das vierte Boot kann gerade noch ausweichen und schießt durch eine andere Lücke in den Steinen abwärts. Der hängen gebliebene Dreier schafft es durch Gewichtsverlagerung wieder los zu kommen. Die Kielschiene hat mächtig was abbekommen, aber ansonsten haben sie keine Schäden.
Die weitere Strecke ist etwas entspannter, wenn man von dem permanenten Zickzackkurs um die Sandbänke mal absieht. Die Boote gönnen sich dafür aber auch teilweise längere Pausen an traumhaften Stränden.
Bei Nowy Dwor zweigen wir in die hier mündende Narew ab. Ein paar Kilometer aufwärts rudern macht fast nichts die Strömung ist gering. Unter den Eisenbahnbrücke zwar etwas mehr, aber viele mehr nerven die vielen Sandbänke. Der Landdienst winkt uns bei einem Angelverein heraus. Wir können die Boote hier im überwachten Hafen liegen lassen. Bis zum Hotel sind es nur ein paar hundert Meter.
Das Hotel ist etwas einfacher, die Zimmer sind aber OK und das Abendessen ist gut und reichlich. Der Vorteil zum letzten Mal ist auch, dass das Hotel direkt imm Ort liegt, also keine kilometerlangen Märsche, um einen Supermarkt zu finden.
Einziges Problem, das einer unserer AH´s am Abend sein Zimmer nicht mehr finden kann, aber das kommt davon, wenn man den ganzen Abend mit Peter Bier trinkt.

Am Morgen wieder raus aus der Narew zurück auf die Weichsel. Sandbank- ZickZack wie gehabt. Immer wieder fast senkrecht zum Fluss die Ufer wechseln. Von der Nervenbelastung für den Steuermann und dem immer wieder Aussteigen, weil man sich doch verschätzt hat mal abgesehen erhöht sich damit die Ruderstrecke nach Messung um mindestens 20%, aus 51 km werden dadurch schnell mal über 60. Wir gönnen uns in Wyszogrod noch eine kurze Pause, Eis und kalte Getränke aus dem Dorf-Sklep.
Am Lady konnten wir beim letzten Mal bis auf 50m an unsere Quartier heran rudern. Daraus wird leider diesmal nichts. Der Flussarm vom letzten Mal ist zu einem Wadi geworden, in dem inzwischen sogar Pflanzen wachsen. Wir legen am Wadi an ziehen unsere Boot durch den Schlamm an festeres Ufer und spazieren an ein paar Kühen vorbei zum Deich hinter dem der Bauernhof liegt.
Der Landdienst berichtet davon, das das Quartier von Land aus noch viel schlechter zu finden sei. Leider fehlen alle Schilder zum Agrotouristica.
Die Zimmer sind gut, es  sind ein paar Behelfsbetten reingestellt, damit alle Platz haben, aber alle haben ein Bett. Abendessen bekommen wir auch, was will ein Ruderer mehr?

Der Morgen beginnt mit kräftigem Gegenwind. Klar war nicht anders zu erwarten wir haben ja heute am Nachmittag einen Stausee, wo soll der Wind da sonst herkommen. . Schon auf der strömenden Sandbankstrecke stört der Wind ganz gewaltig. Aber gegen Mittag, an der berüchtigten S-Kurve bei Plock wird es heftig. Es stehen gewaltige Wellen und die Zweier legen an und überlegen, ob sie überhaupt weiter rudern können. Danach auf dem Stausee gibt es zwar dann keine Stauwellen gegen die Strömung mehr, aber alleine die gewaltige Länge des Stausee reicht aus, um weiter sehr viel Wellen zu haben. Von dem permanenten Gegenwind mal ganz zu schweigen. Der Versuch etwas Uferdeckung zu suchen bringt auch nicht viel, da das Wasser hier teilweise so flach ist, dass man in der Brandung rudert.
Darüber hinaus ist nicht ganz klar an welchen Punkt die Boote heraus genommen werden müssen. Ansage war nur der Landdienst seht da irgendwo am Ufer. Stand er auch nur ein Boot war so nervös den Landdienst zu verpassen, das er in irgendwelche Schilfarme herein ruderte.
Der Landdienst stand dann auch gut sichtbar am Ufer und winkte die Boote heran. Bei Sonnenuntergang legte das letzte Boot an. In zwei Fuhren wurden wir zum ca.. 1,5 km entfernten Quartier geshuttelt. Eine nette Pension mitten im Wald mit schönen Zimmern.
Das Abendessen gab es in einer ausgebauten Scheune.

Heute morgen hatten wir unseren ersten Diebstahl in Polen zu beklagen. Augenscheinlich hatte sich ein Fuchs oder Hund in der Nacht über unsere sandigen Wassersandalen hergemacht, die wir vor der Tür hatten stehen lassen. Drei Einzelschuhe fehlten.
Ruderisch ging es diesmal über den Rest des Stausees nach Wloclawek. Dieses mal sogar ohne Gegenwind. Dafür hatte die Schleuse wenig Wasser. Nur mit Zuschusswasser von oben kamen unsere Ruderboote überhaupt wieder aus der Schleuse raus.
Richtig heftig wurde es kurz danach. Die schlimmste Wildwasserstufe der ganzen Fahrt. Zunächst überlegten wir soagrdie Boote über Land umzutragen, aber dann fanden wir eine Stelle wo es halb treidelnd, halb tragend durchs Wasser ging. Ohne weitere Schäden an Mensch und Material ging es dann weiter entlang der Sandbänke bis nach Ciechocinek. Allerdings nicht bis direkt in den Ort wie beim letzten Mal, sondern am Hauptlauf weit außerhalb. Der Nebenarm bestand nur noch aus einer Kette von Tümpeln und Sumpf.
Andere Aussetzstellen gab es auf der ganzen Strecke nicht. Der neue Hochwasserdeich war so weit vom Fluss entfernt, dass an ein Aussetzen nicht zu denken war.
Die Zweier und Dreier wurden auf den Anhänger geladen, der Vierer vom Anhänger an den Fluss gelegt.. Für die meisten Teilnehmer war dies der Endpunkt der Wanderfahrt.
Da im Kurort Cichocinek kein Quartier zu bekommen war, alles belegt, der Ort voll Menschen, hatte der Landdienst ein Fernstraßenmotel organisiert. Etwas mit dem Charme von “Alan Bates”, aber die Zimmer waren OK. Zum Abendessen blieben wir in Cichocinek. Die Pizzeria vom letzen Mal war leider etwas überlastet. Die Kellnerin schaffte es kaum die Bestellung aufzunehmen, die Getränke haben wir uns dann selbst an der Theke abgeholt, weil ihre Arbeitsgeschwindigkeit einfach nicht mit anzusehen war. Nächstes Mal gehen wir sicher woanders hin.
Alle Leute überstehen auch die Nacht bei Alan Bates, kein Besuch unter der Dusche....

Zur Fortsetzung der Wanderfahrt

 

Ruderboote fertiig fuer Polen Wanderfahrt 2015 Ruderer weit im Osten 2015 Girlies Aussichtsturm Jez Wigry 2015 Hotel am Jez Wigry 2015
Ruderboot Jez Wigry 2015 Ruderer im Kloster Polen 2015 Shoppen am Kloster wigry 2015
Ruderboote auf em Jez Wigry 2015
staken auf der czarna hancza 2015 Czarna Hancza im Schilf 2015 Czarna Hancza im Ruderboot Polen 2015 Czarna Hancza mitten im Wald 2015
Zweier auf der Czarna Hancza 2015
Pause an der Czarna Hancza 2015
Ruderer im Sumpf der Czarna Hancza 2015 aufgelaufen in der Czarna Hancza 2015
Ruderboote vor Augustow 2015
Schleuse Kanal Augustow 2015
Badestrand kurz vor Augustow 2015
Augustow Ruderer 2015
LinglIng mitten im Schilf 2015
Ruderer auf der Netta Polen 2015
Seekuh in der Netta 2015
Ruderer auf der Biebzra 2015
Ruderboot Biebzra 2015 Abendessen in Dolistowo 2015 Sandbank Pause Biebzra 2015
Bezostowo Ruderboote an der Biebzra 2015
Zweier auf der Biebzra 2015
Jachhafen Lomza Ruderer 2015
Narew fast ohne wasser polen 2015
stromschnelle an der narew 2015
Wildwasser auf der Narew 2015
Abendessen Ostroleka Polen 2015
Paul und Bente Wildwasser auf der Narew 2015
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Dreier auf dem Weg nach Rozan 2015
Ruderboote vor Rozan 2015
Rozan bruecke anlegen der ruderboote 2015
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abends am lagerfeuer polen 2015
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wir suchen den weg durch die stromschnelle 2015
Stromschnelle weichsel 2015
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